Arbeitsgruppe "Autoimmundiagnostik" - Thema: systemischer Lupus erythematodes

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Transkript:

Arbeitsgruppe "Autoimmundiagnostik" - Thema: systemischer Lupus erythematodes Krankheitsdefinition Beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung mit Unterformen, die durch Unterschiede in den Organmanifestationen und im Krankheitsverlauf gekennzeichnet sind. Beim SLE handelt es sich um die Maximalvariante der Erkrankung: eine chronischrezidivierende Autoimmunerkrankung mit Allgemeinsymptomen und krankheitstypischem Multiorganbefall, insbesondere des Bewegungssystems, der Haut und Schleimhäute, der inneren Organe (Niere, Herz, Lunge und andere) und des Zentralnervensystems. Charakteristisch ist der Nachweis sogenannter "antinukleärer Antikörper" und anderer nicht organspezifischer Autoantikörper, insbesondere gegen Strukturen des Chromatins (DNS und Histone), gegen nukleäre und zytoplasmatische Ribonukleoproteinpartikel und gegen Phosphoplipid/Protein-Komplexe. Zur Klassifikation, vor allem im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen, werden international die Kriterien des American College of Rheumatology angewendet. Diagnostischer Algorithmus bei Verdacht auf systemischen Lupus erythematodes Die folgenden Kommentare beziehen sich auf die Ziffern des diagnostischen Algorithmus (siehe Grafik). Sie können auch direkt in der Grafik angeklickt werden.

Kommentar 1: Klinik des "Systemischen Lupus erythematodes" Der systemische Lupus erythematodes ist eine systemische Autoimmunerkrankung mit Allgemeinsymptomen und krankheitstypischem Multiorganbefall, insbesondere des Bewegungssystems (Gelenke), der Haut und Schleimhäute, des Blutgefäßsystems, der inneren Organe (Herz, Niere, Lunge und andere) und des Nervensystems. Charakteristisch ist der Nachweis von krankheitstypischen nichtorganspezifischen Autoantikörpern gegen Autoantigene in Nukleosomen (DNA-Histon-Komplexe), gegen nukleäre oder zytoplasmatische Ribonukleoprotein-Komplexe oder gegen Phospholipid-Protein-Komplexe. Anerkannte und validierte Diagnosekriterien existieren nicht. Zur Klassifikation, vor allem im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen, werden international die Kriterien des American College of Rheumatology ( ARA-Kriterien ) angewendet. Klassifikationskriterien des American College of Rheumatology von 1982 für den systemischen Lupus erythematodes: 1. Schmetterlingserythem: fixiertes Erythem, flach oder erhaben im Bereich der Wangen, meist unter Aussparung der nasolabialen Falten. 2. Discoide Hautveränderungen: erythematöse, erhabene Hautflecken mit adhärenten keratotischen Anteilen; atrophische Narben können in älteren Läsionen auftreten. 3. Photosensitivität: Hautrötungen, die aufgrund einer ungewöhnlichen Reaktion auf Sonnenlicht auftreten vom Patienten anamnestisch angegeben. 4. Orale Ulzerationen: Orale oder nasopharyngeale Ulkusbildungen, gewöhnlich schmerzlos festgestellt durch einen Arzt. 5. Arthritis: Nicht-erosive Arthritis mit dem Befall von zwei oder mehreren Gelenken, charakterisiert durch Steifigkeit, Schwellung oder Gelenkerguß. 6. Serositis: a) Pleuritis typische Anamnese für einen Pleuraschmerz oder ein Reiben, das auskultatorisch durch einen Arzt festgestellt wird, oder Nachweis eines Pleuraergusses, oder b) Perikarditis gesichert durch ein EKG oder ein Reibegeräusch oder durch den Nachweis eines Perikardergusses 7. Nierenerkrankung: a) persistierende Proteinurie von mehr als 0,5 g/tag oder im Teststreifen mehr als 3+, wenn eine Quantifizierung nicht durchgeführt wird, oder b) zelluläre Zylinder, Erythrozyten-, Hämoglobin-, granuläre, tubuläre oder gemischte Zylinder. 