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Transkript:

Lernmodul Investmentfonds Lernmodul Investmentfonds

Investmentfonds Ende 2011 hatten 6,12 Mio. 1 Bundesbürger Anteile an Investmentfonds in ihren Wertpapierdepots. Trotzdem ist eher wenig Wissen über Investmentfonds in der breiten Bevölkerung vorhanden. In einer Studie Die Deutschen und das Wissen über Fonds glaubten 41 % der Befragten, dass Rentenfonds zur Absicherung der gesetzlichen Rente dienen. 2 Um diesen Wissensdefiziten frühzeitig vorzubeugen, ist es erforderlich, bereits die Schüler in frühen Jahren darüber aufzuklären, wie Investmentfonds funktionieren und wie sie beispielsweise für die Altersvorsorge eingesetzt werden können. Mit dem Kauf von Investmentfondsanteilen erwerben die Anleger einen Anteil am Sondervermögen einer Kapitalanlagegesellschaft. Kapitalanlagegesellschaften sind Unternehmen, die Investmentfonds-Sondervermögen verwalten. Jeder Investmentfonds hat einen Anlageschwerpunkt, der aus Aktien, Anleihen, Derivaten, Geldmarktpapieren, Zertifikaten (Wertpapiere) oder Grundstücken und Gebäuden (Vermögenswerte) bestehen kann. Durch den Kauf einer Vielzahl von Wertpapieren und Vermögenswerten innerhalb des Anlageschwerpunkts, aus denen sich ein Investmentfonds zusammensetzt, besteht ein geringeres Verlustrisiko als beispielsweise bei einer Einzelinvestition in nur ein Wertpapier oder einen Vermögenswert. In der Regel kann ein Investmentfonds allgemeine Marktrisiken wie globale, regionale und branchenbedingte Kurseinbrüche zwar abmildern, aber nicht ausschalten. Investmentfonds lassen sich nach Investmentfonds-Typ und Anlageschwerpunkt kategorisieren. Neben den hier erläuterten offenen Investmentfonds und Exchange Traded Funds gibt es auch geschlossene Investmentfonds, auf welche in diesem Dokument nicht weiter eingegangen wird. Investmentfonds-Typ Geldmarktfonds Aktienfonds Anleihenfonds Branchenfonds Offene Immobilienfonds Zertifikatefonds Indexfonds (ETF oder ETC) Anlageschwerpunkt Geldmarktinstrumente (z. B. Termingelder) Aktien (z. B. nach regionalen Kriterien oder speziellen Ansätzen) festverzinsliche Wertpapiere Wertpapiere einer bestimmten Branche, z. B. Automobil Vermögen wird in Immobilien investiert Investition in mehrere Zertifikate Zugrunde liegender Index (z. B. Aktienindex oder Commodity-Index) wird 1:1 abgebildet 1 Vgl. Deutsches Aktieninstitut e. V.: Zahl der Aktionäre in Deutschland Gesamtdeutschland (Stand: 04.01.2012). 2 Vgl. AXA Investment Managers: Die Deutschen und ihr Wissen über Fonds (Stand: 2011), Seite 8. 1

