Hörverstehen. Bestimmte Hörstile entsprechen spezifischen Textsorten.

Ähnliche Dokumente
- Nichts sehen können, trennt uns von den Dingen. Nichts hören können, trennt vom Menschen. (Immanuel Kant)

Aufgaben zum Hörverständnis

ESF projekts Profesionālajā izglītībā iesaistīto vispārizglītojošo mācību priekšmetu pedagogu kompetences paaugstināšana

Kompetenzbereich Hörverstehen

Workshop 1: Hörverstehen

SPANISCH OBERSTUFENCURRICULUM

Evaluieren und Prüfen Teil II

SPANISCH (FOTOUR) Kompetenzen am Ende des 1. Bienniums. Zweite Fremdsprache Spanisch Fachoberschule für Tourismus. Die Schülerin, der Schüler kann

(Übersicht) Suchendes Lesen (=selegierendes Lesen, selektives Lesen) Sortierendes Lesen (=orientierendes Lesen)

CURRICOLO DI TEDESCO L2

Gertraude Heyd. Deutsch lehren. Grundwissen für den Unterricht in Deutsch als Fremdsprache. Verlag Moritz Diesterweg Frankfurt am Main

Funktionen und Zwecke der Prüfungen Diagnosetests Lernfortschrittstest Leistungstests Tests erfüllen im Wesentlichen dreilerei Funktion: Optimierung d

Konzept zur Leistungsbewertung im Fach Englisch

Am Beispiel von studio d wird gezeigt:

Fremdsprachen- und Medienzentrum Universität Greifswald Februar Modulbeschreibungen. Anlage zur Akkreditierung für UNIcert

Übersicht der Merkmalle von Lernen-Grammatik in Vergleich zu linguistischen Grammatik: Linguistische Grammatik x Lerner Grammatik

Neurodidaktik Menschen

TYPISCHE MERKMALE VON FACHTEXTEN 10. Was macht das Verstehen von Fachtexten so schwierig? 10 Was ist für Lernende an dieser Aufgabe schwierig?

Schulcurriculum Englisch Städtisches Gymnasium Olpe

1. Kommunikative Kompetenzen

Schulcurriculum Gymnasium Korntal-Münchingen

MUSIK IM OHR. Workshop

Mein Musik-Tagebuch: Lasst uns gegenseitig anleiten und Musik lehren (CTM1)

Kompetenzorientiertes Kerncurriculum basierend auf dem Lehrplan Rheinland/Pfalz, Realschule, Französisch als zweite Fremdsprache, 2000

ANLEITUNGEN. für die Bearbeitung der Aufgaben der Sprachprüfung (DSH) LEKTORAT DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE Georg-August-Universität Göttingen

Didaktisierte Lesetexte was ist das?

Beste Freunde. das Lehrwerk für Jugendliche. Neurodidaktische Ansätze in Beste Freunde. 18. Hueber Konferenz Folie Nr

Schulcurriculum Gymnasium Korntal-Münchingen

Englisch Hinweise zur gezielten Kompetenzförderung Wie erreichen SuS das jeweils nächsthöhere Niveau?

Ich als Lehrende(r) in der Unterrichtsbeobachtung

Anlage 2: Modulbeschreibungen Bereich Allgemeine Qualifikation (AQua) Modulnummer Modulname Verantwortlicher Dozent

Mille feuilles Information für Eltern

Im Folgenden werden bezogen auf den Abituraufgabenpool für die fortgeführten Fremdsprachen

DEUTSCHES SPRACHDIPLOM I der Kultusministerkonferenz der Länder

Arbeit in der Klasse. Was ist unsere Aufgabe?

, Wien Mag. Margarita Kolesnik-Eigentler, Innsbruck

Kern- und Schulcurriculum für das Fach Latein Klasse 5/6. Stand Schuljahr 2016/17

Deutsch 4. Klasse Grundschule

Tips für den Einsatz von Videofilmen (vor allem aber nicht nur im Fremdsprachenunterricht

Kommunikative Kompetenzen Interkulturelle Kompetenzen Methodische Kompetenzen

Lesecurriculum der Erich Kästner Grundschule Cottbus

LehrplanPLUS Realschule Englisch Klasse 5. Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick. 1. Aufbau des Lehrplans

ENTDECKEN SIE IHRE LERNSTRATEGIEN!

