Zwang und Hypnose in der Praxis

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Nicht nur sauber, sondern Zwang Desinfek7onsmi9el und Zwangstörungen ein Zusammenhang? Dr. phil. Batya Licht 15. Mai 2014

Transkript:

Zwang und Hypnose in der Praxis

Definition Hypnose Mit Hypnose bezeichnet man das Herstellen eines Trancezustandes. Trance kommt vom lateinischen transire = hinübergehen und meint den Übergang von einem Bewusstseinszustand in einen anderen. Im Normalzustand haben wir eine breit gestreute Aufmerksamkeit und erleben uns als vom Verstand gesteuert. In Trance haben wir eine extrem eingeschränkte und auf wenige Inhalte ausgerichtete Aufmerksamkeit. Unser Erleben wird als unwillkürlich erlebt; das heißt, Empfindungen, Bilder und Gedanken entstehen wie von selbst. Für das Gehirn besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen Informationen aus der Vorstellung oder aus der Realität

Zwangspatienten als Meister der Selbsthypnose: Vorstellungen erzeugen heftige Gefühle: Angst, Ekel, Scham und Schuld mit allen körperlichen Begleiterscheinungen: Schwitzen, Atemnot, Fluchtimpulse, Freeze-Reaktionen Vorstellung der Fehlerhaftigkeit oder Berechtigung der eigenen Wahrnehmungen erzeugen interessante Trancephänomene: Vorübergehende Blindheit, Taubheit, Verlust des Tastsinnes, der Fähigkeit etwas zu begreifen, der eigenen Identität

Übergeordnete Ziele der Zwangsbehandlung Vertrauen in die eigenen Wahrnehmungen, das eigene Denken und Handeln zu gewinnen Regie über das eigene Leben in die Hand zu bekommen Negative Gefühle als normalen Bestandteil des Lebens akzeptieren lernen

Ablauf und Methoden einer Hypnotherapie Beziehungsgestaltung Kooperation von Therapeut und Patient Team auf Augenhöhe Ungehorsamkeitsregel Fragen in der Hypnose, brauchen nicht beantwortet zu werden, ehe es an der Zeit ist. Es wird ausdrücklich die Erlaubnis gegeben sich frei zu fühlen, auf das zu reagieren was man möchte, zurück zu halten, was immer man möchten, bis allmählich ein gewisses Vertrauen entsteht.

Trancetraining Die Trance und den Hier- und Jetzt-Zustand unterscheiden lernen. Erlernen der Dehypnose

Ressourcenarbeit 1 Aufbau und Reaktivierung von inneren Ressourcen Stärkeinduktion, Ich-stärkende Suggestionen Metapher des sicheren Ortes und der inneren Kraft Gelber Kreis Ressourcenkiste regelmäßige Selbsthypnose

Ressourcenarbeit 2 Biographische Arbeit Stärken aus der Lebensgeschichte, stärkende Personen, gute Momente, Kompetenzen, gelber Kreis Zukunftsprogression Wunderfrage, letzter Akt Bühnenstück Immun sein gegen die Vorwürfe und Zweifel des inneren Kritikers Hypnotischer Begleiter Wesen, das für Sicherheit und Gelassenheit steht Utilisation negativer Körpersensationen z.b. Engegefühl in der Brust als Kraft in die Fäuste legen Verknüpfungen erzeugen: Je weniger ich den Herd wahrnehmen kann, desto sicherer weiß ich, dass Alles in Ordnung ist

Symbolisierung des Zwangs Collage blauer Kreis Einführung des Bühnenstückes ich und mein Zwang

Sicherheit herstellen Was braucht der Pat. als Zuschauer: Kritik darüber lesen oder sich das Stück erzählen lassen, das heißt gar nicht im Theater sein Den richtigen Abstand zum Geschehen finden, ganz weit weg, oder ganz nah in der ersten Reihe. Eine Fernbedienung, jederzeit unterbrechen können, Ton wegmachen oder nur Ton ohne Bilder, rückwärts, vorwärts, Schutz in der Gruppe (Stichwort Affenkumpel einer oder mehrere), äußere oder innere Helfer

Dissoziation von Problem und Stärken

Zunehmende Assoziation von Problem und Stärken

Fallbeispiel Frau R. 35 Jahre, verheiratet seit 4 Jahren, bei Therapieaufnahme Tochter mit 6 Monaten Hintergrund: Eltern beide zwanghaft, Mutter sehr kränkbar und ängstlich, Vater zwanghaft und cholerisch, 3 Jahre jüngere durchsetzungsstarke Schwester Symptomatik: Gedankenzwänge pädophil zu sein Y- BOCS 28 = schwere Zwänge Vermeidungsverhalten: körperlicher Kontakt und allein sein mit der Tochter, Kontrollverhalten: gedankliches Durchspielen des Verhaltens, Rückversicherung bei anderen

Collage Frau R.

Exposition In sensu Exposition innere Bühne, kluger Geist der die Szene beobachtet gute Dinge (Ressourcen) bilden den Hintergrund für die unerfreulichen Dinge, die zurecht gerückt werden (Überblendeffekte) Was stattdessen Imagination, Vormachen (Vorbild, Antisymptomträger), Nachmachen Stellvertreter, Hineinschlüpfen zum Fühlen Befriedigende Abschlussszene des Bühnenstückes

In vivo Exposition Live Exposition im tatsächlichen Umfeld des Zwangserlebens Baden im gelben Licht Grün als Signal für Ok

Literatur Benaguid G, Schramm S (2016): Hypnotherapie. Paderborn: Junfermann Ebell H.,Schukall H.: Warum therapeutische Hypnose,2004, Pflaum Verlag Hilse B (2015): in Revenstorf D, Peter B (Hrsg.). Hypnose in der Psychotherapie. Psychosomatik und Medizin, 3. Aufl., S. 452 465; Stuttgart: Springer. Hüther G (2005): Biologie der Angst. Göttingen: V & R. Revenstorf D, Zeyer R (2006): Hypnose lernen. Heidelberg: Carl-Auer.