Mit 10.777 31 in Deutschland zugelassenen Investmentfonds steht für die Anleger eine breite Auswahl zur Verfügung. Das Sondervermögen wird getrennt vom Vermögen der Kapitalanlagegesellschaft geführt. Die gesonderte Verwahrung ist zum Schutz der Investmentfondsinhaber. Im Falle der Insolvenz einer Kapitalanlagegesellschaft fließt das Sondervermögen nicht in die Insolvenzmasse ein. 4 Die laufenden Erträge eines Investmentfonds wie Zinsen, Dividenden und Mieterträge aus den Kapital- und Vermögenswertanlagen schüttet die Kapitalanlagegesellschaft an die Investmentfondsanleger jährlich aus. Der Ausschüttungsbetrag wird den Investmentfondsinhabern überwiesen oder alternativ in den Investmentfonds reinvestiert. Bei letzterem erhöht sich die Anzahl der gehaltenen Investmentfondsanteile. Die Investition in Investmentfonds kann durch Einmalanlage oder über einen Sparplan erfolgen. Sparpläne bieten Banken ihren Kunden ab einer regelmäßigen Mindesteinzahlung an, die von Institut zu Institut unterschiedlich hoch sein kann. Der Vorteil von regelmäßigen Einzahlungen ist der sogenannte Cost-Average-Effekt. Cost-Average-Effekt Der Cost-Average-Effekt bedeutet, dass bei einem regelmäßig gleichbleibendem Investitionsbetrag, z. B.monatlich 100 EUR, der durchschnittliche Einstandspreis geringer ist als bei einem regelmäßigen Kauf einer fixen Anzahl von Investmentfondsanteilen. Das folgende Beispiel verdeutlicht den Cost-Average-Effekt bei fallenden und steigenden Preisen je Investmentfondsanteil. Annahme: Der Investmentfondssparer investiert monatlich 100 EUR in einen Aktienfondssparplan. Bei fallenden Preisen je Investmentfondsanteil: Datum Monatliche Sparrate Ausgabepreis je Fondsanteil Gutschrift der Fondsanteile 30.12.2010 100,00 EUR 074,87 EUR 1,3356 30.01.2011 100,00 EUR 065,70 EUR 1,5221 27.02.2011 100,00 EUR 053,49 EUR 1,8695 Summe: 300,00 EUR 194,06 EUR 4,7272 Durchschnittlicher Ausgabepreis je Fondsanteil: Durchschnittlicher Anschaffungspreis je Fondsanteil: Preisvorteil je Fondsanteil: 64,69 EUR 63,46 EUR 01,23 EUR 3 Vgl. Bundesverband Investment und Asset Management e.v.: Öffentlich zum Vertrieb zugelassene Fonds (Stand: 33.2012). 4 Vgl. Investmentgesetz, 31 Absatz 2. 2

Berechnung des durchschnittlichen Ausgabepreises je Fondsanteil: Summe Ausgabepreis je Fondsanteil/Anzahl der Sparraten (194,06/3) = 64,69 EUR. Berechnung des durchschnittlichen Anschaffungspreises je Fondsanteil: Summe der monatlichen Einzahlungen/Summe der Fondsanteile (300/4,7272) = 63,46 EUR. Berechnung Preisvorteil je Fondsanteil: Durchschnittlicher Ausgabepreis je Fondsanteil Durchschnittlicher Anschaffungspreis je Fondsanteil (64,49 63,46) = 1,23 EUR. Im Zeitraum vom 30.12.2010 bis zum 27.02.2011 ist der Wert eines Investmentfondsanteils von 74,87 EUR auf 53,49 EUR gefallen. Bei einer monatlichen Sparrate von 100 EUR erwirbt der Investmentfondssparer per 30.12.2010 1,3356 Investmentfondsanteile. Zwei Monate später werden ihm aufgrund der gefallenen Investmentfondspreise für die gleiche Sparrate mehr Anteile gutgeschrieben (1,8695). Bei steigenden Preisen je Investmentfondsanteil: Datum Monatliche Sparrate Ausgabepreis je Fondsanteil Gutschrift der Fondsanteile 30.12.2010 100,00 EUR 074,87 EUR 1,3356 30.01.2011 100,00 EUR 081,22 EUR 1,2312 27.02.2011 100,00 EUR 088,17 EUR 1,1342 Summe: 300,00 EUR 244,26 EUR 4,7010 Durchschnittlicher Ausgabepreis je Fondsanteil: Durchschnittlicher Anschaffungspreis je Fondsanteil: Preisvorteil je Fondsanteil: 81,42 EUR 81,06 EUR 00,36 EUR Im Zeitraum vom 30.12.2010 bis zum 27.02.2011 ist der Wert eines Investmentfondsanteils von 74,87 EUR auf 88,17 EUR gestiegen. Bei der monatlichen Sparrate von 100 EUR erwirbt der Investmentfondssparer per 30.12.2010 1,3356 Investmentfondsanteile. Zwei Monate später werden ihm aufgrund des gestiegenen Preises je Investmentfondsanteil für die gleiche Sparrate weniger Anteile gutgeschrieben (1,1342). Sowohl bei fallenden und steigenden Investmentfondsanteilspreisen erzielt der Anleger durch den Cost-Average-Effekt einen Preisvorteil je Investmentfondsanteil, indem er sie zu einem günstigeren durchschnittlichen Einstandspreis erwirbt. Die Ergebnisse sind auch auf schwankende Investmentfondspreise übertragbar. 3

