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Transkript:

Wirtschaftslage und Erwartungen SONDERAUSWERTUNG FINANZIERUNGSZUGANG Ergebnisse der DIHK-Umfrage bei den Industrie- und Handelskammern Frühsommer 2013 Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat im Rahmen seiner Konjunkturumfrage Wirtschaftslage und Erwartungen, Frühsommer 2013, über die Industrie- und Handelskammern (IHKs) die Unternehmen zu ihrer aktuellen Finanzierungssituation befragt. Knapp 22.000 Unternehmensantworten liegen vor. Folgende Fragen zu den Kreditkonditionen wurden gestellt: 1. Wie bewerten Sie den aktuellen Finanzierungszugang Ihres Unternehmens? gut befriedigend schlecht keine Finanzierung erhalten keine externe Finanzierung benötigt 2. Falls schlecht oder keine Finanzierung erhalten, bei (Mehrfachnennungen möglich) Zinsen Sicherheiten Betriebsmitteln Exporten Dokumentationspflichten eigener Finanzierungsanteil Investitionen inkl. Leasing Sonstiges Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation Berlin 2013 Copyright Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Herausgeber Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Berlin Brüssel ISSN 2191-205X DIHK Berlin: Postanschrift: 11052 Berlin Hausanschrift: Breite Straße 29 Berlin-Mitte Telefon (030) 20 308-0 Telefax (030) 20 308 1000 DIHK Brüssel: Hausanschrift: 19 A-D, Avenue des Arts B-1000 Bruxelles Telefon ++32-2-286 1611 Telefax ++32-2-286 1605 Internet: www.ihk.de Redaktion DIHK Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation Dr. Alexander Schumann, Dr. Susanne Lechner, Dr. Dirk Schlotböller Stand Juli 2013

DIHK-UMFRAGE FINANZIERUNGSZUGANG FRÜHSOMMER 2013 Gesamtbeurteilung Die Finanzierungssituation bleibt im Frühsommer 2013 für die meisten Unternehmen entspannt. Jedes vierte Unternehmen hat derzeit keinen Bedarf an externer Finanzierung und stemmt Investitionen aus eigener Kraft. Gründe hierfür sind die alles in allem ordentliche Geschäftsentwicklung sowie steigende Eigenkapitalquoten und hohe Liquiditätsreserven. Auch Effekte wie die anhaltend niedrigen Leitzinsen und Deutschlands Status als sicherer Hafen tragen merklich zur entspannten Situation bei. Von den Unternehmen, die Fremdkapital nutzen, schätzt knapp die Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) den Zugang zu Finanzierung als gut ein. Zwei Fünftel der Unternehmen (40 Prozent) bewerten die Finanzierungssituation als befriedigend. 14 Prozent der Unternehmen mit Fremdfinanzierungsbedarf haben dabei Schwierigkeiten: Für neun Prozent sind die Bedingungen schlecht, fünf Prozent der Unternehmen berichten von abgelehnten Krediten. Der resultierende Saldo des Finanzierungszugangs 1 beträgt somit 32 Punkte. Finanzierungssorgen sind Ausnahme Ein Geschäftsrisiko ist die Finanzierung dementsprechend derzeit selten. Die Unternehmen stufen ihre Finanzierungssituation erneut als weitgehend unproblematisch ein. Unverändert sehen nur 14 Prozent der Unternehmen in der Finanzierung ein Risiko für ihre Geschäftstätigkeit. Weniger waren es in keiner der früheren Umfragen seit Anfang 2010 (Durchschnitt seit 2010: 17 Prozent). Die dominanten Risiken bleiben stattdessen hohe Energie- und Rohstoffpreise (51 Prozent) sowie die Inlandsnachfrage (52 Prozent). Zuletzt hat zudem 1 Differenz aus dem Anteil der gut -Antworten und den Anteilen Antworten schlecht bzw. keine Finanzierung erhalten. 1

