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Transkript:

Manuskript Beitrag: Kinder ohne Zukunft Letzte Chance Förderschule Sendung vom 1. April 2014 von Caterina Woj Anmoderation: Als die Rütli-Schule vor acht Jahren aus den Fugen geriet, da schien ein Klischee wahr geworden zu sein: Rabiate, ja gewalttätige Schüler ausländischer Herkunft machen überforderte Lehrer platt. Das alles wochenlang in den Medien. Mitten im Berliner Bezirk Neukölln, den der Spiegel vor vielen Jahren schon mit der Bronx verglichen hatte. Noch so ein Klischee. Doch so mühsam es sich lernt am gesellschaftlichen Rand: Lehrer und Erzieher sind manchmal die einzigen, die Kindern aus unteren sozialen Schichten auf den Weg helfen. Unsere Autorin Caterina Woj ging ein paar Tage auf die Adolf-Reichwein-Förderschule. Im rauen Großstadt-Kiez. Text: Berlin-Neukölln. Die Förderschule Adolf Reichwein. Letzte Chance für Kinder, die an anderen Schulen schon gescheitert sind oder die Lehrer an ihnen. Deutschunterricht in der 7c. Annett Winkler ist die Klassenlehrerin. Noch vor einem Jahr waren die Deutschkenntnisse ihrer Schüler gleich Null. Denn fast alle kommen aus Migrantenfamilien, aus Rumänien, Bosnien, Bulgarien oder der Türkei. Hausaufgabenkontrolle. Du hast sie wie immer gemacht? Das müssen wir jetzt mal so ganz laut sagen, ja! - Alwin hast Du auch wie immer Hausaufgaben gemacht? Die Erfolge sind klein. Aber sie sind da. Wir haben ja Zeit für diese Kinder. Also, besonders bei den Kleinen bemühen wir uns, sie eben ganztags zu betreuen, Essensmöglichkeiten zu schaffen, im Notfall auch mal ne

Jacke zu beschaffen, ganz viel Liebe zu geben, ganz viel Zuwendung zu geben, aber auch wir haben Grenzen. Also, es gibt auch Kinder, die wir dann irgendwann nicht erreichen und nicht mehr erreichen. Leider, leider ist das so, ja. Und das sind die emotionalen Grenzen, die uns natürlich auch zu schaffen machen. Annett Winklers Arbeit geht weit über das Klassenzimmer hinaus. Sie kümmert sich um Essen - für die, die zu Hause kein Frühstück bekommen. Sorgt dafür, dass die Kinder wenigstens in der Schule Kind sein können. Sie vermittelt in den Familien. Die Kinder werden sehr zeitig gefordert, quasi die Rolle der Eltern mit zu übernehmen. Wenn die Eltern zum Jobcenter müssen, müssen die Kinder oft mit und übersetzen. Die Kinder müssen versuchen, die Briefe zu lesen, die sie eigentlich selber noch nicht verstehen können. Also, sie werden sehr zeitig zu etwas gefordert, was andere Kinder in ihrem Alter nicht machen müssten. 31 Lehrer und Erzieher kümmern sich um 180 Schüler. Ein Lehrer für sechs Schüler. Das ist Intensivbetreuung mit dem Ziel, die Kinder zum Hauptschulabschluss zu bringen. Und das ist ein tägliches Ringen - im Klassenzimmer wie auf dem Schulhof. O-Ton Jürgen Saurin, Rektor: Jetzt schmeißen schon vier oder fünf mit Eicheln. Also, das ist der Klassiker. Einer fängt an und dann sind sie alle dabei. Ich geh da jetzt mal runter. Für die Jungs geht es darum, sich durchzusetzen. In der Rangordnung nach oben zu kommen. Das Recht des Stärkeren zählt. So sind die Regeln. O-Ton Jürgen Saurin, Rektor: Wir haben da einen Fünftklässler, der seine Fäuste nicht so ganz im Zaum hat. Und das geht manchmal schneller, als man selbst dazwischen treten kann, war meine eigene Aufsicht. Die spielen draußen Fußball, er ärgert sich und schon hat der Andere eine geplatzte Lippe. Der Strafstuhl vor dem Zimmer des Direktors. Hier sitzen häufig Jungs, die eine klare Ansage brauchen. O-Ton Jürgen Saurin, Rektor: Wir haben eine hohe Kriminalitätsrate in unserem Umfeld und natürlich auch bei unseren Familie. Wir haben es stark mit Vernachlässigung zu tun oder auch mit Unwissenheit, wie man Kinder erzieht und was Förderung bedeutet und was Deutsch lernen bedeutet und was das Vermitteln von Normen

bedeutet, die wir uns wünschen. Muhammed, ist 13 Jahre alt. Bei der Polizei ist er bestens bekannt wegen Sachbeschädigung, Raub, schwerer Körperverletzung und Diebstahl. Heute hat er keine Lust auf eine Keilerei, sucht lieber das Gespräch mit dem Sozialarbeiter der Schule. So, Du wolltest zu mir. Ja, wegen gestern. Wegen gestern. Was war denn gestern? Ich hatte ein paar Probleme. Mit Hasan. Ja, wir haben am Anfang so ein bisschen Spaß gemacht, danach hat er mich beleidigt, die ganze Zeit. Dann habe ich ihn beleidigt. Wir haben uns geschlagen ein bisschen. Und deswegen wollte ich mit Ihnen reden. Wie kann ich lernen, wie er mich provoziert, das zu vermeiden? Dass ich nicht darauf reagiere. Okay. Ein gutes Zeichen an diesem Morgen. Muhammed kommt aus zerrütteten Familienverhältnissen. Wann hast Du das letzte Mal Deine Mama gesehen? Vielleicht vor drei Monaten oder so. Ich bin vor kurzem hingefahren und sie war nicht da. Danach sind wir wieder nach Hause gefahren und danach waren wir richtig traurig. Kannst Du Dir vorstellen, dass Dein Papa und Deine Mama mal gemeinsam miteinander reden könnten? Nein.