Kauf und Verkauf von Investmentfonds über Fondsgesellschaft oder Börse? Investmentfonds können Anleger sowohl über die Fondsgesellschaft als auch über die Börsen kaufen und verkaufen. Bei den meisten Investmentfonds fällt beim Kauf ein sogenannter Ausgabeaufschlag an. In der Regel beinhaltet er zum größten Teil eine Art Vertriebsprovision für die Verkäufer der Investmentfonds. An den Wertpapierbörsen besteht für die Anleger die Möglichkeit, die Investmentfonds zu besseren Konditionen als über die Investmentgesellschaft zu kaufen. Die Ursache hierfür ist, dass an den Wertpapierbörsen keine Vertriebsprovision in Form des Ausgabeaufschlags anfällt. Die Börsen erhalten aber je ausgeführter Kauf- oder Verkaufsorder Transaktionsentgelte. Die Wertpapierbörsen sind bestrebt, konkurrenzfähige Preise zu stellen, da sie in einem gegenseitigen Wettbewerb stehen. Zudem rechnen Kapitalgesellschaften üblicherweise bei der Rückgabe eines Fondsanteils erst nachträglich zum Tageskurs ab. An der Börse kennt der Investor während der gesamten Handelszeit die An- und Verkaufspreise zu dem der jeweilige Investmentfonds gehandelt wird. Ein weiterer Vorteil des Börsenhandels ist die Möglichkeit Kauf- und Verkaufsaufträge für Investmentfonds zu limitieren. Die Abwicklung der monatlichen Investmentfondssparpläne ist über die Wertpapierbörsen derzeit nicht möglich, sondern erfolgt direkt mit der Kapitalanlagegesellschaft. Passiv verwaltete Exchange Traded Funds Seit einiger Zeit sind Exchange Traded Funds (ETFs), auch passiv gemanagte Fonds genannt, bei Kapitalanlegern sehr beliebt. Die Kapitalanlagegesellschaft berechnet für die ETFs laufend Annahme- und Rückgabepreise, während sie bei den klassischen Investmentfonds nur einmal am Tag Preise berechnet. Bei ETFs wird ein passiver Kapitalanlagestil umgesetzt. Passiv betreute Investmentfonds bilden einen vorgegebenen Index möglichst exakt, also im Verhältnis 1:1, nach. Dieser Index kann der eines Landes, einer Branche oder ein globaler Index sein. Das Fondsvermögen wird nur dann umgeschichtet, wenn sich die Zusammensetzung des Index ändert, also wenn beispielsweise ein Unternehmen den Index verlässt und ein anderes aufrückt oder wenn sich die Gewichte innerhalb des Index verschieben. Bei aktiv betreuten Investmentfonds entscheidet der Investmentfondsmanager anhand quantitativer und qualitativer Kriterien über die Käufe oder Verkäufe innerhalb des Fondsvermögens. Aktiv betreute Investmentfonds besitzen einen Vergleichsmaßstab, im Fachjargon Benchmark, der zur Leistungsbeurteilung des Investmentfondsmanagers dient. Die Benchmark besteht zumeist aus einem Index. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass es 90 % der Investmentfondsmanager im langfristigen Vergleich nicht schaffen, besser als ihre Benchmark abzuschneiden. 51 Die hohen Kosten für die Investmentfondsmanager sowie für das Unternehmensresearch sind wahrscheinlich die Hauptursachen für die schlechtere Renditeentwicklung im Vergleich zur Benchmark. Trotz dieser Vorteile besitzt das aktive Investmentfondsmanagement seine Daseinsberechtigung vor allem bei Investitionen in Emerging Markets (aufstrebende Volkswirtschaften) und im Small Cap Bereich (Unternehmen mit geringem Börsenwert). 5 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung : Fondsanleger sollten Berater nach passiven Fonds fragen vom 04.03.2005. 4

