Wie erkennt man gute Förderangebote?

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Transkript:

Wegweiser für die Suche nach einer geeigneten lerntherapeutischen Praxis Wie erkennt man gute Förderangebote? Für die zentrale Punkte sind: Fachlicher Hintergrund/Aus- und Weiterbildung Konzept/Methodik Das Erstgespräch Förderdiagnostik / Therapieplan Transparenz Professionelle Haltung Rahmenbedingungen und Kosten Kooperation mit Lehrkräften Beziehung zum Kind die Chemie muss stimmen Fachlicher Hintergrund/Aus- und Weiterbildung Die Anzahl institutioneller Anbieter und außerschulischen Förderkräfte wie Lerntherapeutinnen, Legasthenietherapeutinnen, LRS-Fachkräften, pädagogischen Therapeuten, Legasthenietrainern etc. nimmt von Jahr zu Jahr zu. Dabei gibt es allerdings keine gesetzlich geregelten Ausbildungsstandards für diesen Arbeitsbereich. Die Ausbildungsangebote reichen von einmaligen Wochenendseminaren bis zu zweijährigen fundierten Ausbildungen. In jedem Fall sollten die Förderkräfte einen pädagogischen oder psychologischen Berufshintergrund haben und sich zusätzlich in dem speziellen Bereichen LRS weitergebildet haben. Diese Hintergründe erfahren Eltern häufig schon über die Homepage des Anbieters. Auch die Dauer der Berufserfahrung wird hier häufig erwähnt. Für die Qualität der Therapie spielt es übrigens keine Rolle, ob sich Eltern an ein Therapieinstitut oder an einen niedergelassenen Therapeuten wenden hier wie da kann man auf gute oder weniger versierte Kräfte treffen. Mögliche Fragen, die die Eltern stellen könnten sind hier: Wie sieht Ihr fachlicher Hintergrund aus? Haben Sie eine Weiterbildung zur Lern- bzw. LRS- bzw. Legasthenietherapie?

Konzept/Methodik Eine ist nur effektiv, wenn sie auch direkt am Problem, also beim Schreiben, Lesen oder Rechnen ansetzt. Alternative Therapieformen, die die Ursachen allgemeiner sehen und die Arbeit am Problem eher in den Hintergrund schieben, haben zwar Einfluss auf das Wohlbefinden des Kindes, können aber Leseschwierigkeiten oder Rechtschreibfehler nicht aus der Welt schaffen (vgl. von Suchodoletz 2007). Eine gute bezieht neben dem Leistungsbereich die gesamte Persönlichkeit des Kindes ein: Wo sind die Stärken, die besonderen Fähigkeiten des Kindes? Wo hat es evtl. auch im Schreiben, Lesen oder Rechnen persönliche Stärken? Auch wenn das Ergebnis falsch ist welche Denkschritte hat das Kind unternommen, um das Ergebnis zu erreichen? Diese Ressourcenorientierung ist notwendig, um dem Kind die Möglichkeit zur Verarbeitung der erlebten Frustrationen zu geben und einen positiven Zugang zum Lernen zu ermöglichen. Entspannungs- und Konzentrationsübungen sowie das Erarbeiten individuell passender Lernstrategien erhöhen die Erfolgschancen. Es gibt also eine Vielzahl von verschiedenen Konzepten zur von Kindern mit Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben. In jedem Fall sollten Sie sich genau erläutern lassen, wie die praktische Arbeit mit Ihrem Kind aussehen wird: Wie stellt sich sich die Therapeutin, der Therapeut den Lernprozess vor? Wie soll der Lernprozess gerade bei diesem speziellen Kind angebahnt und unterstützt werden? Es empfiehlt sich darüber hinaus auch abzuklären, ob eine Fachkraft möglicherweise Scientology oder einer anderen Sekte nahesteht. Nach welchem Konzept arbeiten Sie? Könnten Sie dies näher erläutern? Wie ist beispielsweise eine einzelne Stunde aufgebaut? Gehen Sie individuell auf mein Kind und seine Schwierigkeiten ein? Wie strukturiert bzw. wie offen ist das Konzept? Gehen Sie auch auf mögliche psychische Schwierigkeiten in Bezug auf Lesen, Schreiben und Rechnen (etwa Ängstlichkeit, Vermeidungsverhalten) ein? Welche Schwerpunkte hat das Konzept?

