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Transkript:

Nationale Referenzzentrale für Salmonellen Jahresbericht 2014 AGES IMED Graz Zentrum für lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten Beethovenstraße 6 A-8010 Graz Ansprechperson: Dr. Christian Kornschober Tel. 050555-61217 E-Mail: humanmed.graz@ages.at Zusammenfassung Im Jahr 2014 wurde an der Nationalen Referenzzentrale für Salmonellen (NRZS)eine Zunahme der Anzahl eingesandter humaner Erstisolate um 14,8 % gegenüber dem Vorjahr registriert. Dieser Anstieg war hauptsächlich durch zwei bundesländerübergreifende Ausbrüche von S. Stanley im Frühjahr 2014 und von S. Enteritidis PT14b im Sommer/Herbst 2014 bedingt. Insgesamt war Salmonella (S.) Enteritidis (48,3 %) der häufigste Serotyp. Der häufigste S. Enteritidis Phagentyp (PT) war PT8; er war für 35,1 % aller S. Enteritidis Isolate verantwortlich. Der Anteil an multiresistenten Isolaten lag bei 6,4 %. High-Level Resistenzen gegen Ciprofloxacin sowie Resistenzen gegen Cephalosporine der dritten Generation (Cefotaxim, Ceftazidim) traten nach wie vor nur vereinzelt auf (<2%). Summary In 2014, the number of primary human isolates sent to the National Reference Centre for Salmonella increased by 14.8 % as compared to 2013. This increase was mainly due to two nation-wide outbreaks (S. Stanley, spring 2014; S. Enteritidis PT14b, summer/fall 2014). Overall, Salmonella (S.) Enteritidis was the most frequent serovar (48.3 %). Phage type (PT) 8 accounted for 35.1 % of all S. Enteritidis isolates. In 2014, the rate of multi-resistance was 6.4 %. High level resistance against ciprofloxacin or resistance against third generation cephalosporins (cefotaxime, ceftazidime) are still rare (<2 %). 1

Einleitung In der Europäischen Union stellt die Salmonellose nach der Campylobacteriose die zweithäufigste lebensmittelassoziierte Infektion dar. Im Jahr 2013 waren EU-weit 82.694 bestätigte Fälle von Campylobacter-Infektion und 91.034 bestätigte Fälle von Salmonellose sowie 5.196 lebensmittelassoziierte Ausbrüche registriert worden [1]. Für den Menschen stellen tierische Lebensmittel die bedeutendste Infektionsquelle von Salmonellen dar. Werden Salmonellen aus humanmedizinischem oder tierischem Untersuchungsmaterial bzw. aus Lebensmitteln isoliert, so sind in Österreich Labore verpflichtet, diese Isolate entsprechend dem Epidemiegesetz, dem Zoonosengesetz und dem Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz an die zuständige nationale Referenzzentrale bzw. das Referenzlabor zu versenden. Dort werden genaue Typisierungen der Isolate durchgeführt, um mögliche Zusammenhänge zwischen dem Auftreten der Erreger entlang der Lebensmittelkette aufzudecken [2,3]. Resultate Allgemeines: Eine deutlich verbesserte Erkennung von Folgeisolaten (durch Umstellung der in der NRZS verwendeten Laborsoftware Anfang 2010 sowie eine seit 2012 durchgeführte manuelle Duplettensuche) hat dazu geführt, dass die Zahl der humanen Salmonella- Erstisolate sowie die Zahl der entsprechend der NRZS Datenbank erkrankten bzw. mit Salmonellen infizierten Personen nur noch geringfügig