8. Neurologische Erkrankung: a) Krampfanfälle Ausschluß einer medikamentösen Induktion oder einer metabolischen Stoffwechselstörung; z.b. Urämie, Ketoazidose oder Elektrolytentgleisung oder b) Psychose ohne offensichtliche Medikamenteninduktion und Ausschluß einer metabolischen Stoffwechselstörung, z.b. Urämie, Ketoazidose oder Elektrolytstörungen. 9. Hämatologische Erkrankung: a) hämolytische Anämie mit Retikulozytose oder b) Leukopenie weniger als 4000 Leukozyten/µl bei zwei- oder mehrmaliger Untersuchung oder c) Lymphopenie weniger als 1500/µl bei zwei- oder mehrmaliger Untersuchung oder d) Thrombozytopenie weniger als 100 000/µl ohne Einnahme eines möglicherweise ursächlichen Medikaments. 10. Immunologische Erkrankung: a) positiver LE-Zell-Test oder b) Anti-DNS-Antikörper; Antikörper gegen native Doppelstrang-DNS (ds-dns) in einem erhöhten Titer oder c) Anti-Sm-Antikörper; Nachweis von Antikörpern gegen Sm-Antigene oder d) falsch positiver serologischer Test für Syphilis*, für mehr als sechs Monate, gesichert über einen Treponema-pallidum-Immobilisationstest oder über Fluoreszenz-Treponema- Antikörper-Absorptionstest. 11. Antinukleäre Antikörper: Nachweis eines erhöhten antinukleären Antikörper-Titers in der Immunfluoreszenz oder einem gleichwertigen Test zu einem bestimmten Zeitpunkt, ohne Zusammenhang zu einem Medikament, das ein sogenanntes medikamentös induziertes Lupussyndrom auslösen kann. *) Die falsch-positive Syphilisreaktion bei SLE-Patienten ist auf Anti-Phospholipid-Antikörper zurückzuführen. Die Sensitivität spezifischer Tests (ELISA) auf Anti-Phospholipid-Antikörper (Anti-Cardiolipin-Antikörper Anti-Phosphatidylserin-Antikörper Antikörper gegen Beta-2-

Glykoprotein 1) ist höher als die der Syphilistests. Ihr Nachweis gilt im Sinne der Kriterien als gleichwertig spezifisch. Kommentar 2: Laboratoriumsmedizinische Abklärung des SLE, ANA-Diagnostik Zur laboratoriumsmedizinischen Abklärung bei klinischem Verdacht auf systemischen Lupus erythematodes wird eine Untersuchung auf antinukleäre Antikörper (ANA) mittels des indirekten Immunfluoreszenztests mit HEp-2-Zellen als Untersuchungssubstrat empfohlen. Monolayerzellen wie HEp-2-Zellen ermöglichen aufgrund der unterschiedlichen Antigenverteilung in verschiedenen Phasen des Zellzyklus eine bessere Erkennung von Immunfluoreszenzmustern und unterstützen dadurch die Identifizierung der Autoantikörperspezifität; z.b. chromatinassoziierte Autoantigene wie Antikörper gegen DNA, Histone, Zentromer-Antigene oder DNA-Topoisomerase-I (Scl-70-Antigen) im Vergleich zu nicht chromatinassoziierten Antigenen wie U1-RNP oder SS-B. Beim Auftreten von nukleärer Immunfluoreszenz empfiehlt sich die Festlegung des weiteren Vorgehens anhand des Färbemusters. Auf den Einsatz von Organgefrierschnitten (zum Beispiel von Rattenorganen) kann dann verzichtet werden, da keine darüber hinausgehende diagnostisch relevanten Informationen erhalten werden. Positiver ANA-Nachweis Aus: L. Thomas (Hrsg.) "Labor und Diagnose", TH-Books Verlagsgesellschaft, 1998. Krankheitsbild Häufigkeit Hinweis SLE 95-100 Krankheitstypische Marker-Antikörper bekannt Arzneimittelinduzierter LE 100 Definitionsgemäß; krankheitstypische Marker-Antikörper bekannt Discoider LE 10-50 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Subakuter kutaner LE 20-80 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Mixed connective tissue disease 100 Krankheitstypische Marker-Antikörper bekannt Systemische Sklerose 85-98 Krankheitstypische Marker-Antikörper bekannt Poly-/Dermatomyositis 40-78 Im Rahmen charakteristischer Überlappungssyndrome; Krankheitstypische Marker-Antikörper bekannt Primäres Sjögren-Syndrom 50-95 Krankheitstypische Marker-Antikörper bekannt Rheumatoide Arthritis 