Niedersächsisches Umweltministerium Niedermoore in Niedersachsen Ihre Bedeutung für Gewässer, Boden, Klima und die biologische Vielfalt
Niedermoore in Niedersachsen: Entstehung und Entwicklung Definition Torfbildung Niedermoore in Niedersachsen Niedermoortypen Vegetationsausprägungen Bruchwälder, Erlen- und Eschenwälder sowie Feuchtgebüsche Sümpfe mit Rieden und Röhrichten Feucht- und Nassgrünland Landschaftsökologische Funktionen naturnaher Niedermoore Stoffspeicherung Wasserspeicherung und Hochwasserschutzfunktion Gewässergütefunktion Bodenschutzfunktion Lebensraumfunktion Erholungsfunktion Nutzung und Folgen Nutzung führt zu Torfzersetzung Aus Stoffsenken werden Stoffquellen Moorsackung und Bodenverlust Belastung von Gewässern Verlust der Wasserrückhaltefähigkeit Belastung des Klimas Verlust der biologischen Vielfalt Ansätze zur dauerhaften Sicherung von Niedermooren Leitbild für die dauerhafte Sicherung von Niedermooren Moorschonende Bewirtschaftung Übergreifende Aufgabe 4 9 13 16 3
Niedermoore in Niedersachsen: Entstehung und Entwicklung Definition Niedermoore sind organische Böden mit einer Mindestmächtigkeit von 30 cm, die einen Grundwasserüberschuss und in ungestörtem Zustand eine Torf bildende Vegetation aufweisen. Im Gegensatz zu Hochmooren, die ihr Wasser allein aus Niederschlägen beziehen, haben Niedermoore Grundwasseranschluss und werden aus einem oft vielfach größeren Einzugsgebiet gespeist. Torfbildung Die hohe Wassersättigung in Niedermooren und der damit verbundene Sauerstoffmangel verringern die mikrobiellen Umsetzungsraten. So wird ein Großteil des abgestorbenen Pflanzenmaterials nicht vollständig abgebaut; hieraus bildet sich Torf. In naturnahen Niedermooren wird somit organische Substanz in der jährlich um 0,1 bis 0,5 mm anwachsenden Torfschicht dauerhaft eingelagert. Die Menge der gespeicherten Stoffe nimmt stetig zu. Niedermoore haben keine Bedeutung für den Torfabbau, da ihre Torfe nicht die für eine wirtschaftliche Verwertung geforderten Eigenschaften aufweisen. Niedermoore in Niedersachsen Niedermoore sind - ebenso wie Hochmoore - wesentliche Bestandteile der charakteristischen Landschaften des von der Eiszeit geprägten niedersächsischen Tieflandes. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind ca. 182.000 ha (ca. vier Prozent der Landesfläche) von Niedermooren bedeckt, während Hochmoore sich noch auf ca. 235.000 ha erstrecken. Mit einem Anteil von 18 Prozent der deutschen Niedermoore kommt Niedersachsen eine besondere Verantwortung für ihren Schutz zu. Nur Mecklenburg-Vorpommern besitzt eine größere Niedermoorfläche. Die regionale Verbreitung der Niedermoore weist in Niedersachsen erhebliche, klimatisch und geologisch bedingte Unterschiede auf. Am niedermoorreichsten sind die atlantisch geprägten nordwestlichen Regionen, während das östliche und südöstliche Flachland mit deutlich kontinentaleren Zügen geringere Anteile aufweist. Niedermoortypen Anhand ihres Wasserhaushaltes und ihrer Entstehungsgeschichte können verschiedene Typen von Niedermooren unterschieden werden. Bei 67 Prozent der niedersächsischen Niedermoore handelt es sich um Versumpfungsmoore (zum Beispiel im Drömling), 27 Prozent sind Überflutungsmoore (zum Beispiel Fehntjer Tief und Hammeniederung) und fünf Prozent Verlandungsmoore (zum Beispiel am Dümmer und Steinhuder Meer). Durchströmungsmoore, Quellmoore, Hangmoore und Kesselmoore sind flächenmäßig von geringerer Bedeutung. Knapp die Hälfte der Niedermoore haben eine Torfschicht mit mehr als 1,2 m Mächtigkeit und werden als tiefgründig bezeichnet. 4