Viele Anleger bevorzugen zudem die Möglichkeit, dass der Fondsmanager im Fall extrem schwankungsreicher Märkte und bei stark fallenden Kursen aktiv in die Zusammensetzung des Fonds eingreift und die Vermögenswerte umschichten kann. Falls es zu starken Kursverlusten des zugrunde liegenden Index kommt, können diese bei einer Anlage in ETFs nicht abgemildert werden. Investmentfonds zum Aufbau der Altersvorsorge Die gesetzliche Rente reicht zur alleinigen Altersvorsorge nicht mehr aus. Die Politik hat den Missstand erkannt und versucht die entstehende Versorgungslücke mit der Förderung der privaten Altersvorsorge zu kompensieren. Deswegen wurde u. a. die Riester- und die Rürup- Rente eingeführt. Besonders die Riester-Rente ist durch die steuerliche Begünstigung und die staatlichen Zulagen für die Mehrzahl der Arbeitnehmer interessant. Die Riester-Rente ermöglicht u. a. die Investition in einen Investmentfondssparplan und eine Investmentfonds gebundene Rentenversicherung, da Investmentfonds zur langfristigen Kapitalanlage und Altersvorsorge besonders gut geeignet sind. Dies liegt in der Risikostreuung begründet, mit der eine negative Kursentwicklung oder ein Totalverlust eines einzelnen Wertpapiers in der Regel kompensiert wird. Die Untersuchung Gesetzliche und private Altersvorsorge Risiko und Rendite im Vergleich 6 untermauert die Stellung der Aktie als langfristig überlegene Kapitalanlage. In der Studie wurde für den Zeitraum von 1954 bis zur Jahresmitte 2008 eine Investition in den DAX zurückberechnet. Die Investition in den DAX hätte einer Rendite von 7,57 % p. a. entsprochen, was ein 55-faches der anfänglichen Investition bedeutet. Viele Investmentfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland benutzen als Vergleichsmaßstab den DAX. Selbst unter Berücksichtigung, dass ca. 90 % der aktiv betreuten Investmentfonds schlechter als ihre Benchmark abschließen, lassen sich mit ihnen langfristig ansehnliche Renditen erwirtschaften. Exchange Traded Funds (ETFs) sind durch ihre sehr kostengünstige Abbildung der Benchmark ideal, um die Renditeziele zu erreichen. Die Verwaltungsgebühren der ETFs auf den DAX betragen ungefähr 0,15 % pro Jahr. Dagegen sind die Gesamtkosten bei aktiv betreuten Investmentfonds mit ca. 1,00 % erheblich höher. Vor dem Hintergrund, dass es in Deutschland nur 3,89 Mio. Aktionäre und 6,12 Mio. Fondsbesitzer gibt, wird deutlich, dass Investmentfonds zur Altersvorsorge noch nicht die erforderliche Bedeutung erlangt haben. 7 1 DAX ist eine eingetragene Marke der Deutsche Börse AG. Literatur Börse Stuttgart: www.boerse-stuttgart.de Bundesverband Investment- und Asset Management e.v.: www.bvi.de Deutsches Institut für Altersvorsorge: www.dia-vorsorge.de Investmentgesetz: www.gesetze-im-internet.de 6 Vgl. Deutsches Institut für Altersvorsorge: Gesetzliche und private Altersvorsorge Risiko und Rendite im Vergleich vom 25.08.2008. 7 Vgl. Deutsches Aktieninstitut e. V.: Zahl der Aktionäre in Deutschland Gesamtdeutschland (Stand: 04.01.2012). 5

Investmentfonds Grundidee: Risikodiversifikation Sondervermögen der Investmentgesellschaft Verwahrung Depotbank Verwaltung Investmentgesellschaft Anlageschwerpunkt Aktien Anleihen Geldmarkt Immobilien Handel von Investmentanteilen Börse Investmentgesellschaft Rechte der Investmentanteilinhaber Miteigentum Ertragsausschüttung Rücknahmeanspruch Exchange Traded Funds (ETFs) Vorteile: Abbildung von Indizes (passives Investment) In 90 % der Fälle bessere Performance als aktives Management Sehr geringe Managementgebühren 6