20-40 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Felty-Syndrom 60-100 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Juvenile chronische Arthritis 24-67 Psoriasis-Arthritis Bei einzelnen Unterformen krankheitstypische Marker- Antikörper bekannt circa 15 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Panarteriitis nodosa 15-25 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Diverse Neoplasien 10-30 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Sarkoidose 5-30 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Chronisch-aktive Hepatitis 25-33 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Lungenfibrose, fibrosierende Alveolitis 20-40 Im Rahmen charakteristischer Überlappungssyndrome Myasthenia gravis 40-60 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Gesunde Verwandte von SLE- Patienten circa 25 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Gesunde über 60 Jahre 5-30 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität Gesunde unter 60 Jahre 0-5 Meist niedrige Titer und unbekannte Spezifität

Kommentar 3: Zytoplasmatische Immunfluoreszenz Eine extranukleäre zytoplasmatische Fluoreszenz kann beobachtet werden bei Antikörpern gegen Mitochondrien, Ribosomen, Lysosomen, Golgiapparat, Jo-1 und Antikörpern gegen Aminoacyl-tRNA-Synthetasen, Signal Recognition Particle (SRP), Actin und Vimentin. Bei klinischen oder laboratoriumsmedizinischen Hinweisen auf eine chronisch-entzündliche Lebererkrankung oder eine entzündliche Muskelkrankheit sollten spezifische Tests zum Nachweis von antimitochondrialen Antikörpern (ELISA, Immunoblot, Immunfluoreszenz an Gefrierschnitten der Ratte) und von Antikörpern gegen Aminoacyl-tRNA-Synthetasen (Immundiffusionstest, ELISA, Immunoblot, ggf. Immunpräzipitation) oder SRP (Immunpräzipitaton) durchgeführt werden. Kommentar 4: Antinukleäre Antikörper bei SLE Bei nahezu 100 % der Patienten mit aktivem SLE finden sich im indirekten Immunfluoreszenztest mit HEp-2-Zellen antinukleäre Antikörper (siehe Häufigkeitstabelle). Die Spezifität der nachgewiesenen antinukleären Antikörper sollte durch weiterführende Tests identifiziert werden, um durch den Nachweis SLE-typischer Autoantikörper die Diagnose SLE weiter zu konkretisieren und Varianten des SLE mit bestimmten klinischen Manifestationen zu identifizieren. Bei über 85 % der SLE-Patienten lassen sich ein oder mehrere SLE-typische Autoantikörper nachweisen. Aufgrund der Assoziationen zwischen spezifischen Autoantikörpern und bestimmten klinischen Manifestationen wurden verschiedene Syndrome definiert, die in Verbindung mit einem SLE, aber auch ohne weitere Manifestationen eines SLE auftreten können. U1-RNP-Antikörper sind mit einer Mixed-Connective-Tissue-Disease (Sharp-Syndrom) oder einzelnen ihrer Manifestationen assoziiert, SS-A- und SS-B-Antikörper mit Sicca- Symptomatik, fotosensitiven Exanthemen, Leukozytopenie und Hypergammaglobulinämie sowie den klinischen Bildern eines primären Sjögren-Syndroms, eines subakuten kutanen LE und eines neonatalen Lupussyndroms. Phospholipid-Antikörper in Verbindung mit thromboembolischen Manifestationen (arterielle oder venöse Thrombosen, Mikrovaskulopathie, rezidivierende Aborta durch Plazentainfarkte) konstituieren das Phospholipid-Antikörper- Syndrom, das im Rahmen eines SLE oder anderer systemischer Autoimmunerkrankungen, aber auch eigenständig vorkommen kann (primäres Phospholipidantikörper-Syndrom). Der negative Befund von antinukleären Antikörpern schließt einen SLE mit großer Wahrscheinlichkeit aus. Circa 2 % der Patienten, welche die klinischen Kriterien eines SLE erfüllen, sind ANA-negativ; bei über 80 % dieser Fälle finden sich vorwiegend Antikörper gegen SS-A, seltener gegen