Die Praxis der Gleichberechtigung in Finnland Kaisa Kauppinen, Research Professor Finnish Institute of Occupational Health (FIOH) Göttingen, 11.11.2010
Das Skandinavische Modell oder Das Sozialstaatsregime die Hauptmerkmale Umfassende Verantwortung / Staatsverantwortung Öffentliches Gesundheitswesen, Bildung und Kinderbetreuung Die Versorgung ist normalerweise kostenlos oder stark subventioniert; hauptsächlich steuerfinanziert Schulische Grundausbildung ist kostenfrei; laut PISA- Studie hat Finnland das beste Schulsystem Universell Für alle Bürger entworfen Betreuung für Kinder im Vorschulalter muss angeboten werden, ist aber kostenpflichtig. Zahlung ist abhängig vom Einkommen und der Situation der Familie Gleichberechtigung steht in der Politik weit oben Modell geht von doppeltem Einkommen aus» Gösta Esping-Andersen, 1990 Presentation heading / Työterveyslaitos / MM / 15.11.2010 2
Global Gender Gap Report 2010, The World Economic Forum (WEF) Bericht über die Gleichstellung der Geschlechter weltweit 134 Länder Kriterien Wirtschaftliche Teilhabe und Chancen Bildung Politische Stärkung (political empowerment) Gesundheit Ranking (2009) Skandinavische Länder führen (Finland 2) Deutschland 12; Die Niederlande 11; United Kingdom 15; Spanien 17; Frankreich 18; Belgien 33; Österreich 42; Italien 72. FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 3
Corporate Gender Gap Report 2010 Bericht zur Gleichstellung der Geschlechter in der Wirtschaft Gleichstellungsrichtlinien in Unternehmen Fragebogen mit über 25 Fragen in 20 Ländern Wie sind Frauen in der Hierarchie vertreten Mentoren- und Trainingsprogramme für Führungspositionen Was erschwert den Weg zu Führungspositionen (15 Items) Messung und Zielsetzung Vereinbarkeit von Beruf und Familie Eltern und/oder Pflege Programme zum Wiedereinstieg in den Beruf Gleitzeitmodelle, Arbeit von Zuhause, und Teleoder E-working FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 4
15 Items: Was erschwert den Weg zu Führungspositionen (1)problematisch am wenigsten problematisch (5) Generelle Normen und kulturelle Praktiken des Landes Männliche/patriarchische Unternehmenskultur Fehlen von Vorbildern Fehlen flexibler Arbeitsmodelle Fehlen von Gelegenheiten, entscheidende Arbeitserfahrung zu sammeln Unvereinbarkeit von Arbeit und Beruf Mangel an Netzwerken und Betreuung Mangel an Unterstützung der Gleichstellung und Diversität seitens der Unternehmensführung FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 5
Jetzt werde ich zu Tode betreut eine Teilnehmerin Corporate Gender Gap Report: 59 % bieten Mentorenprogramme an 28 % bieten frauenspeziefische Programme an Arten der Betreuung Geschlechtsübergreifend vs. Innerhalb des Geschlechts Generationsübergreifend Innerhalb des Unternehmens vs. Über Unternehmensgrenzen hinweg Von Gleichrangigen vs. Hierarchieübergreifend Frauen nehmen aktiver als Männer an Mentorenprogrammen teil, Männer erhalten aber mehr Unterstützung als Frauen FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 Harvard Business Review 2010 6
Finnland: 3 Hochs : Hohe Beschäftigungsrate, hoher Bildungsstand und hohe Geburtenrate Finnische Frauen haben die höchste Bildung in der EU In der Altersgruppe der 25-59-Jährigen haben 42% der Frauen universitäre Bildung Der Beschäftigungsunterschied zwischen Männern und Frauen ist in Finnland und Schweden am geringsten Die Gesamtgeburtenrate war 2009 hoch (1,86) In der Region um Helsinki etwas niedriger (1,68) Das Durchschnittsalter bei der ersten Eheschließung liegt bei 30,1 und beim ersten Kind bei 28,2. Ein neuer Trend: jede fünfte Familie hat mehr als zwei Kinder Männer mit hoher Bildung haben lieber drei oder sogar mehr Kinder: ein Zeichen männlicher Überlegenheit! Presentation heading / Työterveyslaitos / MM / 15.11.2010 7
Elternurlaub in Finnland zunehmend flexibel und für beide Eltern verfügbar - Bezahlte Urlaubszeit von 54 Wochen, davon die ersten 20 für die Mutter, dann 32 Wochen, die von Vater oder Mutter in Anspruch genommen werden können - Der Vaterquotenmonat (max 36 Tage) - Vatertage von ca. drei Wochen - 80 % der Väter beantspruchen Vatertage, und 18 % nehmen ihren Quotenmonat - Zusätzlicher Pflegeurlaub bis das Kind drei Jahre ist. Presentation heading / Työterveyslaitos / MM / 15.11.2010 8