Ein Bankkunde hat 100.000 EUR geerbt. Er will das Geld in deutsche Aktiengesellschaften anlegen, da er an die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft glaubt. Sein bereits vorhandenes Kapital ist in Festgeld und Spareinlagen investiert. Er besitzt wenige Kenntnisse über Aktien. Versetzen Sie sich in die Lage eines Kundenberaters einer Bank, der den Bankkunden bedarfsgerecht berät. Erstellen Sie einen konkreten Anlagevorschlag für den Bankkunden. 1. Fachliche Kompetenz: Grundprinzipien von Investmentfonds erklären können 1.1 Nennen Sie einige der größten deutschen Aktiengesellschaften, in die der Bankkunde investieren kann? 1.2 Würden Sie dem Bankkunden empfehlen, einige der aufgezählten Aktien zu kaufen. Gibt es eventuell Alternativen gegenüber dem Kauf einzelner Aktien? 1.3 Die folgende Grafik stellt das Grundprinzip eines Investmentfonds dar. Erläutern Sie innerhalb Ihrer Gruppe das Grundprinzip des Investmentfonds. 7

1.4 Setzen Sie in das Schaubild die folgenden Begriffe ein: Depotbank, Fonds, Kapitalanlagegesellschaft und Privatanleger. Ausgabe und Rücknahme der Anteile Kapital Investmentvertrag Verwahrung Verwaltung Depotbankvertrag 2. Fachliche Kompetenz: Arten von Investmentfonds unterscheiden können 2.1 Tragen Sie die unterschiedlichen Investmentfondsarten ein und grenzen Sie diese voneinander ab. 8

3. Fachliche Kompetenz: Rechte von Investmentfondsinhabern erklären können 3.1 Tragen Sie die Rechte der Investmentfondsinhaber in das Schaubild ein. Erklären Sie im Anschluss die einzelnen Rechte. Ertragsauszahlung 9

Miteigentum am Sondervermögen: Ausschüttend: Thesaurierend: Rückgabeanspruch: 10

4. Fachliche Kompetenz: Handel von Investmentfondsanteilen beschreiben können 4.1 Investmentfondsanteile können über verschiedene Wege erworben und verkauft werden. Nennen und erläutern Sie kurz die verschiedenartigen Wege. 4.2 Zählen Sie die unterschiedlichen Merkmale der verschiedenen Handelsmöglichkeiten von Investmentfonds auf. Börsenhandel Investmentfondsgesellschaft 4.3 Cost-Average-Effekt 4.3.1 Berechnen Sie die Gutschrift in Investmentfondsanteilen (bis vier Nachkommastellen) bei fallenden Preisen je Investmentfondsanteil. Interpretieren Sie die daraus abgeleiteten Ergebnisse. Datum Monatliche Sparrate Ausgabepreis je Fondsanteil Gutschrift der Fondsanteile 30.01.2011 050,00 EUR 065,63 EUR 27.02.2011 050,00 EUR 059,37 EUR 33.2011 050,00 EUR 056,71 EUR Summe: 150,00 EUR 181,71 EUR Durchschnittlicher Ausgabepreis je Fondsanteil: Durchschnittlicher Anschaffungspreis je Fondsanteil: Preisvorteil je Fondsanteil: 60,57 EUR 60,35 EUR 00,22 EUR 11

4.3.2 Berechnen Sie die Gutschrift in Investmentfondsanteilen (bis vier Nachkommastellen) bei steigenden Preisen je Investmentfondsanteil. Interpretieren Sie die daraus abgeleiteten Ergebnisse. Datum Monatliche Sparrate Ausgabepreis je Fondsanteil Gutschrift der Fondsanteile 30.01.2011 050,00 EUR 063,26 EUR 27.02.2011 050,00 EUR 068,02 EUR 33.2011 050,00 EUR 074,33 EUR Summe: 150,00 EUR 205,61 EUR Durchschnittlicher Ausgabepreis je Fondsanteil: Durchschnittlicher Anschaffungspreis je Fondsanteil: Preisvorteil je Fondsanteil: 68,54 EUR 68,24 EUR 00,30 EUR 4.3.3 Interpretieren Sie die unterschiedlichen Ergebnisse. 12