das Risiko steigender Arbeitskosten wieder an Bedeutung gewonnen (Anstieg gegenüber Vorumfrage um drei Punkte auf 38 Prozent). Hiervon profitiert auch die regional aufgestellte deutsche Bankenlandschaft. Sie kann sich aufgrund solider Zahlen sowohl über Einlagen als auch über Fremdkapital günstig refinanzieren (Finanzierung als Geschäftsrisiko: neun Prozent). Deutschland wird auch hier als sicherer Hafen angesehen. Deutschland: Insel der Glückseligen Das Zinsniveau auf historischem Tief hält die Finanzierungskosten für Unternehmen in Deutschland weiterhin in Grenzen. Deutschland profitiert hier von verschiedenen Effekten: Die deutsche Wirtschaft wächst auch in schwierigem Umfeld, wenn auch mit wenig Dynamik (DIHK-Prognose: 0,3 Prozent). Die Unternehmen können auf eine intakte heimische Kaufkraft bauen sowie auf die breite regionale Präsenz auf Exportmärkten: Kein deutscher Zielmarkt hat einen Anteil von mehr als zehn Prozent an den Gesamtausfuhren das macht robust gegenüber Krisen in einzelnen Zielmärkten. Die guten Jahresabschlüsse der letzten Jahre verbessern sowohl die Fähigkeit zur Eigenfinanzierung als auch die Verhandlungsposition gegenüber Fremdkapitalgebern. Dies resultiert in besseren Bonitätsbewertungen und niedrigeren Ausfallquoten. Die EZB hält aufgrund der andauernden Euroschuldenkrise an der großzügigen Liquiditätsversorgung der Kreditinstitute fest und wird diesen Pfad vorerst kaum verlassen. Der Anteil der Unternehmen, die Zinsen als Grund für einen verschlechterten Finanzierungszugang angaben, sinkt im Frühsommer 2013 weiter (Rückgang von 28 auf 25 Prozent). Kapitalbedarf eher gering Der spürbare Anstieg der Geschäftserwartungen im Frühsommer 2013 schlägt sich allerdings nicht in verbesserten Investitionsabsichten der Unternehmen nieder. Zwar weisen Betriebe mit guten Finanzierungskonditionen erneut auch höhere Investitionsabsichten als die Gesamtwirtschaft aus (Saldo der Anteile höhere und geringere Investitionspläne: elf gegenüber drei Punkte). Als Triebfeder erweisen sich gute Finanzierungsbedingungen aber insgesamt nicht. Das Risiko wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen entspannt sich nur ganz allmählich. 40 Prozent der Unternehmen sehen hier ein Geschäftsrisiko, so viele wie im Schnitt der letzten drei Jahre. Zwar kommt Europa bei der Bewältigung der Schuldenkrise langsam, aber kontinuierlich voran. Zunehmend spielen je- Wie bewerten die Unternehmen den aktuellen Finanzierungszugang? in Prozent, = Jahresbeginn; = Frühsommer; H = Herbst Zusatzbefragung aus DIHK- Konjunkturumfrage im: 2004 2005 2008 2009 2009 H 2009 2010 2010 H 2010 2011 2011 H 2011 2012* gut 7 10 10 7 10 9 9 8 12 11 7 8 45 46 befriedigend 66 68 71 70 64 62 63 71 72 72 76 76 41 40 schlecht 24 19 16 20 23 26 25 18 14 14 15 13 9 9 2013 keine Finanzierung erhalten 3 3 3 3 3 3 3 3 2 3 2 3 5 5 Saldo** -20-12 -9-16 -16-20 -19-13 -4-6 -10-8 31 32 * Fragestellung im Frühsommer 2012 geändert. Fragestellung bis Herbst 2011: Welche Erfahrungen macht Ihr Unternehmen bei seinen Finanzierungskonditionen im Vergleich zum Vorjahr? Antwortmöglichkeiten: verbessert, gleich geblieben, verschlechtert, Kredite nicht verlängert/abgelehnt ** Anteil der gut - Meldungen minus Anteil der schlecht -Meldungen und Anteil keine Finanzierung erhalten 2

