Den Quanten auf der Spur

Ähnliche Dokumente
Den Quanten auf der Spur von der Grundlagenforschung zum Quantencomputer

Von der klassischen Physik zur Quantenmechanik eine naturwissenschaftliche Revolution

Vortrag über QUANTENCOMPUTER. gehalten von Marcus HARRINGER, Gregor KÖNIG, Michael POBER, Klaus WERDENICH

Gibt es einen absoluten Zufall in der Natur?

Quanteninformationstheorie

Proseminar CiS November Quantencomputer. Tom Petersen

Vom Doppelspalt zum Quantencomputer

Quantenkryptographie

Verschränkung. Kay-Sebastian Nikolaus

Quanteninformation/ Quantencomputer

Quantentheorie. Über Rätsel, die uns die Natur aufgibt. Franz Embacher.

Quantenteleportation

Qubits Interferenz Verschränkung Messung

Inhaltsverzeichnis. Einleitung 1

Seminar zur Nanoelektronik 2008: Quantencomputer. Jan-Philip Gehrcke. Julius-Maximilians-Universität Würzburg. 17. Juli 2008

Grundlagen des Quantencomputers

Manipulation isolierter Quantensysteme

Quantum Computing verstehen

Bellsche Ungleichungen oder existiert Einstein s spukhafte Fernwirkung wirklich?

Fazit: Wellen haben Teilchencharakter

Bellsche Ungleichungen oder existiert Einstein s spukhafte Fernwirkung wirklich?

Theoretische Physik fürs Lehramt: L2

Einführung in die Quantentheorie der Atome und Photonen

Visualisierungen ein Schlüssel zu moderner Quantenphysik

Vortrag zur. Quantenteleportation. Sebastian Knauer Institut für Physik Humboldt-Universität zu Berlin. S.Knauer. Einleitung.

Eine Einführung zum Thema Quantencomputer

Quantenmechanik. Eine Kurzvorstellung für Nicht-Physiker

Kohärenz, Verschränkung und Verschränkungsmaße I

Quantum Computing. Seminar: Informatikanwendungen in Nanotechnologien. Wladislaw Debus

Die Macht und Ohnmacht der Quantenwelt

Teleportation mit Photonen und Ionen

Herausforderung an die Zukun0. der Quantencomputer. Renato Renner Ins9tut für Theore9sche Physik ETH Zürich

Einführung in Quantencomputer

Schrödingers Katze -oder- Wo ist der Übergang?

Die seltsame Welt der Quanten

Motivation Physikalische Systeme Grundlagen Beispielhafte Arbeiten Eigene Arbeiten

Quantenteleportation

Abhörsichere Kommunikation über Quanten-Repeater

Jürgen Audretsch (Hrsg.) Verschränkte Welt. Faszination der Quanten WILEY-VCH

Der Welle-Teilchen-Dualismus

Von der Kerze zum Laser: Die Physik der Lichtquanten

Verschränkte Zustände. - spukhafte Fernwirkungen-

Nichtlokalität das Rätsel der Verschränkung

Quantencomputer. Tobias Tyborski HU Berlin

Tomographie eines Zweiniveau-Systems

Grundlage unseres physikalischen Weltbildes!

QUANTENTELEPORTATION. von Matthias Wiecha und Marc Hanefeld

Das Meßproblem in der Kopenhagener Deutung

Drei mal fünf ist fünfzehn Neue Bestleistung bei Quantencomputern

Quantencomputer in Theorie und Praxis. Enrico Thomae Dagstuhl,

von Kay-Sebastian Nikolaus, Seminar Quantenmechanik am 24. Oktober 2014 bei Prof. Dr. Wolschin 1 Definition und Allgemeines 2

Quantenphysik aus klassischen Wahrscheinlichkeiten

Quantenkryptographie. Referent: Thomas Boschütz Referent: Thomas Boschütz. Datum:

Rätsel in der Welt der Quanten. Leipziger Gespräche zur Mathematik Sächsische Akademie der Wissenschaften

Seminarvortrag zur Quantenmechanik 2 Quantenteleportation

Die ziemlich verrückte Welt der Quantencomputer

Aharonov-Bohm-Effekt. Nanostrukturphysik II, 21. Juli Caroline Schultealbert

ൿ ψ ± = 01 ± Verschränkte Zustände. Fabio Di Pumpo ASQ Leibnitz und die Quantenphysik Verschränkte Zustände WS16/17