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Erlen- und Eschenwald Birken-Bruchwald Vegetationsausprägungen Niedermoore weisen, je nach Standortverhältnissen und Entstehungsgeschichte, insbesondere aber aufgrund der jeweiligen aktuellen Nutzung und ihrer Intensität, ganz unterschiedliche Vegetationsausprägungen auf. Bruchwälder, Erlen- und Eschenwälder sowie Feuchtgebüsche Bruchwälder stellen für einen großen Teil der niedersächsischen Niedermoore die natürliche Vegetation dar, wurden aber in den vergangenen Jahrhunderten vielfach gerodet und meist zu Grünland umgewandelt. Die verbliebenen Bestände sind heute teilweise entwässert und werden forstwirtschaftlich genutzt. Bruchwälder werden auf nährstoffreichen Standorten in der Regel von der Schwarzerle dominiert, selten auch von Weiden. In ihrer Krautschicht wachsen z.b. verschiedene Seggenarten oder Sumpfschwertlilien. In nährstoffarmen Bruchwäldern herrschen meist Birken vor, vielfach auch Kiefern, seltener Fichten (vor allem im Harz). Hier ist die Krautschicht besonders durch Torfmoose gekennzeichnet. Erlen- und Eschenwälder entstanden vorwiegend in Niederungen mit langsam fließenden Bächen und Flüssen. Ihnen fehlt im Gegensatz zum Bruchwald die stagnierende Nässe. In der Krautschicht weisen sie eine Vielfalt von Nässe liebenden Pflanzenarten auf. Feuchtgebüsche bestehen vor allem aus verschiedenen Weidenarten und bildeten sich auf ehemals als Wiesen genutzten Flächen oder in allmählich verbuschenden Rieden. Bekassine 6
Sumpf im Ochsenmoor Kranich Sumpf-Calla Sümpfe mit Rieden und Röhrichten Sümpfe sind überwiegend baumfreie, teilweise gebüschreiche, durch Sumpfpflanzen dominierte Lebensräume und werden zumeist nicht wirtschaftlich genutzt. Die typische Vegetation ist vielfältig und kann verschiedene, vielfach kleinflächig wechselnde Ausprägungen ausbilden: Riede aus Seggen (Sauergräser), Binsen, Wollgräsern, Schachtelhalmen, Sumpfsimsen und Waldbinsen, Röhrichte aus Schilf, Rohrkolben, Wasserschwaden, Rohrglanzgras, Teichsimse und Igelkolben, Hochstauden- und Grasfluren mit Mädesüß oder Sumpfreitgras. Seggen-Sumpf 7
Feuchtgrünland Sumpfdotterblume Feucht- und Nassgrünland Der größte Teil der niedersächsischen Niedermoore wird als Grünland genutzt. Bei vergleichsweise geringer Entwässerung und extensiver Nutzung durch Mahd oder zeitweiser Beweidung haben sich Feucht- und Nasswiesen bzw. -weiden gebildet. In diesen kommen vielfach verschiedene Seggen-, Binsenoder Hochstaudenarten sowie auffällige Kräuter wie Sumpfdotterblume, Kuckuckslichtnelke oder Wassergreiskraut vor. Die stärker entwässerten Bereiche von Niedermooren werden als Intensivgrünland oder sogar als Acker genutzt. Feuchtgrünland in den Lehrter Wiesen Kiebitz 8
Fieberklee Kurzflügelige Schwertschrecke Nasswiese mit Sumpfdotterblumen Landschaftsökologische Funktionen naturnaher Niedermoore Naturnahe Niedermoore üben vielfältige Speicher-, Filter- und Pufferfunktionen im Naturhaushalt und seinen Stoffkreisläufen aus. Stoffspeicherung Niedermoore sind besonders wertvoll und schutzwürdig, weil sie die Fähigkeit besitzen, in den wachsenden Torfschichten langfristig Stoffe zu speichern. Niedermoore wirken aufgrund dieser natürlichen Prozesse als Stoffsenke. In der Naturlandschaft waren sie die bedeutendsten Anreicherungsökosysteme besonders für Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen, die den jeweiligen Kreisläufen entzogen und langfristig festgelegt wurden. Die dauerhafte Speicherung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre liegt in naturnahen Niedermooren zwischen 500 kg und 1.500 kg pro Hektar und Jahr. Dies entspricht einer Bindung des Treibhausgases Kohlendioxid von ca. 1.800 kg bis 5.500 kg. Die Speicherleistung ist damit teilweise noch höher als in