Das makroökonomische Grundmodell



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Universität Ulm 89069 Ulm Germany Dipl.-Kfm. hilipp Buss Institut für Wirtschaftspolitik Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Ludwig-Erhard-Stiftungsprofessur Wintersemester 2013/2014 Übung 1 Das makroökonomische Grundmodell 1.1 IS/LM-Modell Gütermarkt und IS-Kurve, Geldmarkt und LM-Kurve, kurzfristiges Gleichgewicht Mankiw, Kapitel 10 1.2 IS/LM-Modell als Theorie der Gesamtnachfrage Mankiw, Kapitel 11.2 1.3 Das aggregierte Angebot kurzfristige und langfristige Betrachtung Mankiw, Kapitel 11.2 1.4 Gesamtnachfrage-Gesamtangebots-Modell unterschiedliche Zeithorizonte, Gesamtnachfrage, Gesamtangebot, Konjunkturzyklus Mankiw, Kapitel 9 Helmholtzstr. 20, Raum E 02 Tel. 0731 50-24265, Fax -24262 http://www.uni-ulm.de/wipo hilipp.buss@uni-ulm.de

1. Das makroökonomische Grundmodell Wachstum: Zunahme der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Konjunktur: zyklische Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivität 1.1 Das IS/LM-Modell Das Gesamtnachfragemodell, das in diesem Kapitel entwickelt wird, bezeichnet man als IS/LM-Modell. Dabei wird das reisniveau als exogen gegeben betrachtet. Die beiden Bestandteile des Modells sind die IS- und die LM-Kurve. Die IS-Kurve symbolisiert Investitionen und Ersparnis, die LM-Kurve verkörpert den Zusammenhang zwischen Geldangebot und -nachfrage. Weil sowohl die Investitionen als auch die Geldnachfrage vom Zinssatz abhängen, ist dies die Variable, die die beiden Teile des IS/LM-Modells miteinander verbindet. Das Modell zeigt, wie die Wechselwirkungen zwischen Geld- und Gütermarkt die Lage und Steigung der Gesamtnachfragekurve und damit das kurzfristige Niveau des Inlandprodukts bestimmen. 1.1.1 Der Geldmarkt und die LM-Kurve Abbildung 1: Herleitung der LM-Kurve 1

Geldangebot Das Geldangebot wird bestimmt durch: Die nominale Geldmenge M wird von der Notenbank festgelegt; das reisniveau ist in der kurzen Frist fix. Geldnachfrage Die reale Geldnachfrage ist bestimmt durch: L d = L d (Y, r). Die Geldnachfrage ist positiv abhängig vom Einkommen Y (je höher das Einkommen, umso mehr Transaktionen werden durchgeführt) und negativ abhängig vom Zinssatz r (Zinsen sind die Opportunitätskosten der Geldhaltung). Im Gleichgewicht auf dem Geldmarkt gilt: M M = Ld (Y, r). Die LM-Kurve gibt die Beziehung von Zinssatz und Einkommen auf dem Geldmarkt wieder. Sie stellt alle Gleichgewichtspunkte von realem Geldangebot und realer Geldnachfrage dar. Eine Erhöhung des Einkommens führt zu einer Erhöhung der Geldnachfrage und damit bei konstantem Geldangebot zu einem höheren Zinssatz. Die LM-Kurve verläuft mit positiver Steigung. 2

Abbildung 2: Änderung des Angebots an Realkasse Eine Senkung des Geldangebots vermindert das Angebot an Realkasse. Der Zinssatz steigt. Übungsfrage: Wie reagiert die LM-Kurve auf eine Erhöhung des Geldangebotes M? 3

1.1.2 Der Gütermarkt und die IS-Kurve Abbildung 3: Ableitung der IS-Kurve Nachfrage Y d und Einkommen Y 1. Eine Erhöhung des Zinssatzes von r 1 auf r 2 führt zu einer Verringerung der Investitionen von I 1 auf I 2. 2. Eine Verringerung der Investitionen von I 1 auf I 2 führt zu einer Verringerung der Nachfrage Y d. Da das kurzfristige Angebot von der Nachfrage Y d bestimmt wird, sinkt auch das Angebot von Y 1 auf Y 2. Investitionsfunktion Die IS-Kurve umfasst alle Gleichgewichtspunkte auf dem Gütermarkt. Je höher der Zinssatz, desto geringer die Einkommen. negative Steigung Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y d wird vom Konsum C, Investitionen I, Staatsausgaben G, Exporten Ex und Importen Im bestimmt: Y d = C(Y v ) + I(r) + G + Ex Im(Y ) - Der Konsum der Haushalte C hängt positiv vom verfügbaren Einkommen Y v ab. - Die Investitionen I sind negativ vom Zinssatz r abhängig. - Die Staatsausgaben G sind exogen gegeben. - Exporte Ex werden vom Ausland bestimmt. - Importe Im sind positiv vom inländischen Einkommen Y abhängig. Übungsfrage: Wie wirkt eine Erhöhung der Geldmenge auf die IS-Kurve? 4

