Gesundheit Mobilität Bildung Hürden einer sektorenübergreifenden Qualitätssicherung in Deutschland Dr. Martin Albrecht, IGES Institut 6. Qualitätssicherungskonferenz des Gemeinsamen Bundesausschusses Berlin, 22. September 2014 Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland IGES Institut. Ein Unternehmen 22.09.2014 der IGES Gruppe. Seite 1
Inhalt 1. Ergebnisse der Machbarkeitsanalyse (2012) Themenfindung und Indikatorenauswahl Kodierung und Auslösung Prüfung von Auffälligkeiten Beteiligung der EDV-Anbieter Organisation und Finanzierung Bürokratiekosten Evidenzbasierung und Kosten/Nutzen von sqs 2. Ergebnisse der Probebetriebe 3. Neue Weichenstellungen Themenfindung und Priorisierung (TuP) Routinedaten-Nutzung neue Themenbereiche Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 2
Machbarkeitsanalyse IGES im Auftrag der KBV untersuchte Bereiche Katarakt-OP Konisation Perkutane Koronarintervention (PCI) und Koronarangiographie Abschluss Juli/August 2012 Publikation ZEFQ (2013) Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 3
Themenfindung und Indikatorenauswahl Ergebnis Auswahl der sqs-bereiche ohne Nachweis gravierender Qualitätsprobleme Empfehlung Kriteriengeleitete Auswahl mit konsequenter Ausrichtung an nachgewiesenen Qualitätsproblemen und Qualitätsverbesserungspotentialen Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 4
Kodierung und Auslösung Ergebnis Voraussetzungen für Regelbetrieb nicht ausreichend erfüllt auf Basis von Routinedaten Verhältnis von Sensitivität und Spezifität der QS- Auslösung suboptimal zusätzliche Filterfrage im Probebetrieb wegen fehlender Spezifität Perspektive komplexe Krankheitsbilder? Empfehlung Probebetrieb sollte offene Fragen beantworten Gibt es hinreichend spezifische Auslösekriterien für Regelbetrieb, so dass Filterfrage entbehrlich? Falls nein: Gibt es Alternativen? (z.b. Abstriche bei Sensitivität zugunsten höherer Spezifität) Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 5
Prüfung von Auffälligkeiten Ergebnis Trennung echter Qualitätsprobleme von Dokumentationsmängeln kritisch organisatorische Komplexität fachliche Komplexität unzureichende Operationalisierung von Auffälligkeit und Verknüpfung mit QS- Maßnahmen Empfehlung Weitergehende Spezifizierung der Prüfprozesse konkrete Ablaufbeschreibungen, Prüfkaskaden Sicherstellung einheitlicher Implementierung der Plausibilitätsregeln Erstellung einer Testspezifikation Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 6
Beteiligung der EDV-Anbieter Ergebnis Starke Zurückhaltung bei Herstellern (Ergebnisse einer Anbieterbefragung): geringe Unterstützung für Probebetrieb (widersprüchliche Dokumentenlage, verspätete Information) Empfehlung Verfahrenstransparenz gegenüber EDV-Anbietern erhöhen Dokumentenmanagement und Informationspolitik für Probebetriebe Dialog zwischen den Beteiligten ( Runder Tisch ) Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 7
Organisation und Finanzierung Ergebnis Notwendigkeit der Landesebene nicht klar ersichtlich aus externer QS der Krankenhäuser abgeleitet Gefahr von Doppelstrukturen Finanzierung Landesebene und Vergütung Leistungserbringer ungeklärt Empfehlung Klärung grundlegender Finanzierungs- und Organisationsfragen vor Regelbetrieb Alternativkonzept zur Vermeidung von Doppelstrukturen Konzept zur Vergütung von sqs-dokumentationsleistungen Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 8
Bürokratiekosten jährlich je Arzt / Praxis durchschnittliche Leistungshäufigkeit (je Praxis) Konisation Katarakt diagnostische Koronarangiograpie PCI 49 685 147 70 Ersterhebung 921 7.908 2.227 1.119 Übermittlung 23 23 23 Insgesamt 944 7.932 2.250 1.119 Bürokratiekosten abhängig von erwarteter Leistungshäufigkeit (entsprechend stark variierend) Spektrum reicht von 0,7 Mio. (Konisation) bis zu knapp 7,6 Mio. (Katarakt-OP). Nicht berücksichtigt: Implementierungs- und Prozesskosten anderer Beteiligter (Bundes-/Landesebene); Zeitverluste bei Patientenversorgung Diskrepanzen zwischen Versorgungs- und Kostenanteilen Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 9
Evidenzbasierung: Was kann sqs unter welchen Voraussetzungen erreichen? Qualitätsdefizit Qualitätsverbesserungspotenzial durch QS induzierte Qualitätsverbesserung Benchmarking unter Leistungserbringern Selektion durch Patienten, Krankenkassen, Einweiser Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 10
Aufwands-Nutzen-Verhältnis einer sqs Vorschläge zur Optimierung Konzentration der Themenbereiche auf Qualitätsverbesserungspotentiale (statt Flächendeckung) Möglichkeiten zur Beendigung von sqs definieren Prüfung der Möglichkeiten von Stichproben Vorrang von Routinedaten gegenüber gesonderten Erhebungen Entwicklungsarbeiten stärker auch auf Nutzung der sqs-daten (Maßnahmen) beziehen Flankierung der sqs-umsetzung durch Evaluationen, Evidenzbasis von QS-Maßnahmen stärken Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 11