Ribosomen oder Phospholipid-Protein-Komplexe. Kommentar 5: Antikörper gegen Nukleosomen Bei ca. 70 % der Patienten mit SLE finden sich Antikörper gegen Antigene in den Nukleosomen (der strukturellen Chromatin-Untereinheit), insbesondere gegen die molekularen Nukleosomen-Bestandteile Doppelstrang-DNA (ds-dna) und Histonproteine. Hinweisend ist ein homogenes chromosomenassoziiertes Immunfluoreszenzmuster. Die Bestimmung von Antikörpern gegen isolierte Nukleosomen (ELISA) ist in ihrer diagnostischen Wertigkeit noch nicht ausreichend untersucht. Antikörper gegen isolierte Doppelstrang-DNA, insbesondere in hohen Titern, sind spezifisch für den SLE. Sie werden nachgewiesen mit dem Farr-Assay (Ammoniumsulfat- Präzipitationstechnik), der Crithidia-luciliae-Immunfluoreszenztechnik und ELISA-Methoden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein SLE vorliegt, steigt mit dem Titer der Anti-DNS-Antikörper. Konzentrationen über 70 U/ml haben einen prädiktiven Wert von 100 % für einen SLE. Die Crithidia-Immunfluoreszenz-Technik weist die höchste diagnostische Spezifität für den SLE auf, die Methode ist jedoch weniger sensitiv als der Farr-Assay und ergibt nur semiquantitative Ergebnisse. Einige der kommerziell erhältlichen ELISA-Tests weisen auch niedrig-affine DNS- Antikörper nach und sind (infolgedessen) weniger spezifisch für den SLE. Antikörper gegen isolierte Histone werden mittels ELISA und Immunoblot nachgewiesen Am

häufigsten finden sich Antikörper gegen das Linker-Histon H1, seltener gegen H2b, H2a, H3 und H4. Die diagnostische Spezifität des Nachweises von Histonantikörpern für den SLE ist geringer als die des Nachweises von ds-dna-antikörpern. Histonantikörper finden sich vor allen Dingen bei verschiedenen Formen des medikamenteninduzierten LE (ausgelöst durch Procainamid, Antikonvulsiva, Hydralazin und andere). Kommentar 6: Antikörper gegen Sm-Antigen (Sm-Antikörper) Sm-Antikörper werden mittels Immundiffusion, ELISA (rekombinantes Sm-D-Protein) oder Immunoblot nachgewiesen. Gleichzeitig finden sich fast immer Antikörper gegen U1-RNPspezifische Antigene (70kD, A, C). Beide Antikörpergruppen verursachen ein grobgranuläres Immunfluoreszenzmuster. Sm-Antikörper kommen in der kaukasischen Bevölkerung bei etwa 7-12 % der SLE-Patienten vor, in ähnlicher Häufigkeit auch bei der Mixed Connective Tissue Disease. Wie die U1-RNP-Antikörper sind sie mit Raynaud-Phänomen, geschwollenen Fingern und sklerodermieartigen Manifestationen assoziiert. Kommentar 7: Antikörper gegen SS-A (SS-A-Antikörper) und andere Antigene (SS-B, SL(Ki), PCNA) SS-A- (und SS-B-Antikörper) verursachen ein feingranuläres, nicht chromosomenassoziiertes Kernfluoreszenzmuster. SS-A-Antikörper werden mittels Immundiffusionstechnik und noch empfindlicher mittels ELISA und Immunoblot (60- und 52-kD-Antigen) nachgewiesen. Das SS- A-Antigen kommt im Zytoplasma und im Karyoplasma vor. In Abhängigkeit von der Fixationstechnik der Monolayerzellen kann der ANA-Test auch bei Anwesenheit von SS-A- Antikörpern negativ ausfallen, wenn das Antigen während des Tests herausgelöst wurde. SS- A-Antikörper sind beim SLE mit fotosensitiven Exanthemen, Sicca-Symptomatik, Leukozytopenie und Hypergammaglobulinämie assoziiert. Sie können durch diaplazentare Übertragung ein neonatales Lupussyndrom bzw. einen kongenitalen Herzblock hervorrufen. Seltener (ca. 5 %) finden sich beim SLE SS-B-Antikörper (fast ausschließlich bei SS-A- Antikörper-positiven Individuen). Diese Antikörper werden mittels Immundiffusion, ELISA und Immunoblot mit rekombinanten Antigenen (50 kd-antigen) bestimmt. Sie sind mit denselben Manifestationen wie SS-A-Antikörper assoziiert, insbesondere mit der Sicca-Symptomatik. Weitere SLE-assoziierte