How Children and Adults Produce and Perceive Uncertainty in Audiovisual Speech

ANLEITUNGEN. für die Bearbeitung der Aufgaben der Sprachprüfung (DSH) LEKTORAT DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE Georg-August-Universität Göttingen

Didaktisierte Lesetexte was ist das?

Hörverstehen und Sprechen. Dr. Ellen Schulte-Bunert Europa-Universität Flensburg

ALLGEMEINE EINFLUSSFAKTOREN

Orientierungswissen: kennen lernen Englischsprachigen. Roman kennen lernen. Werte, Haltungen und Einstellungen. Auseinandersetzung.

Meet the Germans. Landeskundliche Materialien für den Deutschunterricht. Die Deutschen und junge Visionäre B1. Handreichungen für die Kursleitung

Unit 1. New World 3 Lernziele aus dem Lehrplan Passepartout

Studienseminar Koblenz

Informationen für Lehrerinnen und Lehrer zur Vergleichsarbeit. Der Bereich Sprechen und Zuhören Kompetenzorientierung im Unterricht

Erzbischöfliche Liebfrauenschule Köln. Schulinternes Curriculum Fach: Französisch

Ergebnisse Lernstandserhebungen 2017

Fach: Deutsch als Zweitsprache Klasse: 1. Klasse

Durch Schreiben Ressourcen aufbauen

Meet the Germans. Landeskundliche Materialien für den Deutschunterricht. Die Deutschen und Fußball A2. Handreichungen für die Kursleitung

Fonds für Unterrichts- und Schulentwicklung (IMST-Fonds)

Grundsätze zur Leistungsbewertung im Fach Chinesisch in der Sekundarstufe I

Meet the Germans. Landeskundliche Materialien für den Deutschunterricht. Die Deutschen und das Radfahren B1. Handreichungen für die Kursleitung

Synopse zu Red Line 5 und 6

Orientierendes/Überfliegendes/Globales Lesen EXPRESS-Strategie

Bildungsplan 2016/G8 Standardstufe 6. Sprachliche Mittel. Susanne Pongratz, StD Dr. Andreas Sedlatschek, StD

SCHREIBFERTIGKEIT. Mittlertätigkeit bei allen übenden Schreibaktivitäten (Lückentext, Diktate, Umformübungen, Skizzen eines Dialogs..

Schulinternes, kompetenzorientiertes Curriculum für die Erprobungsstufe des Kaiser-Karls-Gymnasiums Aachen im Fach Deutsch

Erklärung des Jurorenbogens der OPD

Neue Abschlussprüfung

Konzeption der Seminarfolge: Curriculum: Voraussetzungen: Über Sprachkönnen und Fachwissen verfügen

Kernkompetenzen. im Fach Englisch, die in jeder Unterrichtsstunde erreicht werden können

GeR-Niveau A1 1. Keine Deskriptoren verfügbar. Keine Deskriptoren verfügbar

TUTORIUM I: EINFÜHRUNG TECHNIKPHILOSOPHIE!

Kursplan FA-M1 (SVEB 1)

Beschreibung der Fähigkeitsniveaus

Fritz: Die Bedeutung von Fachwissen für das Simultandolmetschen

Schulcurriculum Gymnasium Korntal-Münchingen

Erinnern Sie sich, wie Ihr Kind seine erste Sprache gelernt hat?

Schulinternes Curriculum Englisch Jahrgangsstufe 5.1

2.6 Sprachförderkonzept. Deutsch als Zweitsprache (DaZ)

Englisch. (Evaluierte Version und komprimiert Schuljahr 2012/13) Kommunizieren können. Durch die Sprache in Kontakt mit der Welt treten

Schulcurriculum Englisch Städtisches Gymnasium Olpe

Unterrichtsvorhaben Englisch Jg. 7. Unit 1 I love London. Sprechanlässe Sehenswürdigkeiten in London. Persönliche Lebensgestaltung:

FERTIGKEITEN UND PROZEDURALES WISSEN

Ergänzende Informationen zum LehrplanPLUS

Deutsch als Fremdsprache Eine Didaktik

Vergleich Start Deutsch 2 (A2) Deutsch-Test für Zuwanderer (DTZ A2/B1) Zertifikat Deutsch (B1)

Schulcurriculum Gymnasium Korntal-Münchingen

Englischunterricht im Sonderpädagogischen Bereich, besonders in der Inklusion

ZENTRALE PRÜFUNGEN 10 ENGLISCH INFORMATIONEN ZUR PRÜFUNG 2018

Ergänzende Informationen zum LehrplanPLUS

Vorwort In dem vorliegenden Bereich befindet sich ein exemplarisches Zeugnis mit Erläuterungen zum Ausfüllen, damit die verschiedenen Schulen

