umfangreiche Sammlung von standardisierten Kurzskalen zur Erfassung von psychologischen Merkmalen aus den Bereichen Persönlichkeit, Leistung, Einstellungen, Psychopathologie und Ressourcen übersichtliche Beiträge mit Informationen zu Entwicklung, Aufbau, Anwendung, psychometrischer Güte und Verfügbarkeit der Kurzskalen Mit diesem Handbuch finden Sie innerhalb weniger Minuten ein für Ihre Forschungs- oder Anwendungszwecke passendes kurzes und standardisiertes Erhebungsinstrument! Kemper Brähler Zenger C. J. Kemper E. Brähler M. Zenger Menschliches Erleben und Verhalten messbar machen Die wichtigste Informationsquelle für die Erklärung, Beschreibung und Vorhersage des Erlebens und Verhaltens von Menschen und dessen Auswirkung auf gesellschaftliche Prozesse und Phänomene sind psychologische Merkmale und Einstellungen. In Forschung und Praxis ist seit einigen Jahren ein zunehmendes Interesse an der Erfassung solcher Merkmale zu beobachten: Immer häufiger werden diese in bevölkerungsrepräsentativen Erhebungen, wie dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) des DIW oder den PISA-Studien der OECD, sowie in anderen Forschungs- und Anwendungskontexten eingesetzt. Dabei ist aufgrund zeitlicher oder finanzieller Restriktionen das Interesse an kurzen ökonomischen Erhebungsinstrumenten besonders hoch. Dieses Buch liefert eine umfassende Sammlung standardisierter und zeitsparender Erhebungsinstrumente zur Messung psychologischer Merkmale aus unterschiedlichen Bereichen, z.b.: Persönlichkeitseigenschaften nach dem Fünf-Faktoren-Modell oder andere Persönlichkeitsmerkmale wie Vertrauen, Optimismus, Risikobereitschaft; verhaltensrelevante Einstellungen wie Gewaltbereitschaft, Ausländerfeindlichkeit und Chauvinismus; Leistungskonstrukte wie figurale und kristalline Intelligenz; tätigkeitsrelevante Konstrukte wie Führungsverhalten und Mobbing sowie Merkmale, die ein klinisch-relevantes Erleben und Verhalten abbilden, wie Depressivität, Ängste, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Einsamkeitserfahrungen. Jede Kurzskala wird in einer übersichtlichen Beschreibung vorgestellt, die alle wichtigen Informationen enthält, sodass es dem Leser ermöglicht wird, innerhalb kürzester Zeit eine für seinen Forschungs- oder Anwendungszweck passende Auswahl zu treffen. Psychologische und sozialwissenschaftliche Kurzskalen Psychologische und sozial - wissenschaftliche Kurzskalen Standardisierte Erhebungsinstrumente für Wissenschaft und Praxis ISBN 978-3-95466-056-8 9 7 8 3 9 5 4 6 6 0 5 6 8
SOMA-6 Skala Somatisierung des Brief Symptom Inventory-18 Autoren Gabriele Helga Franke, Susanne Jäger, Matthias Morfeld, Christel Salewski, Jens Reimer, Anne Rensing, Oliver Witzke und Tobias Türk Kurzbeschreibung Die Skala SOMA-6 wurde primär als Screening-Instrument sowie zur Outcome-Messung entwickelt und entspricht der um das Item Hitzewallungen und Kälteschauer reduzierten Dimension Somatisierung des Brief Symptom Inventory (BSI; Franke, 2000). Diese wiederum ist die Kurzversion der Skala Somatisierung mit 12 Items der insgesamt 90 Items umfassenden Symptomcheckliste (SCL-90 -S; Franke, in Druck). SOMA-6 bildet eine von drei Skalen des Brief Symptom Inventory-18 (Derogatis, 2000) als Kurzform des Brief Symptom Inventory-53 (Derogatis, 1993; Franke, 1997, 2000, 2014) sowie der SCL-90-R (Derogatis, 1994; Franke, 2002). SOMA-6 beschreibt einfache körperliche Belastungen bis hin zu funktionellen Störungen. Diese Dimension könnte eine theoretische Weiterentwicklung des tripartiten Modells von Clark und Watson (1991) ermöglichen. SOMA-6 ist sowohl für die klinisch- als auch die medizin- oder rehabilitationspsychologische Forschung interessant. Durch ihre Kürze eignet sie sich zur Qualitäts- und Prozesskontrolle bei Interventionen, zur Therapieerfolgsbeurteilung und zur Evaluation (Jäger & Franke, 2010). Das ökonomische Verfahren ist sowohl als Papier-Bleistift-Version als auch PC-gestützt einsetzbar (vgl. Franke, 1998). Quelle SOMA-6 ist bei der Erstautorin erhältlich und wurde erstmals in deutscher Sprache publiziert durch: Franke, G. H., Jäger, S., Morfeld, M., Salewski, C., Reimer, J., Rensing, A., Witzke, O. & Türk, T. (2010). Eignet sich das BSI-18 zur Erfassung der psychischen Belastung von nierentransplantierten Patienten? Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 19, 30 37. Versionen Deutsche Langformen: Franke, G. H. (2014). Brief Symptom Checklist-53. Deutsches Manual. Göttingen: Hogrefe. Manuskript in Vorbereitung. Franke, G. H. (in Druck). Die Symptom-Checkliste SCL-90 -S. Göttingen: Hogrefe. Erste US-amerikanische Publikation: Zabora, J., Brintzenhofe-Szoc, K., Jacobsen, P., Curbow, B., Piantadosi, S., Hooker, C., Owens, A. & Derogatis, L. (2001). A new psychosocial screening instrument for use with cancer patients. Psychosomatics, 42, 241 246. US-amerikanische Langformen: Derogatis, L. R. & Melisaratos, N. (1983). The Brief Symptom Inventory: An introductory report. Psychological Medicine, 13, 595 605. Derogatis, L. R., Lipman, R. S. & Covi, L. (1973). SCL-90: An outpatient psychiatric rating scale preliminary report. Psychopharmacology Bulletin, 9, 13 28.
SOMA-6 299 Anwendungsbereich Die Skala SOMA-6 kann zur Erfassung der Somatisierung bei Jugendlichen und Erwachsenen ab 14 Jahren eingesetzt werden. Anwendungen sind sowohl im Papier-Bleistift- als auch im PC-gestützten Format in Einzel- oder Gruppentestung möglich (Franke, 1998; Thekkumpurath et al., 2009). Art des Tests Klinisches Verfahren, Beschwerdenliste, eindimensional, Selbstbeurteilungsverfahren Durchführungs-/ Auswertungszeit Sowohl die Durchführungs- als auch die Auswertungszeit liegen bei jeweils ca. zwei Minuten. Theoretischer Hintergrund Das Konzept der Somatisierung stammt aus der psychoanalytischen Psychosomatik und wird dort als regressives Ausweichen vor den Konflikten verstanden, die mit starken Affekten verbunden sind; diese werden körperlich ausagiert (Hoffmann, 1994). Seit der Aufnahme der Somatisierungsstörung in das DSM-III werden somatoforme Störungen als anhaltende Körperbeschwerden definiert, für die auch nach angemessener somatischer Diagnostik keine organmedizinische Erklärung gefunden werden kann (Lahmann & Dinkel, 2012). Die Lebenszeitprävalenz wird in einer bevölkerungsrepräsentativen Studie an 4 075 Personen mit 12.9 % angegeben (Meyer et al., 2000). Somatoforme Störungen führen zu einer hohen Inanspruchnahme medizinischer Leistungen (Nanke & Rief, 2003) und die klinische Diagnostik sollte multimodal angelegt sein, da komorbide psychische Beschwerden beinahe regelhaft vorliegen (Kapfhammer, 2001; Lahmann & Dinkel, 2012). Mit SOMA-6 kann daher weder die Diagnose somatoforme Störungen gestellt werden, noch ist es möglich, zu diagnostizieren, ob die Symptome psychisch oder somatisch verursacht sind (Franke, in Druck). SOMA-6 umfasst Belastungen, die durch die Wahrnehmung von Dysfunktionen in Körpersystemen mit starker autonomer Regelung entstehen, die kardiovaskulärer, gastrointestinaler oder respiratorischer Art sein können. Kopfschmerzen, Schmerz und Unwohlsein in der Grobmuskulatur und zusätzliche somatische Komponenten der Angst sind weitere Definitionskriterien. Diese Symptome haben nachweisbar eine hohe Prävalenz bei Störungen mit funktioneller Ätiologie, gleichzeitig können sie auch tatsächliche körperliche Störungen widerspiegeln (Franke, in Druck). Testentwicklung Ziel der Konstruktion des BSI-18 war es, drei Skalen mit jeweils derselben Itemanzahl zu erhalten. Da die BSI-Skalen Depressivität und Ängstlichkeit je sechs Items umfassten, wurde das Item Hitzewallungen und Kälteschauer aufgrund geringerer Prävalenz aus der BSI-Skala Somatisierung mit sieben Items eliminiert (Derogatis, 2000). Für das BSI wurden diejenigen Items der SCL-90 extrahiert, die sowohl zufriedenstellende Ladungen in faktorenanalytischen Prüfungen als auch einen starken inhaltlichen Bezug zur Gesamtskala aufwiesen (Derogatis, 2000). Der Symptom-Checklistenansatz selbst geht auf das personal data sheet von Woodworth aus dem Jahr 1918 zurück, das als der erste standardisierte Selbstbeurteilungsfragebogen gelten kann (Mittenecker, 1982). In dieser Tradition stehen SOMA-6, BSI-18, BSI sowie SCL- 90 als einfache Methode der psychodiagnostischen Datenerhebung im Bereich psychischer Belastung.