Proseminar für Quanteninformation und Quantencomputer. Vorbesprechung

Quantenteleportation

Interpretationen des quantenmechanischen Formalismus

Algorithmen für Quantencomputer I

Die Bellschen Ungleichungen: Teleportation und Überlichtgeschwindigkeit

Symposium Rödermark, 11. Okt. 14 Profil Naturphilosophie: Quantenphysik verstehen

Inhalt. Quantenbits, -gatter, -register. Einleitung. Seminar über Quantencomputer. Klassische Betrachtungsweise. Klassisches Modell

Quantencomputer: Einführung

Quantenkryptographie

Dekohärenz und die Entstehung klassischer Eigenschaften aus der Quantenmechanik

Informationsübertragung mittels Photonen

De Broglie und Dirac komplementäre Zugänge zur Quantenmechanik

Quantencomputer mit supraleitenden Systemen

Universelle Quantengatter

Cryptanalytic Attacks on RSA

Simulation eines Quantencomputers

EPR, Verschränkung und die Bell schen Ungleichungen

3. Geben Sie ein Bespiel, wie man Bra und Ket Notation nützen kann.

Quantenkryptographie Vortrag von Georg Krause im Quantenmechanik-Seminar WS 2014/15 an der Universität Heidelberg/G.Wolschin

Quantenmechanik. Seminar Interpretation der QM, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Daniel Guterding. 26. Mai Die Kopenhagener Deutung der

Quantentechnologien. Perspektiven und Möglichkeiten. für Österreich

Quantenphysik aus klassischen Wahrscheinlichkeiten C. Wetterich. nicht

Gott und die Quantenphysik

"AUSSERHALB DER RAUMZEIT":

Die klassische Welt. Jochen Hub. Akademie Rot an der Rot, August Die klassische Welt p.1

Bohm sche Mechanik. Determinismus in der Quantenmechanik. Sven Köppel Mirko Pohland. 9. Juni, Fachbereich 13, Physik

Der Schlüssel muss mindestens so lange sein, wie die Nachricht. Der Schlüssel darf nur zwei Personen bekannt sein.

Materiewellen und Welle-Teilchen-Dualismus

Feynman Vorlesungen über Physik

Quanteninformationstheorie im Schulunterricht

Neue Technologien im Internet

Bellsche Ungleichungen

Doppelspaltexperiment. Katarzyna Huzar Angela Streit

Gemischte Zustände, Verschränkungs-Reinigung

Verschränkte Photonen aus Halbleiter-Quantenpunkten für QI. für Quanteninformation. S. Arroyo Camejo. 4. Februar Humboldt-Universität zu Berlin

Mit Nano-Punkten auf dem Weg zum Doktorhut

Dekohärenz Wolfgang Schweinberger. Michael Ramus, 1991 American Institute of Physics.

Jan Haskenhoff

Dekohärenz und Grundprinzip der Quantenfehlerkorrektur

EPR, Verschränkung und die Bell schen Ungleichungen

Einführung in Quantencomputing

Prinzipien der Quantentheorie Grundlagen, Entwicklung und Interpretationen

Transkript:

Fakultät für Physik Universität Wien Institut für Quantenoptik und Quanteninformation Österreichische Akademie der Wissenschaften Den Quanten auf der Spur Johannes Kofler Internationale Akademie Traunkirchen 30. Juni 2011

Standorte der Zeilinger-Gruppe Fakultät für Physik Universität Wien Institut für Quantenoptik und Quanteninformation Österreichische Akademie der Wissenschaften

Entwarnung Ich denke, ich kann getrost behaupten, dass niemand Quantenmechanik versteht. Richard Feynman (Physik-Nobelpreis 1965 für eine der Formulierungen der Quantenmechanik)

Physik und Technik Klassische Physik Quantenphysik (ca. 30% des BIP der USA)

Zwei verschiedene Welten Klassische Physik Kontinuität Newtonsche und Maxwellsche Gesetze Definitive Zustände Determinismus Makro-Welt Quantenphysik Quantisierung Schrödinger- Gleichung Superposition & Verschränkung Zufall Mikro-Welt Isaac Newton (1643 1727) Ludwig Boltzmann (1844 1906) Albert Einstein (1879 1955) Niels Bohr (1885 1962) Erwin Schrödinger (1887 1961) Werner Heisenberg (1901 1976)

