Aktuelle Datenlage und Entwicklungstendenzen zur Jugendarbeit auf kommunaler Ebene in Baden-Württemberg 20.11.2015 Volker Reif
Inhalte des Berichts Daten zur Infrastruktur der Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit in den Stadt- und Landkreisen jeweils ergänzt durch Hinweise auf weitere empirische Studien und Fachliteratur Inhaltlicher Schwerpunkt: Aufgabenwahrnehmung der kommunalen Jugendreferentinnen und Jugendreferenten im Abgleich mit den 2013 erschienenen Handreichungen Kreisjugendreferate Jugendreferate bei Stadtjugendämtern Jugendreferate bei kreisangehörigen Städten und Gemeinden
Soziale, ökonomische und kulturelle Bedingungen des Aufwachsens Pluralisierung und Entgrenzung der Gesellschaft birgt vielfältige Chancen neuer Freiheit aber auch verstärkte Risiken des persönlichen Scheiterns Institutionalisierte Jugend zwischen Entgrenzung und Verdichtung Erhöhter Leistungs- und Bildungsdruck Bildungspanik der Mittelschicht (Eltern) vrs. sich entspannende Lage am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Zerfaserung schul- bzw. berufsbiografischer Übergänge Erosion klassischer Familienstrukturen Digitalisierung des Alltags ist fester Bestandteil jugendlicher Lebenswelten Verdrängung aus dem öffentlichen Raum bei gleichzeitiger Verlagerung der Sozialkontakte in die sozialen Netzwerke
Soziale, ökonomische und kulturelle Bedingungen des Aufwachsens
Die voraussichtliche Entwicklung der Altersgruppe der 0- bis unter 21-Jährigen in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2025 (2030) Die bis zum Jahr 2025/2030 erwarteten Veränderungen in der Binnenaltersstruktur der 0- bis unter 21-Jährigen BaWü 2012 2020 2025 2030 absolut % absolut % absolut % absolut % 0- unter 6 549.288 100 569.479 104 567.462 103 552.510 101 6- unter 10 386.979 100 377.952 98 384.047 99 382.000 99 10- unter 15 540.368 100 480.729 89 480.664 89 486.285 90 15- unter 18 351.254 100 306.341 87 293.185 83 295.276 84 18- unter 21 365.463 100 347.570 95 320.651 88 314.527 86 0- unter 21 2.193.352 100 2.082.071 95 2.046.009 93 2.030.598 93 Dies sind die Geburtenjahrgänge 2007 bis 2010! - 17 %
Personelle Ressourcen der Kinder- und Jugendarbeit im Jahr 2013 und die bis zum Jahr 2030 erwartete Veränderungen in der Alterspopulation der unter 21-Jährigen
Ausgaben der öffentlichen Träger Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2015
Summe der Ausgaben pro Kopf der 12- bis unter 22-Jährigen für Jugendarbeit im Landkreis Neckar-Odenwald-Kreis Alb-Donau-Kreis Biberach Waldshut Schwarzwald-Baar-Kreis Rastatt Main-Tauber-Kreis Breisgau-Hochschwarzwald Sigmaringen Tuttlingen Freudenstadt Heidenheim Ostalbkreis Enzkreis Calw Heilbronn Göppingen Zollernalbkreis Bodenseekreis Tübingen Karlsruhe Konstanz Emmendingen Landkreise Esslingen Rottweil Ludwigsburg Ravensburg Hohenlohekreis Baden-Württemberg Ortenaukreis Ulm (Stadt) Rhein-Neckar-Kreis Lörrach Reutlingen Heilbronn (Stadt) Baden-Baden (Stadt) Rems-Murr-Kreis Schwäbisch Hall Mannheim (Stadt) Böblingen Pforzheim (Stadt) Heidelberg (Stadt) Freiburg im Breisgau (Stadt) Karlsruhe (Stadt) Stadtkreise Stuttgart (Stadt) 38 46 50 58 62 62 66 70 71 73 75 77 77 77 77 79 88 93 95 105 108 108 110 110 121 123 127 129 135 137 Biberach: 50 137 142 146 146 150 169 183 183 184 193 202 210 213 Landkreise: 110 Ravensburg:129 244 257 265 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 Quelle: Statistisches Landesamt, Kinder- und Jugendhilfe Teil IV Ausgaben und Einnahmen der Träger der öffentlichen Jugendhilfe in Baden-Württemberg 2013. Meldungen einschließlich Ausgaben der kreisangehörigen Gemeinden in den Landkreisen 402