doch nationale politische Maßnahmen in dieses Risiko verstärkt hinein. Das sind insbesondere mit der Energiewende einhergehende Unsicherheiten und Kostensteigerungen, drohende Steuererhöhungen und zunehmende Arbeitsmarktregulierung (z. B. Zeitarbeit, Mindestlöhne). Zudem rechnen viele Unternehmen auch mittelfristig mit niedrigen Zinsen, so dass der Zeitdruck fehlt, sich diese zu sichern. Die abwartende Haltung der Unternehmen beim Aus- bzw. Umbau ihrer Kapazitäten kommt auch in den Investitionsmotiven zum Ausdruck. Die Notwendigkeit der Ersatzbeschaffung und der Rationalisierung dominieren (65 bzw. 32 Prozent). Erweiterungen bleiben auf der Investitionsagenda der Betriebe, lassen aber leicht nach (Rückgang von 26 auf 25 Prozent). Die Kreditnachfrage dürfte sich erst dann nachhaltig beleben, wenn sich der Investitionsknoten in Deutschland löst. Das aber ist abhängig von der weiteren Stabilisierung in der Eurozone und der Aussicht einer spürbaren Belebung der wirtschaftlichen Aktivität. Die alternative Finanzierung über Kapitalmärkte bietet nach wie vor wenig Anlass zur Sorge. Gerade kapitalmarktnahe Unternehmen nutzen das weiterhin günstige Zinsumfeld für eine breitere Aufstellung in Sachen Finanzierung und machen sich damit unabhängiger von der Bankfinanzierung. Die Kapitalmarktzinsen europäischer Unternehmen mit Rating BBB lagen im Mai unter ihrem Fünfjahresdurchschnitt. 2 Basel III wird konkret Bedenken hegen die Betriebe allerdings im Hinblick auf die Auswirkungen des Regulierungspakets Basel III auf die Unternehmensfinanzierung. Zwar versuchen die ab 2014 geltenden Regeln, den Notwendigkeiten der Unternehmensfinanzierung Rechnung zu tragen. Doch unklar ist, welche Gesamtbelastung hierdurch tatsächlich auf die Kreditwirtschaft zukommt und welche Lasten auf die kreditnehmende Wirtschaft überwälzt werden. Insbesondere die Bankfinanzierung ist für kleine und mittelständische Unternehmen die wichtigste Fremdkapitalquelle. Momentan sorgt beispielsweise das Zusammenspiel der Regulierungsprojekte Basel III und Solvency II dafür, dass es für Versicherer unattraktiver 2 Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Mai 2013. 3

wird, sich langfristig bei Banken zu engagieren. Damit ist eine wichtige Quelle der langfristigen Bankenrefinanzierung und damit der Vergabe von Investitionskrediten gefährdet. hilfreich nur wenn abgestimmt Die Umsetzung von Basel III kann einen Beitrag zur Stabilisierung des internationalen Finanzsystems leisten. Voraussetzung ist jedoch die weltweite Einführung. Die Ankündigung der USA, Basel III umzusetzen, gibt Zuversicht, dass die Finanzmärkte sicherer werden. Wenn einzelne Länder zusätzlich nationale Sonderwege beschreiten, sind allerdings Wettbewerbsverzerrungen nicht von der Hand zu weisen. Nur international geltende Regeln können das Kernziel der Regulierung erreichen, nämlich systemische Risiken dauerhaft zu reduzieren. Weiterhin müssen die politischen Entscheidungsträger stärker die verketteten Auswirkungen von europäischen Regulierungsvorhaben (z. B. zwischen Solvency II und Basel III) berücksichtigen. Eine abgestimmte Regulierung mit Augenmaß ist notwendig. Herausforderung für Betriebe Solange über die Regulierung keine Klarheit besteht, müssen Unternehmen selbst vorsorgen. Sie müssen häufiger Alternativen zur Bankenfinanzierung in Erwägung ziehen. Zudem sollten die Unternehmen die Finanzkommunikation mit ihren Hausbanken stärken und weiteres Potenzial durch Einführung eines Liquiditäts- oder Forderungsmanagements heben. Instrumente wie z. B. Factoring sind eine Möglichkeit, die Finanzierung auf eine breitere Basis zu stellen. Politische Unsicherheit wiegen schwer veranlassen die Banken zur Vorsicht. Hinzu kommen Turbulenzen um die Euro-Schuldenkrise der letzten Jahre. Fast vier von fünf Banken bewerten derzeit die wirtschaftspolitische Entwicklung als Risiko für ihre Geschäftstätigkeit in den kommenden zwölf Monaten doppelt so viele wie in der Gesamtwirtschaft (40 Prozent). hohe Anforderungen an Sicherheiten und Eigenkapital die Folge Grundsätzlich ist die Unternehmensfinanzierung somit aktuell zu günstigen Konditionen verfügbar wenn die Unternehmen adäquate und Basel-IIIkonforme Sicherheiten stellen können. Fehlende Sicherheiten bleiben die wichtigste Ursache für schlechte Finanzierungsbedingungen. 