Rezeptive Fertigkeiten: Leseverstehen und Hörverstehen

Didaktik der Geometrie Kopfgeometrie

Aufgaben und Übungen im DaF- Unterricht. FLM Juni 2017

LMS. Fachdidaktik statt Technik. Individualisierung durch neue Medien am Beispiel. LMS-Team Burgenland Mag. Ingrid Rittsteuer

Bildungsstandards für die fortgeführte Fremdsprache (Englisch/Französisch) für die Allgemeine Hochschulreife. Einführung, Überblick und Ausblick

Vereinbarungen zur Leistungsbewertung

Lehrplan Grundlagenfach Französisch

Ergänzende Informationen zum LehrplanPLUS

Ziele: - Befähigung der Studierenden, ausgewählte Kommunikationssituationen in Alltag, Studium und Beruf zu bewältigen

Transkript:

Hörverstehen Charakteristik eine rezeptive Fertigkeit ein ausschließlich mentaler Prozess es handelt sich um keinen passiven Vorgang erfordert Aktivität Wissen über die Sprache, Wissen über die Welt sind notwendig unterschiedliche Schwierigkeit vergleiche: dialogische Kommunikation (man kann nachfragen, man sieht die Mimik und Gestik des Kommunikationspartners) x Film (das Bild hilft dem Verständnis) x Radiosendung (am schwierigsten) Was und wie viel man hört, ist vom Interesse abhängig Hörverstehen ist beeinflusst vom a) Hörtext Wortschatz, Strukturen, Ausspracheformen Stilistischer Bereich Parasprachliche Elemente (Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke, Rhythmus, Intonation) Sachbereich (entsprechend der Erfahrung, der Kenntnis, der Interessen des Hörers) b) Hörer Physiologisch (Gehörfehler) Neurologisch (Konzentrationsschwäche, Ermüdungserscheinungen, Gedächtnisschwächen) Psychologisch (Haltung, Erwartung, stressfreie Situation ohne Leistungsdruck) c) Hörer-Situation Akustische Bedingungen (Ruhe im Raum, Qualität der Aufnahme, Zahl der Sprecher) Entwicklung ALM und AVM Hören als Vorstufe zur Entwicklung der Sprechfertigkeit (Hören + Nachsprechen, Hören + Antworten, Hören + Umformen) Im kommunikativen Ansatz Aufwertung des Hörvestehens Manchmal spricht man über sog. Seh-Verstehen (fünfter Fertigkeitsbereich) Hörstile a) Extensives Hören - das globale (kursorische) Hören man sucht nach der zentralen Information - das selektive Hören man sucht nach spezifischen Informationen b) Intensives /detailliertes Hören man sucht nach Details Bestimmte Hörstile entsprechen spezifischen Textsorten. Lernpsychologische Hintergründe Der kommunikative Inhalt sprachlicher Äußerungen wird im Gedächtnis des Hörers rekonstruiert es gibt insgesamt 4 Phasen: 1. Auditive Wahrnehmung der akustischen Signale - segmentale u. suprasegmentale Elemente werden über das Ohr wahrgenommen (Laute, Melodie, Intonation) 2. Auditive Integration oder Assimilation