Vollkraftstellen in absoluten Zahlen von 2006 bis 2013 BaWü 2000 1800 1790,7 1852,4 1.904,46 1600 1688,05 1400 Jugendarbeit 1200 Ganztag 1.199,20 1000 Schulsozialarbeit 800 Mobile Jugendarbeit 797,43 600 654,05 400 485,92 200 152,05 182,07 215,54 218,96 188,06 0 31.12.2006 31.12.2008 31.12.2011 31.12.2013
Vollkraftstellen in absoluten Zahlen von 2006 bis 2013 Ravensburg Biberach
Ausbaudynamiken Vollzeitkräfte Jugendarbeit 2006-2013 Biberach: +0,28 VK Ravensburg: +0,59 VK
Vollkraftstellen in Prozentanteilen am Gesamtfeld von 2006 bis 2013 Ravensburg Biberach
Vollkraftstellen in den Arbeitsfeldern je 1.000 der 6- bis unter 21-Jährigen in den Stadt- und Landkreisen Alb-Donau-Kreis Biberach Emmendingen Waldshut Neckar-Odenwald-Kreis Enzkreis Breisgau-Hochschwarzwald Schwarzwald-Baar-Kreis* Main-Tauber-Kreis Tuttlingen Sigmaringen Karlsruhe Calw Ostalbkreis Hohenlohekreis Rhein-Neckar-Kreis Rottweil Villingen-Schwenningen (SJA) Ravensburg Freudenstadt Heilbronn Zollernalbkreis Lörrach Landkreise* ohne 2 SJÄ (V-S u Heidenheim Konstanz* Schwäbisch Hall Göppingen Bodenseekreis Rastatt Ortenaukreis Baden-Württemberg Tübingen Ludwigsburg Böblingen Rems-Murr-Kreis Reutlingen Baden-Baden (SK) Ulm (SK) Konstanz (SJA) Pforzheim (SK) Heidelberg (SK) Esslingen Mannheim (SK) Karlsruhe (SK) Stadtkreise plus 2 SJÄ (V-S u KN) Heilbronn (SK) Freiburg im Breisgau (SK) Stuttgart (SK) 0,80 BC: 1,11 (0,4 JA, 0,61 SSA, 0,10 MJA) Landkreise:1,86 Jugendarbeit insg. Schulsozialarbeit Mobile Jugendarbeit RV: 1,91 (0,72 JA, 1,14 SSA, 0,05 MJA) Ba-Wü: 2,16 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 4,68
Eckwerte VK Offene Jugendarbeit inkl. Ganztag (bezogen auf 1.000 junge Menschen 6- bis u21jahre; Zahl bildet Gesamtwert ab, im Balken Anteil Ganztag hellblau sichtbar) Eckwert insg. 0,07 Biberach: 0,17 Ravensburg: 0,39 Eckwert insg. 0,70 Eckwert insg. 0,95 Eckwert insg. 2,08 Eckwert insg. 2,64
Anzahl der Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit mit VK pro 1.000 junge Menschen im Alter von 6- bis unter 21 Biberach 0,22 Ravensburg 0,48 Landkreise 0,58 Stadtkreise 0,91
Anzahl selbstorganisierter Einrichtungen
Eckwerte VK Jugendverbandsarbeit / Jugendringe insgesamt inkl. Ganztag (Zahl bildet Gesamtwert ab, im Balken Anteil Ganztag hellblau sichtbar) Ravensburg 0,15 Biberach: 0,16
Landkreise und Stadtkreise mit Jugendreferat (Anzahl der VK im Jugendamt oder bei beauftragtem Jugendring) Bodenseekreis Schwarzwald-Baar-Kreis* Freudenstadt Rhein-Neckar-Kreis Heidenheim Heilbronn (SK) Waldshut Tuttlingen Hohenlohekreis Göppingen Ostalbkreis Ravensburg Biberach Villingen-Schwenningen (SJA) Main-Tauber-Kreis Zollernalbkreis Reutlingen Konstanz (SJA) Konstanz* Rottweil Calw Pforzheim (SK) Mannheim (SK) Karlsruhe Schwäbisch Hall Emmendingen Breisgau-Hochschwarzwald Ortenaukreis Enzkreis Neckar-Odenwald-Kreis Baden-Baden (SK) Ludwigsburg Esslingen Rastatt Lörrach Böblingen Tübingen Heilbronn Stuttgart (SK) Sigmaringen Alb-Donau-Kreis Rems-Murr-Kreis Ulm (SK) Karlsruhe (SK) Freiburg im Breisgau (SK) Heidelberg (SK) Ravensburg: 0,75 VK Biberach: 0,75 VK 5 Landkreise ohne Fachkraft 3 Landkreise Vertrag mit Kreisjugendring 1 Stadtkreis ohne Fachkraft 3 Stadtkreise Vertrag mit Stadtjugendring Im Jugendamt bei freiem Träger 0 1 2 3 4 5 6 7
Eckwert VK Kreisjugendreferat je 10.000 6-u21 -Jährige Ravensburg: 0,16 Biberach: 0,24
