Das Kompositionalitätsprinzip

Ähnliche Dokumente
Kompositionalität. Christian Ebert & Fritz Hamm. Kompositionalität. 1. Dezember 2011

Formale Semantik. Anke Assmann Heim & Kratzer 1998, Kap. 1. Universität Leipzig, Institut für Linguistik

Semantik und Pragmatik

3.4 Direkte vs. indirekte Interpretation

Semantik und Pragmatik

Einführung in die Computerlinguistik. Semantik

Semantik und Pragmatik

Interdisziplinäre fachdidaktische Übung: Modelle für Sprachen in der Informatik. SS 2016: Grossmann, Jenko

Semantik. Anke Himmelreich Formale Semantik. Universität Leipzig, Institut für Linguistik 1 / 47

Semantik: Einleitung. Bm1d: Einführung in die Semantik M. Zimmermann Uni Potsdam, SoSe 2009

Was bisher geschah. Semantik III. Semantik I Ÿ lexikalische Semantik. Heute: Satzbedeutung, Wahrheitskonditionale Semantik.

Linguistische Grundlagen 6. Semantik

Einführung in die Semantik, 10. Sitzung Generalisierte Quanto

Boole sche und Peirce sche Grammatik Hauptseminar

1.1 Formale Semantik: Grundannahmen und Prinzipien. Was soll eine semantische Analyse der natürlichen Sprache leisten?

Quantoren und Quantifikation

3 Prädikatenlogik der 1. Stufe (PL1) Teil I

Natürliche Sprachen sind durch Ambiguitäten und Vagheiten beim Ausdruck von Denkinhalten charakterisiert.

SEMANTIKFORMALISMEN. Conceptual Dependency als uninterpretierter Semantikformalismus. Conceptual Dependency als uninterpretierter Semantikformalismus

4.3 NPn als Objekte oder als Prädikative

Quantoren (6) (1) a. jede Frau b. eine Frau c. keine Fraue d. drei Frauen e. die meisten Frauen f. viele Frauen

Semantikkonstruktion

Formale Semantik. Anke Assmann Heim & Kratzer 1998, Kap. 2. Universität Leipzig, Institut für Linguistik

Semantik und Pragmatik

Tutorium Prolog für Linguisten 12

Logische Grundlagen der Mathematik, WS 2014/15

2 Theorie der semantischen Typen

Was bisher geschah Modellierung in Logiken: klassische Prädikatenlogik FOL(Σ, X) Spezialfall klassische Aussagenlogik AL(P)

7 Gültigkeit und logische Form von Argumenten

Semantik: Die Bedeutung sprachlicher Konstrukte

Kapitel 11: E-Typ Anaphern

R. Montague: ÈEnglish as a Formal LanguageÇ Vortrag von Sascha Brawer á 18. Januar 1995

Zwischensprachliche Variation bei Quantorenanhebung

Syntax und Morphologie

Einführung in die Semantik, 8. Sitzung Typentheorie, F deutsch

Logik und modelltheoretische Semantik. Montague-Grammatik

Bindungs-Theorie. Bindungs-Theorie. R-Ausdrücke. Anapher. Pronomen. Antezedens

Dependency Locality Theory von Edward (Ted) Gibson. Die. Seminar Konnektionistische Sprachverarbeitung, Benjamin Udiljak. 10.

Prädikatenlogik: modelltheoretische Semantik

Debreceni Egyetem Bölcsészettudományi Kar. Darai Zsuzsanna

4.3 NPn als Objekte oder als Prädikative [Chierchia , Lohnstein ]

Formale Semantik. Anke Assmann Heim & Kratzer 1998, Kap. 3. Universität Leipzig, Institut für Linguistik

Nur Aussagesätze, d.h. Deklarativ-, nicht aber Frage- oder Aufforderungs-sätze bringen das Zutreffen einer Aussage (oder Proposition) zum Ausdruck.

Mathematische und logische Grundlagen der Linguistik. Kapitel 2: Grundbegriffe

Fabian Heck Perlmutter & Soames Beethovenstr. 15, Raum Sommmersemester 2007

Mathematische und logische Grundlagen der Linguistik. Mathematische und logische Grundlagen der Linguistik. Karl Heinz Wagner. Hier Titel eingeben 1

Modellierungsbeispiel Geräte

Kompaktkurs Montague-Grammatik SS 1996 (Ede Zimmermann, IMS)

Automatisches Verstehen gesprochener Sprache

Einführung in die Semantik

. How Complex are Complex Predicates? K. Maiterth, A. Domberg. Seminar: Komplexe Verben im Germanischen Universität Leipzig Problem..