Licht besteht aus Christiaan Huygens (1629 1695) Isaac Newton (1643 1727) James Clerk Maxwell (1831 1879) Albert Einstein (1879 1955) Wellen.Teilchen elektromagnetischen Wellen Quanten

Elektromagnetische Wellen

Polarisation Elektrischer Feldvektor schwingt rechtwinklig zur Ausbreitungsrichtung Polarisatoren filtern eine bestimmte Polarisation heraus Quelle: http://dmacwilliam.wordpress.com/category/ma_da/page/7/

Photoelektrischer Effekt Erklärung 1905 durch Albert Einstein Photonen-Energie muss mindestens so groß sein wie die Bindungsenergie der Elektronen

Klassischer Zufall Roulette Wetter Zufall ist nur subjektiv im Prinzip alles vorherberechenbar (deterministisches Chaos)

Quanten-Zufall Radioaktiver Zerfall Photon auf Strahlteiler Spontane Emission Vorhersage für das Einzelereignis offenbar unmöglich Zufall ist objektiv

Photonen am Strahlteiler 50/50-Strahlteiler Detektor 1 Es klickt immer nur ein Detektor! Detektor 2

Mach-Zehnder-Interferometer 50/50 A - Superposition (Überlagerung) aus Weg A und Weg B - Wahrscheinlichkeitswellen interferieren! einzelne Photonen B

Das Doppelspalt-Experiment Teilchen Wellen Quanten Interpretation bis heute strittig Quelle: http://www.blacklightpower.com/theory/doubleslit.shtml

Welle-Teilchen-Dualismus Materie-Teilchen: Licht-Teilchen: Elektronen, Atome, Moleküle Photonen Quanten interferieren (machen Streifen) wie Wellen, obwohl sie als einzelne Punkte auf den Schirm treffen. (Welle-Teilchen-Dualismus) Superposition (Überlagerung): ψ = linker Spalt + rechter Spalt

Makro-Superpositionen? Möglich? Oder unmöglich?

Schrödingers Katze Superposition Katze tot + Katze lebendig

Zur Realisierbarkeit Zwei Schulen : - Dekohärenz unkontrollierbare Wechselwirkung mit der Umgebung innerhalb der Quantenphysik (anerkannt) - Kollaps -Modelle Makro-Superpositionen sind verboten ändert die Quantenphysik (debattiert) Alternative Antwort: - Grobkörnige (dh. unscharfe) Messungen Auflösung der Messapparate ist limitiert innerhalb der Quantenphysik

Schwingende Spiegel Weltweites Wettrennen kg g mg µg ng pg

Quanten-Verschränkung Superposition: ψ = + Verschränkung (Mehrteilchenzustand): Φ AB = AB + AB Nichtlinearer Vertikal polarisiert = AB + AB Alice Basis: Resultat / : / : / : / : / : / : / : / : Bob Basis: Resultat / : / : / : / : / : / : / : / : lokal: UV- Laser zufällig Kristall global: perfekte Korrelation A B Horizontal polarisiert

Entanglement (Verschränkung) Maximales Wissen über ein zusammengesetztes System bedeutet nicht notwenigerweise maximales Wissen über alle seine Teile, nicht einmal dann, wenn diese gänzlich voneinander getrennt sind und sich im Moment überhaupt nicht beeinflussen. (1935) Erwin Schrödinger

Lokaler Realismus Realismus: Lokalität: Objekte haben ihre Eigenschaften unabhängig von der Messung Messungen an einem Ort beeinflussen nicht die (gleichzeitigen) Messungen an einem anderen Alice und Bob sind in zwei entfernten Laboratorien, bekommen Teilchen (zb. Würfel) und messen jeweils eine von zwei Größen (zb. Farbe und Parität) Messung 1: Farbe Resultat: A 1 (Alice), B 1 (Bob) Messung 2: Parität Resultat: A 2 (Alice), B 2 (Bob) Mögliche Werte: +1 (gerade bzw. rot) 1 (ungerade bzw. schwarz) Alice Bob A 1 (B 1 + B 2 ) + A 2 (B 1 B 2 ) = ±2 A 1 B 1 + A 1 B 2 + A 2 B 1 A 2 B 2 = ±2 für alle lokal realistischen (= klassischen) Theorien A 1 B 1 + A 1 B 2 + A 2 B 1 A 2 B 2 2

Die Bellsche Ungleichung Mit dem Quantenzustand Φ AB = AB + AB kann die linke Seite der Bellschen Ungleichung (1964) A 1 B 1 + A 1 B 2 + A 2 B 1 A 2 B 2 2 gleich 2 2 2,83 werden. Damit: 2,83 2. John S. Bell A 2 B 2 A B 1 1 Fazit: Quantenmechanisch verschränkte Zustände verletzen die Bellsche Ungleichung und können daher nicht durch lokalen Realismus (dh. klassische Physik) beschrieben werden (Albert Einstein: Spooky action at a distance ) Experimentell hundertfach bestätigt (Photonen, Atome etc).