antinukleäre Antikörper sind Antikörper gegen SL(Ki) und PCNA. Sie werden mittels Immundiffusion oder Immunoblot nachgewiesen; sie haben keine diagnostische Bedeutung. Kommentar 8: Antikörper gegen Phospholipid-Protein-Komplexe Antikörper gegen Phospholipid-Protein-Komplexe werden mittels Gerinnungstests ( lupussensitive APTT, Russell-Viper-Venom-Test; Lupus-Antikoagulanstests) und mittels ELISA-Methoden (Cardiolipinantikörper, Antikörper gegen Beta-2-Glykoprotein 1) nachgewiesen. Sie finden sich bei circa 40 % der SLE-Patienten. In Abhängigkeit von der Titerhöhe sind sie mit thromboembolischen Manifestationen (tiefe Beinvenenthrombose, zerebrovaskuläre Insulte, rezidivierende Aborte und andere) assoziiert. Kommentar 9: Antikörper gegen Ribosomen Antikörper gegen Ribosomen (P0, P1 und P2) werden mittels Immunoblot (38 kd-, 17-19 kd-, 15-17 kd-antigen) oder ELISA-Tests mittels rekombinanter Proteine nachgewiesen. Sie finden sich bei bis zu 10 % der Patienten mit SLE, oft in Kombination mit Antikörpern gegen SS-A und anderen SLE-typischen Autoantikörpern. Sie verursachen im Immunfluoreszenztest mit HEp-2-Zellen eine granuläre zytoplasmatische Immunfluoreszenz. Ihr Nachweis ist assoziiert mit neuropsychiatrischen Manifestationen des SLE. Kommentar 10: Diagnose Die Diagnose eines SLE ist gesichert, wenn antinukleäre Antikörper und/oder SLE-typische Autoantikörper nachweisbar sind und zwei oder mehr SLE-typische klinische Manifestationen vorliegen. Von der Diagnose eines SLE kann auch dann ausgegangen werden, wenn nur eine typische klinische Manifestation vorliegt bei Nachweis von hohen Titern von antinukleären Antikörpern und Antikörpern gegen Doppelstrang-DNS (oligosymptomatischer SLE). Wenn die Diagnose eines SLE gesichert ist und wenn Phospholipid-Antikörper, U1-RNP-Antikörper in hohen Titern oder SS-A- beziehungsweise SS-B-Antikörper mit entsprechenden assoziierten klinischen Manifestationen nachgewiesen wurden liegt eine Variante des SLE mit einem

Phospholipid-Antikörper-Syndrom, einer Mixed Connective Tissue Disease oder einem Sjögren- Syndrom vor. Wenn die Diagnose SLE nach dem angegebenen Schema nicht gestellt werden kann, jedoch die mit den jeweiligen Antikörpern assoziierten klinischen Manifestationen vorliegen, kann aufgrund der entsprechenden Kriterien die Diagnose eines primären Phospholipid-Antikörper-Syndroms, einer Mixed Connective Tissue Disease (Sharp-Syndrom) oder eines primären Sjögren-Syndroms gestellt werden. Sofern bei positivem Befund von antinukleären Antikörpern im indirekten Immunfluoreszenztest keine SLE-spezifischen Autoantikörper nachgewiesen werden können, ist die Diagnose SLE unwahrscheinlich, jedoch bei ausreichenden SLE-typischen klinischen Manifestationen möglich. Eine sorgfältige klinische Differentialdiagnose ist erforderlich. Fällt der indirekte Immunfluoreszenztest an HEp-2-Zellen auf antinukleäre Antikörper negativ aus und läßt sich die Annahme eines ANA-negativen SLE durch den Nachweis von lupustypischen Autoantikörpern nicht stützen, ist ein SLE ausgeschlossen. Stufenplan für rasches, kostengünstiges Vorankommen Da in der Regel die Autoimmundiagnostik ohne spezifische klinische Indikation des Einsenders angefordert wird (z.b. Ausschluß SLE) hat sich laborseitig folgendes Vorgehen bewährt: 1. Indirekte Immunfluoreszenz (IIF). Hierbei wird ein Objektträger verwandt, auf dem vier Testfelder mit folgenden Antigenen als Substrat definiert sind: Hep-2-Zellen, sowie Gefrierschnitte folgender Organe: Primatenleber, Rattenniere und Rattenmagen. 