Anlage 9: Stundenskizze Der Knabe im Moor (3. Stunde) Studienseminar Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg 2003/2005 Fach: Deutsch Name: Christian Kramer Hörstunde Lehrversuch Lehrprobe Klasse: 8b Datum: 03.05.04 Thema der Stunde: Kreative, inhaltliche Annäherung an die Ballade Der Knabe im Moor anhand der handlungs- und produktionsorientierten Methode Wortgitter Unterrichtsziele: 1) Die Schüler sollen den Inhalt der Ballade (ohne Schluss) verstehen. 2) Die Schüler sollen anhand vorgegebener Textsegmente einen eigenen Schluss schreiben können. 3) Die Schüler sollen die entstandenen Schlussvarianten kritisch beurteilen können. 1. Unterrichtsphasen 2. Lerninhalte 3. Unterrichtsverfahren und Medien Motivation Assoziationen zur Moorlandschaft UG, OH Darbietung I Ballade Der Knabe im Moor (ohne Schluss) CD, TBl Erarbeitung I Erarbeitung II Erklärung unbekannter Begriffe & erste inhaltliche Klärung selbständiges Verfassen eines Schlusses anhand vorgegebener Textsegmente (Wortgitter) LG, TBl PA, AB Darbietung II Vortrag und Beurteilung der Schlussvarianten SV, UG
Anlage 10: Foto Moorlandschaft
Anlage 11: Annette von Droste-Hülshoff: Der Knabe im Moor (TBl 3) Annette von Droste-Hülshoff: Der Knabe im Moor O schaurig ist's übers Moor zu gehn, Wenn es wimmelt vom Heiderauche, Sich wie Phantome die Dünste drehn Und die Ranke häkelt am Strauche, Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, Wenn aus der Spalte es zischt und singt, O schaurig ist's übers Moor zu gehn, Wenn das Röhricht knistert im Hauche! Fest hält die Fibel das zitternde Kind Und rennt als ob man es jage; Hohl über die Fläche sauset der Wind - Was raschelt drüben am Hage? Das ist der gespenstige Gräberknecht, Der dem Meister die besten Torfe verzecht; Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind! Hinducket das Knäblein zage. Vom Ufer starret Gestumpf hervor, Unheimlich nicket die Föhre, Der Knabe rennt, gespannt das Ohr, Durch Riesenhalme wie Speere; Und wie es rieselt und knittert darin! Das ist die unselige Spinnerin, Das ist die gebannte Spinnlenor', Die den Haspel dreht im Geröhre! Voran, voran, nur immer im Lauf, Voran als woll' es ihn holen; Vor seinem Fuße brodelt es auf, Es pfeift ihm unter den Sohlen Wie eine gespenstige Melodei; Das ist der Geigemann ungetreu Das ist der diebische Fiedler Knauf, Der den Hochzeitheller gestohlen! Da birst das Moor, ein Seufzer geht Hervor aus der klaffenden Höhle; Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:»Ho, ho, meine arme Seele!«
Anlage 12: Wortgitter (AB 3) Der Knabe springt bleichenden Knöchelchen Und drüben heimatlich, Der Knabe scheuen Blick: fürchterlich, schaurig Heide!
Anlage 13: Wortgitter (Schülerversionen; Auswahl) Schülerpaar 1: Der Knabe springt über eine Höhle hinweg 1 die Margret kommt heraus und zieht ihn weg Die Margret mit bleichenden Knöchelchen belegt ihn mit einem Bann. Er taucht wieder auf und geht von dann. Und drüben vom Haus kommt der Vater her. Das Haus, das scheint so heimatlich, Der Knabe aber ist gebannt und schreit dem Vater ins Gesicht Komm ins Moor, du elender alter Wicht! Der Vater ahnet Entsetzliches und mustert den Knaben mit scheuen Blick: Der Sohn ist ein Moorzombie, sein Blick und Geschrei ist fürchterlich, Oh schaurig er spukt jetzt in der Heide! Schülerpaar 2: Der Knabe springt geschwind über Stock und Stein, er stolpert von der Margret hinfort die bleichenden Knöchelchen sinken fast ein doch da erkennt er einen bekannten Ort. Und drüben sieht er seine Mutter und seinen fetten Kater Mick und es riecht so heimatlich, Der Knabe schnell zur Mutter rennt mit Angst im Genick. Sie tröstet ihn ganz mütterlich. Er verkündet ihr mit gar scheuen Blick: im Moore ist s ganz fürchterlich, Schaurig, schaurig ist es in der dunklen Moores-Heide! 1 kursiv gedruckt: Schülertext
Schülerpaar 3: Der Knabe springt von den Verdammten fort und eilet zu einem sicheren Ort. Das Kind mit bleichenden Knöchelchen rennt fort zu seinem Heime. Und drüben hinter den Bäumen sieht das Kind das Hause heimatlich, Der Knabe rennet zu Vaters Haus doch was sah er dort voller Graus er maß die Verdammten mit scheuen Blick: Sie waren versammelt und schrien fürchterlich, so schaurig dampfte die Heide! Schülerpaar 4: Der Knabe springt von den Verdammten fort schnell, schnell zu einem bekannten Ort. Das Kind mit bleichenden Knöchelchen hebt rasch seine Beine er will nur zu seinem Heime. Und drüben siehet er zwei Tannen stehn ja, da duftet es heimatlich, Der Knabe kommt heim und öffnet die Tür und sieht seine Mutter beim Essenkochen. Er schaut in den Topf mit scheuen Blick: und denkt sich, das riecht ja fürchterlich, so schaurig stinkts auch in der Heide!
