Referentin: Elisabeth Nüßlein, Dipl. Sozialpädagogin, ausgebildete Trauerbegleiterin, Referentin für Hospizarbeit, Gruppentherapeutin

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Referentin: Elisabeth Nüßlein, Dipl. Sozialpädagogin, ausgebildete Trauerbegleiterin, Referentin für Hospizarbeit, Gruppentherapeutin

Gesellschaftliche Rahmenbedingungen Definition von Trauer Psychische Verarbeitungsprozesse im Trauerverlauf Kind und Tod Wichtige Aspekte für die Begleitung Die Bedeutung der Kommunikation Rituale in der Trauerbegleitung Elisabeth Nüßlein 20.05.2010 2

Medizinischer und technischer Fortschritt Wertewandel Fremd- und Nacherleben des Todes Verlust einer Sterbe- und Trauerkultur Übertragung an Profis Elisabeth Nüßlein 20.05.2010 3

Antwort auf einen Verlust Natürliche Reaktion von Psyche, Geist und Körper Schwerste Lektion unseres Lebens Trauerarbeit aktiv bewältigen Jahrelanger Prozess Begleitende Gefühle: Ohnmacht, Kontrollverlust, ver-rückt sein Abgrenzung zur Depression 4 Elisabeth Nüßlein 20.05.2010

1. Nicht-wahrhaben-Wollen / Schock 2. Aufbrechende, chaotische Emotionen / Kontrollierte Zeit 3. Phase des Suchens, Findens und Sich- Trennens 4. Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs Elisabeth Nüßlein 20.05.2010 5

Leugnung des Problems Schock, Lähmung, Abschottung Verarbeitung Zulassen der Gefühle, sich erinnern, darüber reden, Auseinandersetzung mit der eigenen Person, Sinnfrage, Schuldfrage Aufbrechende Emontionen (Warum ich?) Angst, Wut, Zorn, Schuld, Trauer Verdrängung Abwehr der Gefühle, Erstarrung, Versteinerung Akzeptanz des Verlustes, Stabilisierung, Veränderung des Selbstbildes und des Wertesystems, sich neu auf das Leben einlassen Depression, Verbitterung, psychosomatische Erkrankungen 6 Elisabeth Nüßlein 20.05.2010

1. Kindergarten- und Vorschulalter Begrenzte Vorstellung vom Tod tot kaputt, nicht endgültig, vorübergehend Ängste: verlassen zu werden (Ich-Bezogenheit) Fragen: Was passiert, wenn man stirbt? Wie ist das, wenn man tot ist? 7 Elisabeth Nüßlein 20. 05. 20 10

2. Sechs- bis Neunjährige Konkretere Vorstellungen vom Tod tot alt, krank Ängste: Angst, einen nahen Angehörigen zu verlieren Angst um den Angehörigen Fragen: Was ist nach dem Tod? Wohin gehen die Toten? 8 Elisabeth Nüßlein 20. 05. 20 10

3. Zehnjährige hrige und Ältere Realistische Vorstellungen von den biologischen Vorgängen tot endgültig, allgegenwärtig Ängste: Eigene Todesangst, Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit Fragen: Was ist der Sinn des Lebens? Warum lässt Gott das Leid zu? 9 Elisabeth Nüßlein 20. 05. 20 10

Entwertung des Verstorbenen Abwehrmechanismen Kognitive Blockierungen Rückfall in frühe Entwicklungsphasen Schuldgefühle Verklärung des Toten 10 Elisabeth Nüßlein 20. 05. 20 10

1. Physisch präsent sein, Schmerz mit aushalten 2. Realität feststellen, Abschied unterstützen 3. Anteilnahme zeigen 4. Gefühle akzeptieren und ausdrücken lassen 5. Nicht vertrösten, sondern bestärken 6. Gefühl vermitteln, dass der Trauernde selbst kompetent ist für seine Trauer 7. Hilfen im Alltag anbieten 8. Literatur, Trauergruppen 9. Therapie 11 Elisabeth Nüßlein 20. 05. 20 10

Bagatellisieren Allmachtsphantasien Verleugnungsstrategien Ausgrenzung Abwehr von Gefühlen Zeitdruck 12 Elisabeth Nüßlein 20. 05. 20 10

Plötzlicher Tod Kein Abschied Tod eines Kindes Suizid Mehrere Verluste innerhalb kurzer Zeit Elisabeth Nüßlein 20.05.2010 13

Wir können nicht nicht-kommunizieren Verbal 30% nonverbal 70% Symbolische Sprache von Bildern und Träumen Verschlüsselte Botschaften Nachfragen Die Bedeutung des Zuhörens Wiederholungen sind normal und wichtig Tränen Kreativer Ausdruck Elisabeth Nüßlein 20.05.2010 14

Soziales Verhalten (in Gemeinschaft), das mit Regelmäßigkeit zu bestimmten Anlässen und in immer gleicher Form abläuft. Ordnung stiftend, Struktur gebend Sprechen die Realität an und verweisen darüber hinaus Wirken, wo Sprachlosigkeit herrscht Ermöglichen den Ausdruck von Emotionen Geben einen Rahmen vor (begrenzen das maßlose Trauern) Elisabeth Nüßlein 20.05.2010 15

Im Lateinischen heißt Trösten consolatio, wörtlich übersetzt Mit-Einsamkeit. Wer Trost braucht, ist allein gelassen mit seinem Schmerz und seiner Not. Ein kräftiger Klaps auf die Schulter hilft ihm nicht. So genannte aufmunternde Worte sind meist schrecklich fehl am Platze: So, Schluss mit deiner Einsamkeit, jetzt bin ich da! Nein. Wer allein ist mit seinem Schmerz, der braucht jemanden, der mit ihm zusammen einsam ist, der die Trauer und das Elend mit aushält. Jemand, der leise eintritt in das Haus der Trauer, ohne dort sofort aufzuräumen und zu lüften. Trost ist also weniger eine Handlung als vielmehr eine Haltung. (Werner Küstenmacher, 2004) Elisabeth Nüßlein 20.05.2010 16