PISA Internationaler Vergleich von Schülerleistungen. Erste Ergebnisse Zusammenfassung

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Transkript:

PISA 2009 Internationaler Vergleich von Schülerleistungen Erste Ergebnisse Zusammenfassung

Salzburg I Zentrum für Bildungsmonitoring & Bildungsstandards Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg

PISA 2009 Erste Ergebnisse Was ist das Besondere an PISA? PISA (Programme for International Student Assessment) entwickelte sich im letzten Jahrzehnt zu einem wesentlichen Baustein für eine faktenbasierte Bildungspolitik. Seit 2000 liefert PISA alle drei Jahre aussagekräftige Qualitätsindikatoren für die Grundkompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft und stellt den kumulativen Ertrag der Bildungssysteme fest. Mit PISA 2009 beginnt der zweite neunjährige Zyklus mit einem Lesekompetenz-Schwerpunkt (wie PI- SA 2000), 2012 folgen Mathematik und 2015 Naturwissenschaft. Die standardisierten Tests der OECD sind kompetenzorientiert und erfassen, wie gut die 15-/16-Jährigen ihr Wissen und Können beim Lösen lebensnaher Aufgaben einsetzen; reines Faktenwissen spielt bei PISA eine geringe Rolle. Wer führt PISA in Österreich durch? Das Bundesinstitut BIFIE wurde vom BMUKK mit der nationalen Durchführung der OECD-Studie beauftragt, verantwortlich für die Umsetzung ist das Zentrum für Bildungsmonitoring und Bildungsstandards Salzburg unter der Leitung von Mag. Dr. Claudia Schreiner. Projektmanagerin für PISA in Österreich ist Mag. Ursula Schwantner. Wer wurde bei PISA 2009 getestet? Weltweit absolvierten im Jahr 2009 rund 470 000 Schüler/innen in 65 Ländern (34 OECD- und 31 Partnerländer) den standardisierten PISA-Test und beantworteten einen Hintergrundfragebogen in Österreich wurden 6590 zufällig ausgewählte Schüler/innen des Jahrgangs 1993 in einer repräsentativen Stichprobe aus rund 280 Schulen aller Schultypen getestet. Testergebnis bildet kumulierte Effekte ab Im PISA-Testscore kumulieren die Wirkungen von Unterricht, Schule und Schulsystem sowie die Effekte von Elternhaus, Medien und des gesellschaftlichen Umfelds. In den Punktewert fließt auch die individuelle Anstrengungsbereitschaft der Schüler/innen ein, als wichtiges Resultat erzieherischer, schulischer und gesellschaftlicher Prozesse. Zudem kann die zum Messzeitpunkt positive oder negative Stimmung gegenüber dem Test in der Schülerschaft bzw. im Umfeld Schule eine gewisse Rolle spielen. Auch politische Ereignisse wie Lehrerstreiks oder Schülerdemonstrationen gegen die Unterrichtsministerin, wie sie unmittelbar bei Beginn der PISA-Tests 2009 stattfanden, könnten die Anstrengungsbereitschaft beim Test beeinflussen. Ob, und wenn ja, wie stark, kann nie ganz genau festgestellt werden. Daher sind Kontextstudien und mehrere Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 1