Das Erstgespräch Voraussetzung für das gute Gelingen einer ist ein ausführliches erstes Gespräch. Eltern sollten dieses Gespräch nutzen, um ihre Sorgen zu äußern, Fragen zu stellen und das Konzept der Therapeutin bzw. Förderkraft sowie ihre allgemeine Vorgehensweise zu erfahren. Auch sollten sich die Eltern bewusst sein oder werden, welche Erwartungen sie bezüglich der haben. ( Nur bessere Noten?) Dieses Erstgespräch sollte in jedem Fall unverbindlich sein, d.h. Sie brauchen sich erst danach zu entscheiden, ob Sie die bei der jeweiligen Förderkraft tatsächlich beginnen wollen. Bei einer größeren Einrichtung mit mehreren Förderkräften bzw. Therapeuten sollten die Eltern möglichst vor Beginn der Therapie auch Kontakt zu der Kraft haben, die dann tatsächlich mit dem Kind arbeitet. Förderdiagnostik/Therapieplan Nach dem Erstgespräch sollte der genaue Leistungsstand Ihres Kindes festgestellt werden, falls dies nicht schon im Vorfeld geschehen ist. Dies geschieht durch einen förderdiagnostischen Test aus dem Bereich Lesen und/oder Rechtschreiben. Aus diesen Informationen wird ein Therapieplan erstellt. Darin wird festgelegt, wie die aufgebaut ist, mit welchen Materialien vorrangig gearbeitet werden soll und welche Ziele angestrebt werden. Dieser Plan sollte mit den Eltern durchgesprochen werden. Transparenz Die ist keine Zauberei hinter verschlossenen Türen, kein Geheimnis zwischen Kind und Therapeut (auch wenn es natürlich ein vertrauliches Verhältnis zwischen den Teilnehmern geben sollte). Eltern sollen über den Verlauf im Leistungsbereich regelmäßig informiert und wo es sinnvoll ist mit einbezogen werden. Therapie, Gespräche, Feststellen und Besprechen von Entwicklungen und Veränderungen wechseln sich im Verlauf einer ständig ab.

Professionelle Haltung Auch die professionelle Haltung der Fachkräfte zu den Schwierigkeiten ist von Bedeutung. Hier ist es wichtig, dass die Therapeutin, der Therapeut ganz allgemein von einer Veränderbarkeit der Schwierigkeiten im Lesen/Schreiben oder Rechnen ausgeht und somit Ihnen und Ihrem Kind die Zuversicht vermittelt, dass die Schwierigkeiten wenn vielleicht auch nicht ganz, so doch weitgehend überwunden werden können. Wie sehen Sie Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben? Welche Erfahrungen haben Sie im Verlauf von einzelnen en gemacht? Inwieweit lassen sich die Schwierigkeiten abbauen? Rahmenbedingungen und Kosten Maßgeblich für einen Erfolg ist u.a., dass die entweder in Einzelsitzung oder in festen Kleingruppen von maximal vier Kindern durchgeführt wird. Nur so kann auf die Situation der Kinder individuell eingegangen werden. Die Stunden sollten in einer angenehmen, anregenden Umgebung stattfinden; vielfältiges, geeignetes Lehr- und Lern-, aber auch Spielmaterial sollte vorhanden sein. Die Kosten variieren je nach Region sowie Einrichtung bzw. der Fachkraft. Eine langfristige Vertragsbindung dient der Sicherheit der Fachkräfte bzw. der Einrichtung, nicht aber dem Wohl des Kindes. Es sollte immer die Möglichkeit geben, innerhalb einer für beide Seiten angemessenen Zeit die Zusammenarbeit zu beenden (höchstens vier Wochen Kündigungsfrist). Wie oft findet die statt? Findet die auch in den Ferien statt? Handelt es sich bei Ihrem Angebot um eine Gruppen- oder eine Einzelförderung? Welche Kosten fallen für die an? Wird ein Vertrag abgeschlossen und wenn ja, welche Bedingungen gibt es etwa hinsichtlich der Kündigungsmöglichkeiten? Sind Elterngespräche eingeplant? Werden Zwischenberichte gegeben?

Kooperation mit Lehrkräften Eine außerschulische wird auch die Zusammenarbeit mit der Lehrerin/dem Lehrer des Kindes suchen. Einerseits kann sie von der Einschätzung der Lehrkraft profitieren, andererseits kann sie möglicherweise den Blick der Lehrkraft auf das betroffene Kind konstruktiv beeinflussen. (30 Rechtschreibfehler im Diktat sind eine glatte Note 6, 20 Fehler sind immer noch eine glatte Note 6, obwohl sich das Kind ungemein verbessert hat!) Beziehung zum Kind die Chemie muss stimmen Eine ist nur dann erfolgreich, wenn die Chemie insbesondere des Kindes zur Förderkraft stimmt. Ist dies der Fall gehen die Kinder gerne zur Therapie. Innerhalb einer guten therapeutischen Beziehung kann das Kind die pädagogische und psychologische Unterstützung erfahren, die es braucht, um Erfolge zu erzielen und auch wahrzunehmen. Kinder, die nur widerwillig gehen, sind der beste Gradmesser dafür, dass etwas nicht so läuft, wie es sollte. Dann heißt es, die an dieser Stelle schnell zu verändern oder zu beenden, um den Lese- oder Schreibfrust und die psychische Belastung des Kindes nicht zusätzlich zu erhöhen.