Forderungen an die Politik aus Sicht der Science Industries

Ähnliche Dokumente
Innovationen Die Basis eines starken Produktionsstandortes Schweiz

Forschungspolitik im Föderalismus: Anachronismus oder Zukunftsmodell?

Energiestrategie 2050 und ihre Auswirkungen auf den Industriestandort Schweiz. Christoph Mäder Präsident scienceindustries

Der innovative Staat Innovationsförderung aus Sicht der KTI. Bern, 26. November 2015 Annalise Eggimann, Geschäftsführerin KTI

Jobs mit Zukunft Neue Ausbildungen und Berufe im Technologiesektor

scienceindustries Wirtschaftsverband Chemie Pharma Biotech Zürich, /Se

Frankreichs Innovationspolitik

Die Evolution und Bedeutung moderner` EU-Freihandelsabkommen. Kommentar Mag. Claudia Stowasser (WKÖ, Abteilung Wirtschafts- und Handelspolitik)

Daten und Fakten zu Chemie-Startups

Die Chemieindustrie in Deutschland

Masterplan zur Stärkung des Forschungs- und Pharmastandorts Schweiz

«Die Klaviatur für eine wettbewerbsfähige Schweizer MEM-Industrie» Referat Hans Hess, Präsident Swissmem Jahres-Medienkonferenz vom 27.2.

Pressekonferenz LVI-Standpunkte 1/ März Herzlich willkommen!

EWA-Energie-Apéro 2012 «Wege in die neue Stromzukunft»

Spannungsfeld Landwirtschaft und Industrie 100 Jahre Schweizerische Vereinigung Industrie + Landwirtschaft, Zürich, 26.

Energiewende ja, aber zu welchen Kosten?

Wirtschaftsstandort Frankfurt RheinMain: Welche Infrastrukturmaßnahmen fördern die wirtschaftliche Prosperität?

Arbeitgeberanlass des RAV Thalwil

Maschinenbau in Baden-Württemberg Hochwertige Maschinen, erstklassige Technologien, smarte Lösungen für Industrie 4.0 Baden-Württemberg ist das

Kamingespräch mit Studenten der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft für angewandte Wissenschaften (HDBW) ggmbh

Ist die Energiewende eine Chance oder ein Risiko für Grossverbraucher?

Innovation als Wachstumstreiber für KMU. Referent: Rudolf Minsch

Innovationen bei Unternehmen fördern und unterstützen Photovoltaik Industrietag am PV LAB der BFH Burgdorf

VDGH Präsentation Freitag, 11. Mai Zahlen und Fakten

100 Jahr Feier Departement für Pharmazeutische Wissenschaften, Universität Basel 15. September 2017

Wie Phönix aus der Asche? Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland

Zusammen sind wir Weltklasse

Schweizerischer Gewerbeverband ' Union suisse des arts et métiers usam Unione svizzera delle arti e mestieri usam

Doris Läer. Programm für Sozial- und Umweltstandards, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmBH (GIZ)

Hamburg, Deutschland, Hafen mit Wasseraufbereitungsanlage shutterstock.com - Bildagentur Zoonar GmbH

Die Wichtigkeit der Bilateralen aus Sicht von Novartis

Kann die Gentechnik als Innovationsund Jobmotor dienen? Wie groß ist der volkswirtschaftliche Nutzen?

Tausende neue Arbeitsplätze durch Photovoltaik

Zukunft der Verfahrenstechnik?

Kapitel 4.4 Stärkung der Wissenschaftsbasis Europas und des Europäischen Forschungsraums

F&E Ausgaben der Schweizer Privatwirtschaft Resultate 2015

Informationen zur Präsentation des Bundesberichts Forschung und Innovation 2016 am 11. Mai 2016

Medizinstadt Erlangen Beispiel für erfolgreiche Netzwerkpolitik KI-MPG 1

Medizintechnik für eine höhere Lebensqualität Starker Link zwischen Forschung und Anwendung

Industrieland Deutschland Stand: Dezember 2018

Thesen zur Nanotechnologie. Herausforderungen einer interdisziplinären Nanotechnologie und eines proaktiven Dialogs.