55 Prozent der Unternehmen nennen fehlende Sicherheiten als Verschlechterungsgrund. Auch wenn die Bedeutung von Sicherheiten im Vergleich zum letzten Jahr etwas nachlässt (Rückgang um drei Prozentpunkte), ist das Niveau weiterhin hoch. So berichteten im Frühsommer 2011 nur 43 Prozent der Unternehmen von Problemen bei der Sicherheitenstellung. Um ihre Puffer für schwierige oder schwer einzuschätzende Zeiten zu erhöhen, sehen sich viele Banken veranlasst, neben erhöhten Anforderungen an Sicherheiten auch höheren Finanzierungseigenanteilen zu verlangen. Infolgedessen nennen 31 Prozent der Unternehmen einen höheren eigenen Finanzierungsanteil als Grund für eine Verschlechterung ihrer Finanzierungsbedingungen (Vorumfrage: 29 Prozent). Dies überrascht zunächst, weil seit Jahren steigende Eigenkapitalquoten und verbesserte Bonitäten der Unternehmen das Risiko für Kreditgeber insgesamt senken. Dass dennoch höhere eigene Finanzierungsanteile gefordert sind, dürfte an den wirtschaftspolitischen und insbesondere an den regulatorischen Risiken liegen. Die Vielzahl aktueller Regulierungsvorhaben, insbesondere Basel III und Pläne zur Bankenunion 4

Insgesamt bedeuten steigende Anforderungen an Sicherheiten aber höhere Puffer für schwierige oder schwer einzuschätzende Zeiten. Abhängigkeit von Größe sinkt Für mittelständische Betriebe verlieren die Sicherheitsanforderungen als Probleme beim Kreditzugang etwas an Bedeutung. Von den Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern berichten 55 Prozent von fehlenden Sicherheiten (Vorumfrage: 57 Prozent). Bei den kleineren Mittelständlern (20 bis 200 Beschäftigte) sinkt das Risiko ebenfalls leicht auf 59 Prozent (Vorumfrage: 60 Prozent). Größere Mittelständler (200 bis 1.000 Mitarbeiter) weisen die stärkste Abnahme des Risikos gegenüber der Vorumfrage auf (von 61 auf 48 Prozent) in dieser Größenklasse hatten die Unternehmen freilich im Vorjahr auch die größten Probleme gesehen. Hingegen vermelden mehr Großunternehmen (über 1.000 Beschäftigte) fehlende Sicherheiten. Trotz eines Anstiegs um vier Punkte auf 41 Prozent sehen sie aber weiterhin weniger Problemen bei der Sicherheitenstellung als Unternehmen andere Größenklassen. Zinshürde niedriger Die gute Entwicklung der deutschen Unternehmen, Deutschlands Status als sicherer Hafen sowie die anhaltend niedrigen Leitzinsen machen sich gerade bei den Zinsen für Unternehmenskredite bemerkbar. Immer weniger Unternehmen nennen steigende Zinsen als Grund für schlechtere Finanzierungskonditionen (25 Prozent der Unternehmen mit verschlechtertem Zugang; Vorumfrage: 28 Prozent). Kreditklemme und Rezession in Südeuropa veranlassen die EZB, ihre Politik des billigen Geldes weiter fortzusetzen. Die deutschen Unternehmen haben hierdurch günstige Konditionen bei der Fremdkapitalfinanzierung. Die Effektivzinssätze für das Neugeschäft liegen seit geraumer Zeit auf Tiefstständen. 3 Allerdings erzeugen die Niedrigzinsen aber auch Lasten für die Unternehmen, namentlich bei Pensionsverpflichtungen und anderen Finanzanlagen. Zudem sinkt die Ersparnisbildung, während riskan- 3 Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Mai 2013. 5