Einstein vs. Bohr Albert Einstein (1879 1955) Niels Bohr (1885 1962) Was ist die Natur? Was kann über die Natur gesagt werden?

Interpretationen Kopenhagen-Interpretation Quantenzustand (Wellenfunktion) beschreibt Wahrscheinlichkeiten der Zustand kollabiert bei der Messung Einzelereignisse sind objektiv zufällig Bohmsche Mechanik Quantenzustand führt zu einer zusätzlichen Kraft Teilchen bewegen sich deterministisch auf Bahnen versteckte (unzugängliche) Parameter, Einzelereignisse sind nur subjektiv zufällig Viele-Welten-Interpretation alle Möglichkeiten werden realisiert parallele Welten

Quanten-Teleportation klassischer Kanal Teleportierter Zustand 4 1 Alice Verschränktes 2 Paar 3 Bob Anfangszustand EPR Quelle

Kryptographie Symmetrische Verschlüsselungsverfahren Klartext Verschlüsselung Geheimtext Entschlüsselung Klartext Asymmetrische ( public key ) Verfahren: zb. RSA

Beispiele aus der Antike Skytale (ca. 500 v. Chr.) Caesar-Verfahren (ca. 50 v. Chr.) Ältestes militärisches Verschlüsselungsverfahren Geheimtext: ohhoq hcrom Schlüssel: Stabdurchmesser Klartext: attac today

Neuzeit One-Time-Pad Idee von Gilbert Vernam (1917) Beweis der Sicherheit durch Claude Shannon (1949) [einziges Verfahren] Kriterien: - zufälliger und geheimer Schlüssel - (mindestens) gleiche Länge wie der Klartext - nur einmal verwenden ( one time ) Gilbert Vernam Claude Shannon Quantenmechanik kann das leisten: Quantum Key Distribution (QKD) Idee: Wiesner 1969 & Bennett et al. 1984 (BB84), erstes Experiment 1991 Mit Verschränkung: Idee: Ekert 1991, erstes Experiment 2000

Quantum Key Distribution (QKD) 0 0 1 1 1 0 0 1 Messbasis: / / / / / / / Resultat: 0 1 1 0 1 0 1 Messbasis: / / / / / / / Resultat: 0 0 1 0 1 0 0 - Alice and Bob teilen sich Wahl der Messbasis mit (nicht die Resultate) - bei gleicher Basiswahl verwenden sie das (lokal zufällige) Resultat - der Rest wird verworfen - perfekte Korrelation ergibt den Schlüssel: 0110 - zwischendurch wählen sie weitere Messbasen und verletzen damit die Bell-Ungleichung - jedwedes Abhören würde detektiert werden - Sicherheit garantiert durch Quantenphysik

Quantenkryptographie Erste Quantenkryptographie mit verschränkten Photonen (Wien, 2000) Alices Schlüssel Bobs Schlüssel Original: Verschlüsselt: Entschlüsselt: Bitweises XOR Bitweises XOR Schlüssellänge: 51840 bit Bit-Fehlerwahrscheinlichkeit: 0,4% Schlüssel: 51840 Bit, Bit Fehler Wahrsch. 0.4 % T. Jennewein et al., PRL 84, 4729 (2000)

8 km free space über Wien (2005) Millennium Tower Twin Tower Kuffner Sternwarte K. Resch et al., Opt. Express 13, 202 (2005)

144 km von Insel zu Insel (2007) Aktueller Weltrekord: Quantenkanal von La Palma nach Teneriffa Teneriffa QKD mit 2,3 bit/s T. Schmitt-Manderbach et al., PRL 98, 010504 (2007)

Wien St. Pölten (2008) Erstes Quantenkryptographie-Netzwerk: 2008 41 Partner aus 12 Ländern 6 Knoten, 8 Links (davon einer free-space) 80 km, Rate: einige kbit/s http://www.secoqc.net/index.html

