Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren in der Frühpädagogik

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Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren in der Frühpädagogik Hans Rudolf Leu Nockherstraße 2 81541 München www.dji.de

Gliederung Die neue Bedeutung von Beobachtung und Dokumentation in der Frühpädagogik Unterschiedliche Schwerpunkte von Beobachtungsverfahren Erfassung von Fähigkeiten und Kompetenzen Prozessorientierte Beobachtungsverfahren Kompetenz- und prozessorientierte Verfahren beim Übergang Kindergarten Schule Anmerkungen zum Sprachlerntagebuch und zur Bremer Lern- und Entwicklungsdokumentation Seite 2

Die neue Bedeutung von Beobachtung und Dokumentation in der Frühpädagogik Neuentdeckung des Bildungsauftrags Nachweis von Bildungseffekten Neue Sicht auf Lernen als Konstruktion von Bedeutungen Von der anlassbezogenen zur systematischen Beobachtung und Dokumentation Seite 3

Unterschiedliche Schwerpunkte von Beobachtungsverfahren Erfassung von Fähigkeiten / Kompetenzen Prozessorientierte Beobachtung Beobachtungen werden gemacht. Man muss die Zielsetzung berücksichtigen. Seite 4

Zielsetzung von Verfahren zur Kompetenzmessung bzw. Lernstandsfeststellung Feststellung von Fähigkeiten und Kompetenzen eines Kindes Vergleich mit anderen Kindern bzw. mit einer durchschnittlichen Entwicklungsnorm Notwendigkeit einer einheitlichen, standardisierten Messung Seite 5

Anwendungsgebiete von Kompetenzmessungen bzw. Lernstandsfeststellungen Früherkennung von Entwicklungsrisiken Darstellung allgemeiner Entwicklungsgesetzmäßigkeiten Forschungsprojekte Seite 6

Erforderliche Gütekriterien eines Beobachtungsinstrumentes zur vergleichenden Feststellung von Kompetenzen Objektivität Reliabilität Validität Normierung Seite 7

Grenzen von standardisierten Formen der Lernstandsfeststellung für die Praxis Individuell unterschiedliche Schnelligkeit und Abfolge von Entwicklungsprozessen Tendenz zur Fokussierung von Schwächen Unklare Verwertbarkeit für die Praxis Ungenügende Qualität der Instrumente Seite 8

Zielsetzung und Eigenarten prozessorientierter Beobachtungen Verstehen der Bildungs- und Lernprozesse von Kindern Handlungen der Kinder im Mittelpunkt Ihre Form der Auseinandersetzung mit Umweltgegebenheiten Interessen der Kinder, Stärken und Kompetenzen der Kinder fokussieren, ohne Schwächen auszublenden Beachtung des Bezugs zu bedeutsamen Situationen Berücksichtigung der Individualität von Bildungs- und Lernprozessen. Seite 9

Arbeitsschritte Offene Beobachtung Auswertung nach unterschiedlichen Konzepten Bezug zum Bildungsplan Dokumentation Austausch Nächste Schritte Seite 10

Qualitätsanforderungen prozessbezogener Beobachtung Genaue Beobachtung Kommunikations- und Reflexionskompetenzen Kenntnis von Entwicklungsprinzipien Konsensuelle Validierung Seite 11

Grenzen des Verfahrens Keine an Standards gemessene Information über den Entwicklungsstand von Kindern Kein normierter Vergleich von Kompetenzunterschieden zwischen Kindern Keine verallgemeinerbaren Aussagen über Lern- und Entwicklungsverläufe Ungenügende Kompetenzen der Fachkräfte Seite 12

Erfassung von Fähigkeiten und Kompetenzen beim Übergang Kindergarten - Schule Geringe Vorhersagekraft einzelner Fähigkeiten Lernhaltungen / Lerndispositionen Vorläuferkompetenzen Positives Selbstkonzept Seite 13

Weitere Themen beim Übergang Kindergarten - Schule Kooperation zwischen allen Beteiligten Kontinuität von individuellen Bildungsprozessen Selbstvertrauen der Kinder Beurteilungskompetenzen der Kinder Seite 14

Das Berliner Sprachlerntagebuch Kennenlernen der Familie Das bin ich! Bildungsinterview, mit Auswertung Sprachlernentwicklung vor Schuleintritt Seite 15

Bremer Entwicklungsdokumentation Portfolio Kinderbogen Lernen im Elementarbereich Der Entwicklungsstern, bildungsbereichsspezisch Seite 16

Seite 17

Was bedeuten die Bildungs- und für den einzelnen Schüler? Ich finde heraus, was ich zum Lernen brauche und kann deshalb gut für mich sorgen (z.b. Platz in der Klasse, Hilfsmittel) Ich werde erkannt. Mein Weg des Lernens wird mir bewusst und ich sehe, wo meine Fähigkeiten liegen, um sie weiter auszubauen Ich werde ich meinen Leistungen unterstützt. Meine Lehrerin spiegelt mich und kann mit mir den weiteren Weg erarbeiten. Seite 18

Was bedeuten die Bildungs- und für die Eltern? Mein Kind wird gesehen. Die Stärken meines Kindes werden erkannt und gefördert. Es kann dadurch optimal gefördert werden. Sein Selbstbewusstsein wird gestärkt. Meine Sichtweise wird erweitert. Auch mein Fokus wird mehr auf die Stärken gelenkt. Wir sind auf einer Ebene mit der Lehrperson. Seite 19

Was bedeuten die Bildungs- und für die Schule? Die Zusammenarbeit von Eltern, Schule und Lehrkräften wird verbessert. Die Beobachtungen sind eine Informationsgewinn über besondere Fähigkeiten in allen Bereichen Der Lehrer sieht, wie das einzelnen Kind die Welt wahrnimmt und an welchen Themen es interessiert ist. Bildungsprozesse können mithilfe der gesteuert und begleitet werden. Seite 20

Was bedeuten die Bildungs- und für die Zusammenarbeit Kindergarten Schule? Der KIGA gibt das Wissen weiter. Durch die Informationsweitergabe und den Erfahrungsaustausch wird die gegenseitig Akzeptanz verstärkt. Der Schulstart wird erleichtert, da für die Schüler Bekanntes weitergeführt wird. Bei Problemen kann mittels der bessert kooperiert werden. Seite 21