Längsschnittmessungen über größere Zeiträume hinweg wichtig, um mögliche Auswirkungen abschätzen zu können. Beim resultierenden Punktewert sowie bei der Interpretation der Differenz zwischen verschiedenen Messzeitpunkten sind statistische Schwankungsbreiten, die Zusammensetzung der Schülerschaft und die sich über die Zeit verändernden Bedingungen und Kontexte des Lernens und Testens zu beachten. Out-of-School-Population bei 15-/16-Jährigen in Österreich unverändert hoch Bei der Bewertung des österreichischen Mittelwerts ist auch zu berücksichtigen, dass 5,6 % der 15-/16-Jährigen nicht bei PISA erfasst werden können, da sie zu diesem Zeitpunkt ihre Schulpflicht bereits abgeschlossen haben. Diese Out-of-School- Population ist in Österreich verglichen mit anderen OECD-Ländern relativ groß. Dabei ist anzunehmen, dass die nicht erfassten Drop-outs großteils aus dem unteren Leistungsbereich stammen. Der österreichische Mittelwert wäre demnach niedriger, wenn eine vollständige Erfassung des gesamten Jahrgangs 1993 möglich wäre. 2,7 % der Schüler/innen des PISA-Jahrgangs 1993 wurden gemäß eines der drei Ausschlussgründe der OECD vom Test ausgenommen (dauernde starke Behinderung oder mangelnde Deutschkenntnisse sowie Schüler/innen, die zwischen der Erstellung der Schülerliste und dem PISA-Test die Schule verlassen oder gewechselt haben). Das liegt deutlich unter der erlaubten 5 %-Grenze der OECD (Details zur Stichprobe s. S. 30 ff in der PISA-Studienbeschreibung). Migrantenanteil der 15-/16-Jährigen von 11 auf 15 % gestiegen Zwischen PISA 2000 und PISA 2009 ist der Anteil der Schüler/innen mit Migrationshintergrund in der österreichischen PISA-Population kontinuierlich von 11 auf 15 % gestiegen. Eine weitere wesentliche Veränderung besteht darin, dass sich dabei der Anteil jugendlicher Migrantinnen und Migranten der 2. Generation (= in Österreich geboren, Eltern zugewandert) von 4 auf 11 % fast verdreifacht hat. Im Ausland geborene Migrantinnen und Migranten (1. Generation) machen nur noch 4,8 % der PISA-Population aus (7 % bei PISA 2000). Die Leistungen der österreichischen Schüler/innen bei PISA 2009 Lesen: Österreich erzielt 470 Punkte und liegt 23 Punkte unter dem OECD-Schnitt 28 % der Jugendlichen sind Lese-Risikoschüler/innen Der Abstand zwischen Einheimischen und Migrant/inn/en bleibt enorm hoch Österreichs Schüler/innen erreichen bei PISA 2009 auf der Lese-Gesamtskala einen Mittelwert von 470 Punkten und liegen damit 23 Punkte und statistisch signifikant unter dem OECD-Schnitt von 493. Innerhalb der 34 OECD-Länder bedeutet dies Rang 31 (statistisch betrachtet den geteilten 29. bis 32. Rang). Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 2