von der an das BMG gemeldeten Fallzahl abweicht (Abb. 1). Die Diskrepanz ist zum Teil auf die in der NRZS übliche separate Zählung bei Mehrfachinfektion (z.b. Nachweis von S. Enteritidis und S. Typhimurium in einer Einsendung an die NRZS werden als zwei Ereignisse/Erstisolate gewertet) zurückzuführen. Außerdem werden an der NRZS auch Isolate von mit Salmonellen infizierten, aber nicht erkrankten Personen bzw. auch von Personen, die sich nicht über ein Lebensmittel, sondern z.b. durch Kontakt zu Reptilien mit Salmonellen infiziert haben, erfasst. Serotypisierung: Im Jahr 2014 wurden 1.716 humane Salmonellenerstisolate (von 1.697 Erkrankten/Infizierten) an die NRZS eingesandt (Abb. 2). Daraus berechnet sich eine Inzidenz von 20,2/100.000 Einwohnerinnen/Einwohner. Im Jahr 2013 wurden 1.495 humane Erstisolate gezählt. Die Zunahme der Gesamtzahl eingesandter Erstisolate um 221 entspricht einem prozentuellen Anstieg um 14,8 % gegenüber dem Vorjahr. Gemessen an der Gesamtzahl des Jahres 2002 beträgt der Rückgang 79,6 % (2002: 8.405 Erstisolate, siehe Jahresbericht 2002). Die Abnahme der humanen Salmonellenerstisolate seit 2002 ist nahezu ausschließlich durch einen Rückgang der S. Enteritidis Isolate bedingt (2002: 7.459; 2014: 829 humane Erstisolate; -88,9 %). Im Gegensatz dazu lässt die Anzahl an S. Typhimurium Isolaten (inklusive der monophasischen Variante) in den letzten Jahren keinen eindeutigen Trend erkennen 2

(2003: 488; 2004: 703; 2005: 402; 2006: 639; 2007: 376; 2008: 469; 2009: 558; 2010: 319; 2011: 372; 2012: 337; 2013: 297; 2014: 270). Eine bundesländerspezifische Analyse zeigt gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang an Salmonellosen für die Bundesländer Vorarlberg (-36,1 %), Burgenland (-27,5 %), Salzburg (-22,7 %) und Steiermark (-9,6 %), eine nahezu ident gebliebene Anzahl an Erkrankungen für Ober- und Niederösterreich (+0,5 % bzw. -2,4 %) sowie deutliche Zunahmen für Tirol (+81,3 %), Kärnten (+50 %) und Wien (+42,8 %). Die epidemiologische Situation ist nach wie vor von S. Enteritidis geprägt. Während in den Jahren 2000-2005 der Anteil der S. Enteritidis Isolate noch jeweils mehr als 80 % ausgemacht hat, ist er in den letzten Jahren auf zuletzt 48,3 % abgefallen (2006: 78,8 %; 2007: 76,8 %; 2008: 68,5 %; 2009: 64,7 %; 2010: 55,5 %; 2011: 56,6 %; 2012: 49,4 %; 2013: 43,5 %). S. Typhimurium (inklusive der monophasischen Variante mit der Antigenformel 1,4,5,12 : i : -, der im Vergleich zu einem klassischen S. Typhimurium Stamm Antigenformel 1,4,5,12 : i : 1,2 die 2. Geißelantigenphase fehlt) war auch 2013 der zweithäufigste Serotyp mit einem Anteil von 15,7 % an allen humanen Erstisolaten (Tab. 1). Abbildung 1: Vergleich: humane Salmonella-Erstisolate (NRZS) (inkl. Isolate von mit Salmonellen infizierten, aber nicht erkrankten Personen und Isolate von Personen, die sich nicht über ein Lebensmittel, sondern z.b. durch Kontakt mit Reptilien mit Salmonellen infiziert haben) Meldedaten (BMG), 2000-2014, Österreich 9000 8000 Erstisolate - NRZS Meldungen - BMG 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 2000* 2001* 2002* 2003* 2004* 2005* 2006* 2007* 2008* 2009* 2010* 2011* 2012* 2013* 2014** * Meldungen: BMG - Jahresinfektionsausweise ** Meldungen: BMG - Monatsausweise Stand 10.02.2015 3