- Signale werden geordnet und ggf. ergänzt (Kontext, Erfahrung, Antizipationsfähigkeit) 3. Auditive Identifikation - Bedeutungen werden zugeordnet (Anwendung von lexikalischen, grammatikalischen, syntaktischen u. stilistischen Kenntnissen) 4. Semantische Interpretation - identifizierte Bedeutungseinheiten werden in sinnvollen Zusammenhang gebracht + ihre Funktion innerhalb des kommunikativen Kontextes wird bestimmt Übungstypologie Prinzipien Identifiziert u. interpretiert können nur bekannte sprachliche Signale Intensive Interaktion Hörer-Text Sinnzusammenhänge werden auf der Basis von Vorwissen und Verstehensstrategien konstruiert Zielgerichtetes Hören bedeutet Hilfe bei schwierigeren Texten Schwierigkeitsgrad der Höraufgabe wird vom Text, Hörer, Hörer-Situation aber auch von der Aufgabenstellung bestimmt Übungstypologie 2 Gliederungsmodelle 1. Aus lernpsychologischer Sicht: 3-phasiges Vorgehen a. Übungen vor dem Hören Ziel: Aktivieren des sprachlichen u. inhaltlichen Vorwissens Aufbau einer Hörerwartung Stimulation der Antizipationsprozesse Übungstypen: Brainstorming Visuelle u. akustische Impulse Arbeit mit Bild- oder Satzkarten Vorentlastung des Hörtextes: Einüben von neuem Wortschatz, grammatikalischen oder phonetischen Phänomenen Inhaltliche Thematisierung Vermeidung landeskundlicher Interferenzen Übungen zur Antizipations- u. Speicherfähigkeit: das Antizipieren von Sätzen u. Satzenden Bildgeschichten als Basis für Antizipationsübungen Antizipationsübungen mit Strukturwörtern Hypothesenbildung auf der Basis vorgegebener oder gehörter Informationen b. Übungen während des Hörens Ziel: Überprüfung (Aufgaben je nach Textsorte und Hörstil) Verbale Aufgaben: Beantwortung globaler Fragen Ausfüllen von Rastern Nichtverbale Aufgaben: Zuordnungsübungen Alternativ-Antwort-Aufgaben Multiple-Choice-Aufgaben Visuelles Diktat Körperbewegungen c. Übungen nach dem Hören Ziel: Auseinandersetzung mit dem Textinhalt

Aufgaben: Vergleich Hypothese Verständnis Formulierung eines Briefes, Werbetextes Diskussion Dramatisierung Zeichnungen, Plakat Zusammenfassung Persönliche Stellungnahme Problemerörterung 2. Nach dem Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellungen: Übungssequenz mit steigender Progression Ebenen des Verstehens: 1. Wiedererkennen von Lauten, Intonationsmustern, Wörtern, Wortgruppen nonverbale Aufgaben (Ankreuzen, Markieren, Identifizieren) 2. Verstehen Informationsentnahme, globale Sinnerfassung Ordnungs- und Zuordnungsaufgaben Multiple-Choice-Aufgaben Zeichnungen Pantomime 3. Analytisches Verstehen Schlussfolgerungen im Bezug auf Beziehungen einzelne Aspekte zueinander, Textabsicht, Sprechermotivation und einstellungen, Ergänzen von Lückentexten Zusammenstellen von Schlüsselinformationen offene oder halboffene Fragen 4. Evaluation eine persönliche, wertende Stellungnahme, Reaktion Verknüpfung mit eigenen Erfahrungen und Wertvorstellungen Wichtige Hinweise zur Aufgabestellung Ziel von Hörverstehensübungen: nicht nur die Entwicklung sprachlichen Wissens, sondern auch die Entwicklung von Verstehensstrategien Verschiedene Hörstile sollten trainiert werden Beurteilung des Hörverstehens Verstehensleistung nicht mit der sprachlichen Korrektheit vermischen! Wörtliche Wiedergabe gehörter Information ist ungeeignet (das Gehirn speichert die Bedeutung, nicht die wörtliche Formulierung) Häufigkeit des Übens Erfolg jede Gelegenheit nutzen Hörverstehen und Lernstrategien Strategien müssen im Unterricht ausprobiert und besprochen werden! 1. Strategien vor dem Hören (Vorbereitung) Arten des Hörens und ihre Funktionen kennen lernen Vorwissen aktivieren Ein Hörziel setzen Erwartungen entwickeln 2. Strategien während des Hörens synthetisches Hören Gesamteindruck verschaffen

Hauptinformation erfassen Richtigkeit der eigenen Vermutungen überprüfen auf Geräusche achten analytisches Hören Bedeutungen der Wörter aus dem Kontext erschließen fehlende Informationen erfragen / nachschlagen Notizen machen 3. Strategien nach dem Hören (Verarbeitung, Reflexion) sich an das gehörte Erinnern / Notizen ergänzen schriftliche Zusammenfassung Nachdenken, wie man bessere Hypothesen bilden kann Trainingsmöglichkeiten außerhalb des Unterrichts *** Konkrete Beispiele Aufgaben vor dem Hören: Assoziogramm

Einzelbild Bildsalat

Text- und Bildsalat

Arbeit mit Satzkarten

Intensives Hören Visuelles Diktat Orientierung auf einem Stadtplan

Extensives Hören Informationen in Raster eintragen Einen Auftrag ausführen

Nach dem Hören 6W-Fragen (verbale Aufgabe) Welche Aussagen treffen zu? (verbale Aufgabe)