De Morgan sche Regeln

Hilbert: Prädikatenlogik Teil I (formale Beweise) Text von Hilbert; Text von Halbeisen et al. Christine Simantiri Ueli Gisiger

Semantik. Anke Himmelreich Einführung. Universität Leipzig, Institut für Linguistik 1 / 30

Syntax von Programmiersprachen

Einführung in die Computerlinguistik

Lange Abhängigkeiten in Brosziewski-Derivationen

Vierte Sitzung. (Wiederholung: Syntax und Semantik der Prädikatenlogik) I. Syntax der Prädikatenlogik

KL WS 03/04 - Anke Lüdeling. Gliederung. Polysemie. Systematische Polysemie

Semantik. Sebastian Löbner. Eine Einführung. Walter de Gruyter Berlin New York 2003

Semantik. Anke Himmelreich Einführung. Universität Leipzig, Institut für Linguistik 1 / 33

Logic in a Nutshell. Christian Liguda

Kontext, Referenz und Bedeutung

AKWM. Natürlichsprachliche Suche. Semantische Suche Eddie Mönch. Copyright 2008 ontoprise GmbH, Karlsruhe

Wahrheitswertesemantik Einführung Aussagenlogik

Wichtig!! Strukturelle Relationen. Grundlegende Begriffe. Dominanz. Dominanz

Einführung. Gegenstandsbereich der Syntax. Ansatzabhängigkeit der syntaktischen Beschreibungen. Grundlegende Unterscheidungen: Wörter und Verwandtes

Computerlexikographie-Tutorium

Einführung in die Sprachwissenschaft -Tutorium-

Interdisziplinäre fachdidaktische Übung: Formale Sprache Definitionen, Funktionen

Was bisher geschah Klassische Aussagenlogik zur Modellierung von Aussagen Syntax: Formeln

Formale Semantik. Tutorium WiSe 2012/ November Foliensatz freundlicherweise von Andreas bereitgestellt. 2. Sitzung: Typenlogik

2 Sprachliche Einheiten

Teil 111. Chart-Parsing

12. LA- und PS-Hierarchien im Vergleich

LÖSUNGEN ZU AUFGABE (41)

Universelle Algebra. Zur Erinnerung: Definition von Gruppe, Ring (mit 1), R-Vektorraum.

Introduction to Data and Knowledge Engineering. 3. Übung. Funktionale Abhängigkeiten und Normalformen

3 Aspekte der Ausdrucksbedeutung

Einführung in die Linguistik, Teil 4

Unhörbare Bedeutungen in der Sprache Habilitationsvortrag vom an der Philosophischen Fakultät der Universtität zu Köln Horst Lohnstein

Lexikalisch-semantische Disambiguierung mit WordNet

Ivana Daskalovska. Willkommen zur Übung Einführung in die Computerlinguistik. Sarah Bosch,

4 Typen der Verknüpfung von Adjektiv und Substantiv:

Einführung in unifikationsbasierte Grammatikformalismen

Probabilistic Context Free Grammars, Part II

Semantik 5: Montague-Grammatik

Lexikalische Semantik. Was ist ein Wort? Was ist in einem Wort?

Syntax von Programmiersprachen

Einführung in die Sprachwissenschaft des Deutschen. Semantik I. PD Dr. Alexandra Zepter

Einführung in die Linguistik, Teil 4

Diskursrepräsentationstheorie

Syntax von Programmiersprachen

Sprachproduktion. Psycholinguistik (7/11; HS 2010/2011 Vilnius, den 26. Oktober 2010

Transkript:

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 1.0) Seminar Kompositionalität, 2005 1

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 1.0) Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Seminar Kompositionalität, 2005 1

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 1.0) Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Oft auch als Frege-Prinzip bezeichnet (nach Gottlob Frege, 1848-1925) Seminar Kompositionalität, 2005 1

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 1.0) Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Oft auch als Frege-Prinzip bezeichnet (nach Gottlob Frege, 1848-1925) Intuitiv eingängig, aber... Seminar Kompositionalität, 2005 1

