Verkehrssteuerung Foto: Ullsteinbild/Imagestate Ampel & Co Grüne Wellen Freie Fahrt für ganz Berlin?
Jeder stellt andere Ansprüche an den Berliner Verkehr. Fußgänger, Busse, Straßenbahnen, Autofahrer wir möchten, dass jeder von einer Grünen Welle profitieren kann. Ingeborg Junge-Reyer, Berliner Senatorin für Stadtentwicklung Immer ist meine Ampel rot! Es kann doch nicht so schwer sein, auf einer langen geraden Hauptstraße eine Grüne Welle einzurichten? ie Grüne Welle erregt die Berliner Gemüter. Viele Autofahrer sind täglich auf der Suche nach ihr, fahren schneller oder langsamer, um sie zu erwischen und halten am Ende doch wieder an einer roten Ampel. Jeder möchte die Grüne Welle, schnell zur Arbeit, schnell nach Hause kommen. Ohne lästiges Warten durch die Straßen rollen. och der Stadtverkehr ist ein komplexes System, bei dem jeder Verkehrsteilnehmer andere Ansprüche stellt: Pkw- und Lkw-Fahrer, Fußgänger und Radfahrer, Busse und Straßenbahnen. as Berliner Hauptstraßennetz hat eine Länge von 1.500 Kilometern. Rund 2.050 Ampeln sorgen für die Sicherheit. Auf Berliner Straßen kreuzen sich täglich rund zehn Millionen Wege und Fahrten.
as Berliner Ampelnetz Alle Ampeln auf Grün? ie perfekte Grüne Welle ist rein technisch nur in Ausnahmefällen möglich. In beiden Fahrtrichtungen kann sie nur geschaltet werden, wenn alle Ampeln den gleichen Abstand voneinander haben. as Berliner Straßennetz ist aber nicht auf dem Reißbrett entstanden, sondern historisch gewachsen: Kreuzungen, Abzweige, Schulweg- Querungen etc. machen den Idealabstand unmöglich. Zudem bezieht sich die Grüne Welle auf eine konstante Geschwindigkeit, die im Stadtverkehr nicht durchzuhalten ist. Unvermeidbare Baustellen, Veranstaltungen oder auch technische Störungen können den normalen Verkehrsfluss zusätzlich unterbrechen. Und selbst wenn die Grüne Welle in einer Fahrtrichtung funktioniert, stehen auf der Gegenrichtung die Ampeln zwangsläufig auf rot, wenn sie einen ungünstigen Abstand haben. Hinzu kommt, dass Berlins Hauptstraßen nicht nur radial von innen nach außen verlaufen, sondern es existieren zudem viele bedeutende Querverbindungen. ort wo sich Straßen mit Grünen Wellen kreuzen, kann es zu einer Unterbrechung der freien Fahrt für eine der Straßen kommen. Je häufiger solche Kreuzungen vorkommen, desto schwieriger wird es, überall Grüne Wellen sicherzustellen.
ennoch sorgt die Verkehrslenkung Berlin mit koordinierten Ampelschaltungen dafür, dass der Verkehr so reibungslos wie möglich fließt. Auf rund 1.000 km des insgesamt rund 1.500 km langen Hauptstraßennetzes von Berlin sind die Ampeln koordiniert. Viele Ampeln haben unterschiedliche Schaltpläne für Tages- und Nachtzeiten, die an das jeweilige Verkehrsaufkommen angepasst sind. Zusätzlich sorgen weitere Maßnahmen für den Verkehrsfluss: Viele Ampeln in Berlin werden verkehrsabhängig gesteuert und reagieren auf den tatsächlichen Verkehr. Ein einfaches Beispiel dafür sind Fußgängerampeln, bei denen durch Knopfdruck Grün angefordert wird und die erst dann in den fließenden Verkehr eingreifen. Bei komplexeren Steuerungen erfassen Induktionsschleifen in der Fahrbahn, Infrarotdetektoren oder Funkempfänger in Bussen und Straßenbahnen den Verkehr und passen die Ampelsignale der Situation an. Auf vielen Ausfallstraßen werden die Ampeln abhängig vom Berufsverkehr geschaltet. Weil morgens mehr Menschen in die Stadt fahren, sind die Ampeln in dieser Richtung häufiger grün als stadtauswärts. Zum Feierabend, wenn die Menschen aus der Stadt fahren, ist es umgekehrt. 30 Prozent der Ampeln in Berlin werden nachts komplett abgeschaltet. ies ist aber nur an überschaubaren Kreuzungen möglich, an denen genau geprüft wurde, ob der Verkehr für alle Teilnehmer weiterhin sicher ist. Foto: Nuon