Abbildung 2: Humane Salmonella-Erstisolate, Österreich, 1983 2014 Abbildung 3: Humane Salmonella-Erstisolate nach Bundesländern, 1999 2014 1800 Salmonella-Erstisolate, Bundesländer, 1999-2014 Anzahl 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 1999200020012002200320042005200620072008200920102011201220132014 Jahr Burgenland Kärnten NÖ OÖ Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien Phagentypisierung: Die Phagentyp (PT)-Verteilung von S. Enteritidis zeigt PT8 als den häufigsten Phagentypen (35,1 %), gefolgt von PT14b mit 20,8 % und Phagentyp 21 mit 14,2 %. 4

(Abb. 4). Es gab aber auch wieder regionale Unterschiede in der Verteilung der Phagentypen, so war in Tirol und Salzburg PT14b der häufigste, gefolgt von PT8, in allen anderen Bundesländern jeweils PT8 der häufigste Phagentyp. Resistenztestung: Die Nationale Referenzzentrale für Salmonellen führt bei allen Isolaten eine Resistenztestung und Bewertung entsprechend EUCAST bzw. bei Antibiotika, für die keine EUCAST-Werte verfügbar sind entsprechend CLSI (Clinical and Laboratory Standards Institute) durch (Plättchendiffusion, MHK-Testung mittels ε-test bei besonderen Fragestellungen) [4,5]. Die Auswahl der Antibiotika wurde mit Beginn 2014 den aktuellen Vorgaben des ECDC angepasst (Streptomycin und Kanamycin wurden ersetzt durch Ceftazidim, Meropenem und Tigecyclin) [6]. Aufgrund epidemiologischer Kriterien werden auch Antibiotika getestet, die für die Therapie nicht geeignet sind. Zur Erkennung von Low-Level Ciprofloxacin Resistenzen wird Tabelle 1.: Vergleich der zehn häufigsten Serovare bei humanen und nicht-humanen Isolaten, Österreich, 2014 10 häufigste Serovare human: 10 häufigste Serovare nicht-human: Anzahl Prozent Anzahl Prozent S. Enteritidis 829 48,3 S. Infantis 388 21,4 S. Typhimurium 270 15,7 S. Senftenberg 237 13,1 biphasische Variante S. Enteritidis 149 8,2 203 11,8 (1,4,5,12 : i : 1,2) S. Typhimurium 126 7,0 monophas. Variante biphasische Variante 67 3,9 (1,4,5,12 : i : -) (1,4,5,12 : i : 1,2) 88 4,9 S. Stanley 146 8,5 monophas. Variante S. Infantis 70 4,1 (1,4,5,12 : i : -) 38 2,1 S. Agona 33 1,9 S. Mbandaka 124 6,9 S. Kentucky 22 1,3 S. Montevideo 91 5,0 S. Bovismorbificans 20 1,2 S. Tennessee 75 4,1 S. Indiana 16 0,9 S. Dublin 59 3,3 S. Virchow 13 0,8 S. Stanley 41 2,3 S. Newport S. Paratyphi B var. Java je 12 0,7 S. Bredeney 39 2,2 Gesamtzahl aller humanen Erst-Isolate: 1716 Gesamtzahl aller nicht-humanen Isolate: 1811 5

Abbildung 4: Phagentypenverteilung, S. Enteritidis, human, Österreich, 1993-2014 100% 90% andere PT14b 80% 70% PT 21 PT 6 60% PT 8 50% 40% PT 1 30% 20% PT 4 10% 0% 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 entsprechend den EUCAST-Vorgaben Pefloxacin anstelle von Ciprofloxacin eingesetzt; bei Isolaten, die aufgrund eines geringen Pefloxacin Hemmhofdurchmessers verdächtig für eine High-Level Ciprofloxacin Resistenz sind, wird zusätzlich die Ciprofloxacin-MHK mittels ε-test