Vollkraftstellen (absolute Zahlen) Jugendreferate und Jugendringe bei kreisangehörigen Gemeinden Sigmaringen Alb-Donau-Kreis Emmendingen Neckar-Odenwald-Kreis Rastatt Main-Tauber-Kreis Karlsruhe Calw Schwarzwald-Baar-Kreis* Heidenheim Schwäbisch Hall Biberach Enzkreis Breisgau-Hochschwarzwald Bodenseekreis Waldshut Göppingen Lörrach Zollernalbkreis Freudenstadt Ortenaukreis Rems-Murr-Kreis Rottweil Konstanz* Heilbronn Tuttlingen Tübingen Hohenlohekreis Ravensburg Ostalbkreis Reutlingen Ludwigsburg Esslingen Rhein-Neckar-Kreis Böblingen Biberach: 1,5 VK in 1 Gemeinde Jugendreferate bei kreisangehörigen Gemeinden Von kreisangehörigen Gemeinden für Jugendreferat beauftragte freie Träger Jugendring in kreisangehöriger Gemeinde Ravensburg: 7,3 VK in 11 Gemeinden 0,00 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00
Personen mit einer Juleica nach Stadt- und Landkreisen (Baden-Württemberg; 2014, Angaben pro 10.000 der 15- bis unter 45- Jährigen) Heidenheim Heilbronn (SK) Schwäbisch Hall Ulm (SK) Ludwigsburg Alb-Donau-Kreis Heilbronn Main-Tauber-Kreis Enzkreis Rhein-Neckar-Kreis Ortenaukreis Baden-Baden (SK) Bodenseekreis Konstanz Neckar-Odenwald-Kreis Tuttlingen Zollernalbkreis Reutlingen Göppingen Hohenlohekreis Heidelberg (SK) Tübingen Biberach Pforzheim (SK) Stuttgart (SK) Mannheim (SK) Calw Esslingen Schwarzwald-Baar-Kreis Rastatt Ravensburg Rems-Murr-Kreis Karlsruhe Breisgau-Hochschwarzwald Ostalbkreis Karlsruhe (SK) Rottweil BW insgesamt Emmendingen, Landkreis Waldshut, Landkreis Freiburg im Breisgau (SK) Sigmaringen Lörrach Freudenstadt Böblingen 1,1 1,5 1,7 2,0 2,0 2,0 2,6 2,7 3,0 3,2 4,1 4,2 4,4 4,4 4,5 4,5 4,6 4,6 4,8 4,8 5,0 5,5 5,7 5,8 6,0 6,0 6,1 6,1 6,3 6,4 6,7 7,0 7,0 5 Juleicas 7,6 8,1 8,4 8,7 9,1 9,7 10,2 Biberach: 40 Juleicas Ravensburg: 68 Juleicas 14,3 17,6 22,6 25,9 29,7 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 403 Juleicas
Zusammenfassung Starke Tradition an Ehrenamt in Form selbstorganisierter Initiativen (Biberach) Geringe personelle und sachliche Ausstattungen in der Jugendarbeit bei gleichzeitig starken Verlusten in der Altersgruppe der 0- bis unter 21-Jährigen bis zum Jahr 2030. Verschiebung von freizeit- und gemeinwesenbezogener Angeboten der Offener Jugendarbeit, hin zu sozialpädagogischen Angeboten im institutionellen Rahmen der Schule in Form der Schulsozialarbeit. Steigender Bedarf für fachliche Steuerungs- und Beratungsaufgaben in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit der kreisangehörigen Städte und Gemeinden wie auch auf Landkreisebene auch und vor allem im Interesse der freien Träger und der Jugendarbeit der örtlichen Vereine. Es bietet sich an, die Schwerpunktsetzung auf gemeinwesenorientierte Jugendarbeit in Form kommunaler Jugendreferate als professionelles Rückgrat vor allem auch der selbstorganisierten und Verbandlichen Jugendarbeit sowie deren mögliche Verstetigung zu diskutieren.
Offene Jugendarbeit ist ein Standortfaktor Offene Jugendarbeit ist ein unverzichtbarer infrastruktureller Baustein einer familienfreundlichen Kommune im Wettbewerb um junge Familien Die Jugendarbeit muss ein zentraler Bestandteil der Bevölkerungs- und Zukunftspolitik der Kommune sein Zudem erscheint es wichtig, möglichst frühzeitig bei den Jugendlichen eine starke Identität mit der Gemeinde herzustellen. Die Zufriedenheit und Bindung mit der Gemeinde trägt dazu bei, einen möglichst großen Anteil der Jugendlichen auch beim Übergang in das Erwachsenen- und Familienalter für den Verbleib in der Gemeinde zu gewinnen.
Offene Jugendarbeit ist ein Standortfaktor Gerade in der zur Zeit verständlicherweise alles überlagernden Flüchtlingsthematik birgt doch gerade die Kinder- und Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit durch ihre langjährigen praktischen Erfahrungen in der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft u.a. mit Verweis auf die Flüchtlingsbewegung der 90er Jahre und der Zuzüge der russlanddeutschen Spätaussiedlerfamilien der letzten Jahren ein unverzichtbares Potential, dass es zu stärken und zu nutzen gilt.
Viel Erfolg!