Gliederung der 3. Übung

Zahlt sich Biogas-Produktion in Zukunft aus? Werner Fuchs. Fachtagung Energie Graz

Kanton Zürich Gesundheitsdirektion Standortattraktivität dank Spitzenleistungen auf solider Basis

Schwerpunkte der Tourismuspolitik des Bundes

«Nein zur vorgeschlagenen Energiestrategie 2050 Ja zu mehr Effizienz und Marktwirtschaft»

Modell Schweiz im Wandel Chancen und Risiken für KMU. 6. September 2011 Martin Neff Economic Research

Halbjahrespressekonferenz des VCI

Die GZA fokussiert auf die innovative Entwicklung des Wirtschaftsraumes Zürich

«Perspektiven für die Wirtschaftsregion Fricktal»

24. Mai 2012 / Markus Kälin

Schoggigesetz Herausforderungen im nationalen und internationalen Kontext

Creative Switzerland? Ensuring Innovation as Key for the Future! Zurich, January 15th 2009

Das Krankheitsspektrum der Zukunft

Engagement für gute Rahmenbedingungen

Finanzkrise, Rohwaren- und Frankenhausse: Wohin steuert die Schweizer Wirtschaft, ihre Branchen und Regionen?

Initiative Gesundheitsindustrie Hessen Projektbüro

FORSCHUNG UND INNOVATION: Fachkräfte sichern, Forschungsförderung effizient

Energiestrategie 2050 Wie weiter?

Fachkräfte für die Schweiz k eine Initiative des EVD

Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein Thema auch für Spitäler?

Zukunft der Hochschule Schweiz Wohin soll der Weg führen? Prof. Dr. Rudolf Minsch 14. November 2018, Zürich

«Forschung schafft Innovation»

Spitzencluster Solarvalley Mitteldeutschland - Technologievorsprung durch regionale Kooperation

Veranstaltung zur Vergabe der Deutschlandstipendien an der TU München

Grußwort. Svenja Schulze Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen

Stand der erneuerbaren Energien in der Schweiz und im Berner Oberland. Türöffner-Event I energie-cluster I Interlaken I 10.

DI Dr. Michael Fuchs, MBA Energiepolitik & Energieforschung Infrastruktur, Transport, Ressourcen, Energie Wien,

Lokale Agenda Strausberg Fortschreibung 2017 Beiträge zur Energiewende und zum Klimaschutz

Revision CO 2 -Gesetz: Erwartungen an die Landwirtschaft

Direktinvestitionen der international tätigen Unternehmen als Schlüsselfaktor für Wachstum und Wohlstand in der Schweiz

ZUKUNFT DER GASVERSORGUNG

Wissen ist der Schlüssel zur Zukunft. Forschung schafft Wissen.

Regierungsrat Andreas Rickenbacher, Volkswirtschaftsdirektor

Bilanzmedienkonferenz

Pharmastandort Deutschland

Schweiz: Innovativ, weltweit erfolgreich!

Synergien aus der Integration bestehender Netzwerke, Clusterbildung mit überregionaler Ausstrahlung

Die deutsche Automobilzulieferindustrie: Herausforderungen und Chancen. Dr. Jürgen M. Geißinger Vorsitzender des Vorstands, Schaeffler AG

Ressourceneffizienz als Geschäftstreiber 17. Juni 2014

Bestehende Innovationshürden in der Bundesrepublik Deutschland und mögliche Lösungsansätze

ENERGIESTRATEGIE 2050 FAKTEN, TRENDS UND CHANCEN WKK-FACHVERBAND JUBILÄUMSTAGUNG MARIANNE ZÜND, BUNDESAMT FÜR ENERGIE 4. MAI 2017

FLUGHAFEN ZÜRICH: ZWISCHEN WIRTSCHAFTLICHER BEDEUTUNG UND POLITISCHEN HERAUSFORDERUNGEN

Die Bedeutung der Industrie für den Aargau Hightech als Strategie.

Förderung der angewandten Forschung und des wissenschaftlichen Nachwuchses an Fachhochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften

Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Unterstützung für Freiburger Unternehmen

Branchenportrait Life Science Zürich

Zukunft in Bayern Europäischer Sozialfonds. Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung

«Starker Schweizer Franken: Gefahr einer schleichenden Deindustrialisierung in der Zentralschweiz?»

