Inhalt Waldränder und ihre Aufgaben... 4 Schutz vor Wind und Sonne... 5 Bereicherung der biologischen Vielfalt... 5 Belebung des Landschaftsbildes und Steigerung des Erholungswertes... 7 Zum Zustand der Waldränder... 9 Der Aufbau der Waldränder... 11 Allgemeines zur Gestaltung der Außenränder... 11 Regeln zum Aufbau der Außenränder... 14 Gehölzarten und Pflanzung... 15 Standortansprüche wichtiger Wildsträucher... 20 Pflege der Waldaußenränder und Saumbiotope... 22 Die Waldinnenränder... 23 Waldränder an Verkehrs- und Leitungstrassen... 23 Waldränder an Waldwegen... 23 Waldränder an Gewässern... 28 Randgestaltung von Kulturdenkmalen im Wald... 30 Freihalten von Kleinstrukturen... 30 Ergänzende Hinweise... 30 Literatur... 32 aid-medien... 33 3
Waldränder und ihre Aufgaben Richtig aufgebaute Waldränder spielen nicht nur eine wichtige Rolle für die Sicherung der Waldbestände und den Schutz angrenzender landwirtschaftlich genutzter Flächen, sondern auch für den Naturschutz und den Erlebniswert der Landschaft. Waldränder kommen in zwei Formen vor: Als Waldaußenränder stellen sie Grenzbereiche dar zu anderen Nutzungsarten wie Felder, Wiesen oder Siedlungen; Waldinnenränder befinden sich vor allem entlang von Waldwegen, an schmalen Verkehrstrassen, Fließgewässern und kleineren Seen, Waldwiesen, Intensiverholungsflächen, Kulturdenkmalen und waldfreien Sonderbiotopen. Je nach Lage und Zweck haben sie oft besondere Aufgaben und sind auch in besonderer Weise zu behandeln. In manchen Fällen sind sie für die Erholung oder den Artenschutz günstiger als die Außenränder zur Feldflur, die vor allem in Verdichtungsräumen oft verlärmt, verdrahtet, verhüttet sind oder in Acker- und Gemüseanbaugebieten durch Abtrift schädlicher chemischer Stoffe beeinträchtigt werden. Eine erwähnenswerte Form sehr umfangreicher innerer Waldränder sind laufende Verjüngungssäume zwischen Altholz und Jungwüchsen. Die Bundeswaldinventur 2002 hat den enormen Umfang der Waldränder in Deutschland deutlich gemacht: Allein die Waldaußenränder zur Feldflur sind insgesamt über 375.000 km lang dies entspricht durchschnittlich 35 Metern laufende Randlänge je Hektar deutscher Waldfläche. Würde man für den Aufbau des idealen Waldrandes eine durchschnittliche Tiefe von 20 m zu Grunde legen, ergäbe sich immerhin ein Flächenanteil von 7 % des Waldes! Bild 1: Stufig aufgebauter Waldrand mit blühendem Weißdorn Foto: Rolf Zundel 4
Vor allem die Waldaußenränder erfüllen die folgenden Aufgaben: Schutz vor Wind und Sonne Die Wälder sind stark klimatischen Einflüssen, wie Sturm, Wind und Sonne, ausgesetzt bedingt durch ihr Herausragen aus der niedrigen Acker- und Wiesenvegetation. Vom Aufbau und Standvermögen des Waldrandes hängt ein Teil der Widerstandskraft der dahinterliegenden Waldbestände ab. Neben der Gefahr des Sturmwurfs darf man nicht den schleichenden Einfluß von Wind, Untersonnung und Laubabtrift mit Verhagerungsfolgen vergessen. Andererseits üben die Waldränder auch nach außen, zum Feld hin, von ihrem Aufbau abhängige Einflüsse aus, so beispielsweise den Schutz des Bodens gegen Austrocknung und Verwehung oder empfindlicher Kulturen gegen Frost. Die Randwirkungen sind jedoch auch manchmal von Nachteil, etwa durch Beschattung und Wurzelkonkurrenz der Bäume bei fehlender Strauch- und Krautzone. Besonders ungünstig sind immergrüne Arten von Nadelschattbäumen auf der Süd- und Westseite landwirtschaftlicher Intensivkulturen, beispielsweise von Reben. Bereicherung der biologischen Vielfalt Bei richtigem Aufbau sind Waldränder oder -mäntel nicht nur eine Naht, sondern vielmehr eine aufgrund des kleinflächigen Wechsels nach Licht- und Feuchteverhältnissen breit gefächerte biotopreiche Übergangszone zwischen Wald und Feld. Diese Zone gewährleistet, dass typische Randpflanzen gut gedeihen und auf kleinstem Raum zahlreiche Tiere ihre jeweils günstigen Voraussetzungen zum Verste- Bild 2: Reine Fichten-Waldränder sind biologisch arm und wirken eintönig. Foto: Peter Pretscher 5