Arrangements zum Lebensstil innerhalb der Familie und mit dem Arbeitgeber Männer, die mit gebildeten und gut verdienenden Frauen verheiratet sind, nehmen öfter Elternurlaub Die Reaktionen der Arbeitgeber auf Männer, die Elternurlaub nehmen, sind in Finnland positiver geworden. Die Reaktionen auf Vatertage sind positiver als auf längeren Elternurlaub für Männer. überhaupt kein Problem 82 % vs. 43 % (privater Sektor) überhaupt kein Problem 88 % vs. 65 % (Öffentlicher Sektor)
Das Vereinbaren von Elternzeit und Arbeitszeit weniger Teilzeitarbeit für Frauen In Finnland ist Teilzeitarbeit für Frauen weniger typisch (19 %) als in Schweden (40 %), Dänemark (35 %) oder den 27 EU-Ländern (31%) Wenn das jüngste Kind unter sieben Jahren ist, arbeiten 20% der Mütter in Teilzeit Ist das jüngste Kind 7-17 Jahre alt, arbeiten 12% der Mütter Teilzeit Die meisten Wochenstunden arbeiten Väter, deren Kind drei bis sechs Jahre alt ist
Beispiele für familienfreundliche Praxis und Politik in Finnland -70 % haben flexible Arbeitszeiten - 20 % können von zu Hause aus arbeiten (Fernarbeit und/oder Telearbeit) - 35 % haben ein Arbeitszeitkonto, um Arbeitsstunden zu sammeln - Eltern haben das Recht, drei bis vier Tage zu Hause zu bleieben, um sich um ein krankes Kind unter 10 Jahren zu kümmern - bezahlter oder unbezahlter Urlaub - Notfallbabysitter durch den Arbeitgeber Presentation heading / Työterveyslaitos / MM / 15.11.2010 11
Das Finnische Gleichstellungsgesetz Gleichstellungsgesetz 1987 erlassen, 1992, 1995, 2005 und 2009 verändert um direkte und indirekte Diskriminierung auf Grund des Geschlechts zu verhindern. um Gleichheit zwischen Männern und Frauen zu fördern Die Ziele der Änderung von 2005 Betonung der Rolle von Planung von Gleichheit am Arbeitsplatz Förderung von gleicher Bezahlung FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 12
Legislative Maßnahmen zur Förderung der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz in Finnland Das erweiterte Gleichstellungsgesetz (2005) verpflichtet Betriebe mit 30 oder mehr Angestellten, einen Gleichstellungsplan zu entwerfen. Der Gleichstellungsplan kann entweder separat bestehen (70 %) oder Teil eines Personal- und/oder Trainingsplans bzw. eines Gesundheitsplans sein. FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 13
Der Gleichstellungsplan als Werkzeug zur Förderung der Gleichstellung am Arbeitsplatz (Abschnitt 6a) Der Gleichstellungsplan muss in aktiver Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmern entworfen werden Ein Assessment der Gender- Situation am Arbeitsplatz, inklusive der Bezahlung muss vorgenommen werden Folgeprogramme und Prüfung der avisierten Maßnahmen und Ergebnisse. FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 14
Gleichstellungsplan der Polizeikräfte Finnlands Schlüsselfragen für Gender - Entwicklung: Offene Rekrutierung Frauenfreundliche Atmosphäre Null-Toleranz gegen sexuelle Belästigung und Mobbing Chancengleichheit für die Karriereentwicklung FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 15
Fiskars in Finland: Schlüsselfragen für die Entwicklung Multiculturelle Fragen Integration von Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund Elternurlaub Fokus auf Männer Faire und transparente Lohnstrukturen Die Rolle des mittleren Managements 16
Befragung zur Gleichstellungsplanung des finnischen Industrieverbandes (Confederation of Finnish Indistries), 2009 94 % der großen und 57 % der kleinen und mittleren Unternehmen haben bereits einen Gleichstellungplan in den meisten Fällen (70 %) als separater Plan Ein multi-dimensionales Konzept von Gleichheit wurde in den meisten Fällen verwandt Alter, Herkunft, sexuelle Orientierung Der Plan ist im Intranet der Firmen erhältich Die meisten Maßnahmen betreffen Lohnstrukturen Die Einstellung ist überwiegend positiv FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 17
Gleichstellung ist gut fürs Geschäft Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer haben Vorteile von einer Kultur, die auf Gleichheit und Diversität beruht: Gegenseitiger Dialog Mehr Wohlbefinden und höhere Produktivität Positives Bild vom Arbeitgeber FIOH/Kaisa Kauppinen/2008 18