Wäldern. Naturnahe Niedermoore entziehen dem durchströmenden Grund- und Oberflächenwasser Nähr- und Schadstoffe. Die Bindung von Nitrat bewegt sich bei ca. 180 kg pro Hektar und Jahr. Je Dezimeter Torfmächtigkeit werden Stickstoffvorräte von 7.000 kg bis 11.000 kg festgelegt. Wasserspeicherung und Hochwasserschutzfunktion Naturnahe Niedermoore bestehen zu mehr als 90 Prozent aus Wasser. Durch die Quellfähigkeit der Torfe und die Fähigkeit zum Aufschwimmen der Vegetation können große Wassermengen gespeichert werden. Niedermoore werden besonders aus den Wasserzuflüssen ihrer teilweise ausgedehnten Einzugsgebiete gespeist. Hierdurch und aufgrund der abflussverzögernden Wirkung ihrer Oberfläche sind Niedermoore in der Lage, den Wasserabfluss zu dämpfen und zu verzögern. Sie wirken wie ein Schwamm, der einmal aufgenommenes Wasser nur sehr langsam abgibt. Diese Pufferfunktion als natürlicher Retentionsraum stellt einen Beitrag zur Dämpfung von Hochwasserspitzen an den unterliegenden Gewässern dar. Seggenreiche Nasswiese 9
Gewässergütefunktion Aufgrund ihres hohen Speichervermögens für die aus dem durchströmenden Wasser gefilterten und dauerhaft festgelegten Nähr- und Schadstoffe wirken naturnahe Niedermoore als Filter. Sie geben nahezu nährstofffreies Sicker- und Oberflächenwasser guter Qualität an die unterliegenden Gewässer ab. Wegen dieser Fähigkeit werden sie auch als Nieren der Landschaft bezeichnet. Niedermoore leisten durch die Reduzierung von Nitrateinträgen einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Qualität des Grundwassers, beispielsweise in Trinkwassergewinnungsgebieten, sowie zur Wassergüte in unterliegenden Seen, Bächen und Flüssen. Niedermoor im Fehntjer Tief Erlen-Bruchwald Bodenschutzfunktion Die organischen Böden der Niedermoore sind aufgrund ihrer Sensibilität gegenüber äußeren Einflüssen besonders schutzwürdig. Sie sind auch Archive der Natur- und Kulturgeschichte. Eine angepasste und moorschonende Bewirtschaftung vorausgesetzt, können Niedermoore auch Standort für eine nachhaltige Landbewirtschaftung in der Land- und Forstwirtschaft sowie zur wirtschaftlichen Nutzung der aufwachsenden Biomasse sein. Filterfunktion von naturnahen Niedermooren 10
Braunkehlchen 11
Lebensraumfunktion Naturnahe und extensiv genutzte Niedermoore weisen eine hohe biologische Vielfalt auf. Die unterschiedlichen Nährstoff- und Feuchteverhältnisse führten zur Bildung vielfältiger Biotope und Biotopstrukturen mit charakteristischen Lebensgemeinschaften. Diese stehen vielfach in engen Wechselbeziehungen zu den angrenzenden Landschaftsteilen. An die teilweise extremen Lebensbedingungen haben sich ganz bestimmte Tier- und Pflanzenarten angepasst. Darunter sind zahlreiche gefährdete, die nur hier und unter diesen Bedingungen in der Lage sind, sich gegenüber konkurrenzstärkeren Arten zu behaupten. Erholungsfunktion Die hohe biologische Vielfalt sowie die oftmals geringen Störwirkungen durch Nutzungen und Infrastruktur machen naturnahe Niedermoore für Erholungssuchende besonders attraktiv. Sie haben eine hohe Bedeutung für das Naturerleben. Moorfrösche Großer Heufalter Mädesüß-Perlmuttfalter 12
