De-Industrialisierung: Die Schweiz als Sonderfall?
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- Victor Brodbeck
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1 Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Staatssekretariat für Wirtschaft SECO Direktion für Wirtschaftspolitik De-Industrialisierung: Die Schweiz als Sonderfall? Dr. Eric Scheidegger, Leiter Direktion für Wirtschaftspolitik SECO Tagung «Hightech Re-Industrialisierung in der Schweiz» Hightech Zentrum Aargau Brugg, 25. April 2017
2 Übersicht 1. De-Industrialisierung? Strukturwandel! 2. Anhaltender Strukturwandel 3. Strukturwandel in der Schweizer Industrie 4. Prinzipien der Schweizer Wirtschaftspolitik 5. Fazit 2
3 1. DE-INDUSTRIALISIERUNG? STRUKTURWANDEL! 3
4 Anteil der Industrie an der Beschäftigung 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% Deutschland Japan Schweiz USA Grossbritannien OECD Quelle: Weltbank 4
5 Anteil der Industrie am BIP 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% Deutschland Japan Schweiz USA Grossbritannien OECD Quelle: Weltbank 5
6 2. ANHALTENDER STRUKTURWANDEL 6
7 Strukturwandel und Beschäftigung Anzahl Erwerbstätige (in 1 000, rechte Achse) und Anteile der Sektoren am Total der Erwerbstätigen (in %, linke Achse) 80% 70% Total Sektor 1 Sektor 2 Sektor % 50% 46% % % 20% 10% 14% 21% 3% % 0 Quelle: BFS / ETS 7
8 Wandel - Innovation - Wachstum Beispiel Erfindung des Traktors: Millionen Farmarbeiter wurden nicht mehr benötigt 1910 arbeitete jeder dritte Beschäftigte (USA) in der Landwirtschaft; 1950 nur noch 10% Aber: Äcker mussten nicht mehr für zusätzliche Futterproduktion für Pferde verwendet werden (ca. ein Viertel der Anbaufläche) Arbeit konnte rascher erledigt werden (Wettereinfluss gemildert) Arbeiter konnten in der Industrie eingesetzt werden (ermöglichte erst die Industrialisierung) Preiszerfall Nahrungsmittel erhöhte Reallöhne (insgesamt höhere Nahrungsaufnahme; mehr Ausgaben für andere Güter) Längerfristiger Gewinn (gemessen am BIP): ca. 8% 8
9 Strukturbruch: Uhrenindustrie Neuenburg 1970er Jahre: Verdrängung von preisgünstigen mechanischen Uhren durch Digitaluhren Stark geschützte und kartellisierte Branche Bis 1985: Verlust von 50% der Beschäftigten in der Uhrenindustrie Überwindung der Krise vor allem von Firmen selbst getragen Staatliche Hilfen (Bonny-Beschluss) mit nur marginalem Beitrag Im Laufe der Zeit sind aus den Strukturen erfolgreiche neue Branchen und Firmen entstanden. Entscheidend dafür waren: Know-how und Skills Vorhandenes Netzwerk an Zulieferern und Kunden Regulatorisches Umfeld (Geistige Eigentumsrechte) Marktzugang (Globale Wertschöpfungsketten) 9
10 3. STRUKTURWANDEL IN DER SCHWEIZER INDUSTRIE 10
11 Strukturwandel in der Schweizer Industrie Erheblicher Strukturwandel innerhalb der Industrie Beispiele: Vom Fahrzeugbau («Saurer») zu hochspezialisierten Zulieferern (Autoneum, EMS-Chemie) Von der Farbenherstellung zur Pharma und Spezialitätenchemie Von der Uhrenindustrie zur Medizinaltechnik Insgesamt Wandel hin zu Produkten mit hohem Spezialisierungsgrad, hohem F&E-Gehalt Tiefe Preiselastizität im Export als Erfolgsfaktor 11
12 Unterscheidung zwischen Sektoren irreführend (Strukturwandel in der Industrie) 12
13 4. PRINZIPIEN DER SCHWEIZER WIRTSCHAFTSPOLITIK 13
14 Ordnungspolitik bleibt wichtig Fokus auf Schwächen, nicht auf Stärken! Tiefes Wachstum wegen steigendem Anteil «unproduktiver Sektoren» Fokus auf Sektoren mit tiefer Produktivität, nicht auf Champions Stärkung des Wettbewerbs statt der Wettbewerbsfähigkeit Mehr Wettbewerb/bessere Regulierung, um (fehlalloziertes) Wachstum zu bremsen (starkes Beschäftigungswachstum im öffentlichen Sektor) Verbesserung der Rahmenbedingungen für alle Sektoren und Firmen Keine Industriepolitik / keine aktive Innovationspolitik 14
15 5. FAZIT 15
16 «Take aways» Strukturwandel ist positiv und notwendig zur Steigerung des Wohlstandes Staat federt negative Auswirkungen ab, verhindern kann er Strukturwandel nicht Deindustrialisierung schreitet in allen Ländern voran, auch in der Schweiz Wichtiger Grund: hohes Produktivitätswachstum der Industrie selbst Vorsicht bei Abgrenzung zwischen Industrie und Dienstleistungen In der Schweiz gelten (noch) ordnungspolitische Prinzipien. Die Schweiz benötigt keine «Industriepolitik» 16
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