Kannst Du Dir nicht vorstellen? Ich glaube, es wird auch nicht zum Gespräch kommen, weil beide hassen sich. Okay. An der Familiensituation kann der Sozialarbeiter nichts ändern. Aber zeigen, dass es Erwachsene gibt, mit denen man reden kann. Nur reicht da die große Pause nicht. Also ich würde das Problem gerne ein anderes Mal bearbeiten. Mit Hasan zusammen. Ja, könnt ihr auch gerne irgendwann heute noch machen. Wenn wir es heute machen, dann nicht in der fünften Stunde. Was ist in der fünften Stunde? Sport. Okay. Deinen Tee, willst Du den mitnehmen? Nach oben? Ja. Tschau, Herr Grohmann. Tschüss. Tschüss. Jedes Kind, das wir auf den rechten Weg bringen und glücklich machen oder in dem Glück bestätigen, ist quasi, ja, ein Teil Heilung der Welt. Auf dem Stundenplan steht auch Sozialtraining. Annett Winkler und eine Kollegin bringen den Kindern bei, mit Aggressionen umzugehen. Okay, jeder einen Stuhl. Und für Frau Winkler und für mich bitte auch einen Stuhl. Jetzt geht derjenige in die Mitte, der

schon mal zugehauen hat, wenn er beleidigt wurde. - Wie fühlst Du Dich, wenn Dich einer beleidigt? Was machst Du denn da, zum Beispiel? Mich wehren und zuschlagen, sofort. Nein das geht nicht. Wir schlagen gar keinen egal, ob Mädchen oder Jungs. Die Kinder kennen Gewalt. Und Beleidigungen kennen sie in jedem Fall, die üben sie auch aus. Und das eskaliert dann ganz schnell und deswegen üben wir das quasi hier, wie gehe ich damit um. So los geht s! Guck mal, wie die aussehen. O-Ton Schüler: Halt die Fresse, Du Schlampe. Guck mal, wie die Haare aussehen. O-Ton Schüler: Halt die Fresse, Du Schlampe. Kauf Du Dir mal neue Hosen. Halt die Fresse, Du hässliches Gerät. Halt die Fresse, geh mal nach Hause. Geh mal Du nach Hause. Guck mal, wie Deine Freundin aussieht. Nur Knochen. Was ist das denn? O-Ton Schüler: Halt die Fresse. Okay. Vielen Dank. Ich sag mal dazu, wo es spielte. Zuhören. Es spielte auf dem Schulhof. Die Beleidigungen sitzen, obwohl es ein Spiel ist, fühlt Chantal sich getroffen. Geht s gut, Chantal oder willst Du kurz raus? Es ist schwer, so was auszuhalten, das weiß ich. Wenn Du Luft brauchst, kannst Du aber auch rausgehen. So, wie Du es willst jetzt.

Das steht Dir frei, das weißt Du. O-Ton Frontal21: Wie wäre das in einer normalen Schule für diese Kinder? Sie würden untergehen. Sie haben alle die normale Schule erlebt, weil wir erst ab dritter Klasse aufnehmen. Und da sind sie so schwer schon geschädigt, weil sie gemobbt werden, weil schwer beleidigt werden, weil sie untergehen, wenn sie leise sind. Wir haben auch viele Mädchen, die einfach leise sind. Die ertragen das, die erdulden das. So schlimm, dass sie weinend rausgehen, aus dem Unterricht, weil sie irgendwas nicht aushalten. In der letzten Klasse von Annett Winkler haben fast alle den Hauptschulabschluss geschafft. Das bedeutet gerade für Mädchen viel, deren Eltern von ihnen frühe Heirat und Kinder erwarten und nicht unbedingt einen Beruf. Ich will werden - entweder Krankenschwester oder Polizistin. Tischlerin - wie mein Vater. Ich will werden - eine Krankenschwester. Dessert-Designerin. O-Ton Schülerin Singen und Schauspielerin. Eigentlich das will ich machen. O-Ton Frontal21: Haben die Kinder eine Chance? Ja, sie haben sie, weil sie begleitet werden von uns, weil sie vom Arbeitsamt begleitet werden, weil wir sie zum Arbeitsamt begleiten, weil wir sie in die nächste Schule begleiten. Also, aber nur, wenn eben immer jemand da ist, der sie begleitet, an die Hand nimmt, ihnen das erklärt und Zeit hat einfach für sie. Dann schon. So, Hofaufsicht. Für die Kinder eine Chance auf eine Zukunft. Für die Lehrer harte Arbeit. Aber eine die sich lohnt. Zur Beachtung: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers hergestellt. Jede andere Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Urheberberechtigten

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