300 SOMA-6 Aufbau und Auswertung SOMA-6 besteht aus sechs Items, die mit der Frage Wie sehr litten Sie in den vergangenen sieben Tagen unter eingeleitet werden: (1) Ohnmachts- und Schwindelgefühlen ; (2) Herz- und Brustschmerzen ; (3) Übelkeit oder Magenverstimmungen ; (4) Schwierigkeiten beim Atmen ; (5) Taubheit oder Kribbeln in einzelnen Körperteilen und (6) Schwächegefühl in einzelnen Körperteilen. Die fünfstufige Ratingskala reicht von 0 = überhaupt nicht bis 4 = sehr stark. Die Antworten werden zur Skalensumme aufaddiert. Gütekriterien Die Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität ist nach den vorliegenden Befunden gewährleistet (Derogatis, 2000). Im deutschsprachigen Raum lag die interne Konsistenz (Cronbach α) von SOMA-6 bei α (max) =.79 (N = 638 stationäre Psychotherapieklienten; Franke et al., 2011) und α (min) =.75 (N = 1 215 ambulante Psychotherapieklienten; Spitzer et al., 2011). Sowohl für Studierende (α =.64, N = 369) als auch für nicht-klinische Probanden (α =.63, N = 265) fiel der Wert weniger befriedigend aus (Spitzer et al., 2011). Die Retest-Reliabilität lag bei 48 Studierenden nach zwei Wochen bei r tt =.52 (Spitzer et al., 2011). Der Beleg der Eindimensionalität von SOMA-6 gelang in konfirmatorischer Faktorenanalyse bei 638 stationären Psychotherapiepatienten [CFA über die drei Skalen des BSI-18: χ² (df) = 306.134 (132); p.001; RMSEA (90% CL) =.064 (.055 bis.074); TLI =.90; CFI =.91; Franke et al., 2011]. In anderen Stichproben (Franke et al., 2010) fanden sich ebenfalls Hinweise für die faktorielle Validität. SOMA-6 korrelierte bei 1 215 ambulanten Psychotherapiepatienten zu r =.72 mit der Skala Somatisierung des PHQ (Löwe et al., 2002). SOMA-6 korrelierte bei 409 Patienten nach Nierentransplantation zu r = -.46 mit dem körperlichen Summenscore des SF-36 (Morfeld et al., 2011) und zu r =.98 mit der Skala Somatisierung des BSI; in dieser Stichprobe fand sich weiterhin ein schwacher Alterseffekt (r =.14). Von den Therapeuten als körperlich belastet eingeschätzte stationäre Psychotherapieklienten berichteten eine statistisch signifikant höhere Belastung bei SOMA-6 als diejenigen mit gering eingeschätzter Belastung (N = 638, d = -0.49; Franke et al., 2011). Vergleichswerte Ressourcen Literatur Bevölkerungsrepräsentative Normwerte sind in Vorbereitung. Mittelwerte und Standardabweichungen in deutschsprachigen Stichproben wurden bislang für Studierende (N = 369), eine Zufallsstichprobe nicht-klinischer Probanden (N = 256), ambulante (N = 1 215; Spitzer et al., 2011) und stationäre (N = 638; Franke et al., 2011) Psychotherapieklienten sowie für nierentransplantierte Patienten (N = 409; Franke et al., 2010) veröffentlicht. www.scl-90-r.com Clark, L. A. & Watson, D. (1991). Tripartite model of anxiety and depression: Psychometric evidence and taxonomic implications. Journal of Abnormal Psychology, 100, 316 336. Derogatis, L. R. (1994). SCL-90-R. Symptom Checklist 90-R. Administration, scoring, and procedures manual (3 rd ed.). Minneapolis: NCS Pearson. Derogatis, L. R. (1993). BSI. Brief Symptom Inventory. Administration, scoring, and procedures manual (3 rd ed.). Minneapolis: NCS Pearson. Derogatis, L. R. (2000). BSI-18: Brief Symptom Inventory 18 Administration, scoring, and procedures manual. Minneapolis: NCS Pearson. Franke, G. H. (1997). Erste Studien zur Güte des Brief Symptom Inventory (BSI). Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 6, 159 166.
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