Zusammenhang zwischen Führungsverhalten, Arbeitscharakteristika und Befindensbeeinträchtigungen

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Transkript:

Zusammenhang zwischen Führungsverhalten, Arbeitscharakteristika und Befindensbeeinträchtigungen der Mitarbeiter DGAUM 53. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V. (13. - 16.03.2013) Sabine Gregersen, Sylvie Vincent, Albert Nienhaus Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege Grundlagen der Prävention und Rehabilitation (GPR)

Gliederung 1. Stand der Forschung 2. Studie der BGW 3. Zusammenhang Transformationale Führung und Befindensbeeinträchtigungen 4. Wirkmechanismus Transformationale Führung, Arbeitscharakteristika und Befindensbeeinträchtigungen

Stand der Forschung www.bgw-online.de

Stand der Forschung Mitarbeiter- / Aufgabenorientierung (z. B. Duxbury et al. 1984, Melchior et al. 1997, Seltzer & Numerof 1990, Rowold & Heinitz 2008) Leader-Member Exchange (z. B. Epitropaki & Martin 2005, Harris & Kacmar 2006, Singh & Srivastava 2009, Thomas & Lankau 2009) Transformationale Führung (z. B. Cole & Bedeian 2007, Corrigan et al. 2002, Densten 2005, Hetland et al. 2007, Stordeur D hoore & Vandenberghe 2001, Liu et al. 2009, Rowold & Heinitz 2008, Sosik & Godshalk 2000, Munir et al. 2009, Arnold et al. 2007)

Stand der Forschung Signifikante Zusammenhänge zwischen Führungsverhalten und Befinden der Mitarbeiter die Zusammenhänge sind niedrig bis moderat Gregersen et al. 2011, Kuoppala et al. 2008, Nyberg et al. 2005, Skakon et al. 2010: Unklar, wodurch Führungskräfte einen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter ausüben Ziel: Identifikation von gesundheitsrelevantem Führungsverhalten

Hypothesen der Studie H1: Transformationale Führung steht in einem negativen Zusammenhang mit Befindensbeeinträchtigungen H2: Rollenklarheit und Vorhersehbarkeit mediiert den negativen Zusammenhang zwischen transformationaler Führung und Befindensbeeinträchtigungen

Überprüfung des Zusammenhangs Führungsverhalten, Arbeitscharakteristika und Befindensbeeinträchtigungen Stichprobe: 618 MitarbeiterInnen aus 10 Einrichtungen in der Sozialwirtschaft 72 % weiblich Ø Alter: 39 Jahre 44 % > 15 Jahre Berufserfahrung 45 %: Vollzeit; 55 % Teilzeit Rücklaufquote: 34%

Erhebungsinstrumente der Studie Führungsverhalten Transformationale Führung Multifactor Leadership Questionnaire (MLQ-5x) in der Fassung von Felfe 2006 5 Skalen: Idealized Influence Attributed; Idealized Influence Behavior; Inspirational Motivation, Intellectual Stimulation, Individualized Consideration Arbeitscharakteristika - Rollenklarheit und Vorhersehbarkeit 2 Skalen aus dem Copenhagen Psychosocial Questionnaire in der Fassung von Nübling et al. 2006

Erhebungsinstrumente der Studie Befindensbeeinträchtigung Burnout: Maslach Burnout Inventory (MBI-D) in der Fassung von Büssing & Glaser 2000 2 Skalen Emotionale Erschöpfung und Depersonalisation Befindensbeeinträchtigung Irritation: Irritationsskala in der Fassung von Mohr et al. 2005 2 Skalen Kognitive und Emotionale Irritation als Gesamtskala

Überprüfung der Hypothese 1 - Deskriptive Statistik und Korrelationen der Studienvariablen Scale M SD 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 1 IIa 3.26 1.01.88 2 IIb 3.24.91.70.69 3 IM 3.42.88.78.75.85 4 IS 3.38.88.81.76.78.85 5 IC 3.24 1.00.84.71.77.83.86 6 EE 2.96 1.06 -.34 -.30 -.32 -.33 -.39.93 7 DEP 2.01.80 -.23 -.22 -.21 -.24 -.26.62.78 8 STR 3.07 1.27 -.24 -.21 -.22 -.24 -.29.69.50.91 Note: N = 618. IIa = idealized influence attributed, IIb = idealized influence behavior, IM = inspirational motivation, IS = intellectual stimulation, IC = individualized consideration. EE = emotional exhaustion, DEP = depersonalisation, STR = perceived strain. r = Spearman rho. r =.18, p <.001. Cronbach s alphas appear in the diagonal Vincent-Höper et al. 2013 (unveröffentlicht)

Bestätigung der Hypothese 1 h Signifikante negative Zusammenhänge zwischen allen transformationalen Führungsskalen und Befindensbeeinträchtigungen Die Zusammenhänge sind niedrig bis moderat (von -.21 bis -.39) Die höchsten Korrelationen liegen für transformationale Führungsskalen und Emotionale Erschöpfung vor (von -.30 bis -.39)

Überprüfung der Hypothese 2 1) X c Y M X = Führungsverhalten M = Arbeitscharakteristika Y = Befindensbeeinträchtigung 2) a b X c Y

Überprüfung der Hypothese 2 Rollenklarheit, Vorhersehbarkeit a Transformationale Führung c b Emotionale Erschöpfung, Depersonalisation, Irritation Vincent-Höper et al. 2013 (unveröffentlicht)

Überprüfung der Hypothese 2 1) Transformationale Führung -.40 *** Emotionale Erschöpfung, Depersonalisation, Irritation 2) Rollenklarheit, Vorhersehbarkeit.75 *** -.49 *** Transformationale Führung -.03 n.s. Emotionale Erschöpfung, Depersonalisation, Irritation Vincent-Höper et al. 2013 (unveröffentlicht) Seite 14

Bestätigung der Hypothese 2 Das Führungsverhalten hat keinen direkten, sondern einen indirekten Effekt auf das Befinden der Mitarbeiter, welcher über Arbeitscharakteristika vermittelt wird Bei der Erfassung von gesundheitsrelevantem Führungsverhalten spielt der Einfluss der Führungskraft auf die Rollenklarheit und Vorhersehbarkeit eine wichtige Rolle

Sie haben Fragen? Sabine Gregersen BGW / Abt. Grundlagen der Prävention und Rehabilitation FB Gesundheitsschutz Psychologie Pappelallee 33/35/37 22089 Hamburg Telefon 040-202 07-3230 E-Mail: Sabine.gregersen@bgw-online.de Vincent-Höper S, Gregersen S & Nienhaus A 2013 (unveröffentlicht): Do work characteristics mediate the effect of transformational leadership on negative well-being? Arbeitsprogramm Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Pflege 16