Nationale Referenzzentrale für Pneumokokken
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- Lisa Dresdner
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1 Nationale Referenzzentrale für Pneumokokken Jahresbericht 2014 Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Graz Ansprechpersonen: Dr. Georg Steindl Dr. Christian Kornschober Dr. Daniela Schmid Beethovenstraße 6 A-8010 Graz Tel humanmed.graz@ages.at Zusammenfassung Im Jahr 2014 wurden 323 Fälle invasiver Pneumokokken-Erkrankungen registriert, 14 davon mit letalem Ausgang. Daraus resultieren eine Inzidenz von 3,8/ Personen und eine Letalität von 4,3 %. An 270 Isolaten wurde eine Serotypisierung durchgeführt, wobei 37 verschiedene Serotypen identifiziert wurden. Serotyp 3 wurde mit 21 % am häufigsten nachgewiesen, gefolgt von den Serotypen 7F (6 %), 14 und 19A (je 5 %). Eine Resistenztestung gegen Erythromycin, Clindamycin, Tetrazyklin, Ceftriaxon und Penicillin wurde an 253 Isolaten von invasiven Pneumokokken-Erkrankungen durchgeführt. Von den getesteten Isolaten waren 11,1 % resistent gegen Erythromycin, 5,5 % resistent gegen Clindamycin und 7,5 % resistent gegen Tetrazyklin; gegenüber Ceftriaxon wurden keine Resistenzen festgestellt. Gemäß den Vorgaben des European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST) ist die Interpretation der Penicillin-Resistenz je nach vorliegender klinischer Manifestation unterschiedlich; ungeachtet der klinischen Diagnose waren 90,5 % der getesteten Isolate als sensibel gegen Penicillin zu werten. Summary A total of 323 cases of invasive pneumococcal disease were registered in The resulting incidence was 3.8/100,000 and the reported case-fatality 4.3 %. Serotyping 1
2 was performed on 270 isolates and revealed 37 different serotypes. The most frequent were serotype 3 (21 %), 7F (6 %), 14 and 19A (5 % each). Susceptibility testing was performed on 253 isolates according to the criteria of the European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST), and revealed in vitro resistance to erythromycin in 11.1 % of isolates tested, clindamycin in 5.5 %, and tetracycline in 7.5 %. Regarding susceptibility testing against penicillin, EUCAST distinguishes between isolates from pneumococcal meningitis and isolates from nonmeningitis infections; a total of 90.5 % of the isolates were fully susceptible to penicillin, regardless of the clinical manifestation. Einleitung Pneumokokken können durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden. Etwa 10 %-50 % der gesunden Erwachsenen sind von Pneumokokken besiedelt. Die Besiedlung des Nasen-Rachen-Raums erfolgt meist während der ersten beiden Lebensjahre. Die Kolonisierungsrate liegt im 2. / 3. Lebensjahr bei bis zu 60 % und beträgt bei Schulkindern um die %. Methodik Für die Datenanalyse wurde die Falldefinition gemäß der Entscheidung 2012/506/EG [1] wie in Tabelle 1 angeführt herangezogen. Im Vorfeld der Analysen erfolgte eine Harmonisierung des Datensatzes der Nationalen Referenzzentrale für Pneumokokken (NRZP) mit den Daten des Elektronischen Meldesystems (EMS). Resultate Im Jahr 2014 wurden 323 Fälle einer bestätigten invasiven Pneumokokken- Erkrankung (IPE) registriert. Die resultierende Inzidenz ist mit 3,8 Fällen pro Personen niedriger als die des Jahres 2013 (Inzidenz: 4,2/ Personen) (Abb. 1, Tab. 2). Abbildung 1 zeigt die Jahresinzidenzen sowie die Anzahl der registrierten Fälle von IPE für den Zeitraum 2005 bis Im Jahr 2014 wurde für die Altersgruppe von >80 Jahre mit 15 Fällen/ Personen die höchste Inzidenz verzeichnet, gefolgt von der Altersgruppe Jahre (13,9/ Personen) und der Altersgruppe von unter einem Jahr (8,9/ Personen). Die niedrigste altersgruppenspezifische Inzidenz wurde mit 0,5 Fällen/ Personen in der Altersgruppe Jahre beobachtet, gefolgt von der in der Altersgruppe Jahre (1,1/ Personen). Die durchschnittliche jährliche altersgruppen- und geschlechtsspezifische Inzidenzrate registrierter laborbestätigter IPE per Personenjahre für den Zeitraum wird in Abbildung 2 dargestellt. Das Erkrankungsrisiko ist für beide Geschlechter in der 2