te Investitionen begünstigt werden. Die EZB muss die Preisniveaustabilität im Blick haben und sich rechtzeitig von der Politik des billigen Geldes verabschieden. Dokumentationspflichten machbar Dokumentationspflichten verlieren als Ursache für Finanzierungsschwierigkeiten weiter an Bedeutung. Nur noch 18 Prozent aller Unternehmen geben diesen Faktor als Grund an. Bei der Vorumfrage betrug dieser Wert noch 23 Prozent, zuvor hatte er noch höher gelegen. Betriebsmittelfinanzierung Knackpunkt Bei den Schwierigkeiten der Finanzierungsziele dominiert die Betriebsmittelfinanzierung. Unverändert sehen 31 Prozent der Unternehmen ihre Finanzierungsprobleme in diesem Bereich. Für 62 Prozent der Unternehmen mit Problemen bei der Betriebsmittelfinanzierung ist die Finanzierung in den kommenden Monaten sogar ein Geschäftsrisiko (Gesamtwirtschaft: 14 Prozent). Dies deutet auf strukturelle Probleme der betroffenen Unternehmen hin. Bei Investitionskrediten sehen sich 23 Prozent der Unternehmen, welche den eigenen Finanzierungszugang als schlecht bewerten, mit Finanzierungsproblemen konfrontiert. Im Vergleich zur Vorumfrage ist dies zwar ein leichter Rückgang um zwei Prozentpunkte. Jedoch bleibt die Ausprägung verschlechterter Finanzierungsbedingungen auf einem relativ hohen Niveau. Da Investitionskredite eher langfristiger Natur sind, spiegelt sich hier der durch Regulierung (z. B. Basel III) verstärkte Druck der Banken zur fristenkongruenten Refinanzierung wider. Das verringert die Bereitschaft zur langfristigen Übernahme von Risiken. Gerade Industrie entspannt Im Vergleich der Wirtschaftszweige weisen die Industrieunternehmen die geringste Kredithürde aus. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent), die auf externe Finanzierung angewiesen sind, bewertet den eigenen Finanzierungszugang als gut, der Saldo beträgt 43 Punkte. Gerade Maschinenbauer (50 Punkte) sowie Gummi- und Kunststoffhersteller (47 Punkte) schätzen ihre Finanzierungskonditionen per Saldo als überdurchschnittlich gut ein. Schwierigkeiten sehen vor allem das kriselnde Druckgewerbe (Saldo: 20 Punkte) sowie der Sonstige Fahrzeugbau (Saldo: 17 Punkte). In diesem Segment sind häufig besonders große Volumina zu stemmen. Die Baubranche, die traditionell häufiger von Finanzierungsschwierigkeiten berichtet, ist mit einem Saldo von 25 Punkten auf entspanntem Niveau. Lediglich neun Prozent der Betriebe vermelden schlechte Konditionen, fünf Prozent keinen Zugang. Im Handel ist die Situation sogar noch etwas besser. Neun von zehn Unternehmen geben an, über einen guten oder befriedigenden Zugang zu Finanzierung zu verfügen. Der Finanzierungssaldo liegt bei 36 Punkten. Dienstleister: Schlüsselbranchen solide Unter dem Strich ist auch bei den Dienstleistern die Finanzierungssituation gut (Saldo: 27 Punkte). Praktisch ohne Probleme refinanzieren kann sich derzeit die Finanz- und Versicherungswirtschaft, die den Turbulenzen an den Finanzmärkten trotzt und mit einem Saldo von 66 Punkten weit über dem Durchschnitt liegt. Auch Sparten, die für die gesamtwirtschaftliche Investitionstätigkeit besonders wichtig sind, sehen ihre Finanzierungskonditionen im Große und Ganzen entspannt und überdurchschnittlich gut: Das Leasinggewerbe gibt einen deutlich verbesserten Zugang an (Saldoanstieg von 23 auf 40 Punkte), die Unternehmen aus dem Immobiliensektor bewerten ihn zumindest leicht verbessert (Saldoanstieg von 37 auf 40 Punkte). Unterdurchschnittlich sehen hingegen derzeit die Verkehrswirtschaft (25 Punkte) und vor allem das Gastgewerbe (sechs Punkte) ihre Finanzierungskonditionen. 6