Nutzung und Folgen Nutzung führt zu Torfzersetzung Die überwiegende Fläche der Niedermoore wird heute landwirtschaftlich genutzt: 68 Prozent wurden in Grünland umgewandelt, auf 16 Prozent wurden Äcker angelegt und ca. 12 Prozent sind Forstflächen. Nur vier Prozent blieben als naturnahe Sumpffläche erhalten. Als Voraussetzung für eine intensive maschinelle Nutzung wurde der Grundwasserstand in den meisten Niedermooren abgesenkt. Die allgemein angestrebten Grundwassertiefen betragen für Extensivgrünland 20 cm bis 40 cm, für Intensivgrünland 40 cm bis 90 cm und für Ackernutzung 80 cm bis 120 cm. Rund 85 Prozent der niedersächsischen Niedermoore werden intensiv genutzt. Nach wie vor besteht ein Trend zur weiteren Intensivierung der Nutzung durch tiefgründige Entwässerungen und Grünlandumbruch. In entwässerten Niedermooren kommt es durch Luftzutritt in den oberen Torfschichten zu mikrobieller Aufzehrung bzw. Mineralisierung der Torfe. Aus Stoffsenken werden Stoffquellen Infolge der Torfzersetzung werden die darin gebundenen Stoffe wie Stickstoff und Kohlenstoff freigesetzt und an Grund- und Oberflächengewässer sowie an die Atmosphäre abgegeben. Niedermoore werden somit von Stoffsenken zu Stoffquellen. Ihre natürlichen Funktionen gehen verloren. Aus den einst entsorgenden Systemen werden weiträumig belastete und damit auch selber belastende Ökosysteme. Entwässerungsgraben im Friedeburger Tief Während diese Abbauprozesse und Stoffflüsse bei mäßiger Entwässerung für eine extensive landwirtschaftliche Moornutzung als Feucht- oder Nassgrünland noch gebremst sind, laufen sie bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung mit tiefer Grundwasserspiegelabsenkung mit hohem Tempo ab. 13
Moorsackung und Bodenverlust Torfzersetzung und Entleerung der wassergefüllten Poren führen in Niedermooren nach Absenkung des Grundwasserspiegels zu einer Sackung und Verdichtung der oberen Bodenschichten. Eine dauerhafte Veränderung der physikalischen Bodeneigenschaften tritt ein, zum Beispiel geht die Fähigkeit zur Wasserspeicherung verloren. Es kommt zu einer Vererdung und Vermulmung der ehemaligen Niedermoortorfböden, womit auch deren Erosionsanfälligkeit zunimmt. Die Höhe der akuten Torfzehrung hängt von der Entwässerungtiefe und der Intensität der Bewirtschaftung ab. Bei Intensivgrünlandnutzung ist von jährlichen Höhenverlusten von 0,5 cm bis 1,0 cm, bei Ackernutzung und entwässerten Bruchwäldern sogar von 1,5 cm bis 3,0 cm auszugehen. In vielen Niedermooren ist somit die Mächtigkeit der Torfschichten bereits erheblich reduziert. Besonders bedroht sind flachgründige Niedermoore, die aufgrund der Torfzehrung gänzlich zu verschwinden drohen. Die Torfzehrung führt zu einer ständigen Absenkung der Geländeoberfläche. Wenn ein für die langfristige Bewirtschaftbarkeit der Flächen ausreichender Grundwasserstand erhalten bleiben soll, müssen die Entwässerungsgräben in Abständen von 20 bis 30 Jahren sehr kostenaufwändig vertieft werden. Folgen der Beeinträchtigung von Niedermooren naturnahes Niedermoor entwässertes und beeinträchtigtes Niedermoor 14
Belastung von Gewässern Die Entwässerung von Niedermooren zielt auf eine Ableitung des Wassers in die unterliegenden Oberflächengewässer. Zusammen mit der Degradierung des Bodens verlieren die Niedermoore weitgehend ihre Filterfähigkeit für das aus den Einzugsgebieten zuströmende Grund- und Oberflächenwasser. Zudem führen die bei der Torfzersetzung freigesetzten Stoffe zu einer zusätzlichen Belastung von Grundwasser und Oberflächengewässern. Diese nimmt mit der Entwässerungstiefe und der Nutzungsintensität zu. Beim Nitrataustrag in Richtung Grundwasser können Werte im Mittel zwischen 50 kg und 150 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr gemessen werden. Die Stoffeinträge in Gewässer aus solchen diffusen Quellen sind heute oft deutlich höher als die Belastungen zum beispiel aus kommunalen Kläranlagen. Verlust der Wasserrückhaltefähigkeit In entwässerten Niedermooren ist die Fähigkeit zur Wasserspeicherung und Wasserrückhaltung verringert oder bereits verloren gegangen. Die verdichteten Torfböden verlieren ihr Quellungsvermögen und nehmen Wasser deutlich langsamer bzw. in geringerer Menge auf. Die