1.1.3 Das kurzfristige Gleichgewicht Die IS-Kurve zeigt alle Kombinationen von Zins und Einkommen, welche das Gütermarktgleichgewicht erfüllen; die LM-Kurve zeigt alle Kombinationen von Zins und Einkommen, die dem Geldmarktgleichgewicht genügen. Das kurzfristige gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht ist durch den unkt gegeben, in dem sich beide Kurven schneiden. Abbildung 4: Das kurzfristige Gleichgewicht r Y Übungsfrage: Wie wirkt eine Steuersenkung im IS/LM-Modell? Übungsfrage: Wie wirkt eine Erhöhung der Staatsausgaben im IS/LM-Modell? Übungsfrage: Formulieren Sie allgemein: auf welchen Markt wirken fiskalpolitische bzw. geldpolitische Maßnahmen! 5

1.2 IS/LM-Modell als Theorie der Gesamtnachfrage Abbildung 5: reiserhöhung Eine Erhöhung des reises von 1 auf 2 führt zu einer Senkung des realen Geldangebots. Die LM-Kurve verschiebt sich von LM 1 auf LM 2. Abbildung 6: Ableitung der Gesamtnachfragekurve mittels des IS/LM-Modells Ein höheres reisniveau verschiebt LM-Kurve, das Einkommen sinkt Langfristig ist das reisniveau flexibel. Eine Zunahme des reisniveaus verschiebt die LM-Kurve nach links. M r, da L unverändert. Dies hat eine Verringerung von Y zur Folge. r I Y d Y AD hat eine negative Steigung. Y Übungsfrage: Wie wirkt eine Erhöhung der Geldmenge auf die AD-Kurve? 6

1.3 Das aggregierte Angebot Bedeutung des Zeithorizontes Langfristig sind reise flexibel und passen sich Veränderungen von Angebot und Nachfrage an. Kurzfristig sind viele reise jedoch auf einem vorgegebenen Niveau starr (menu cost). Weil die langfristigen reise flexibel, die kurzfristigen jedoch starr sind, unterscheidet man die kurzfristige aggregierte Angebotskurve SRAS (short run aggregate supply) von der langfristigen aggregierten Angebotskurve LRAS (long run aggregate supply). Abbildung 7: Langfristige Betrachtung: Die vertikale Gesamtangebotskurve LRAS Y = Y (L, K, A) mit L = Arbeitskräfte K = Kapital A = technisches Wissen Y Y Abbildung 8: Kurzfristige Betrachtung: Die horizontale Gesamtangebotskurve SRAS Y Übungsfrage: Warum sind reise kurzfristig fix, bzw. warum ist langfristig das Angebot fix? 7

1.4 Gesamtnachfrage-Gesamtangebot-Modell Abbildung 9: Die vertikale Gesamtangebotskurve und Verschiebung der Nachfragekurve Eine höhere Nachfrage AD erhöht das reisniveau langfristig bei unverändertem Y. Abbildung 10: Die horizontale Gesamtangebotskurve und die Gesamtnachfragekurve Kurzfristig führt eine höhere Nachfrage AD zu einer Erhöhung des Outputs. Kurzfristig bestimmt also die Nachfrage das Angebot. 8

Abbildung 11: Rezession Im Ausgangspunkt A befindet sich die Wirtschaft im langfristigen Gleichgewicht. Das reisniveau steht fest und ergibt sich aus AD 1 und LRAS. Auch SRAS verläuft durch diesen unkt. Nun soll angenommen werden, dass die Zentralbank die Geldmenge verringert und sich die Gesamtnachfragekurve verringert AD 2. M M r r I Y d Y Kurzfristig sind die reise starr. Es ergibt sich ein kurzfristiges neues Gleichgewicht B bei gleichem reisniveau und geringerem Output. Aufgrund der geringeren Nachfrage sinken die Verkäufe. Lager füllen sich, roduktionen werden verringert. So sinken die Beschäftigung und das Einkommen. Es kommt zum reisdruck nach unten. Der Rückgang der reise bewirkt, dass sich die Wirtschaft entlang der neuen Gesamtnachfragekurve Richtung unkt C bewegt. Aufgrund geringerer reise wird wieder mehr abgesetzt. Die roduktion wird wieder hochgefahren. M r r I Y d Y Im neuen langfristigen Gleichgewicht sind roduktion und Beschäftigung wieder auf ihrem natürlichen Niveau; die reise sind jedoch niedriger als im alten langfristigen Gleichgewicht. Übungsfrage: Wie wirkt sich eine Erhöhung der Geldmenge auf die wirtschaftliche Situation aus? Übungsfrage: Sollte die Zentralbank in der Rezession die Zinsen senken? 9