Gesundheit Mobilität Bildung Ergebnisse der Probebetriebe und neue Weichenstellungen Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 12
Ergebnisse der Probebetriebe Bereich Katarakt-OP Konisation PCI Probleme keine spezifische Auslösung für ambulant selektivvertragliche Leistungen und Follow-Up möglich Folge: Ergebnisse für QS nur stark eingeschränkt verwertbar Fazit: ohne Ergebnisse des Follow-Up wäre Aufwands-Nutzen- Verhältnis unangemessen Probebetrieb konnte nicht durchgeführt werden wegen mangelnder Bereitschaft von Softwareanbietern zur freiwilligen Teilnahme Machbarkeitsprüfung ergab: Auslösung funktioniert sektoral wegen unterschiedlicher Kodier- u. Vergütungsregeln nicht gleich keine Vergleichbarkeit der Leistungserbringer unzureichende QS-Softwareintegration im niedergelassenen Bereich Weiterentwicklung gehemmt wegen Freiwilligkeit des Probebetriebs und Unklarheit über Regelbetrieb keine einheitlichen Auslösekriterien für selektivvertragliche Fälle möglich (keine vollständige Kenntnis über Selektivverträge und deren Abrechnungs- und Kodierregeln) Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 13
Ergebnisse der Probebetriebe Beschluss des G-BA (vom 20.2.2014) Katarakt-OP und Konisation: derzeit keine Umsetzung des sqs-verfahrens im Regelbetrieb Koronarangiographie und Perkutane Koronarintervention (PCI): Bewertung noch nicht abgeschlossen datengestützte QS (Dokumentation durch Leistungserbringer) trotz Problemen prinzipiell möglich Prüfung der Erhebung mit Sozialdaten (abgeschlossen) Entwicklung von Instrumenten zur Patientenbefragung (in Bearbeitung) Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 14
Neue Weichenstellungen: Themenfindungsund Priorisierungsverfahren (TuP) erster Echtlauf abgeschlossen (Januar 2013) anstatt Themenberatung auf Zuruf : systematische, kriteriengeleitete Themenauswahl Inzidenz und Prävalenz Krankheitslast Potenzial für Qualitätsverbesserungen Regelbarkeit durch den G-BA angestrebte Qualitätsziele klar definiert und wissenschaftlich untermauert Beachtung des Aufwand-Nutzen-Verhältnisses Handlungsfelder aus TuP 2012: Schlaganfall, Tonsillektomie, Entlassungsmanagement, diabetischer Fuß, minimalinvasive Herzklappeneingriffe Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 15
Neue Weichenstellungen: forcierte Routinedaten-Nutzung seit 2012: gesetzliche Verpflichtung der Krankenkassen, Daten für QS zu liefern (GKV-VStG) Gesetzesbegründung u.a.: Ersparnis gesonderter Datenerhebungen, Reduzierung von Verwaltungsaufwand 20.3.2014: Routinedaten der Krankenkassen als dritte Datengrundlage der QS in Qesü-RL durch G-BA verankert (1) QS-Dokumentation der Leistungserbringer (2) Routinedaten der Krankenkassen ( wann immer möglich ) (3) Befragungen von Patienten/Einrichtungen (flankierend) Umsetzung bei sqs-verfahren PCI: Weiterentwicklung zum Regelbetrieb bevorzugt auf Basis von Sozialdaten Arthroskopie Kniegelenk: erstmals Verzicht auf QS- Dokumentation durch Leistungserbringer Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 16
Ausblick: Neue sqs-verfahren Bereich kolorektales Karzinom Hüft- und Knieendoprothesenversorgung Vermeidung nosokomialer Infektionen (gefäßkatheter-assoziiert, postoperative Wunden) Arthroskopie am Kniegelenk psychische Erkrankungen (Schizophrenie) Nierenersatztherapie bei chron. Nierenversagen Entlassungsmanagement Indikatorenentwicklung abgeschlossen (Nov. 2011) abgeschlossen (Mrz./Jul. 2012) abgeschlossen (Dez. 2012/ Jun. 2013) abgeschlossen (Dez. 2011) in Bearbeitung in Bearbeitung Erarbeitung Konzeptskizze weitere Schritte Migrationskonzept Schritt 1 (Anpassung QS-Dokumentation der Leistungserbringer) abgeschlossen (Mrz. 2013) Machbarkeitsprüfungen (noch lfd.) Entwicklung eines QS-Verfahrens abgeschlossen (Aug. 2014) Entwicklung einer Patientenbefragung in Bearbeitung Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 17
Fazit Wichtige Schritte zur Optimierung des Aufwand-Nutzen- Verhältnisses der sqs in jüngerer Zeit Konzentration auf Qualitätsprobleme und -verbesserungspotenziale Nutzung von Routinedaten bzw. Verzicht auf separate QS-Dokumentation durch Leistungserbringer aber weiterhin Herausforderungen Beteiligung von EDV-Anbietern Patientenidentifizierung bei sektorenüberschreitenden Verfahren Evidenzbasierung von QS-Maßnahmen Hürden einer sektorenübergreifenden QS in Deutschland 22.09.2014 Seite 18
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