In den meisten Nachbarländern zeigen die Jugendlichen bessere Leseleistungen als in Österreich (Schweiz: 501, Deutschland: 497, Ungarn: 494, Italien: 486, Slowenien: 483). Nur die Schüler/innen der Tschechischen (478) und der Slowakischen Republik (477) schneiden beim Lesen ähnlich ab wie die Österreicher. Der Abstand Österreichs zu den besten OECD-Ländern Korea (539) und Finnland (536) beträgt 69 bzw. 66 Punkte (zu Schanghai sogar 86 Punkte). Schüler/innen der höchsten Lese-Kompetenzstufen 5 und 6 bilden die Spitzengruppe beim Lesen. Österreich weist 5 % solcher Spitzenschüler/innen auf. Im OECD-Schnitt gehören 7 % der 15-/16-Jährigen zur Lese-Spitzengruppe. Die meisten Spitzenschüler/innen haben Neuseeland (16 %) und Finnland (15 %). Problematisch sind die 28 % Risikoschüler/innen in Österreich, die gegen Ende der Pflichtschulzeit nur unzureichend sinnerfassend lesen können. Sie sind in ihrem privaten und gesellschaftlichen Leben erheblich beeinträchtigt. Besonders der Eintritt in den Arbeitsmarkt wird für diese Schüler/innen schwierig sein. Im Vergleich zu Korea (6 %) hat Österreich fast fünfmal so viele Risikoschüler/innen. Im Schnitt der OECD-Länder gehört jede/r fünfte Jugendliche (19 %) zur Lese-Risikogruppe. Mädchen schneiden in allen OECD-/EU-Ländern in Lesen besser ab als die Burschen in Österreich (41 Punkte) ist die Differenz ähnlich hoch wie im OECD-Schnitt (39 Punkte). Jugendliche mit Migrationshintergrund haben in Österreich große Leseprobleme: Mit einer Differenz von 68 Punkten zu den Einheimischen gehört Österreich zu den drei OECD-Ländern mit den größten Leistungsunterschieden (Italien: 72 Punkte, Belgien: 68 Punkte). Am relativ schlechtesten schneidet die 1. Migrantengeneration ab, deren Leistung sich von 2006 auf 2009 massiv verschlechtert hat. Sie liegt jetzt hinter der 2. Generation (Mittelwerte: 1. Generation 384, 2. Generation 427, Einheimische 481). Diese Verschlechterung hängt auch mit den Veränderungen in der Zusammensetzung der 1. Migrantengeneration des Jahrgangs 1993 zusammen weitere Analysen dazu folgen. Die 2. Generation weist bei den beiden Erhebungszeitpunkten ähnliche Kompetenzen auf. Leseprozesse: Die österreichischen Schüler/innen haben beim Ermitteln von Informationen (477) eine relative Stärke, während sie beim Kombinieren und Interpretieren (471) etwas schlechter abschneiden. Eine Schwachstelle der österreichischen Jugendlichen ist es, über den Inhalt oder die Struktur eines Textes zu reflektieren oder diese zu bewerten (463). In den österreichischen Nachbarländern Schweiz, Ungarn und der Slowakischen Republik zeigt sich dieses Muster ebenfalls deutlich wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Spitzenreiter in allen Teilbereichen ist Korea. Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 3

Lesefreude und Lesegewohnheiten: Jugendliche in Österreich haben weniger Freude am Lesen als in den meisten anderen OECD-Ländern, die Nutzung verschiedener Lesemedien wie Zeitungen, Zeitschriften, Romane oder Comics ist im OECD-Vergleich durchschnittlich. Zusammen mit den Niederlanden hat Österreich den größten Anteil männlicher Leseverweigerer. 61 % der heimischen Burschen geben an, niemals in der Freizeit zum Vergnügen zu lesen. Österreichs Mädchen haben viel mehr Freude am Lesen, nutzen häufiger unterschiedliche Lesematerialien und lesen auch öfter zum Vergnügen als Burschen. Beim Online-Lesen sind Österreichs Mädchen und Burschen ähnlich aktiv: Drei Viertel der Jugendlichen lesen regelmäßig E-Mails oder Online-Nachrichten, Chatten oder suchen im Internet nach Informationen. Im Deutschunterricht setzen sich Österreichs Schüler/innen seltener als in anderen OECD-Ländern aktiv mit dem Gelesenen auseinander. Gerade in jenen Bereichen, wo die österreichischen Jugendlichen eine relative Schwäche aufweisen (Reflektieren und Bewerten), mangelt es auch an entsprechenden Maßnahmen im Deutschunterricht. Im Vergleich zu anderen OECD-Ländern werden die Schüler/innen weniger oft dazu angeregt, die Bedeutung eines Textes zu erklären, das Gelesene mit dem Vorwissen zu verknüpfen oder mit dem Leben in Bezug zu setzen. Mathematik: Österreich liegt mit 496 Punkten genau im OECD-Schnitt 13 % Spitzenschüler/innen 23 % Risikoschüler/innen Burschen deutlich besser als Mädchen In Mathematik erreichen die österreichischen Schüler/innen 2009 im Mittel 496 Punkte und liegen damit genau im OECD-Schnitt. Innerhalb der 34 OECD-Länder bedeutet dies Rang 18 (statistisch den geteilten 14. bis 22. Rang). Die Schweiz (534) liegt wieder deutlich, Deutschland (513) etwas vor Österreich. Der Abstand zum besten OECD- Land Korea (546) beträgt 50 Punkte, zum Besten im Test Schanghai (600) 104 Punkte. Im obersten Leistungsbereich weist Österreich in Mathematik 13 % Spitzenschüler/innen auf. In der Schweiz und in Deutschland ist der Anteil mit 24 % bzw. 18 % deutlich höher. Die meisten Spitzenmathematiker/innen finden sich in Korea (26 %), in der Schweiz (24 %) und in Finnland (22 %). Wie in Lesen ist auch in Mathematik die große Zahl der österreichischen Risikoschüler/innen (23 %) problematisch: mehr als jede/r fünfte Schüler/in hat gegen Ende der Pflichtschulzeit große Probleme, einfachste mathematische Fragestellungen in lebensnahen Situationen zu lösen. Österreich hat damit rund dreimal so viele schlechte Schüler/innen in Mathematik wie Korea und Finnland (mit je rund 8 %). Deutschland liegt etwas besser (19 %) als Österreich, die Schweiz deutlich besser (13 %). Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 4