Niederschläge fließen großenteils von der Oberfläche rasch und ungebremst ab. Die Folgen sind eine Erhöhung der Abflussmengen und Hochwasserspitzen an unterliegenden Bächen und Flüssen. Belastung des Klimas Bei der Torfzersetzung in entwässerten Niedermooren werden organische Bodensubstanzen abgebaut. Dabei werden in erheblichem Umfang Kohlendioxid sowie das besonders stark klimarelevante Lachgas freigesetzt und an die Atmosphäre abgegeben. Dort tragen sie nennenswert zum Treibhauseffekt bei. Für Kohlendioxid wurden bei Grünlandnutzung Werte von ca. 3.500 kg und bei Ackernutzung von ca. 8.300 kg Kohlenstoff pro Hektar und Jahr gemessen. Verlust der biologischen Vielfalt Breitblättriges Knabenkraut Die Bedeutung als Lebensraum für wild lebende Tier- und Pflanzenarten geht in entwässerten und intensiv genutzten Niedermooren gravierend zurück - die biologische Vielfalt nimmt ab. Hier sind die Lebensraumbedingungen denen der übrigen Landschaft angenähert, so dass die Einwanderung konkurrenzstärkerer Tiere und Pflanzen möglich wird. Dies führt letztlich zur Verdrängung der hochspezialisierten Niedermoorarten. 15
Ansätze zur dauerhaften Sicherung von Niedermooren Leitbild für die dauerhafte Sicherung von Niedermooren Mit der dauerhaften Sicherung von Niedermooren sollen deren landschaftsökologische Funktionen auch in Zukunft gewährleistet oder wiederhergestellt und die von ihnen ausgehenden Belastungen reduziert werden. Mögliche Lösungen müssen gefunden werden, mit denen die Folgen von Entwässerung und intensiver Nutzung auf Niedermoore vermieden werden können und mit denen ein Ausgleich der verschiedenen Ansprüche zu schaffen ist. Folgende Ziele stehen dabei im Vordergrund: Reduzierung der Nitratausträge zur Sicherung der Gewässergüte und Trinkwasserqualität, Reduzierung der Freisetzung von Treibhausgasen als Beitrag zum Klimaschutz, Erhalt oder Wiederherstellung der Speicherbzw. Senkenfunktion für Stickstoff und Kohlendioxid vor allem durch aktive Torfbildung in Großseggenrieden, Erhalt oder Wiederherstellung der Wasserspeicherfunktion Schaffung eines naturnahen Grundwasserstandes, Sicherung des Bodens durch Vermeidung des Torf- und Bodenschwundes, Erhalt oder Wiederherstellung der biologischen Vielfalt mit ihren charakteristischen Niedermoor-Lebensgemeinschaften Förderung der Erholungs- und Erlebnisqualitäten. Moorschonende Bewirtschaftung Einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen dieser Ziele kann auch durch standortangepasste, d.h. moorschonende Bewirtschaftungsformen geleistet werden. Dazu zählen besonders: extensive Grünlandbewirtschaftung, Nutzung der aufwachsenden Biomasse zur Erzeugung von Bioenergie, Anbau von Schilf, Rohrkolben oder Seggen auch als Rohstoffe für Hausbau und Industrie, Waldentwicklung, auch zur Produktion von Holz als Baustoff und zur Energieerzeugung. Sumpfschrecke Übergreifende Aufgabe Die dauerhafte Sicherung der Niedermoore geht weit über den Arten- und Biotopschutz hinaus. Sie trägt zum Schutz des gesamten Wirkungsgefüges der Landschaft bei und ist Grundlage für nachhaltige Landnutzungen. Als Beitrag zu einer integrativen und übergreifenden Umweltpolitik ist die dauerhafte Sicherung der Niedermoore Aufgabe von Naturschutz, Gewässerschutz und Wasserwirtschaft, Bodenschutz, Klimaschutz sowie Landund Forstwirtschaft. Eine umfassende Realisierung setzt das Zusammenwirken aller Beteiligten voraus. 16
Tüpfelsumpfhuhn 17
Herausgeber: Niedersächsisches Umweltministerium Archivstraße 2, 30169 Hannover Dezember 2002 Gedruck auf chlorfrei gebleichtem Recyclingpapier Fotos: v. Drachenfels, Dietrich, Garve, Altmüller, Königstedt Gestaltung: Designbüro Fabian Richter, Hannover