Foto: Ullsteinbild/Sorge/CARO Vorfahrt für Kinder, Busse und Bahnen ie Verkehrslenkung Berlin berücksichtigt neben den Ansprüchen aller Verkehrsteilnehmer auch die politischen Ziele der Stadt: er Berliner Senat muss Lärm und Abgase verringern und will deshalb Busse und Bahnen noch attraktiver machen. Auch Fußgänger und Radfahrer sollen bessere Bedingungen im Verkehr erhalten. Folgende Vorrangmaßnahmen führen dazu, dass die Ampelschaltungen für den Straßenverkehr kurzfristig unterbrochen werden: Ampeln sind nicht nur an Straßenkreuzungen und -einmündungen notwendig, sondern auch mitten im Straßenverlauf, damit Fußgänger die Fahrbahn sicher überqueren können. Fußgängerampeln auf Schulwegen lassen sich kaum in den Verkehrsfluss integrieren, denn Kinder sind zu ungeduldig, um lange an roten Ampeln zu warten. Nur wenige Sekunden nachdem sie auf die Taste gedrückt haben, muss ihre Ampel auf Grün umschalten. In der Nähe von Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderung müssen Ampeln ebenfalls häufigere und längere Grünphasen haben. Autofahrer profitieren aber auch von Ampeln, an denen Fußgänger Grün anfordern müssen. Wenn keiner die Straße überqueren will, geben sie den Weg dauerhaft frei. Busse und Straßenbahnen sollen in Berlin weitgehend Vorfahrt haben, denn sie befördern mehr Personen pro Fahrzeug und nutzen deshalb die begrenzte Grünzeit an den Kreuzungen sehr viel besser als der Pkw-Verkehr. Außerdem ist ein schnellerer öffentlicher Verkehr für die Fahrgäste attraktiver. Busse und Straßenbahnen können deshalb über ein Funksignal schon von weitem Grün anfordern und müssen im Idealfall nicht halten. Haben Bus oder Bahn die Ampel passiert, sorgt ein Abmeldesignal dafür, dass diese wieder in die Grüne Welle schaltet. abei wird stets versucht, auch die Wartezeiten für Autos und Fußgänger möglichst gering zu halten.
Foto: Ullsteinbild/imagebroker.net Schnelle Welle für alle? urchschnitts-geschwindigkeiten in Berlin im Vergleich: Kraftfahrzeugverkehr (alle Hauptstraßen, gesamte Stadt) ca. 33 km/h Kraftfahrzeugverkehr (Hauptstraßen, innere Stadt) ca. 26 km/h Straßenbahn ca. 19 km/h Bus ca. 20 km/h Landsberger Allee und anziger Straße Ein gutes Beispiel für eine Grüne Welle ist die Landsberger Allee. Auf dieser Strecke hat die Straßenbahn eine Vorrangschaltung, deren grüne Welle sich meistens gut in die Ampelschaltungen für den Individualverkehr einpasst und selten dessen Grüne Welle stört. Wegen der dort günstigen Netzbedingungen konnte sogar die anziger Straße als kreuzende Hauptstraße gut in den Verkehrsfluss integriert werden.
Fragen und Antworten Warum gibt es in Berlin nicht mehr Grüne Wellen für Kraftfahrzeuge? Auf rund zwei rittel der 1.500 km langen Hauptstraßen Berlins sind die Ampeln koordiniert, also Grüne Wellen vorhanden. Aus technischen Gründen ist eine perfekte Grüne Welle in einem großstädtischen Netz, in dem sich Hauptstraßen kreuzen, unmöglich. Warum stehen Autos oft an roten Ampeln, während Busse und Straßenbahnen weiterfahren dürfen? er Berliner Senat fördert den umweltschonenden Öffentlichen Personennahverkehr und räumt ihm an Ampeln vor dem Individualverkehr Vorrang ein. aher sind die Ampeln so programmiert, dass auch für Busse und Bahnen eine grüne Welle entsteht. adurch soll der vorhandene Geschwindigkeitsnachteil der öffentlichen Verkehrsmittel beseitigt werden. Warum bekommen statt der urchgangsstraßen häufig die querenden Straßen eine Grüne Welle? Grundsätzlich werden die Ampeln auf durchgehenden Straßen koordiniert geschaltet und die Grüne Welle ist abhängig von der Stärke des Verkehrsaufkommens. Häufig haben die querenden Straßen ebenfalls große Verkehrsbelastungen und werden den urchgangsstraßen gleichgesetzt. Warum werden nachts nicht mehr Ampeln abgeschaltet? ie Erfahrung zeigt, dass das nächtliche Abschalten die Unfallhäufigkeit erhöht. In Berlin werden derzeit 30 Prozent der Ampeln abgeschaltet, an denen vorher eingehend geprüft wurde, dass die Verkehrssicherheit gewährleistet bleibt. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr.
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