Burschen schneiden in Österreich um 19 Punkte besser ab als Mädchen. Im OECD- Schnitt beträgt die Differenz zu Gunsten der Burschen 12 Punkte in gut der Hälfte der Länder (darunter Österreich) ist dieser Vorsprung der Burschen signifikant. Naturwissenschaft: PISA-Naturwissenschaft umfasst Inhalte aus Physik, Chemie, Biologie sowie Erd- und Weltraumwissenschaften knapp, aber signifikant unter dem OECD-Schnitt 8 % Spitzenschüler/innen 21 % Risikoschüler/innen kein Unterschied zwischen Mädchen und Burschen auf der Naturwissenschafts-Gesamtskala Im Bereich Naturwissenschaft erreichen die österreichischen Schüler/innen 2009 im Mittel 494 Punkte und liegen damit knapp, aber signifikant unter dem OECD-Schnitt von 501. Innerhalb der 34 OECD-Länder bedeutet dies Rang 24 (statistisch den geteilten 19. bis 28. Rang). Die Naturwissenschaftsleistungen der Schüler/innen in den Nachbarländern Ungarn, Tschechische Republik, Slowakische Republik und Italien unterscheiden sich nicht von jenen in Österreich, die 15-/16-Jährigen in Deutschland (520), der Schweiz (517) und in Slowenien (512) schneiden deutlich besser ab. Der Abstand Österreichs zu Finnland (554) dem führenden OECD-Land in Naturwissenschaft beträgt 60 Punkte, was mit einem Lernzuwachs von über einem Jahr zu vergleichen wäre. Schanghai liegt 81 Punkte vor Österreich. In den höchsten Naturwissenschafts-Kompetenzstufen weist Österreich 8 % Spitzenschüler/innen auf und liegt damit etwa im OECD-Schnitt (9 %). In Slowenien (10 %), in der Schweiz (11%) und in Deutschland (13 %) ist die Spitzengruppe etwas größer. Mit Abstand die meisten Naturwissenschafts-Spitzenschüler/innen hat Finnland (19 %). In Naturwissenschaft gibt es unter den österreichischen 15-/16-Jährigen 21 % Risikoschüler/innen. Etwas mehr als jede/r fünfte österreichische Schüler/in zeigt gegen Ende der Pflichtschulzeit große Mängel im naturwissenschaftlichen Wissen und hat erhebliche Probleme, naturwissenschaftlich zu argumentieren. Im Vergleich zu Finnland (6 %) weist Österreich mehr als dreimal so viele Risikoschüler/innen auf im OECD-Schnitt umfasst die Naturwissenschafts-Risikogruppe 18 %. Zwischen Mädchen und Burschen gibt es in Österreich und im Schnitt der OECD- Länder keine wesentlichen Unterschiede in Naturwissenschaft. Interessante Geschlechtsdifferenzen zeigten sich in Österreich zuletzt bei PISA 2006 in Physik (45 Punkte Vorsprung der Burschen). Auf Grund der geringeren Aufgabenanzahl in Naturwissenschaft bei PISA 2009 sind diesmal keine solchen Detailanalysen möglich. Viele österreichische Schüler/innen mit Mehrfach-Problemen 15 % der Schüler/innen des Jahrgangs 1993 in Österreich gehören in allen drei Fächern (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaft) der Risikogruppe mit sehr schwachen Leistun- Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 5