bestimmt. Zur Beurteilung der Tigecyclin-Resistenz werden die bisher nur für E. coli validierten EUCAST Grenzwerte verwendet. Die Resistenzraten gegen die von der NRZS getesteten Antibiotika sind in Österreich in den letzten Jahren durchwegs gestiegen (Tab. 2). Auch 2014 lagen die Resistenzraten gegen mehrere Antibiotika (Ampicillin, Sulfonamide, Tetrazykline) bei über 10 %. Ursache dafür ist vor allem das gehäufte Auftreten von multiresistenten S. Typhimurium- (z.b. DT104L, DT120), S. Infantis- und S. Kentucky-Stämmen. Aufgrund des gehäuften Vorkommens von Nalidixinsäure- /Low-Level Ciprofloxacin resistenten S. Stanley-, S. Enteritidis- und S. Infantis-Isolaten lag auch die Nalidixinsäure bzw. Low-Level Ciprofloxacin Resistenzrate deutlich über 10 %. Der Anteil an multiresistenten Isolaten (definiert als Resistenz gegen vier oder mehr Antibiotikaklassen) lag bedingt durch den Wegfall von Streptomycin wieder bei unter 10 %. Im Jahr 2014 gab es in Österreich 25 High-Level Ciprofloxacin-resistente Salmonella- Isolate (19 x S. Kentucky, 2 x S. Litchfield, je einmal S. Corvallis, S. Mbandaka, S. Typhimurium - monophasisch und S. Infantis) sowie 16 Stämme mit Resistenz gegenüber 3.-Generations-Cephalosporinen (je 3 x S. Schwarzengrund und S. Stanley, je 2 S. Enteritidis PT21 und S. Typhimurium DT193, je einmal S. Emek, S. Infantis, S. Kentucky, S. Ordonez, S. Uganda sowie ein monophasischer Stamm der B-Gruppe). 6

Tab. 2: Resistenzanteil aller humanen Salmonella-Erstisolate, Österreich, 2003 2014 Antibiotikum 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 % (n) % (n) % (n) % (n) % (n) % (n) % (n) % (n) % (n) % (n) % (n) % (n) Ampicillin (A) 3,2 4,5 5,2 8,0 7,2 11,3 12,9 13,8 12,7 17,3 15,1 14,6 Chloramphenicol (C) 1,5 1,4 1,9 2,2 2,9 3,9 2,6 2,8 4,0 3,5 3,7 2,8 Streptomycin (S) 3,4 3,5 5,2 4,3 6 10,5 10,6 12,4 13,1 18,3 18,1 - Sulfonamide (Su) 3,1 3,4 5,8 4,5 6,9 10,5 11 13,4 13,5 17,7 17,5 16,7 Tetracyclin (T) 3,6 3,8 5,1 5,1 7,9 12 11,6 14,9 14,8 19,5 18,3 17,4 Tigecyclin (Tig) - - - - - - - - - - - 0,5 (8) Trimethoprim (Tm) 0,7 1,2 1,5 1,0 2,1 2,1 2,1 3,4 2,8 3,3 3,0 3,5 Gentamicin (G) 0,2 0,5 0,5 0,3 0,4 0,6 0,6 1,3 0,9 2,0 1,9 1,9 Kanamycin (K) 0,5 0,4 0,7 0,7 0,5 1 0,6 0,7 0,6 1,0 0,5 - Nalidixinsäure (Nx) 5,7 4,9 5,3 5,1 4,6 14,2 6,5 10,4 11,1 16,4 17,7 18,8 Ciprofloxacin (Cp) High-Level-Resistenz >0 (4) 0,1 (8) 0,2 (9) 0,2 (8) 0,1 (6) 0,3 (9) 0,3 (8) 0,9 (19) 0,7 (15) 1,1 (20) 1,0 (15) 1,5 (25) Low-Level-Resistenz (Pefloxacin) - - - - - - - - - - - 18,5 Cefotaxim (Ct) 0 >0 (4) 0,1 (7) 0,1 (3) 0,1 (4) 0,2 (6) 0,3 (9) 0,4 (8) 0,7 (16) 0,6 (11) 0,7 (10) 0,9 (16) Ceftazidim (Caz) - - - - - - - - - - - 0,9 (15) Meropenem (M) - - - - - - - - - - - 0 Multiresistent 2,6 3,1 4,2 3,8 5,7 10,0 9,8 11,9 12,5 16,7 15,1 6,4 Gesamtzahl 8251 7286 5615 5379 4050 3196 2829 2210 2235 1888 1495 1716 Ausbrüche in Österreich: Das Jahr 2014 war für die NRZS geprägt von zwei bundesländerübergreifenden Ausbrüchen: Im Frühjahr erkrankten insgesamt 80 Personen (der überwiegende Teil davon in Tirol) an einer Salmonellose ausgelöst durch S. Stanley. Als Ursache konnte der Genuss