2. Wenn IIF bezüglich ANA negativ ist, erfolgt keine weitere Diagnostik, es sei denn, es besteht der dringende Verdacht auf SLE. Ergibt sich eine zytoplasmatische Fluoreszenz wird weiter verfahren, wie im Kommentar 3 zum diagnostischen Algorithmus ausgeführt ist. Hieraus läßt sich letztlich auch die Verwendung des oben genannten Kombinationsobjektträgers als rationelles Vorgehen rechtfertigen. 3. Wenn IIF bezüglich ANA positiv ist, ergibt sich folgende Befundmitteilung: a. Angabe der Fluoreszenzintensität (semiquantitativ zwischen 1+ und 3+) b. Angabe des Fluoreszenzmusters in Form eines Freitextkommentars (zum Beispiel: Fluoreszenzmuster "homogen", "fein gesprenkelt", "grob gesprenkelt" oder "multiple nuclear dots") c. Bei Nachweis eines homogenen Fluoreszenzmusters erfolgt ergänzend die Untersuchung auf das Vorliegen von Autoantikörpern gegen Doppelstrang-DNS (dsdns) mittels IIF. Hierzu wird Crithidia luciliae als Substrat verwendet. d. Bei Vorliegen eines nicht homogenen Fluoreszenzmusters ("fein gesprenkelt", "grob gesprenkelt" oder "multiple nuclear dots") erfolgt die Untersuchung zum Nachweis von Autoantikörpern gegen Nukleosomen, Sm, Sm/RNP, SS-A, SS-B, Jo-1 und Scl-70 mittels eines Immunoblots. e. Bei Vorliegen von Fluoreszenzintensitäten von >2+ wird eine Titration angeschlossen. f. Eine Titration erfolgt bei Fluoreszenzintensitäten 4. Bei auffälligem Ergebnis wird neben der Befundkommentierung auf dem Laborbefund gesetzmäßig auch Kontakt mit dem anfordernden Arzt aufgenommen, um das weitere Prozedere unter Berücksichtigung der konkreten Fragestellung zu besprechen.

Fluoreszenzmuster (i) Zellkerne, Muster ANA homogen pic26500.jpg (ii) nrnp/sm, "grob gesprenkelt" pic11478.jpg (iii) SS-a/SS-B, "fein gesprenkelt" pic29358.jpg (iv) Nuclear dots pic00041.jpg (v) Zentromer pic26962.jpg (vi) Nucleolär, PM-Scl pic16169.jpg (vii) Jo-1 pic18467.jpg (viii) Mitochondrien (AMA) pic06334.jpg (ix) Ribosomale P-Proteine pic15724.jpg Links zu diagnostischen Leitlinien Verschiedene Leitlinien beschäftigen sich primär oder sekundär mit dem systemischen Lupus erythematodes. Das von der Arbeitsgruppe "Autoimmundiagnostik" der Deutschen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie vorgeschlagene diagnostische Vorgehen kann im Detail von den folgenden Links abweichen. AWMF-Leitlinie Symptom Gelenkschwellung - Primärärztliches Problemmanagement und Überweisungsindikationen Ausgehend von dem Symptom "Gelenkschwellung" wird auch die Rolle der Laboratoriumsdiagnostik bei der Abklärung dieses klinischen Symptoms beschrieben. Explizit wird auf die diagnostische Wertigkeit der ANA-Bestimmung eingegangen. US National Guideline Clearinghouse Guidelines for the clinical use of the antinuclear antibody test and tests for specific autoantibodies to nuclear antigens Diese Richtlinie beschreibt die Bedeutung der ANA-Diagnostik. Sehr aufschlussreich im Zusammenhang mit der Diagnose "Lupus erythematodes" sind die Unterkapitel "C" ("If the clinician suspects SLE, what tests may help confirm the diagnosis?"), "D" ("After the diagnosis of SLE is made, what tests provide information about prognosis?"), und "E" ("After the diagnosis of SLE is made, what tests are useful to monitor disease activity over time?"). Links zum Thema: Klinik, Diagnostik und Therapie des Lupus Erythematodes Yahoo! Health - Systemic Lupus Erythematosus Rheumatology - Systemic Lupus Erythematosus (SLE) Eine sehr umfangreiche Web-Seite zum Thema "systemischer Lupus erythematodes" mit Informationen zur Klinik, Diagnostik und Therapie.

Ausgewählte Literatur Wenzel, J., Bauer, R., Bieber, T., Bohm, I. Autoantibodies in patients with lupus erythematosus: spectrum and frequencies. Dermatology, 2000, 201(3); pp283. Eine aktuelle Zusammenfassung zum Thema Autoantikörper beim systemischen Lupus erythematodes. Für die Arbeitsgruppe "Autoimmundiagnostik": M. Kramer, Stand 14.08.2000 / 31.08.2001