cken, zur Ernährung und Fortpflanzung finden. So steigt die Vogeldichte am Waldrand bis zum 10-fachen des Waldinneren an. Zusammen mit Flurgehölzen, Rainen und Bachtälern sind die Waldränder wichtige Elemente einer Biotop-Vernetzung. Man spricht bei einer Kontaktzone zwischen verschiedenen Ökosystemen von Randeffekten. Da am Waldrand beispielsweise auch besonders viele Fledermäuse, Waldameisen und Schlupfwespen vorkommen, sind gut aufgebaute Waldmäntel von Vorteil für die biologische Schädlingsbekämpfung. Die am Saum häufig wachsenden Dolden-, Korb-, Schmetterlingsblütler und die früh blühenden Weiden-, Aspen- und Haselgebüsche sind wichtig für Bienen und Schmetterlinge. Des Weiteren bieten Waldränder unseren Schalenwildarten Deckung und Äsung, und schließlich werden von dort aus durch Wind- oder Vogelsaat manche Mischgehölze in anschließende Forstkulturen oder lichtwerdende Altbestände hineingetragen. In Verdichtungsräumen können die Waldränder eine Lichtschutzfunktion übernehmen, indem sie die umfangreichen Beleuchtungsanlagen so abschirmen, dass nachtaktive Insekten, vor allem Falter, Laufkäfer und Florfliegen, von diesen nicht angezogen und getötet werden können. Der Vielfalt einer ganz oder zeitweise den Waldrand besiedelnden Tierwelt entspricht eine artenreiche Pflanzenwelt, zumal wenn dem Bestandesrand Kräutersäume und Wildwiesen vorgelagert sind. Der Pilzfreund weiß, dass irgendwo in dem Mosaik aus Licht und Schatten, Trockenheit und Feuchte meist Beute zu finden ist. Bild 3: Wildkirschen und andere fruchttragende Bäume und Sträucher können sich am Waldrand besonders gut entwickeln. Foto: Rainer Schretzmann 6
Foto: Rolf Zundel Bild 4: Die nützliche Rote Waldameise baut ihre Nester gern an sonnigen Waldrändern. Belebung des Landschaftsbildes und Steigerung des Erholungswertes Als drittes darf die ästhetische Bedeutung des abwechslungsreich aufgebauten Waldrandes für die Erbauung und Freude nicht unterschätzt werden. Die Waldränder geben der Landschaft schon deshalb ein besonderes Gepräge, weil sie in vielen Fällen einen Großteil der Sichtfläche des von außen auf den Wald zukommenden Besuchers oder auch des am Wald Vorbeifahrenden einnehmen. Der Waldrand als Aushängeschild ist heute um so deutlicher sichtbar, als im Zuge der modernen Landbewirtschaftung die früher oft vorgelagerten Feldgehölze und Streuobstbäume entfernt wurden. Ähnliches geschah teilweise in den süddeutschen Mittelgebirgen bei der Trennung von Wald und Weide, indem die allmählich sich auflösenden tief gestaffelten Waldränder begradigt und die landschaftstypischen, tief beasteten Weidfichten und Hutebuchen entfernt wurden. Für die Erholung haben die Waldränder schließlich deshalb große Bedeutung, weil man dort vor Witterungsunbilden geschützt wandern, lagern, in die Landschaft blicken oder Tiere beobachten kann. 7
Foto: Rolf Zundel Bild 5: Ein Waldweg im Randbereich eines Erholungsgebietes, der einen Ausblick ermöglicht 8