von mit Salmonellen kontaminiertem Putenfleisch (u.a. Kebab Putenspieße) festgestellt werden. Im Sommer / Herbst 2014 erkrankten mehr als 150 Personen (der überwiegende Teil abermals in Tirol) an einer durch S. Enteritidis PT14b ausgelösten Salmonellose. Aufgrund von epidemiologischen Erhebungen und einer weiteren Subtypisierung der Isolate mittels MLVA konnten mit Salmonellen kontaminierte Eier aus Deutschland als Infektionsquelle bestätigt werden. Im Jahr 2014 sind 112 Familienausbrüche (definiert als zwei oder mehr infizierte Personen in einer Familie) mit 242 Personen gezählt worden (Quelle: Datenbank NRZS). Diskussion Im letzten Jahr hat sich der positive Trend der Vorjahre nicht fortgesetzt; im Vergleich zum Jahr 2013 gab es sogar einen Anstieg der Salmonella-Erstisolate um 14,8 %. 7

Hauptgrund dafür sind zwei bundesländerübergreifende Ausbrüche mit zusammen mehr als 230 Erkrankten und mindestens einem Todesfall. S. Stanley, der Auslöser des Ausbruches im Frühjahr 2014, hat schon zwischen August 2011 und Jänner 2013 ausgehend von kontaminiertem Putenfleisch zu einem multinationalen Ausbruch mit 710 Erkrankungsfällen in zehn EU Mitgliedsstaaten (hauptbetroffen Österreich und Ungarn) geführt. Da sowohl die Stämme vom Ausbruch in Österreich 2014 als auch Isolate von einem kleineren Ausbruch in Hamburg im Dezember 2013 (insgesamt 14 Fälle) ein zum Ausbruchsstamm 2011/2012 identisches Pulsed-Field-Gelelektophorese-Muster aufweisen, ist zu befürchten, dass sich der ursprüngliche Ausbruchsstamm in Teilen der europäischen Geflügel- (Puten-) Herden etabliert hat und mit weiteren Ausbrüchen zu rechnen ist [7]. Gleichzeitig mit dem durch S. Enteritidis PT14b verursachten Ausbruch in Österreich gab es auch vermehrt Erkrankungsfälle durch S. Enteritidis PT14b in Frankreich und Deutschland. Mit Hilfe von Ausbruchserhebungen sowie dem Vergleich der Isolate mittels MLVA und auch Whole Genome Sequencing (durchgeführt von PHE, Colindale, UK) konnten Legehennen- bzw. Eier-Verpackungsbetriebe in Bayern als gemeinsame Infektionsquelle bestätigt werden [8]. Seit 2002 ist ein Rückgang von 79,6 % zu verzeichnen. Der Abfall der humanen Salmonellose-Fälle ist vor allem durch den deutlich selteneren Nachweis von S. Enteritidis bedingt (2002: 7459; 2008: 2200; 2009: 1829; 2010: 1226; 2011: 1266; 2012: 933: 2013: 650; 2014). Dies beruht zum einen auf der Umsetzung des Zoonosegesetzes (epidemiologische und mikrobiologische Abklärung von lebensmittelbedingten Ausbrüchen), zum anderen auf Maßnahmen im Legehennenbereich. Neben der verpflichtenden Impfung von Legehennen gegen S. Enteritidis (ab einer Betriebsgröße von 350 Tieren) besteht seit 2009 ein Vermarktungsverbot von Eiern (Verbot des Verkaufs als Ess-Eier ) aus S. Enteritidis und / oder S. Typhimurium positiven Legehennenherden [9,10,11,12]. Als Folge all dieser Maßnahmen befinden wir uns jetzt sogar unter dem Niveau von vor Beginn der Salmonella-Epidemie (1984-1987 jährlich zwischen 1.600 und 2.800 humane Salmonella-Erstisolate), im Vergleich zur Mitte der 80er Jahre ist aber der Anteil von S. Enteritidis an der Gesamtzahl nach wie vor höher (1984-1987: ~ 30 %; 2014: 48,3 %). Bei konsequenter Fortsetzung des eingeschlagenen Weges erscheint eine weitere Reduktion der S. Enteritidis Nachweise und damit der Gesamtzahl an Salmonellen-Erkrankungen durchaus möglich. Danksagung Die Nationale Referenzzentrale für Salmonellen dankt allen beteiligten Ärztinnen und Ärzten und Behörden sowie allen einsendenden Laboren für die gute Zusammenarbeit. 8