3 Altersgruppe Jahre am geringsten; ab dieser Altersgruppe steigt das Risiko mit dem Alter an, wobei dieser Anstieg beim männlichen Geschlecht stärker ausgeprägt ist. Tabelle 1: Fallklassifizierung und -definition der invasiven Pneumokokken-Erkrankung Fallklassifizierung Fall einer bestätigten invasiven Pneumokokken- Erkrankung (IPE) Jeder Fall der die Laborkriterien erfüllt Falldefinition Klinische Kriterien Laborkriterien Für Überwachungszwecke irrelevant Direktnachweis aus einer üblicherweise sterilen Probe wie Blut, Liquor cerebrospinalis, Gelenkspunktat und Pericarderguss mittels mindestens einem der 3 Nachweisverfahren -> Isolierung von S. pneumoniae Detektion von S. pneumoniae - Nukleinsäure Detektion von S. pneumoniae Antigen Abbildung 1: Jährliche Inzidenz und Anzahl der registrierten Fälle laborbestätigter invasiver Pneumokokken- Erkrankungen,
4 Tabelle 2: Fälle registrierter invasiver Pneumokokken -Erkrankungen und resultierende Inzidenz nach Geschlecht und Altersgruppe, 2014; geschlechtsspezifische Inzidenzratio nach Altersgruppe (M = Männlich; W = Weiblich) Charakteristika Anzahl der Fälle total (N=323) N % Inzidenz/ Inzidenzratio (95% KI) M:W Geschlecht Männlich % 4,86 1,75 (1,40 ; 2,19) Weiblich % 2,78 - Alter <1 7 2% 8,93 0,70 (0,16 ; 3,14) 1 2 1% 2,48 0,93 (0,06 ; 14,93) % 2,49 1,89 (0,35 ; 10,34) % 1,48 4,76 (0,56 ; 40,78) % 0, % 1,14 4,36 (1,92 ; 9,91) % 3,81 2,58 (1,64 ; 4,06) % 7,99 1,69 (1,05 ; 2,73) % 13,88 1,93 (1,00 ; 3,72) % 15,02 1,61 (0,99 ; 2,64) Abbildung 2: Durchschnittliche jährliche altersgruppen- und geschlechtsspezifische Inzidenzrate registrierter invasiver Pneumokokken -Erkrankungen per Personenjahre,
5 Von den 323 registrierten Fällen einer IPE konnte in 270 Fällen (84 %) eine Serotypisierung des jeweiligen Isolates durchgeführt werden. Es wurden 37 verschiedene Serotypen identifiziert. Serotyp 3 wurde mit 21 % (56/270) am häufigsten nachgewiesen, gefolgt von den Serotypen 7F (5,6 %; 15/270), 14 (5,2 %; 14/270) und Serotyp 19A mit 4,8 % (13/270). Tabelle 3 stellt die Serotypenverteilung der im Jahr 2014 registrierten, für IPE verantwortlichen Pneumokokkenisolate dar. In der Risikoaltersgruppe von 50 Jahre traten gehäuft die Serotypen 3 (23 %; 48/208), 7F (6 %; 12/208) und 9N (5 %; 11/208) auf. Tabelle 4 zeigt die verfügbaren Pneumokokken-Impfstoffe und die jeweils davon erfassten Serotypen. 5
6 Tabelle 3: Verteilung der Serotypen der registrierten invasiven Pneumokokken -Erkrankungen des Jahres 2014 Serotyp/ Altersgruppe < Summe A B C F N V A A F A B C F F C A F F A B F F A F B F
7 Tabelle 4: Serotypen, die in den 10- und 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoffen und im 23-valenten Pneumokokken-Polysacharid-Impfstoff enthalten sind Vakzine PCV10 (Synflorix ) PCV13 (Prevenar 13 ) PPV23 (Pneumovax 23 ) Serotypen 1, 4, 5, 6B, 7F, 9V, 14, 18C, 19F, 23F 1, 3, 4, 5, 6A, 6B, 7F, 9V, 14, 18C, 19A, 19F, 23F 1, 2, 3, 4, 5, 6B, 7F, 8, 9N, 9V, 10A, 11A, 12F, 14, 15B, 17F, 18C, 19A, 19F, 20, 22F, 23F, 33F Zur Bestimmung der minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) wurde der Epsilon- Test eingesetzt und anhand der Grenzwerte des European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST) [2] ausgewertet. Im Jahr 2014 wurden Resistenztestungen an 253 Isolaten von Fällen invasiver Pneumokokken-Erkrankung gegenüber Erythromycin, Clindamycin, Tetrazyklin, Ceftriaxon und Penicillin durchgeführt. Von den getesteten Isolaten waren 11,1 % (28/253) resistent gegen Erythromycin (MHK >0,5mg/L), 5,5 % (14/253) resistent gegen Clindamycin (MHK >0,5mg/L) und 7,5 % (19/253) resistent gegen Tetrazyklin (MHK >2 mg/l); keine Resistenzen wurden gegen Ceftriaxon (MHK >2 mg/l) festgestellt (Tab. 5). Gemäß den Vorgaben von EUCAST ist für Penicillin die Interpretation der MHK je nach vorliegender klinischer Manifestation der Pneumokokkeninfektion unterschiedlich: Demnach waren ungeachtet der klinischen Diagnose 90,5 % der Isolate uneingeschränkt empfindlich gegen Penicillin (MHK 0,06 mg/l). 7
8 Tabelle 5: Jährlicher Anteil (n, %) der Streptococcus pneumoniae Isolate mit Resistenz gegen Erythromycin, Clarithromycin, Tetrazyklin und Ceftriaxon für die Jahre (Penicillin nicht angeführt, da es abhängig von der klinischen Diagnose und z.t. auch der therapeutischen Dosierung unterschiedliche Grenzwerte gibt) Jahr Erythromycin Clarithromycin Tetrazyklin Chloramphenicol Ceftriaxon Empfindlichkeit nach CSLI R I S R% total R I S R% total R I S R% total R I S R% total R I S R% total MHK (mg/l) >0,5 0,25 >0,5 0,25 >2 1 >8 4 >2 0, ,7% ,6% ,8% ,9% ,0% ,0% ,7% ,9% ,7% ,0% ,7% ,8% ,7% ,6% ,0% ,1% ,4% ,2% ,5% ,0% ,6% ,6% ,5% ,3% ,0% ,6% ,7% ,7% ,6% ,0% 253 Jahr Erythromycin Clindamycin Tetrazyklin Chloramphenicol Ceftriaxon Empfindlichkeit nach EUCAST R I S R% total R I S R% total R I S R% total R I S R% total R I S R% total MHK (mg/l) >0,5 0,25 >0,5 0,5 >2 1 >8 8 >2 0, ,1% ,8% ,1% ,3% ,0% ,2% ,9% ,3% ,9% ,0% ,4% ,9% ,6% ,3% ,0% ,1% ,5% ,5% ,0% 253 8
9 Diskussion Die Analyse der Surveillance-Daten gibt einen Überblick über das Auftreten invasiver Pneumokokken-Erkrankungen in Österreich: Serotyp 3 wurde mit 21 % (56/270) der 270 serotypisierten Isolate auch im Jahr 2014 am häufigsten gefunden (2012: 17,2 %; 2013: 22 %); davon entfielen 86 % (48/56) auf die Altersgruppe 50 Jahre. Das österreichische Gesundheitsministerium empfiehlt Erwachsenen ab dem 51. Lebensjahr die Pneumokokken-Impfung. Diese soll für Personen ohne vorangegangene Pneumokokkenimpfung zuerst mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff (PNC13) und nach einem Jahr mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff (PPV23) durchgeführt werden. Für Erwachsene, die bereits mit PPV23 geimpft sind, wird nach 2 Jahren eine Impfung mit dem Konjugatimpfstoff (PNC13) empfohlen, der seit 2013 für alle Altersgruppen zur Verfügung steht [3]. Serotyp 3 wird sowohl von PNC13 als auch von PPV23 erfasst. Die Serotypen 7F und 14 traten 2014 am zweit- bzw. dritt-häufigsten auf. Alle im Österreichischen Impfplan empfohlenen Pneumokokkenimpfstoffe (PNC10, PNC13, PPV23) decken die Serotypen 7F und 14 ab. Die Auswertung der antimikrobiellen Empfindlichkeitsprüfung der Pneumokokken- Isolate von IPE der letzten fünf Jahre zeigt einen signifikanten Rückgang der Resistenz gegenüber Clindamycin. Die Resistenzlage gegenüber Erythromycin blieb hingegen mit 11,1 % an resistenten Isolaten weitgehend unverändert (Abb. 4). Für die Entwicklung von Impfempfehlungen ist die zuverlässige Erfassung der infektionserregenden Serotypen sowie der antimikrobiellen Empfindlichkeit der Isolate unabdingbar. In diesem Zusammenhang wird gebeten, Isolate oder DNA zur weiteren Analyse an die NRZP zu senden, sowie der bestehenden Meldepflicht für IPE nachzukommen. Das einsendende Labor erhält einen Befund über alle Untersuchungsergebnisse und relevante Ergebnisse werden entsprechend der gesetzlichen Labormeldepflicht direkt in das Elektronische Meldesystem für Infektionskrankheiten eingepflegt. 9
10 Abbildung 4: Jährlicher %-Anteil an Resistenzen von Isolaten invasiver Pneumokokken-Erkrankungen gegen die Antibiotika Erythromycin, Clindamycin, Tetrazyklin und Ceftriaxon, Danksagung Wir bedanken uns bei allen einsendenden Laboratorien sowie den involvierten Krankenhäusern und Gesundheitsbehörden. Literatur [1] Commission Decision 2012/506/EC; verfügbar unter: [2] The European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing. EUCAST: Clinical breakpoints; verfügbar unter: [3] Bundesministerium für Gesundheit, Impfplan 2014; verfügbar unter: 10
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