Erfahrungsbericht Auslandssemester in Weingarten, Deutschland von César Antonio Suazo Monje Cesarantoniosuazomonje@gmail.com Auslandssemester an der Pädagogischen Hochschule Weingarten 03.01. bis 31.07.2014 Heimathochschule : Deutsches Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt (LBI) Gasthochschule Studienfach Studienjahr : Pädagogische Hochschule Weingarten : Grundschullehramt mit Schwerpunkt Deutsch : 3.Studienjahr
1) Warum Deutschland? Mein Name ist César Antonio Suazo Monje, ich komme aus Chile und studiere Grundschullehramt im 3.Studienjahr am Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt (LBI) in Santiago, Chile. Während des Studiums müssen die Studierenden vom LBI mindestens 6 Wochen in Deutschland verbringen, in denen sie ein Praktikum absolvieren sollen. Zudem wird empfohlen ein komplettes Semester an einer Pädagogischen Hochschule in Deutschland zu studieren. Ich war sehr froh, als ich die Bestätigung erhielt, dass ich für sieben Monate an der PH Weingarten studieren könnte, da dieser Aufenthalt für mich die Möglichkeit bot meine Deutschkenntnisse zu verbessern und etwas über das Land und die Leute zu lernen. Baden-Württemberg-Stipendium Geckoprojekt Zur Finanzierung ein solches Auslandssemester erhielt ich das Baden-Württemberg- Stipendium. Im Rahmen dieses Stipendiums zwischen Chile und Deutschland nahm ich am Geckoprojekt teil. Dieses Projekt sah vor, dass ich an der Pädagogischen Hochschule Weingarten studiere und spezielle, projektbezogene Vorlesungen und Seminare besuche. Das Ziel des Geckoprojekt war es, die Theorie zum Thema Gesundheit und Bewegung in Zusammenarbeit mit einer deutschen Studentin zu lernen, damit wir im Folgesemester zusammen an einer deutschen Schule in Chile das theoretische Wissen in der Praxis anwenden können. In Chile werden wir die Methoden und Forschungserkenntnisse entweder selbst im Schulunterricht anwenden oder aber an die dortigen Lehrkräfte weitergeben. Anschließend werden wir die Unterrichtsstunden anhand unserer Arbeitsmaterialien und Methoden analysieren.
2) Aufenthalt in Deutschland Heidelberg und Köln Am 31. Dezember 2014 kam ich in Heidelberg an und erlebte das erste Mal Silvester in Deutschland. In Heidelberg verbrachte ich insgesamt einen Monat, in dem ich verschiedene Seminare und Vorlesungen an der Pädagogischen Hochschule besuchte. Die Möglichkeit in Heidelberg zu studieren, war sehr wichtig für mich, da ich mich dort darüber informieren konnte, wie der Alltag an einer Pädagogischen Hochschule aussieht. Neben meinem Studium besuchte ich in dieser Zeit viele Museen und Sehenswürdigkeiten, die mich sehr beeindruckten. Im Februar zog ich nach Köln, wo ich bei einer Gastfamilie wohnte und an einer Realschule ein Praktikum absolvierte. Das Praktikum war für mich persönlich sehr motivierend, interessant und lehrreich. Auch die Zeit, die ich mit meiner Gastfamilie verbrachte genoss ich sehr. Gemeinsam erlebten wir viele schöne Momente, z.b. beim Kölner Karneval, beim Geburtstag meines Gastvaters, bei unvergesslichen Ausflügen und schönen Gesprächen und Momenten zuhause.
3) Studium in Weingarten Ende April begann ich mit dem Studium an der PH Weingarten, nachdem ich dort seit Anfang März einen Sprachkurs besucht hatte. Ich hatte genug Zeit, um Seminare und Vorlesungen zu wählen, die für mich interessant und für mein Studium notwendig waren. Die Betreuung und Beratung, die ich dabei vom International Office erhielt, war sehr hilfreich. Ich wählte folgende Fächer: 1) Unterrichtskommunikation und Kommunikation im Unterricht, 2) Kommunikation in Schule und Unterricht, 3) Sprachförderung, 4) Biologische Arbeitsweisen. Erfolgreich experimentieren, 5) Lehren und lernen in heterogenen Lerngruppen, 6) Einführungen in die Forschungsmethoden der Erziehungswissenschaft, 7) Kinder entdecken und entwickeln die Welt der Zahlen und 8) Praktikum an einer Schule. In einigen Vorlesungen musste ich mündliche Prüfungen belegen, z.b. in Deutsch als Fremdsprache (DAF), Referate halten, Lerntagebücher schreiben und an der Talschule in Weingarten unterrichten. In meiner Zeit an der PH Weingarten konnte ich meine Deutschkenntnisse deutlich verbessern, viele neue Erfahrungen sammeln und mein Wissen im Fach Pädagogik erweitern. Ich bedanke mich bei meinen Dozenten dafür, dass ich gemeinsam mit den deutschen Studierenden an den regulären Hochschulveranstaltungen teilnehmen konnte.
