Wie sind die gegenseitigen Erwartungen von ASD und SPFH im Gefährdungsfall?

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Transkript:

Wie sind die gegenseitigen Erwartungen von ASD und SPFH im Gefährdungsfall? Von ASD an SPFH Gute Dokumentation, Transparenz Ressourcencheck Ungeklärte Fragen näher beleuchten, z.b. bei unklaren Aufträgen Abklären, welche Bereiche Aufträge brauchen und was im freiwilligen Bereich bearbeitet werden kann Zeitnahe Rückmeldungen, Informationsfluss, u. a. wenn Kontakt zu Klienten nicht möglich oder zu Aufträgen Abklärung mit InsoFa und schriftliche Gefährdungseinschätzung und klarer Benennung der Gefährdungsbereiche Rollenklärung Verantwortung gemeinsam Tragen, auch nach erfolgter Meldung der SPFH an ASD Beharrlichkeit der SPFH-Kraft, den Kontakt zu den Klienten zu bekommen Aufträge an Familien auch durch SPFH Eigenständiges Handeln Genaues Hinschauen, auf Details achten, nachfragen, dran bleiben Wertschätzung der Familien durch die SPFH Großer Methodenkoffer der SPFH Klare Positionierung der Fachkraft in der Familie Dringlichkeit der Familie klar machen Druck übernehmen

Wie sind die gegenseitigen Erwartungen von ASD und SPFH im Gefährdungsfall? Von SPFH an ASD Klare Absprachen treffen und klare Aufträge formulieren Mehr Zeit für Absprachen und regelmäßiger Austausch, Kooperation Rollenklärung, Transparenz der Rolle des ASD, Vertrauensbildung zu Klienten Einbezug von Externen Fachkräften z.b. Amtsarzt bei gesundheitlichen Problemlagen Schnellstmöglicher Termin in der Familie, Risikofaktoren offen besprechen Schnelle Reaktion von Seiten des ASD, wenn Fam. Termine nicht wahrnimmt Auflagen, die kontrollierbar sind und mit Konsequenzen einhergehen Offenes Ohr und Zeit Gute Kommunikation von ASD in Familien, z. B. wenn Aufträge verändert wurden saubere Falleinschätzung Vertrauen zwischen SPFH und ASD, Rückhalt Einheitliche Vorgehensweise Regelmäßige Hilfepläne Erreichbarkeit JA benennt Auftrag der SPFH gegenüber Familie

Wie sind die gegenseitigen Erwartungen von ASD und SPFH im Gefährdungsfall? Gemeinsame Erwartungen von SPFH und ASD - kollegiale Beratung - gegenseitige Wertschätzung - Rollenklarheit - Vertrauensvolle Zusammenarbeit - Informationsfluss pflegen - Einheitliche Haltung

Welche Vorgehensweisen sind im Gefährdungsfall hilfreich? Risiken und Ressourcen im Blick behalten, Risikoeinschätzung Einbezug anderer Institutionen, z.b. Schule, Gesundheitsamt u. ä. Kollegiale Beratung Rollenklärung der beteiligten Institutionen Gute Dokumentation von Verhalten, Fakten, Beobachtungen, Stellungnahme Schule etc. Systemische Sichtweise: Familiären, sozio -kulturellen und andere Kontexte mit einbeziehen Guter Austausch SPFH/SD Klare und enge Zielabsprachen zwischen ASD und SPFH ( Zeitfenster ) Auflagen erteilen + deren Einhaltung kontrollieren Einschalten des Gerichts (Anhörung) Evtl. fachärztl. Abklärung Transparenz gegenüber Fam. bei gleichzeitigem Beziehungsaufbau Frühzeitiger Informationsaustausch Detaillierte Faktensammlung Inhaltliche Klarheit zwischen ASD & SPFH Leitung informieren Gemeinsame Standards Beiderseits ausführliche Dokumentation

Welche Gefährdungsindikatoren können vor Gericht haltbar sein? Hält vor Gericht vermutlich stand: Fehlende Kooperationsbereitschaft im Gefährdungsbereich Fehlende Problemeinsicht bei Vorliegen von Gefährdungsindikatoren Ärztliches Attest über Vorliegen von gesundheitlicher Gefährdung Gewalt am Kind Aufsichtspflichtverletzung über längere Zeit und immer wieder, evt. polizeil. Dokumentiert Mangelnde Gesundheitsfürsorge Mangelnde Versorgung (z.b. Nahrung) Verminderter Schulbesuch Mangelnde Hygiene + fehlender Schlafrhythmus + kein Krippenbesuch Anstiftung zur Beschaffungskriminalität Nachweisliche Misshandlungen (Sex.) Missbrauch Suchterkrankung Freiheitsberaubung Finanzielle Probleme, die zu mangelnder Versorgung führen (z.b. kein Strom) Stichhaltige Dokumentation Genaue Darstellung der Vorgeschichte der Familie Isolation der Familie Extreme Verwahrlosung

Welche Gefährdungsindikatoren können vor Gericht haltbar sein? Standhalten vor Gericht fraglich: Autonomiekonflikt Vermutung von häuslicher Gewalt Häufige Erkrankung der Kinder Seelischer Missbrauch Verwahrlosung Psychische Erkrankungen der Eltern Jugendkriminalität Bindungsstörungen

Offene Fragen Ist ein Gutachten Voraussetzung für einen Sorgerechtsentzug? Welches Gewicht haben die Berichte von SPFH und ASD vor Gericht? Und wie müssten sie verfasst sein, um Gewicht zu haben? Warum werden in manchen Gerichtsverfahren die Sozialpädagogischen Fachkräfte nicht gehört? Wie wird das Erziehungsfähigkeitsgutachten gewichtet? Wie kann Emotionale Verwahrlosung sinnvoll dargestellt werden? Wie wird man in der Fachlichkeit wahrgenommen vor Gericht? Macht es für den Richter einen Unterschied, ob ASD und SPFH kooperieren? Inwiefern ist die Entscheidung des Richters zur Gefährdungslage durch gesetzliche Rahmenbedingungen bestimmt bzw. wie groß ist der Spielraum des Richters in der Auslegung?