Bericht über die Lage der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie: 1. Halbjahr 2016 und 2. Quartal 2016

Staatliche Steuerung über Leistungsvereinbarungen in der Schweiz. Prof. Dr. Ulrich Gäbler, Rektor Österreichischer Wissenschaftsrat

Kommission für Technologie und Innovation KTI Hotel Finance Forum 2013

De-Industrialisierung: Die Schweiz als Sonderfall?

Bern, Januar Die Schweizer Fachhochschulen: Profil und Schlüsselaussagen

Strategiekreis Nanowelten

Statement zur Vorstellung des MINT-Frühjahrsreports Dr. Michael Stahl. Geschäftsführer Bildung / Volkswirtschaft

Life Science. Schlüsselbranche für Gesundheit und Ernährung im 21. Jahrhundert. Ort, Datum, ggf. Referent

Transkript:

Schweizer Forschung und Produktion im weltweiten Wettbewerb Forderungen an die Politik aus Sicht der Science Industries Gruppe Handel und Industrie, 11.06.2012 Christoph Mäder Präsident scienceindustries scienceindustries Wirtschaftsverband Chemie Pharma Biotech

Fokussierung auf innovative High End Produkte ist der Schlüssel zum Erfolg Schwergewichtig Life Science Produkte (u.a. Arzneimittel, Diagnostika, Vitamine und Nahrungsmittelzusatzstoffe, Pflanzenschutzmittel), aber auch hochwertige Material Science Produkte weltweit führende Unternehmen (Novartis, Roche, Syngenta, Givaudan und viele KMU in Nischen) Basis dieser industriellen Tätigkeit: Schweiz als weltweit führender Innovationsstandort (WEF und EU Innovation Scoreboard: beide Rang 1, IMD: Rang 3) Volkswirtschaftlich wichtige Industrie Über 36% der Schweizer Gesamtexporte Mehr als 71 000 hochqualifizierte Mitarbeitende in der Schweiz (mit einer 2.5 mal höheren Wertschöpfung pro Arbeitsplatz als der schweizerische Durchschnitt) Science Industries Unternehmen leisten 44% des privaten Schweizer Forschungsaufwandes (7.5 Mia. CHF/Jahr): das sind ein Drittel der weltweiten Forschungsinvestitionen! Saubere und umweltbewusste Industrie Seit 1990 jährliches Produktionswachstum von rund 15% bei praktisch stabilem Stromverbrauch und Senkung der CO2 Emissionen absolut um über 12% 2

abbröckelnde Akzeptanz von Naturwissenschaften und Technik in Europa (Anzeichen: GVO und Kernkraft Moratorien, Null Risiko Haltung, MINT Schwäche an Schulen) ökonomischer Auslagerungsdruck auf Forschung und Produktion seit Jahren anhaltend, weil: hohe Forschungs und Produktionskosten in der Schweiz nur 2% der weltweiten Umsätze in der Schweiz Nähe zu den grossen Absatzmärkten fehlt Verstärkung des Auslagerungsdrucks seit Beginn der Finanzkrise Frankenstärke Druck auf Medikamentenpreise nimmt weltweit zu Drohende Zunahme der Energie und Umweltkosten (u.a. Energiestrategie 2050, CO2 Inlandkompensation, Nachhaltigkeitsthemen, Altlasten) Steigende Regulationsdichte (u.a. REACH, Aktienrecht) 3

Der Forschungsprozess ist eng mit der Produktionsplattform verzahnt, weil: die Forschung eine Entwicklungsplattform braucht (rasches «Scale up») der Forschungsprozess aus den Erlösen der Produktion finanziert wird die Produktion die lokale Beschäftigung sichert und eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung hat Wenn die Produktion abwandert, folgt die Forschung und auch umgekehrt! es braucht in der Schweiz im internationalen Vergleich hervorragende Rahmenbedingungen für Forschung und Produktion 4