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 1.0) Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Oft auch als Frege-Prinzip bezeichnet (nach Gottlob Frege, 1848-1925) Intuitiv eingängig, aber...... in dieser Form eigentlich viel zu unpräzise. Seminar Kompositionalität, 2005 1

Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Seminar Kompositionalität, 2005 2

Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Heisst die, dass jeder Ausdruck eine eindeutige Bedeutung hat? Gibt es bedeutungslose Ausdrücke? Seminar Kompositionalität, 2005 2

Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Heisst die, dass jeder Ausdruck eine eindeutige Bedeutung hat? Gibt es bedeutungslose Ausdrücke? Was sind Bedeutungen? Modelltheoretische Objekte? Seminar Kompositionalität, 2005 2

Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Heisst die, dass jeder Ausdruck eine eindeutige Bedeutung hat? Gibt es bedeutungslose Ausdrücke? Was sind Bedeutungen? Modelltheoretische Objekte? Wann ist ein Ausdruck komplex? Abhängig oder unabhängig von einer bestimmten Theorie? Seminar Kompositionalität, 2005 2

Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Heisst die, dass jeder Ausdruck eine eindeutige Bedeutung hat? Gibt es bedeutungslose Ausdrücke? Was sind Bedeutungen? Modelltheoretische Objekte? Wann ist ein Ausdruck komplex? Abhängig oder unabhängig von einer bestimmten Theorie? Was sind die Teile eines Ausdrucks? Unmittelbare Konstituenten? Sind Teile auch wieder Ausdrücke? Seminar Kompositionalität, 2005 2

Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt Heisst die, dass jeder Ausdruck eine eindeutige Bedeutung hat? Gibt es bedeutungslose Ausdrücke? Was sind Bedeutungen? Modelltheoretische Objekte? Wann ist ein Ausdruck komplex? Abhängig oder unabhängig von einer bestimmten Theorie? Was sind die Teile eines Ausdrucks? Unmittelbare Konstituenten? Sind Teile auch wieder Ausdrücke? Was heisst bestimmt? Eindeutig bestimmt?... und durch nichts anderes? Seminar Kompositionalität, 2005 2

Erstes Problem: John loves Mary besteht (intuitiv gesprochen) aus den gleichen Teilen (hier: Worten) wie Mary loves John Seminar Kompositionalität, 2005 3

Erstes Problem: John loves Mary besteht (intuitiv gesprochen) aus den gleichen Teilen (hier: Worten) wie Mary loves John Nach dem Kompositionalitätsprinzip sollten damit die Bedeutungen dieser komplexen Ausdrücke gleich sein Seminar Kompositionalität, 2005 3

Erstes Problem: John loves Mary besteht (intuitiv gesprochen) aus den gleichen Teilen (hier: Worten) wie Mary loves John Nach dem Kompositionalitätsprinzip sollten damit die Bedeutungen dieser komplexen Ausdrücke gleich sein Sind sie aber nicht! Seminar Kompositionalität, 2005 3

Erstes Problem: John loves Mary besteht (intuitiv gesprochen) aus den gleichen Teilen (hier: Worten) wie Mary loves John Nach dem Kompositionalitätsprinzip sollten damit die Bedeutungen dieser komplexen Ausdrücke gleich sein Sind sie aber nicht! Die Teile (Worte) sind vielleicht die gleichen, aber sie sind unterschiedlich zusammengebaut worden: Seminar Kompositionalität, 2005 3

Erstes Problem: John loves Mary besteht (intuitiv gesprochen) aus den gleichen Teilen (hier: Worten) wie Mary loves John Nach dem Kompositionalitätsprinzip sollten damit die Bedeutungen dieser komplexen Ausdrücke gleich sein Sind sie aber nicht! Die Teile (Worte) sind vielleicht die gleichen, aber sie sind unterschiedlich zusammengebaut worden: [John [loves Mary] VP ] S [Mary [loves John] VP ] S Seminar Kompositionalität, 2005 3

Erstes Problem: John loves Mary besteht (intuitiv gesprochen) aus den gleichen Teilen (hier: Worten) wie Mary loves John Nach dem Kompositionalitätsprinzip sollten damit die Bedeutungen dieser komplexen Ausdrücke gleich sein Sind sie aber nicht! Die Teile (Worte) sind vielleicht die gleichen, aber sie sind unterschiedlich zusammengebaut worden: [John [loves Mary] VP ] S [Mary [loves John] VP ] S Abänderung des Kompositionalitätsprinzip, die dieser Tatsache Rechnung trägt. Seminar Kompositionalität, 2005 3