gen an. Diesen Jugendlichen mangelt es also generell an den erforderlichen Grundkompetenzen. Weitere 8 % sind in zwei der Fächer Risikoschüler/innen und 11 % sind es zumindest in einem Fach. Insgesamt gehören also 34 % der getesteten österreichischen Schüler/innen mindestens einer Risikogruppe an. In Finnland betragen diese Werte vergleichsweise nur 12 % (3 % in allen drei Risikogruppen). Familiäre Faktoren: Einfluss von sozialem Status auf die Schülerleistungen seit PISA 2000 gleichbleibend hoch große Differenzen zwischen Einheimischen und Migrant/inn/en Der Sozialstatus der Familie hat in allen Ländern einen Einfluss auf die Leistungen der Schüler/innen. In Österreich ist dieser hoch: Ähnlich wie in Deutschland hängen die Schülerleistungen stark vom Bildungsniveau der Eltern sowie deren beruflichem Status ab. Auch die große Differenz zwischen den Leistungen der Migrant/inn/en und den Einheimischen bleibt bestehen in Lesen gehört Österreich nach wie vor zu den drei OECD-Ländern mit der größten Differenz: das zeigt, dass bei der Förderung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die eine ganz wichtige Grundlage für soziale, gesellschaftliche sowie berufliche Integration darstellt, keine wesentlichen Fortschritte erzielt wurden. BIFIE-Homepage für PISA: www.bifie.at/pisa Auf der Homepage des BIFIE stehen die beiden PISA-2009-Broschüren Die Studie im Überblick und Erste Ergebnisse als Download zur Verfügung. OECD-Homepage für PISA international: www.oecd.org/pisa Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 6

hoch 600 550 Lesen: Mittelwerte der OECD-/EU-Länder } Mittelwert Konfidenzintervall (+/ 1.96 SE) OECD-Länder Partnerländer aus der EU Lesekompetenz 500 450 KOR FIN CAN NZL JPN AUS NLD BEL NOR EST CHE POL ISL USA SWE DEU IRL FRA DNK GBR HUN PRT ITA LVA SVN GRC ESP CZE SVK OECD-Schnitt (493) ISR LUX AUT LTU TUR CHL 400 BGR MEX ROU niedrig 350 signifikant besser als AUT kein sign. Unterschied zu AUT sign. schlechter 38 OECD-/EU-Länder absteigend nach dem Mittelwert der Lese-Gesamtskala gereiht; Länderkürzel s. S. 13 Lese-Gesamtskala: Mittelwerte und Konfidenzintervalle für die OECD- und/oder EU-Mitglieder (PISA 2009) Lesekompetenz: Mittelwerte und Standardabweichungen aller Teilnehmerländer QCN 556 (80) BEL 506 (102) IRL 496 (95) LVA 484 (80) AUT 470 (100) MEX 425 (85) IDN 402 (66) KOR 539 (79) NOR 503 (91) FRA 496 (106) SVN 483 (91) LTU 468 (86) ROU 424 (90) ARG 398 (108) FIN 536 (86) EST 501 (83) TAP 495 (86) GRC 483 (95) TUR 464 (82) THA 421 (72) KAZ 390 (91) HKG 533 (84) CHE 501 (93) DNK 495 (84) ESP 481 (88) QAR 459 (107) TTO 416 (113) ALB 385 (100) SGP 526 (97) POL 500 (89) GBR 494 (95) CZE 478 (92) RUS 459 (90) COL 413 (87) QAT 372 (115) CAN 524 (90) ISL 500 (96) HUN 494 (90) SVK 477 (90) CHL 449 (83) BRA 412 (94) PAN 371 (99) NZL 521 (103) USA 500 (97) PRT 489 (87) HRV 476 (88) SRB 442 (84) MNE 408 (93) PER 370 (98) JPN 520 (100) LIE 499 (83) MAC 487 (76) ISR 474 (112) BGR 429 (113) JOR 405 (91) AZE 362 (76) AUS 515 (99) SWE 497 (99) ITA 486 (96) LUX 472 (104) URY 426 (99) TUN 404 (85) KGZ 314 (99) NLD 508 (89) DEU 497 (95) 65 PISA-2009-Teilnehmerländer; eingetragen sind Mittelwert und Standardabweichung; hellblau hinterlegte Länder = kein signifikanter Mittelwertsunterschied zu Österreich; Länderkürzel s. S. 13 Lese-Gesamtskala: Mittelwerte und Standardabweichungen aller PISA-Teilnehmerländer (PISA 2009) Lesen Sie mehr dazu ab Seite 16 in den ersten Ergebnissen zu PISA 2009 (Schwantner & Schreiner, 2010). Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 7