4) Aufenthalt in Weingarten Normalerweise wohnen die Austauschstudierenden in einem Studentenwohnheim, in meinem Fall war es jedoch anders. Ich hatte die Möglichkeit in der WG einer Studentin der PH Weingarten zu wohnen. Über meine deutsche Mitbewohnerin konnte ich andere Leute aus Deutschland kennenlernen und mein Deutsch verbessern. Viele Austauschstudierende hatten diese Möglichkeit leider nicht, da sie häufig mit anderen Studierenden aus dem Ausland zusammen wohnen, die ebenfalls nur wenig Deutsch beherrschen. Zudem ist es schwierig Kontakt zu Deutschen aufzubauen, wenn man in keine Gruppe integriert wird. Aufgrund dieser Problematik sprechen viele Austauschstudierende untereinander entweder in ihrer Muttersprache oder auf Englisch. Ich würde sagen, dass es in ganz Deutschland kein richtig typisches Essen gib, welches in jeder Region gleichermaßen verbreitet ist. Hier in Weingarten habe ich Kartoffelsalat, Wurstsalat, Käsespätzle und leckere Kuchen gegessen und auch ein gutes Bier durfte nie fehlen. In meiner WG konnte ich viele Alltagssituationen miterleben und so die deutsche Kultur und Mentalität besser kennenlernen. So stellte ich schnell fest, dass sich das Leben hier in Weingarten von allem, was ich in Chile gewohnt war, sehr stark unterschied. Santiago hat 7 Millionen Einwohner, Weingarten nur 23.900. Wenn ich in Santiago von einem Ort zum anderen will, so brauche ich dafür zwischen 30 Minuten und 2 Stunden. Weingarten hingegen kann man in ca. 30 Minuten vollständig durchqueren. Hier in Weingarten gibt es zwei Studentenkneipen, Alibi und Hoki, die mehrere Tage unter der Woche bis circa 2 Uhr nachts geöffnet sind. Besonders beliebt sind diese Kneipen bei Studierenden der PH Weingarten und der Fachhochschule Weingarten-Ravensburg. Ich selbst verbrachte dort viele lustige Abende mit deutschen Freunden und anderen Austauschstudierenden.
5) Praktische Vorbereitung und Nachbereitung Austauschstudierende sollten ihr Visum in Chile beantragen und in Deutschland verlängern lassen. Man muss darauf achten, dass man die Gültigkeit des Visums rechtzeitig erneuert. Man kann entweder in Chile oder in Deutschland (z.b. bei der AOK) eine Krankenversicherung abschließen. Die AOK ist verpflichtet die Krankenversicherungen von Austauschstudierenden anzuerkennen. Über die Pädagogische Hochschule kann man als Austauschstudierender kostenlos bei der Kreissparkasse Ravensburg ein Konto einrichten. Bei Umzügen in andere Städte ist man verpflichtet, sich bei der jeweiligen Stadt anoder abzumelden. Die öffentlichen Verkehrsmittel, wie Busse und Züge, sind in Deutschland relativ teuer. Günstiger ist es, eine Mitfahrgelegenheit zu nutzen, das heißt bei anderen Leuten gegen Bezahlung im Auto mitzufahren. http://www.mitfahrzentrale.de/ www.mitfahrgelegenheit.de/ Für Fragen zum Studium stehen an der Hochschule stets Hilfspersonen zur Verfügung. 6) Fazit Insgesamt war die Zeit hier in Deutschland eine schöne Erfahrung, auch wenn sie nicht immer einfach für mich war. Ich erlebte, dass die deutsche und die chilenische Mentalität und Kultur in vielen Lebensbereichen sehr unterschiedlich sind. So erschienen mir die Deutschen beispielsweise sehr viel distanzierter und weniger herzlich als die Chilenen und auch der deutsche Humor war für mich als Chilene nicht immer verständlich. Diese Erfahrungen und Erlebnisse halfen mir mein Heimatland mit anderen Augen zu sehen. So lernte ich viele Dinge zu schätzen, die mir in Chile stets als selbstverständlich erschienen. Jedoch gab es auch in Deutschland einige Gewohnheiten, welche mir sehr gut gefielen, wie z.b. die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Menschen. Ebenfalls gefallen haben mir das große kulturelle Angebot und die vielen interessanten Städte mit ihren unzähligen historischen Gebäuden und Museen. Vermisst habe ich hingegen die große Vielfältigkeit der chilenischen Landschaften. Meine Sprachkenntnisse haben sich während meines Aufenthalts in Deutschland deutlich verbessert und auch das im Studium Erlernte konnte ich weiter vertiefen.
Weingarten, den 28.Juli 2014 Zustimmungsklausel Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht auf der Homepage des Akademischen Auslandsamtes/ International Office veröffentlicht werden darf. César Antonio Suazo Monje