Anlage 14: Stundenskizze Der Knabe im Moor (4. Stunde) Studienseminar Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg 2003/2005 Fach: Deutsch Name: Christian Kramer Hörstunde Lehrversuch Lehrprobe Klasse: 8b Datum: 05.05.04 Thema der Stunde: Inhaltliche Interpretation und Klassifizierung der Ballade Der Knabe im Moor Unterrichtsziele: 1) Die Schüler sollen eine inhaltliche Interpretation der Ballade erarbeiten. 2) Die Schüler sollen die Einordnung des Textes als naturmagische Ballade verstehen. 3) Die Schüler sollen Der Knabe im Moor mit John Maynard hinsichtlich des Inhalts und der gattungsspezifischen Besonderheiten vergleichen und Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede erkennen können. 1. Unterrichtsphasen 2. Lerninhalte 3. Unterrichtsverfahren und Medien Wiederholung bisher bekannter Inhalt & Ergebnisse der Schülerversionen SV Motivation / Darbietung Präsentation des Originalschlusses SV, TBl Erarbeitung inhaltliche Interpretation der Ballade LG, TBl, TBi, Heft Vertiefung Klassifizierung als naturmagische Ballade LG, AB, OH Transfer Vergleich mit John Maynard : Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten des Inhalts und der gattungsspezifischen Besonderheiten LG
Anlage 15: Originalschluss Der Knabe im Moor (TBl 4) Der Knabe springt wie ein wundes Reh, Wär' nicht Schutzengel in seiner Näh', Seine bleichenden Knöchelchen fände spät Ein Gräber im Moorgeschwele. Und drüben, neben der Weide, Die Lampe flimmert so heimatlich, Der Knabe steht an der Scheide. Tief atmet er auf, zum Moor zurück Noch immer wirft er den scheuen Blick: Ja, im Geröhre war's fürchterlich, O schaurig war's in der Heide!
Anlage 16: Interpretation Der Knabe im Moor (TBi 1) Annette von Droste-Hülshoff: Der Knabe im Moor Schutz: christlicher Glaube (Schutzengel) unerlöste Geister aus dem Volksaberglauben: - Gräberknecht - unselige Spinnerin - Geigemann - verdammte Margret SEHEN: - Heiderauche - Dünste - Strauch - Röhricht - Föhre - etc. HÖREN: - rascheln - rieseln - knittern - pfeifen - brodeln - etc. Wahrnehmung der Natur Tafelbild angelehnt an Berger, 1991, S.18 (Loseblattsammlung).
Anlage 17: Stundenskizze Der Knabe im Moor (5. Stunde) Studienseminar Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg 2003/2005 Fach: Deutsch Name: Christian Kramer Hörstunde Lehrversuch Lehrprobe Klasse: 8b Datum: 06.05.04 Thema der Stunde: Die sprachliche Gestaltung von Der Knabe im Moor Unterrichtsziele: 1) Die Schüler sollen einen Vortrag der Ballade mit akustisch-pantomimischer Ausgestaltung entwickeln und zur Aufführung bringen können. 2) Die Schüler sollen die Besonderheiten der sprachlichen Gestaltung verstehen. 1. Unterrichtsphasen 2. Lerninhalte 3. Unterrichtsverfahren und Medien Motivation / Darbietung I professioneller Vortrag der Ballade (CD) CD, TBl Erarbeitung I Darbietung II Erarbeitung II Vertiefung (fakultativ) Darbietung III (fakultativ) akustisch-pantomimische Ausgestaltung der Ballade Vortrag der akustisch-pantomimischen Ausgestaltung & Beurteilung der Vorträge Besonderheiten der sprachlichen Gestaltung (Stilmittel, Satzbau) Verbesserung der akustisch-pantomimischen Ausgestaltung erneuter Vortrag der akustisch-pantomimischen Ausgestaltung GA, TBl SV, UG, TBl LG, TBl, TBi, Heft GA, TBl SV, TBl
Anlage 18: Die sprachliche Gestaltung (TBi 2) Die sprachliche Gestaltung Verben der schnellen Bewegung (rennen, jagen, sausen,...) lautmalende Verben (zischen, knistern, rascheln,...) kurze Sätze: imitieren den schnellen Lauf durch das Moor unheimliche Stimmung Adjektive aus dem Wortfeld unheimlich (schaurig, gespenstig, verdammt,...) viele Frage- und Ausrufesätze Ausrufe (O schaurig, Ho, Ho) Vergleiche: verdeutlichen die Hilflosigkeit und Todesangst des Jungen (wie ein irres Rind, wie ein wundes Reh)