WER MACHT WAS? AUFTEILUNG VON BEZAHLTER UND UNBEZAHLTER ARBEIT IN HETEROSEXUELLEN PAAREN VOR UND NACH DER GEBURT DES ERSTEN KINDES Anna Dechant Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb) 2. Münchener Frauenkonferenz Arbeitsforum 15 Care und unbezahlte Familienarbeit
TRENDS UND THEORIEN Zeit für bezahlte und unbezahlte Arbeit 2012/2103 Quelle: Statistisches Bundesamt (2015): 9. Anmerkung: Erwerbsarbeit umfasst auch Wegzeiten. Unbezahlte Arbeit umfasst auch Zeit für Betreuung und Pflege von Kindern. 2
TRENDS UND THEORIEN Theoretische Erklärungsansätze Ökonomische Ansätze Normative Ansätze Equity Ansätze 3
TRENDS UND THEORIEN Theoretische Erklärungsansätze Ökonomische Ansätze Normative Ansätze Equity Ansätze Der Übergang zur Elternschaft ist ein wichtiges Ereignis im Lebenslauf eines Paares, das die Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit beeinflusst: Alltag & Zeitverwendung Ressourcenverhältnisse Normativer Bezugsrahmen 4
ARBEITSTEILUNG VOR DER ELTERNSCHAFT Erwerbstätigkeit In der Regel: Beginn der Erwerbstätigkeit vor dem Übergang zur Elternschaft Mann und Frau meist beide Vollzeit erwerbstätig Hausarbeit Partnerschaftliche Aufteilung in etwa der Hälfte der Paare Sonst größerer Anteil meist bei der Frau 5
ARBEITSTEILUNG NACH DEM ÜBERGANG ZUR ELTERNSCHAFT Erwerbstätigkeit Meist unterbrechen und/oder reduzieren Frauen ihre Erwerbsarbeit Männer bleiben meist Vollzeit erwerbstätig Elterngeldbezug: 34,2 % der Väter und 95,9 % der Mütter von 2014 geborenen Kindern bezogen Elterngeld, Väter: durchschnittlich 3,1 Monate, Mütter: 11,6 Monate (Statistisches Bundesamt 2016) 6
ARBEITSTEILUNG NACH DEM ÜBERGANG ZUR ELTERNSCHAFT Hausarbeit Meist übernehmen Frauen einen größeren Anteil der Hausarbeit Auch wenn sie wieder in den Beruf zurückkehren weniger bei Vollzeiterwerbstätigkeit Kinderbetreuung Meist wenden die Frauen mehr Zeit für Kinder auf Männer und Frauen investieren unterschiedlich viel Zeit in bestimmte Kinderbetreuungsbereiche 7
ARBEITSTEILUNG NACH DER ERSTGEBURT Zeit für Kinderbetreuung 2001/2002 und 2012/2103 Quelle: Statistisches Bundesamt (2015): 13. 8
BEGRÜNDUNGSMUSTER Qualitative Studie mit 14 Paaren im Übergang zur Elternschaft Planungsreihenfolge: Kinderbetreuung Erwerbsarbeit Hausarbeit Argumentationen für spezialisierte Arrangements: Einkommensunterschiede, komplementäre Geschlechterrollen, Stillen, geringere Bedeutung der Erwerbsarbeit für die Frau 9
BEGRÜNDUNGSMUSTER Qualitative Studie mit 14 Paaren im Übergang zur Elternschaft Planungsreihenfolge: Kinderbetreuung Erwerbsarbeit Hausarbeit Argumentationen für spezialisierte Arrangements: Einkommensunterschiede, komplementäre Geschlechterrollen, Stillen, geringere Bedeutung der Erwerbsarbeit für die Frau Argumentationen für partnerschaftliche Arrangements: flexible Arbeitszeitmodelle, geringe Karriereorientierung des Mannes, egalitäre Geschlechterrollen und Ideale (v.a. Kinderbetreuung), hohe Erwerbsorientierung der Frau, aktive Problematisierung, Wille und Möglichkeit zur Externalisierung von Hausarbeit und Kinderbetreuung (vgl. Dechant & Schulz, 2014) 10
ERKLÄRUNGEN Wer sollte die Hausarbeit machen? Generelles Ideal: Mann und Frau haben gleiche Anteile an der Hausarbeit Gleiche Erwerbsumfänge oder gleiches Einkommen: partnerschaftliche Arbeitsteilung Ressourcenungleichheit: geringere Ressourcen mehr Hausarbeit machen und umgekehrt geschlechtsunabhängig Elternschaft: minimaler Effekt; Väter von Neugeborenen sollten etwas mehr Hausarbeit machen Quelle: Schulz (2015) 11
FAZIT Geschlechtsspezifische Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit ist weiterhin weit verbreitet Der Übergang zur Elternschaft beeinflusst die Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen Die drei Bereiche Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung sollten unterschieden werden, da sie unterschiedlichen Erklärungslogiken folgen 12
Anna.Dechant@ifb.uni-bamberg.de
QUELLEN Dechant, Anna. In Vorbereitung. Division of Labor in Couples. Changes While Transiting to Parenthood. Disserntationsschrift. University of Bamberg. Dechant, Anna; Schulz, Florian; Rost, Harald (2014): Die Veränderung der Hausarbeitsteilung in Paarbeziehungen. Ein Überblick über die Längsschnittforschung und neue empirische Befunde auf Basis der pairfam-daten. Zeitschrift für Familienforschung 26(2): 144-168. Dechant, Anna; Schulz, Florian (2014): Bedingungsszenarien einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung beim Übergang zur Elternschaft in Deutschland. Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft 39(3): 587-614. Schulz, Florian. (2015): Who should do the housework. Evidence from a factorial survey. Working paper (submitted, recent version available upon request). Statistisches Bundesamt (Hg.) (2015). Wie die Zeit vergeht. Ergebnisse zur Zeitverwendung in Deutschland 2012/2013. Wiesbaden. Statistisches Bundesamt (Hg.) (2016). Öffentliche Sozialleistungen. Statistik zum Elterngeld. Beendete Leistungsbezüge für im Jahr 2014 geborene Kinder. Wiesbaden. 14
VERÄNDERUNGEN MIT DER ERSTGEBURT Muster der Veränderungen der Arbeitsteilung der befragten Paare Quelle: Dechant & Schulz (2014): 595. 15
VERÄNDERUNGEN MIT DER ERSTGEBURT Verlauf: partnerschaftlich spezialisiert Quelle: Dechant, Dissertationsschrift, in Vorbereitung. Anmerkung: Anteile des Mannes an den unterschiedlichen Bereichen. Verlauf der Arbeitsteilung von Paar G, wie von der Frau wahrgenommen. 16
VERÄNDERUNGEN MIT DER ERSTGEBURT Verlauf: partnerschaftlich partnerschaftlich Quelle: Dechant & Schulz (2014): 604. Anmerkung: Anteile des Mannes an den unterschiedlichen Bereichen. Verlauf der Arbeitsteilung in Paar C, wie von beiden wahrgenommen. 17