Volkswirtschaftliches Institut der Universität Würzburg Lehrstuhl für Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen Prof. Dr. Peter Bofinger Wintersemester 2007/08 Einführung in die Volkswirtschaftslehre 2. Aufgabenblatt (Kapitel 3) Aufgabe 1 Schreinerei Hartholz Meister Hartholz hat zwei Gesellen, Willi und Franz. Die Schreinerei hat sich darauf spezialisiert, Fenster und Türen herzustellen. Meister Hartholz steht nun vor der Frage, wie er seine beiden Gesellen in der Herstellung dieser beiden Produkte einsetzen soll. Er hat ermittelt, dass Willi in einer Woche maximal 60 Türen oder aber 100 Fenster herstellen kann. Franz ist bei weitem nicht so geschickt und bringt es nur auf 50 Türen oder 50 Fenster (Tabelle 1). Wie es sich für ein Modell gehört, nehmen wir jetzt einfach an, dass es nicht möglich ist, eine Tür oder ein Fenster von Willi und Franz in Gemeinschaftsarbeit herzustellen. Türen Willi 60 100 Fenster Franz 50 50 Tabelle 1: Wöchentlicher Output von Franz und Willi Angenommen, Meister Hartholz hat einen Auftrag über 55 Türen und 80 Fenster, der in einer Woche erledigt werden muss. Er hat dazu zunächst einmal drei Optionen durchgerechnet. A. Willi produziert nur Türen, Franz nur Fenster. B. Willi stellt die Hälfte der Woche Türen her, die andere Fenster. Franz macht das genauso. C. Willi konzentriert sich auf Fenster, Franz auf Türen. In seinem Notizbuch hat der Meister dann folgende Tabelle: Türen Option A 60 50 Option B 55 75 Option C 50 100 Tabelle 2: Auftragsbuch von Meister Hartholz Fenster Er kommt zu dem unschönen Ergebnis, dass er mit keiner der Optionen in der Lage ist, den Auftrag fristgerecht zu erfüllen. Sein Sohn, der in der nahe gelegenen Universitätsstadt Volkswirtschaftslehre studiert, schlägt ihm jedoch eine Lösung nach dem Prinzip der
komparativen Kosten vor, mit der er alles fristgerecht erledigen kann. Wie muss Herr Hartholz dann vorgehen? Aufgabe 2 Transformationskurven Ernie und Bert bilden eine Wohngemeinschaft. Da ihre Wohnung nicht mehr ihren Ansprüchen genügt, wollen sie diese renovieren. Dazu fassen sie ins Auge, die Wände zu streichen und einen neuen Teppichboden zu verlegen. Um einen Quadratmeter Wand zu streichen benötigt Ernie 5 Minuten, Bert hingegen 6 Minuten. Um einen Quadratmeter Teppichboden zu verlegen benötigt Ernie 10 Minuten und Bert 15 Minuten. Unterstellen Sie, dass jeder der beiden 9 Stunden Zeit hat! a) Tragen Sie in folgende Tabellen die absoluten und relativen Kosten ein. Absolute Kosten Teppichböden (m²) Wand (m²) Ernie Bert Komparative Kosten Teppichböden (m²) Wand (m²) Ernie Bert b) Stellen Sie jeweils für Ernie als auch für Bert eine Transformationskurve auf! Rechnerisch: Es muss gelten: Transformationskurve von Ernie: Es muss gelten: Transformationskurve von Bert:
Graphisch: Teppichboden Ernie Teppichboden Bert Wand Wand c) Wie sieht die Transformationskurve bei optimaler Arbeitsteilung aus? Teppichboden Wand
d) Wie viele Quadratmeter an Wand und Teppichböden schaffen die beiden maximal in der dafür vorgesehenen Zeit, wenn sich beide gemäß ihrer komparativen Kostenvorteile vollständig spezialisieren. Teppichboden = m² Wand = m² Aufgabe 3 Peter und Paul wollen ein neues Kinderbuch schreiben. Beide haben sowohl Talent zum Zeichnen als auch zum Schreiben. Um eine Geschichte (G) zu schreiben, benötigt Peter 5 Stunden, Paul hingegen 8 Stunden. Um ein Bild (B) anzufertigen, benötigt Peter 10 Stunden, Paul hingegen 20 Stunden. Unterstellen Sie, dass jeder der beiden 40 Stunden pro Woche Zeit hat. a) Erstellen Sie jeweils für Peter als auch für Paul eine Transformationskurve! Rechnerisch: Transformationskurve von Peter: Es muss gelten: Transformationskurve von Paul: Es muss gelten:
Graphisch: Bilder Peter Bilder Paul Geschichten Geschichten b) Wie sieht die Transformationskurve bei optimaler Arbeitsteilung aus? Bilder Geschichten
c) Wie viele Geschichten und Bilder schaffen die beiden maximal in der dafür vorgesehenen Zeit, wenn sich beide gemäß ihrer komparativen Kostenvorteile vollständig spezialisieren? Anzahl der Bilder = Anzahl der Geschichten = Aufgabe 4 Internationale Arbeitsteilung A-Land und B-Land stellen Hosen und MP3-Player her. In A-Land kann ein Arbeitnehmer am Tag maximal 20 Hosen oder aber 10 MP3-Player herstellen. In B-Land kann ein Arbeitnehmer am Tag maximal 50 Hosen oder aber 50 MP3-Player herstellen. Bisher gab es keine Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern. In A-Land werden täglich 10.000 Hosen und 5.000 MP3-Player hergestellt. In B-Land werden täglich 25.000 Hosen und 25.000 MP3-Player produziert. In beiden Ländern gibt es jeweils 1000 Arbeitnehmer. Beide Länder beabsichtigen zu einem freien Güterhandel überzugehen. Der Industrieverband von A-Land ist gegen den Freihandel, da er A-Land für nicht ausreichend wettbewerbsfähig hält. a) Stellen sie die Transformationskurven der beiden Länder in der Ausgangssituation graphisch dar! A-Land B-Land Hosen (Tsd.) Hosen (Tsd.) 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 10 20 30 40 50 10 20 30 40 MP3 (Tsd.) MP3 (Tsd.)
b) Wie sieht die Transformationskurve bei optimaler Arbeitsteilung aus? Hosen (Tsd.) 100 80 60 40 20 20 40 60 80 100 MP3 (Tsd.) c) Gehen Sie davon aus, dass beide Länder bei Freihandel die gleiche Menge an Hosen konsumieren möchten wie bisher. Zeigen Sie welcher Wohlfahrtsgewinn durch den Handel möglich wird.