Mathematik: Mittelwerte der OECD-/EU-Länder hoch 600 550 Mittelwert OECD-Länder Partnerländer aus der EU } Konfidenzintervall (+/ 1.96 SE) Mathematikkompetenz 500 450 KOR FIN CHE JPN CAN NLD NZL BEL AUS DEU EST ISL DNK SVN NOR FRA SVK AUT POL SWE CZE GBR HUN LUX USA IRL PRT ESP ITA LVA LTU OECD-Schnitt (496) GRC ISR TUR 400 BGR ROU CHL MEX niedrig 350 signifikant besser als AUT kein sign. Unterschied zu AUT signifikant schlechter als AUT 38 OECD-/EU-Länder absteigend nach dem Mittelwert in Mathematik gereiht; Länderkürzel s. S. 13 Mathematik: Mittelwerte und Konfidenzintervalle für die OECD- und/oder EU-Mitglieder (PISA 2009) Mathematikkompetenz: Mittelwerte und Standardabweichungen aller Teilnehmerländer QCN 600 (103) NLD 526 (89) SVN 501 (95) LUX 489 (98) GRC 466 (89) URY 427 (91) BRA 386 (81) SGP 562 (104) MAC 525 (85) NOR 498 (85) USA 487 (91) HRV 460 (88) CHL 421 (80) COL 381 (75) HKG 555 (95) NZL 519 (96) FRA 497 (101) IRL 487 (86) QAR 453 (99) THA 419 (79) ALB 377 (91) KOR 546 (89) BEL 515 (104) SVK 497 (96) PRT 487 (91) ISR 447 (104) MEX 419 (79) TUN 371 (78) TAP 543 (105) AUS 514 (94) AUT 496 (96) ESP 483 (91) TUR 445 (93) TTO 414 (99) IDN 371 (70) FIN 541 (82) DEU 513 (98) POL 495 (88) ITA 483 (93) SRB 442 (91) KAZ 405 (83) QAT 368 (98) LIE 536 (88) EST 512 (81) SWE 494 (94) LVA 482 (79) AZE 431 (64) MNE 403 (85) PER 365 (90) CHE 534 (99) ISL 507 (91) CZE 493 (93) LTU 477 (88) BGR 428 (99) ARG 388 (93) PAN 360 (81) JPN 529 (94) DNK 503 (87) GBR 492 (87) RUS 468 (85) ROU 427 (79) JOR 387 (83) KGZ 331 (81) CAN 527 (88) HUN 490 (92) 65 PISA-2009-Teilnehmerländer; eingetragen sind Mittelwert und Standardabweichung; hellblau hinterlegte Länder = kein signifikanter Mittelwertsunterschied zu Österreich; Länderkürzel s. S. 13 Mathematik: Mittelwerte und Standardabweichungen aller PISA-Teilnehmerländer (PISA 2009) Lesen Sie mehr dazu ab Seite 28 in den ersten Ergebnissen zu PISA 2009 (Schwantner & Schreiner, 2010). Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 8