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 2.0) Seminar Kompositionalität, 2005 4

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 2.0) Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile und der Regel, mit der sie kombiniert wurden, bestimmt. Seminar Kompositionalität, 2005 4

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 2.0) Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile und der Regel, mit der sie kombiniert wurden, bestimmt. Weiterhin unpräzise: Was sind Regeln? Seminar Kompositionalität, 2005 4

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 2.0) Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile und der Regel, mit der sie kombiniert wurden, bestimmt. Weiterhin unpräzise: Was sind Regeln? Zum Vergleich die englische Variante: Seminar Kompositionalität, 2005 4

Das Kompositionalitätsprinzip (Version 2.0) Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks ist durch die Bedeutung seiner Teile und der Regel, mit der sie kombiniert wurden, bestimmt. Weiterhin unpräzise: Was sind Regeln? Zum Vergleich die englische Variante: The meaning of a complex expression is determined by the meaning of its parts and the mode of composition. Seminar Kompositionalität, 2005 4

Warum überhaupt? Produktivität: Seminar Kompositionalität, 2005 5

Warum überhaupt? Produktivität: Sprecher können nie zuvor geäusserte Sätze produzieren/beurteilen Seminar Kompositionalität, 2005 5

Warum überhaupt? Produktivität: Sprecher können nie zuvor geäusserte Sätze produzieren/beurteilen Lernbarkeit: Seminar Kompositionalität, 2005 5

Warum überhaupt? Produktivität: Sprecher können nie zuvor geäusserte Sätze produzieren/beurteilen Lernbarkeit: Kinder können aus wenig Input problemlos Sprache lernen Seminar Kompositionalität, 2005 5

Warum überhaupt? Produktivität: Sprecher können nie zuvor geäusserte Sätze produzieren/beurteilen Lernbarkeit: Kinder können aus wenig Input problemlos Sprache lernen Systematicity: Seminar Kompositionalität, 2005 5

Warum überhaupt? Produktivität: Sprecher können nie zuvor geäusserte Sätze produzieren/beurteilen Lernbarkeit: Kinder können aus wenig Input problemlos Sprache lernen Systematicity: Sprache ist systematisch, d.h. hat klare Muster Seminar Kompositionalität, 2005 5

Warum überhaupt? Produktivität: Sprecher können nie zuvor geäusserte Sätze produzieren/beurteilen Lernbarkeit: Kinder können aus wenig Input problemlos Sprache lernen Systematicity: Sprache ist systematisch, d.h. hat klare Muster Mit Kompositionalität: Seminar Kompositionalität, 2005 5

Warum überhaupt? Produktivität: Sprecher können nie zuvor geäusserte Sätze produzieren/beurteilen Lernbarkeit: Kinder können aus wenig Input problemlos Sprache lernen Systematicity: Sprache ist systematisch, d.h. hat klare Muster Mit Kompositionalität: Es genügt die Grundbausteine ( Teile ) und Regeln zu kennen/lernen?? Seminar Kompositionalität, 2005 5

Augenscheinliche Probleme: Ambiguität: Seminar Kompositionalität, 2005 6

Augenscheinliche Probleme: Ambiguität: Lexikalisch: Johann steht vor einer Bank. (Geldinstitut vs. Sitzgelegenheit) Seminar Kompositionalität, 2005 6

Augenscheinliche Probleme: Ambiguität: Lexikalisch: Johann steht vor einer Bank. (Geldinstitut vs. Sitzgelegenheit) Was also ist die Bedeutung von Bank? Seminar Kompositionalität, 2005 6

Augenscheinliche Probleme: Ambiguität: Lexikalisch: Johann steht vor einer Bank. (Geldinstitut vs. Sitzgelegenheit) Was also ist die Bedeutung von Bank? Skopus: Jeder Student kennt einen Linguisten (spezifisch vs. unspezifisch) Seminar Kompositionalität, 2005 6

Augenscheinliche Probleme: Ambiguität: Lexikalisch: Johann steht vor einer Bank. (Geldinstitut vs. Sitzgelegenheit) Was also ist die Bedeutung von Bank? Skopus: Jeder Student kennt einen Linguisten (spezifisch vs. unspezifisch) Eine syntaktische Struktur [ [Jeder Student] NP [kennt [einen Linguisten] NP ] VP ] S Seminar Kompositionalität, 2005 6