Literatur [1] EFSA and ECDC (European Food Safety Authority and European Centre for Disease Prevention and Control), 2015. The European Union Summary Report on Trends and Sources of Zoonoses, Zoonotic Agents and Food-borne Outbreaks in 2013. EFSA Journal 2015;13(1):3991. [2] Liu YL, Schmid D, Salgado-Voss A, Kasper S, Lassnig H, Ableitner O, Kornschober C, Karnthaler U, Allerberger F (2012) A 2010 Austrian Salmonella enteritidis PT4 outbreak associated with a laying hen holding previously involved in an S. enteritidis PT4 cluster: Pitfalls of regulatory responses in risk management. J Prev Med Public Health 5:322-339. [3] Voss A, Simons E, Micula C, Kornschober C, Ableitner R, Stirling J, Gleiss B, Karner-Zuser S, Hrinivniakova L, Kasper S, Allerberger F, Schmid D (2012) A foodborne outbreak due to Salmonella Typhimurium DT3 seemingly linked to more than one reservoir, Austria July 2011. Wien Tierärztl Monatsschr 99: 30-37. [4] European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST). Breakpoint tables for interpretation of MICs and zone diameters. [5] Clinical and Laboratory Standards Institute (2014) Performance Standards for Antimicrobial Susceptibility Testing: Nineteenth Informational Supplement M100-S24. Wayne, PA, USA [6] European Centre for Disease Prevention and Control. EU protocol for harmonised monitoring of antimicrobial resistance in human Salmonella and Campylobacter isolates. Stockholm: ECDC; 2014. [7] European Centre for Disease Prevention and Control, European Food Safety Authority. Multicountry outbreak of Salmonella Stanley infections Third update, 8 May 2014. Stockholm and Parma: ECDC/EFSA; 2014 [8] European Centre for Disease Prevention and Control, European Food Safety Authority. Multicountry outbreak of Salmonella Enteritidis infections associated with consumption of eggs from Germany 25 August 2014. Stockholm and Parma: ECDC/EFSA; 2014 [9] Anonymous. Verordnung (EG) Nr. 1237/2007 der Kommission vom 23. Oktober 2007 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2160/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates sowie der Entscheidung 2006/696/EG hinsichtlich des Inverkehrbringens von Eiern aus mit Salmonellen infizierten Legehennenherden. OJ L 280, 5 9 [10] Anonymous. Verordnung (EG) Nr. 2160/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. November 2003 zur Bekämpfung von Salmonellen und bestimmten anderen durch Lebensmittel übertragbaren Zoonoseerregern. OJ L 325, 1-15 [11] Anonymous. Bundesgesetz vom 18. November 2005 zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern (Zoonosengesetz). BGBl. I Nr. 128/2005 [12] Anonymous. Geflügelhygieneverordnung 2007. BGBL. II Nr. 100/2007 9