Kognitive Lerntheorien Prof. Dr. Hermann Körndle Professur für die Psychologie des Lehrens und Lernens Technische Universität Dresden Psychologie des Lehrens und Lernens, TU Dresden
Latentes Lernen Tolman & Honzig (1930) 10 8 Anzahl der Fehler 6 4 2 keine Verstärkung kontinuierliche Verstärkung 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Tage bis zum 11. Tag keine Verstärkung 2
Kognitive Lerntheorien Gestalttheoretische, Kognitionspsychologische Ansätze, Sozial-Kognitive Lerntheorie Vertreter: Köhler, 1919; Wertheimer, 1935; Tolman, 1956; Bruner, 1976; Bandura, 1963 Ausgangspunkt: Prinzip der Ordnung: Bedingungen: Beispiel: Personen setzen sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinander. Menschliches Verhalten und Handeln ist zielgerichtet und erwartungsgesteuert. Neuorganisation der Situation durch die Bildung von Strukturen oder Ordnungen Umzentrierung oder Neugliederung von Informationen durch Integration, Klassifizierung bzw. Kategorisierung, Abstraktion etc. Anknüpfen an vorhandenes Wissen; Struktur- und Ordnungsprinzipien einsichtig machen Lernen durch Einsicht Problemlösen Lernen am Modell 3
Kognitive Landkarten: Tolman Edward Chace Tolman (1886-1959) gilt als der Begründer des Purposive Behaviorism. Ihm ist der in der Psychologie etablierte Begriff der "kognitiven Landkarte" zu verdanken. 4
Untersuchung kognitiver Landkarten Cognitive map nach Tolman (1956) 5
Place vs. response learning I Tolman, Ritchie & Kalish (1946) Figure 12-4: Apparatus used for preliminary training in the experiment. (From Studies in Spatial Learning II, by E.C. Tolman, B.F. Ritchie, & D. Kalish, 1946, Journal of Experimental Psychology, 36.) 6
Place vs. response learning II Tolman, Ritchie & Kalish (1946) Figure 12-5: After preliminary training on the apparatus shown in Figure 12-4, the animals were allowed to choose one of the eighteen alleys shown in the figure to the left. The figure to the right shows the apparatus used for preliminary training superimposed over the test apparatus so that the relationship between the two can be seen. (From Studies in Spatial Learning II, by E. C. Tolman, B.F. Ritchie, & D. Kalish, 1946, Journal of Experimental Psychology, 36.) 7
Place vs. response learning III Tolman, Ritchie & Kalish (1946) The results of the experiment. It can be seen that the most frequently chosen path on the test trial was the one pointing directly to the goal. Tolman, Ritchie & Kalish also pointed out that the second most frequently chosen path was the one that pointed to the animals home cages, where they were fed. (From Studies in Spatial Learning II, by E. C. Tolman, B.F. Ritchie, & D. Kalish, 1946, Journal of Experimental Psychology, 36.) 8
Lernen durch Einsicht (Köhler, 1919) Sprunghafter, kompletter Übergang in den Lösungszustand (Alles-oder-Nichts-Prinzip) Das aus einsichtigem Lernen resultierende Verhalten ist nahezu fehlerfrei 9
Modell - Lernen 10
Lernen am Modell Vertreter - Bandura Ein Mensch lernt für Bandura nicht nur durch Auswertung von Verhaltenskonsequenzen, sondern auch dadurch, daß er andere (sog. Modelle) beobachtet. Auf diese Weise ist er in der Lage, sich die Erfahrungen, die andere gewonnen haben, zunutze zu machen. Wie sollte auch ein Lehrling die von ihm geforderten handwerklichen Kenntnisse erwerben, wenn er keine Gelegenheit hätte, seinem Meister gelegentlich auf die Finger zu schauen [...]? 11 (Mietzel: Pädagogische Psychologie, 1998, S. 159)
Lernen am Modell Modellierte Ereignisse Aufmerksamkeitsprozesse Gedächtnisprozesse Motorische Reproduktionsprozesse Motivationsprozesse Nachbildungsleistungen 12
Lernen am Modell Aufmerksamkeitsprozesse Gedächtnisprozesse motorische Reproduktionsprozesse Motivationsprozesse Modellierungsreize - Differenziertheit - affektive Valenz - Komplexität - funktioneller Wert Merkmale des Beobachters - sensorische Fähigkeiten - Erregbarkeit - Motivation - Wahrnehmungshaltung - frühere Verstärkung symbolische Kodierung kognitive Organisation symbolische Wiederholung körperliche Fähigkeiten Verfügbarkeit der Teilreaktion Selbstbeobachtung bei den Reproduktionen Feedback der Genauigkeit externe Verstärkung stellvertretende Verstärkung Selbstverstärkung 13 modellierte Ereignisse Nachbildungsleistungen
Lernen am Modell (Bandura, 1963) Beobachtungsphase: Kinder beobachten aggressives Verhalten gegen eine Puppe. Das aggressive Verhalten wird dabei entweder 1. belohnt, 2. bestraft oder 3. bleibt ohne Konsequenz. Testphase ohne zusätzlichen Anreiz: Die Kinder werden in dieselbe Situation gebracht. Sie zeigen aggressive Verhaltensweisen in Abhängigkeit der Konsequenzen, die sie auf das aggressive Verhalten beobachtet hatten. Testphase mit zusätzlichem Anreiz: Die Kinder erhalten für ihre Nachahmungsaggressionen einen Verstärker. 14
Lernen am Modell 5 durchschnittliche Anzahl von Nachahmungsaggressionen 4 3 2 1 0 Vorbild belohnt Vorbild bestraft keine Konsequenzen 15 Versuchsbedingungen ohne zusätzlichen Anreiz mit zusätzlichem Anreiz
Wichtige Literatur Bandura, A. (1997) Self-Efficacy in Changing Societies. Cambridge UK: Cambridge University Press. 16