Augenscheinliche Probleme: Ambiguität: Lexikalisch: Johann steht vor einer Bank. (Geldinstitut vs. Sitzgelegenheit) Was also ist die Bedeutung von Bank? Skopus: Jeder Student kennt einen Linguisten (spezifisch vs. unspezifisch) Eine syntaktische Struktur [ [Jeder Student] NP [kennt [einen Linguisten] NP ] VP ] S aber zwei Bedeutungen? Seminar Kompositionalität, 2005 6

Augenscheinliche Probleme: Ambiguität: Lexikalisch: Johann steht vor einer Bank. (Geldinstitut vs. Sitzgelegenheit) Was also ist die Bedeutung von Bank? Skopus: Jeder Student kennt einen Linguisten (spezifisch vs. unspezifisch) Eine syntaktische Struktur [ [Jeder Student] NP [kennt [einen Linguisten] NP ] VP ] S aber zwei Bedeutungen? Strukturell: Heinz-Detlev sah einen Astronomen mit einem Fernglas. Seminar Kompositionalität, 2005 6

Augenscheinliche Probleme: Ambiguität: Lexikalisch: Johann steht vor einer Bank. (Geldinstitut vs. Sitzgelegenheit) Was also ist die Bedeutung von Bank? Skopus: Jeder Student kennt einen Linguisten (spezifisch vs. unspezifisch) Eine syntaktische Struktur [ [Jeder Student] NP [kennt [einen Linguisten] NP ] VP ] S aber zwei Bedeutungen? Strukturell: Heinz-Detlev sah einen Astronomen mit einem Fernglas. Kein Problem! Zwei unterschiedliche syntaktische Strukturen (und damit verschiedene Regeln). Seminar Kompositionalität, 2005 6

Augenscheinliche Probleme: Abhängigkeiten vom Kontext: Seminar Kompositionalität, 2005 7

Augenscheinliche Probleme: Abhängigkeiten vom Kontext: Indexikalische Ausdrücke: Seminar Kompositionalität, 2005 7

Augenscheinliche Probleme: Abhängigkeiten vom Kontext: Indexikalische Ausdrücke: (a) Der Bundeskanzler heisst Helmut Kohl. (Sprechzeitpunkt) Seminar Kompositionalität, 2005 7

Augenscheinliche Probleme: Abhängigkeiten vom Kontext: Indexikalische Ausdrücke: (a) Der Bundeskanzler heisst Helmut Kohl. (Sprechzeitpunkt) (b) Hier stinkt s nach Pferdemist. (Sprechort) Seminar Kompositionalität, 2005 7

Augenscheinliche Probleme: Abhängigkeiten vom Kontext: Indexikalische Ausdrücke: (a) Der Bundeskanzler heisst Helmut Kohl. (Sprechzeitpunkt) (b) Hier stinkt s nach Pferdemist. (Sprechort) (c) Ich bin 1,80m groß und trage eine Brille. (Sprecher) Seminar Kompositionalität, 2005 7

Augenscheinliche Probleme: Abhängigkeiten vom Kontext: Indexikalische Ausdrücke: (a) Der Bundeskanzler heisst Helmut Kohl. (Sprechzeitpunkt) (b) Hier stinkt s nach Pferdemist. (Sprechort) (c) Ich bin 1,80m groß und trage eine Brille. (Sprecher) Bedeutungen (Wahrheit/Falschheit) von (a) (c) abhängig von den Äußerungsumständen und nicht nur von Teilen und Regeln. Seminar Kompositionalität, 2005 7

Abhängigkeiten vom Kontext: Anaphern: Er ist doof hat verschiedene Bedeutungen je nach umgebendem Diskurs/Text: Seminar Kompositionalität, 2005 8

Abhängigkeiten vom Kontext: Anaphern: Er ist doof hat verschiedene Bedeutungen je nach umgebendem Diskurs/Text: (a) Christian gibt ein Semniar über Kompositionalität. Er ist doof. (Er Christian) Seminar Kompositionalität, 2005 8