Naturwissenschaft: Mittelwerte der OECD-/EU-Länder hoch 600 550 FIN Mittelwert OECD-Länder Partnerländer aus der EU } Konfidenzintervall (+/ 1.96 SE) Naturwissenschaftskompetenz 500 450 400 JPN KOR NZL CAN EST AUS NLD DEU CHE GBR SVN POL IRL BEL HUN USA CZE NOR DNK FRA ISL SWE AUT LVA PRT LTU SVK ITA ESP LUX OECD-Schnitt (501) GRC ISR TUR CHL BGR ROU MEX niedrig 350 signifikant besser als AUT kein signifikanter Unterschied zu AUT sign. schlechter als AUT 38 OECD-/EU-Länder absteigend nach dem Mittelwert in Naturwissenschaft gereiht; Länderkürzel s. S. 13 Naturwissenschaft: Mittelwerte und Konfidenzintervalle für die OECD- und/oder EU-Mitglieder (PISA 2009) Naturwissenschaftskompetenz: Mittelwerte und Standardabweichungen aller Teilnehmerländer QCN 575 (82) NLD 522 (96) BEL 507 (105) AUT 494 (102) RUS 478 (90) URY 427 (97) TUN 401 (81) FIN 554 (89) TAP 520 (87) HUN 503 (87) LVA 494 (78) GRC 470 (92) THA 425 (80) KAZ 400 (87) HKG 549 (87) DEU 520 (101) USA 502 (98) PRT 493 (83) QAR 466 (106) MEX 416 (77) ALB 391 (89) SGP 542 (104) LIE 520 (87) CZE 500 (97) LTU 491 (85) ISR 455 (107) JOR 415 (89) IDN 383 (69) JPN 539 (100) CHE 517 (96) NOR 500 (90) SVK 490 (95) TUR 454 (81) TTO 410 (108) QAT 379 (104) KOR 538 (82) GBR 514 (99) DNK 499 (92) ITA 489 (97) CHL 447 (81) BRA 405 (84) PAN 376 (90) NZL 532 (107) SVN 512 (94) FRA 498 (103) ESP 488 (87) SRB 443 (84) COL 402 (81) AZE 373 (74) CAN 529 (90) MAC 511 (76) ISL 496 (95) HRV 486 (85) BGR 439 (106) MNE 401 (87) PER 369 (89) EST 528 (84) POL 508 (87) SWE 495 (100) LUX 484 (104) ROU 428 (79) ARG 401 (102) KGZ 330 (91) AUS 527 (101) IRL 508 (97) 65 PISA-2009-Teilnehmerländer; eingetragen sind Mittelwert und Standardabweichung; hellblau hinterlegte Länder = kein signifikanter Mittelwertsunterschied zu Österreich; Länderkürzel s. S. 13 Naturwissenschaft: Mittelwerte und Standardabweichungen aller PISA-Teilnehmerländer (PISA 2009) Lesen Sie mehr dazu ab Seite 34 in den ersten Ergebnissen zu PISA 2009 (Schwantner & Schreiner, 2010). Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 9

Spitze Risiko AUT FIN 16% 34% 12% Überschneidungen zwischen den drei Spitzen- und den drei Risikogruppen Lesen Sie mehr dazu auf Seite 44 in den ersten Ergebnissen zu PISA 2009 (Schwantner & Schreiner, 2010). S. 44f. 29% Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg / www.bifie.at 10

Kontakt Salzburg I Zentrum für Bildungs monitoring & Bildungsstandards Alpenstraße 121 / 5020 Salzburg Mag. a Dr. in Claudia Schreiner Zentrumsleiterin Tel.: +43 664 80011-3200 Fax: +43 662 620088-3900 c.schreiner@bifie.at / www.bifie.at Mag. a Ursula Schwantner Projektleiterin PISA Tel.: +43 664 80011-3200 Fax: +43 662 620088-3900 u.schwantner@bifie.at / www.bifie.at