5. Fachliche Kompetenz: Aktiv und passiv verwaltete Investmentfonds unterscheiden können 5.1 Erläutern Sie die Funktionsweise von aktiv verwalteten Investmentfonds. 5.2 Erläutern Sie die Funktionsweise von passiv verwalteten Investmentfonds. (Hinweis passiv verwaltete Investmentfonds sind i. d. R. Exchange Traded Funds). 5.3 Zwischen aktiv verwalteten Investmentfonds mit einer Benchmark als Vergleichsmaßstab und passiv verwalteten Investmentfonds, die i. d. R. einen Index 1:1 abbilden, bestehen in vielen Fällen Performanceunterschiede zugunsten der passiv verwalteten Investmentfonds. Erläutern Sie die Ursachen für die Performanceunterschiede. 13

6. Fachliche Kompetenz: Chancen und Risiken von Investmentfonds beurteilen können 6.1 Entwickeln Sie einen konkreten Anlagevorschlag für die Ausgangssituation mit Ihrem jetzigen Wissen. Ein Bankkunde hat 100.000 EUR geerbt. Er will das Geld in deutsche Aktiengesellschaften anlegen, da er an die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft glaubt. Sein bereits vorhandenes Kapital ist in Festgeld und Spareinlagen investiert. Er besitzt wenige Kenntnisse über Aktien. Versetzen Sie sich in die Lage eines Kundenberaters einer Bank, der den Bankkunden bedarfsgerecht berät. Erstellen Sie einen konkreten Anlagevorschlag für den Bankkunden. 14

Zusatzaufgaben Aufgabe 1: Geben Sie den Schülern für einen bestimmten Investmentfonds die Möglichkeit, den günstigsten Handelsplatz für den Kauf des Investmentfondsanteils herauszusuchen. Bei der Vorauswahl des Investmentfonds sollten Sie darauf achten, dass der Investmentfonds auch an der Börse notiert ist. Zur Vereinfachung bietet es sich an, die Umsatzspitzenreiter im Börsenhandel heranzuziehen. Über die Webseite der Börse Stuttgart können Sie die Umsatzspitzenreiter abrufen: www.lehrerordner.de/links/xabkd9 Aufgabe 2: Der große Vorteil von Investmentfonds ist die Risikostreuung. Lassen Sie die Schüler die Grundlagen der Risikostreuung aus dem Investmentgesetz (InvG) ausarbeiten. Dazu geben Sie ihren Schülern die Möglichkeit über das Internet nach dem Investmentgesetz zu suchen. 15

Aufgabe 3: Die Schüler sollen sich in die Lage eines Investmentfondsmanagers, der einen aktiv verwalteten Investmentfonds betreut, hineinversetzen. Der Investmentfondsmanager setzt die vorgegebene Fondsphilosophie um. Auf Grundlage der vorgegebenen Fondsphilosophie entscheiden und begründen die Schüler, welche Aktien in den Investmentfonds hineingehören. Vor allem auf eine schlüssige Begründung ist Wert zu legen. Im Folgenden wird die Fondsphilosophie des DekaFonds vorgestellt. Der DekaFonds ist einer der größten Investmentfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland. Fondsphilosophie DekaFonds (ISIN: DE0008474503): Mit dem auf deutsche Blue Chips und aussichtsreiche Nebenwerte spezialisierten Investmentfonds beteiligen Sie sich an der Ertragskraft und Substanz, die die deutsche Wirtschaft bietet. Nutzen Sie zum Erreichen Ihrer Anlageziele die Wertsteigerungschancen, die sich durch die aktive, professionelle Zusammenstellung des Aktienportfolios ergeben. Das Fondsmanagement passt zudem die Fondsstruktur kontinuierlich den Markterwartungen an. Durch die Vielzahl der Titel bietet der Fonds außerdem für Sie den Vorteil, dass sich das Risiko im Vergleich zu einer Einzelanlage deutlich reduziert. 16