Abhängigkeiten vom Kontext: Anaphern: Er ist doof hat verschiedene Bedeutungen je nach umgebendem Diskurs/Text: (a) Christian gibt ein Semniar über Kompositionalität. Er ist doof. (Er Christian) (b) Der Bundeskanzler heisst Gerhard Schröder. Er ist doof. (Er Gerhard Schröder) Seminar Kompositionalität, 2005 8

Abhängigkeiten vom Kontext: Anaphern: Er ist doof hat verschiedene Bedeutungen je nach umgebendem Diskurs/Text: (a) Christian gibt ein Semniar über Kompositionalität. Er ist doof. (Er Christian) (b) Der Bundeskanzler heisst Gerhard Schröder. Er ist doof. (Er Gerhard Schröder) Bedeutungen (Wahrheit/Falschheit) von (a) (b) abhängig vom Diskurs und nicht nur von Teilen und Regeln. Seminar Kompositionalität, 2005 8

Programm Seminar Kompositionalität, 2005 9

Programm Voraussetzungen: Prädikatenlogik Seminar Kompositionalität, 2005 9

Programm Voraussetzungen: Prädikatenlogik 1. Wiederholung: Prädikatenlogik. Ist sie kompositionell? Seminar Kompositionalität, 2005 9

Programm Voraussetzungen: Prädikatenlogik 1. Wiederholung: Prädikatenlogik. Ist sie kompositionell? 2. Montague-Semantik (Modelltheoretischer Bedeutungsbegriff) Seminar Kompositionalität, 2005 9

Programm Voraussetzungen: Prädikatenlogik 1. Wiederholung: Prädikatenlogik. Ist sie kompositionell? 2. Montague-Semantik (Modelltheoretischer Bedeutungsbegriff) Diverse Probleme & Lösungsansätze Ambiguität Kontextabhängigkeit Idiomatische Wendungen Irreduzible Quantoren Englische Genitivkonstruktionen... Seminar Kompositionalität, 2005 9

Frege, das KoP und verwandte Prinzipien (Janssen, 2001; Pelletier, 2001) Seminar Kompositionalität, 2005 10

Frege, das KoP und verwandte Prinzipien (Janssen, 2001; Pelletier, 2001) Formale Definitionen des informellen Prinzips Homomorphismen sortierter Algebren. (Montague, 1974; Janssen, 1996; Hendriks, 2001) Frege-Erweiterungen. (Hodges, 2001; Westerståhl, 2004) Zeichenbasierte Kompositionalität. (Kracht, 2001) Seminar Kompositionalität, 2005 10

Frege, das KoP und verwandte Prinzipien (Janssen, 2001; Pelletier, 2001) Formale Definitionen des informellen Prinzips Homomorphismen sortierter Algebren. (Montague, 1974; Janssen, 1996; Hendriks, 2001) Frege-Erweiterungen. (Hodges, 2001; Westerståhl, 2004) Zeichenbasierte Kompositionalität. (Kracht, 2001) Kompositionalität, Produktivität, Lernbarkeit und Systematicity Seminar Kompositionalität, 2005 10

Frege, das KoP und verwandte Prinzipien (Janssen, 2001; Pelletier, 2001) Formale Definitionen des informellen Prinzips Homomorphismen sortierter Algebren. (Montague, 1974; Janssen, 1996; Hendriks, 2001) Frege-Erweiterungen. (Hodges, 2001; Westerståhl, 2004) Zeichenbasierte Kompositionalität. (Kracht, 2001) Kompositionalität, Produktivität, Lernbarkeit und Systematicity Ist Kompositionalität nichts-sagend (engl. vacuous)? (Zadrozny, 1994; Kazmi & Pelletier, 1997; Westerståhl, 1998) Seminar Kompositionalität, 2005 10

Frege, das KoP und verwandte Prinzipien (Janssen, 2001; Pelletier, 2001) Formale Definitionen des informellen Prinzips Homomorphismen sortierter Algebren. (Montague, 1974; Janssen, 1996; Hendriks, 2001) Frege-Erweiterungen. (Hodges, 2001; Westerståhl, 2004) Zeichenbasierte Kompositionalität. (Kracht, 2001) Kompositionalität, Produktivität, Lernbarkeit und Systematicity Ist Kompositionalität nichts-sagend (engl. vacuous)? (Zadrozny, 1994; Kazmi & Pelletier, 1997; Westerståhl, 1998) Literaturliste: http://www.dcs.kcl.ac.uk/pg/ebert/teaching/ Seminar Kompositionalität, 2005 10