Tokio-QKD-Netzwerk (2010) Partners: Japan: NEC, Mitsubishi Electric, NTT NICT Europe: Toshiba Research Europe Ltd. (UK), ID Quantique (Switzerland) and All Vienna (Austria). Toshiba-Link (BB84): 300 kbit/s über 45 km http://www.uqcc2010.org/highlights/index.html

QKD-Zeitlinie Von der Idee zur Anwendung 1991 Erstes Experiment BB84 2004 Kommerzielles Produkt 2010 Tokio-Netzwerk 1984 Idee (BB84) Vorschlag Verschränkung 2000 Erstes Experiment mit Verschränkung 2008 Wien-Netzwerk China- Netzwerk Alices Schlüssel Bobs Schlüssel Original: Verschlüsselt: Entschlüsselt: Bitweises XOR Bitweises XOR Schlüssel: 51840 Bit, Bit Fehler Wahrsch. 0.4 % 2004: QKD-Banküberweisung vom Wiener Rathaus zu einer Bank-Austria-Filiale (1,5 km) 2007: QKD-Übertragung der Parlamentswahlresultate des Kantons Genf nach Bern (100 km)

Der nächste Schritt Unsere zwei größten Probleme in der Weltraumfahrt sind die Schwerkraft und der Papierkram. Die Schwerkraft haben wir im Griff, aber der Papierkram ist manchmal überwältigend. Wernher von Braun (1958) ISS (350 km Höhe)

Das Moorsche Gesetz (1965) Transistorgröße 2000 200 nm 2010 20 nm 2020 2 nm (?) Gordon Moore Kurzweil Technologies

Computer und Quantenmechanik 1981: Die Natur kann am besten durch Quantenmechanik simuliert werden Richard Feynman 1985: Formulierung des Konzepts einer Quanten-Turingmaschine David Deutsch

Bit vs. Quantenbit Bit Qubit 0 1 Q = ( 0 + 1 ) 2 1 0 oder 1 0 und 1

Klassischer Computer Logische Gatter Schaltungen

Quantencomputer Klassischer Input 01101 Präparation Messung Klassischer Output 00110 Evolution Input und Output der Rechnung sind klassisch. Die Informationsverarbeitung ist quantenmechanisch.

Qubits Allgemeiner Zustand eines Qubits: Bloch-Kugel: P( 0 ) = cos 2 θ/2 P( 1 ) = sin 2 θ/2 ϕ Phase (Interferenz) Physikalische Realisierungen: Photonen-Polarisation: 0 = 1 = Elektronen/Atom/Kern-Spin: 0 = up 1 = down = 0 + 1 R = 0 + i 1 Atom-Energie-Niveaus: 0 = ground 1 = excited Supraleitung-Fluss-Qubit: 0 = left 1 = right etc

Quantengatter Quantengatter sind Operationen auf Qubits werden benutzt um Algorithmen auf Quantencomputern zu implementieren darstellbar als unitäre n x n Matrizen wobei n = 2 Anzahl der Qubits auf Qubitzustände (Vektoren: 0 = (1,0) T, 1 = (0,1) T ) H 0 ( 0 + 1 ) H 1 ( 0 1 ) erzeugt Superposition X (a 0 + b 1 ) = a 1 + b 0 NOT-Operation allgemein für 1 Qubit: Rotationen auf der Bloch-Kugel

2-Qubit-Quantengatter 2 Qubits: 4 x 4 Matrizen Basis-Operation: CNOT CNOT c t = c t c Ein kleiner Schaltkreis: 0 A 0 B 0 A 0 B + 1 A 1 B erzeugt Verschränkung! 0 A H 0 B ( 0 A + 1 A ) 0 B = 0 A 0 B + 1 A 0 B

Deutsch-Algorithmus erster Quantenalgorithmus, 1985 durch David Deutsch gegeben eine bit to bit Funktion f: {0,1} {0,1} Aufgabe: ist die Funktion konstant, dh. f(0) = f(1) oder balanciert, dh. f(0) f(1) klassisch: man muss sowohl f(0) als auch f(1) auswerten: 2 Aufrufe quantenmechanisch reicht ein einziger Aufruf! die Funktion f wird auf eine Superposition angewandt Quantenparallelismus (many worlds) Verallgemeinerung: Deutsch-Josza (1992) n bits to one bit f: {0,1} n {0,1} klassisch: worst case 2 n-1 +1 Aufrufe Quantencomputer: 1 Aufruf ( exponential speed-up ) n = 1: Deutsch-Algorithmus n > 1: Deutsch-Josza-Algorithmus