Gesellschaftliches Umfeld für Innovationen stärken Förderung der MINT Fächer auf allen Schulstufen Freiheit der Forschung sichern (z.b. keine Fokussierung der NFPs auf Energiethemen, wie jüngst vom Bundesrat beschlossen) Neue Technologien zulassen, nicht verhindern (z.b. kein GVO Moratorium, keine Nullrisikomentalität bei Regulierung industrieller Biotechnologie oder Nanotechnologie) Öffentliche Forschung und Bildung stärken internationale führende Kompetenzzentren an autonomen Hochschulen, ohne regionalpolitische Verzettelungen (HFGK: verpasste Chance, da keine leistungsorientierte Finanzierung der Hochschulen und keine schlanken Führungsorgane erreicht) stetige Finanzierung der Hochschulen mit Schwerpunkt im MINT Bereich (BFI Botschaft 2013 2016: Tatbeweis steht bevor. Antrag der WBK S zur Erhöhung der Mittel um CHF 292 Mio. ist zu unterstützen). Hochqualifizierte Forscher und Studenten aus aller Welt anziehen (dazu braucht es ein flexibles Kontingentsystem fürdrittstaaten Angehörige) 5

Staatliche und private Forschung besser vernetzen Abbau der Berührungsängste auf beiden Seiten (u.a. keine Diskussionen um akademische Forschungsfreiheit bei privat finanazierten Professuren!) Nützen der geographischen Nähe zur Bildung von Forschungs Clustern (ETH, Uni, FH und Industrie), z.b. life science cluster in Basel Innovative Produkte schneller zulassen Beschleunigte Zulassungsverfahren (administrative Effizienz erhöhen: z.b. bei Swissmedic durch mehr öffentliche Transparenz) Arzneimittelpreise: Auslandpreisvergleich darf nicht das einzige Kriterium sein Klinische Forschung: Schweizerischen one stop shop für forschungswillige Unternehmen etablieren anstatt Anstehen bei jedem Spital Anreize schaffen für die Entwicklung von Kinderarzneimittel und Präparaten für seltene Krankheiten (z.b. durch eine Patentverlängerung) 6

Exzellent ausgebildete und motivierte Mitarbeitende Nachwuchs auf allen Stufen fördern, auch von der Wirtschaft (u.a. duale Berufsbildung, Fachhochschulen, Universitäten; Chemie/Pharma: rund 1000 Lehrstellen im naturwissenschaftlichen Bereich, 1000 Praktikanten, Doktoranden und Postdocs, SimplyScience) Hochqualifizierte Arbeitskräfte aus aller Welt zulassen und pflegen (es braucht Personenfreizügigkeit mit der EU, flexibles Kontingentsystem für Drittstaaten Angehörige, Angebot an internationalen Schulen) Produktion nicht künstlich verteuern, sondern Kosten senken! Elektrischer Strom: unterbruchslos in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen (z.b. unnötige Erhöhungen von KEV und Wasserzinsen verteuern den Strom, grosses Fragezeichen: Energiestrategie 2050) Kein Alleingang der Schweiz in der Umweltpolitik (schlechtes Beispiel: CO2 Gesetz, das Auslandskompensation verbietet) Reduktion von Steuern und Abgaben für alle Unternehmen (z. B. Steuerreform III) 7

Verbesserter weltweiter Marktzugang (u.a. Freihandelsverträge mit Indien, China, Brasilien, USA) Vollständiger und sofortiger Zollabbau, mit verbessertem Schutz des Geistigen Eigentums Landwirtschaftspolitik oft Hemmschuh (schlechtes Zeichen: Parlament für Sistierung der Agrarfreihandelsverhandlungen mit der EU) Und überhaupt: nicht alles muss staatlich reglementiert werden! falls keine konkreten Probleme auftreten (z.b. Nanotechnologie) falls Ziele auf anderen Wegen (z.b. Selbstverpflichtungen) erreicht werden (z.b. Effizienzvorschriften für Geräte und Anlagen) falls Probleme gelöst sind (z.b. VOC Abgabe auf Lösemitteln in geschlossenen Produktionsanlagen) falls Unnötiges geregelt werden soll (z.b. Aarhus Konvention: Umweltinformationen) 8

Wenn es der Schweizer Politik nicht gelingt, die weltweit besten staatlichen Rahmenbedingungen für eine starke Schweizer Volkswirtschaft zu schaffen, werden aus ökonomischen Trends Fakten. Das Nachsehen werden die Politik und Gesellschaft haben. 9

Kontakt Christoph Mäder Präsident scienceindustries scienceindustries Nordstrasse 15 Postfach 8021 Zürich Tel. +41 44 368 17 11 www.scienceindustries.ch 10