Shor-Algorithmus 1994 durch Peter Shor Aufgabe: Primfaktor-Zerlegung einer b-bit Zahl (RSA-Krypographie) 541 1987 =? (einfach) 1074967 =?? (schwer) klassisch: super-polynomial:, bisheriges Optimum quantenm.: sub-polynomial: O(b 3 ), probabilistisch für b = 1000 (301-stellig) bei THz-Geschwindigkeit: klassisch quantenmechanisch 10 24 Schritte 10 10 Schritte 100000 Jahre < 1 Sekunde L. M. K. Vandersypen et al., Nature 414, 883 (2001)

Grover-Algorithmus 1996 durch Lov Gorver Aufgabe: Datenbank-Suche in einer unsortierten Datenbank mit N Elementen (zb. eine markierte Seite in einem Buch finden) klassisch: O(N), man muss im Schnitt das halbe Buch durchblättern quantenm.: O( N), quadratic speed-up (probabilistisch) 10 00 01 10 11 Input 00 01 11 Markierung 00 01 10 11 Inversion um Mittelwert

Implementierungen NMR (nuclear magnetic resonance) Quantum Computation Ensemble von organischen Molekülen in einem Kryostaten (Flüssigkeit) Qubits: Kernspin-Zustände (der C-Atome) Gatter: Radiopulse 7-Qubit-Quantencomputer faktorisiert 15 in 3 5 (IBM 2001) Probleme: Kurzlebigkeit (Dekohärenz), keine Adressierbarkeit einzelner Moleküle, keine Speicherung von Information Alanin-Molekül

Implementierungen Trapped Ion Quantum Computation Elektrisch gefangene Ionen Qubits: Elektronen-Energieniveaus Gatter: Manipulation durch Laserlicht 14 verschränkte Kalzium-Ionen (IQOQI Innsbruck 2011) Probleme: Skalierbarkeit (ein-dimensional), aufwändig (Vakuumkammer etc.), langsame Gates (Millisekunden) Vorteile: präzise Kontrolle, individuelle Adressierbarkeit, Informationsspeicherung (Millisekunden) Ziel: zweidimensionale Arrays von Ionen ( trapped ions on a microchip ) Ionenfalle Fluoreszenz-Signal http://www.uibk.ac.at/th-physik/qo/research

Implementierungen Optical Quantum Computation Photonen Qubits: Polarisation (oder Pfad) Gatter: Strahlteiler, Wellenplatten Grover-Suche für N = 4 (Wien 2007) Probleme: Skalierbarkeit (Detektoren), Information kann schwer gespeichert werden Vorteile: schnell (Nanosekunden-Gates) gut geeignet für Kommunikation zwischen Quantencomputern oder Subsystemen eines Quantencomputers (Hybridsysteme) Optischer Tisch

Implementierungen SQUIDs (superconducting quantum interference devices) Supraleitende Ringe mit Josephson- Kontakt (Festkörper) Fluss-Qubit (wie Spin) Gatter: Änderung der Kopplung durch magnetische Felder Verschränkung zwischen 4 SQUIDs Probleme: Dekohärenz (Mikrosekunden) Vorteile: schnelle Operation, Skalierbarkeit gut (SQUID-Arrays), Mikrofabrikation etabliert SQUID M. W. Johnson et al., Nature 473, 194 (2011)

Implementierungen Andere Festkörper-Möglichkeiten NV-Zentren Spintronik Quantenpunkte

Ausblick Quantentechnologien Quantenkryptographie: denkbar: Banken, Ämter, Militär etc. physikalische Implementierung: sicher Photonen Quantencomputer: vielleicht in ein bis drei Jahrzehnten: Forschung, Militär etc. physikalische Implementierung: noch unentschieden (vermutlich Festkörper) Problem: wenige Algorithmen Das Telefon hat zu viele ernsthaft zu bedenkende Mängel für ein Kommunikationsmittel. Das Gerät ist von Natur aus von keinem Wert für uns. Western Union Financial Services (1876) Wenn ein erwiesener, älterer Wissenschaftler sagt, dass etwas möglich ist, dann hat er fast sicher recht. Wenn er sagt, dass etwas unmöglich ist, dann liegt er vermutlich falsch. Arthur C. Clarke (1962)

Die Wiener Quantengruppe Herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit!