Rahmenkonzept der kantonalen Fachstelle Gesundheitsförderung

Ähnliche Dokumente
med. Fakultät der Universität Bonn Vorlesung Medizinische Soziologie Ralf Reiche

Guter Start ins Kinderleben. 4. Netzwerktreffen

Inhalt. Gesundheit und Gesundheitsförderung Mehrebenenmodell der WHO Kommune als Ort der Gesundheitsförderung

DER ÖGD ALS KOORDINIERENDER AKTEUR? Möglichkeiten und Grenzen bei der Gestaltung kommunaler (Inklusions-) Strategien

Gesundheitsförderung in der Sozialversicherung

Gesundheitsthemen der Zukunft (neue) Felder der Sozialen Arbeit

voja Projekt ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung

Herzlich willkommen zur. Fachtagung. Gesundheitsdeterminanten. Wir arbeiten im Auftrag des Kantons Schwyz

Konsultation zur Nationalen Strategie Prävention nichtübertragbarer Krankheiten

Stadt Luzern. Leitsätze. Kinder-, Jugend- und Familienpolitik. Stadtrat

Leitlinie Gesundheit

fhocus Magazin der Fachhochschule Münster Nr.4 Juni 2003 Aktuell: Studiengang Logistik am Leonardo-Campus Illustration: Ein Jury-Report aus Bologna

Netzwerk Gesundheitsmanagement an österreichischen Universitäten aus der Sicht des FGÖ. Dr. Rainer Christ

Die Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung in der Europäischen Union (1997)

Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung

Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen

Kantonales Aktionsprogramm (KAP) «Bern gesund» Kantonales Aktionsprogramm (KAP) «Bern gesund» 11. Symposium des Berner Bündnis gegen Depression

Gesund alt werden im Quartier

Gesundheits- und Bewegungsförderung für alle Generationen als Aufgabe der Kommune

Nationale Strategie Palliative Care. Pia Coppex, Projektleiterin Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK

Gesundheit und Umwelt in Planungsprozessen

Was ist der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)? Was ist Gesundheitsförderung? Warum eine Kooperation zwischen Jugendhilfe und Gesundheitsförderung?

Psychische Gesundheit

Die Bedeutung von Gesundheitsförderung und Prävention in Kindertageseinrichtungen

01./ , Erkner, Forum 10

Charta Palliative Care. Grundsätze der palliativen Behandlung und Betreuung im Kanton Schwyz

Wieviel Gesundheitsförderung macht das Präventionsgesetz möglich?

Gesundheitsförderung für alle ab 60

Das WHO - Konzept der Gesundheitsförderung. Theoretische Grundlagen

Gesundheitsmanagement im demographischen Wandel Forum Gesundheit und Sport am 6. Februar 2012 in der Stadt Bocholt

Inhaltsübersicht. Gesundheitsförderung und BNE in der LehrerInnebildung Chancen und Herausforderungen. BNE Übersicht.

Gesundheitsförderung, Prävention, Früherkennung

Die BRK als Leuchtturm? Chancen und Herausforderungen bei der Umsetzung vom «Wirkungsbericht Behindertenpolitik» des Kantons St.

Theoretische Rahmenkonzepte

Reha Innovativen Impulsvortrag von Herrn Matthias Nagel

Leitbild Pflegeheim Carolinum

Die Früchte der Kooperation zwischen Kanton und Gemeinde

Gesundheit, Gesundheitskompetenz und Gesundheitsförderung

RB GESETZ über die Förderung von Kindern und Jugendlichen im Kanton Uri (Kantonales Kinderund Jugendförderungsgesetz, KKJFG)

Das neue Präventionsgesetz. alte Defizite und neue Chancen. Prof. Dr. Rolf Rosenbrock

Ziel Gesund leben und arbeiten

Leitbild der Jugendarbeit Bödeli

Suchtmittelkonsum Risiken früh erkennen und handeln! Frühintervention in den Gemeinden Informationen für EntscheidungsträgerInnen

Psychische Gesundheit und Familie: Gesundheitspolitische Herausforderung

Wir gehen neue Wege und setzen neue Maßstäbe. Leitbild. Sana Krankenhaus Radevormwald

SCHÜTZEN FÖRDERN BETEILIGEN. Programm Kinder- und Jugendpolitik Kanton Schaffhausen. Kurzfassung

Verknüpfung von Arbeitsschutzmanagementsystemen

Gesundheitsstrategie Baden-Württemberg- Generierung und Umsetzung von Gesundheitszielen im Rahmen einer Public Health Initiative

Charta Palliative Care. Grundsätze der palliativen Behandlung und Betreuung im Kanton Nidwalden

UNSER LEITBILD. Spitex Regio Liestal. Schützenstrasse Liestal. Telefon: Telefax:

Tätigkeit einer Gesundheitsmanagerin

Prävention und Gesundheitsförderung: Kompetenzentwicklung in Gesundheitsberufen

Welche Rolle spielt die Ergotherapie in Public Health? Julie Page & Birgit Stüve Zürcher Hochschule Winterthur Forschung & Entwicklung

Gesundheitsförderung in der Gemeinde Muri b. Bern. Strategiepapier

10 Leitbilder des Studiums in Gerontologie

Landesbericht zum 13. Kinder- und Jugendbericht

Gesundheitsförderung im Setting Krankenhaus unterstützen: Der Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten

Forderungen der DGPPN zur Bundestagswahl 2017

Berufsbild dipl. Naturheilpraktiker/in MV hfnh Manuelle Verfahren staatlich anerkannt vom Kanton Zug

Luxemburger Deklaration

Leitbild Kinder- und Jugendhilfe in der Stadt Freiburg

Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt

Betriebliche Gesundheitsförderung aus der Sicht einer Fachkraft für Arbeitssicherheit. Rolf Witte

Fakultät für Gesundheitswissenschaften AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung

Möglichkeiten und Grenzen für Gesundheitsförderung und Prävention an Hochschulen aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)

Empfehlungen für die Jahre 2017 bis 2027 zur Stärkung der Gesundheitsförderung in der Oberrheinregion

Pflege und Betreuung von Menschen mit einer Behinderung im Alter «Was uns betrifft»

IMMER DIESE JUGENDLICHEN!

Anregungen aus der Gesundheitsförderung für Suchtprävention und Suchthilfe Forum 1 Jahrestagung der NLS 21. Juli 2015

Interkulturelle Öffnung und Gesundheitskompetenz

Je mehr die Selbständigkeit und Eigenständigkeit eingeschränkt sind, desto mehr wird auf Angebote zur Unterstützung zurückgegriffen.

MeinPlan Stuttgart. Landeshauptstadt Stuttgart - Gesundheitsamt Heinz-Peter Ohm

Impulsvortrag in der Arbeitsgruppe. Gesunde Stadtteile

Gesundheitsförderung im Setting Schule gesund leben lernen

Ein Programm der Walliser Liga gegen Lungenkrankheiten und für Prävention

Mensch - Natur. Leitbild

Grundlagen der medizinischen Psychologie und Soziologie

Verteilungs- und Bildungspolitik ist Gesundheitspolitik Prof. Dr. Rolf Rosenbrock BKK Thementag Gesundheit 13. September 2017 Frankfurter Kunstverein

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Hamburg

Palliative Care und psychische Erkrankungen aus der Nutzerperspektive

Gesundheit liegt uns am Herzen

Highlights aus der Arbeitsgruppe Gesundheitsförderung und Prävention mit Fokus auf Personen mit Migrationshintergrund - überarbeitet nach Protokoll

Empowerment in der Gesundheitsförderung

Älter werden in Münchenstein. Leitbild der Gemeinde Münchenstein

Wohnen im Alter Anforderungen an Quartier, Stadt und Region

Länger gesund und selbstbestimmt im Alter - aber Wie?

DEM HILFE SUCHENDEN MIT WERTSCHÄTZUNG UND AKZEPTANZ BEGEGNEN

Betriebliche Gesundheitskompetenz in der Praxis. E. Höltl Gesundheitszentrum Erste Bank

LEITBILD DER JUGENDARBEIT REGENSDORF

Unternehmensbindung und Gesunderhaltung älterer Arbeitnehmer(innen) Tanja Brucker Bereichsleitung Alter und Gesundheit Caritasverband Bruchsal

nrw.de Von der Idee zum Projektantrag Kooperationstag Sucht und Drogen NRW

Brandenburg auf dem Weg zu einer Landesstrategie Nachhaltiger Entwicklung

Einordnung in das Thema Lebenskompetenzen

Berner Gesundheit Prävention und sexuelle Gesundheit

Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)

In Vielfalt gemeinsam von Anfang an

Präventionsketten als Chance einer gelingenden Zusammenarbeit in der Kommune. Sozialraumkonferenz 7. November 2016

Alter gesund erleben,

Fachkräftebindung durch Betriebliche Gesundheitsförderung Handlungsempfehlungen für den Einstieg

Leitlinien für ein Gender Friendly Hospital

Transkript:

Rahmenkonzept der kantonalen Fachstelle Gesundheitsförderung

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung... 3 2 Grundlagen... 3 2.1 Kantonales Gesundheitsgesetz... 3 2.2 Legislaturprogramm des Regierungsrates... 3 3 Begriffe... 4 3.1 Gesundheit... 4 3.2 Gesundheitsförderung... 5 3.3 Prävention... 6 4 Die kantonale Gesundheitsförderung... 7 4.1 Vision... 7 4.2 Aufgabe... 7 5 Grundsätze der Fachstelle Gesundheitsförderung... 7 5.1 Grundsätze zu Selbstverständnis und Aufgabe der Gesundheitsförderung... 7 5.2 Grundsätze zur Arbeitsweise... 8 6 Strategie der kantonalen Gesundheitsförderung... 9 7 Struktur...10 8 Schwerpunkte der Gesundheitsförderung...10 8.1 Querschnittthemen...11 9 Struktur der Programme...11 Januar 2012 2 Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung

1 Einleitung Mit diesem Rahmenkonzept definiert die Fachstelle Gesundheitsförderung des Kantons Luzern ihre Grundsätze und strategische Ausrichtung, setzt Prioritäten und bestimmt die Arbeitsweise. 2 Grundlagen 2.1 Kantonales Gesundheitsgesetz Das Luzerner Gesundheitsgesetz von 2005 hält unter 1 Absatz 2 fest: «Es bezweckt unter Berücksichtigung der Eigenverantwortung und der Wirtschaftlichkeit die Förderung, den Schutz, die Erhaltung und die Wiederherstellung der Gesundheit. Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.» Der Abschnitt V ist der Prävention und Gesundheitsförderung gewidmet. Spezifisch sind es die 45 und 46. Gesundheitsgesetz, Link: http://srl.lu.ch/frontend/versions/535 «Die Gesundheitsförderung bezweckt die Verbesserung des Gesundheitszustandes des Einzelnen und der Gesamtbevölkerung sowie von bestimmten Personengruppen. Die Prävention bezweckt die Verhütung von bestimmten Krankheiten und Unfällen und soll deren Häufigkeit und Schwere vermindern. Sie umfasst Massnahmen zur Früherkennung von Krankheiten und zur Abschwächung von Krankheits- und Unfallfolgen.» Laut 46 ist folgender Grundsatz definiert: «Der Kanton und die Gemeinden betreiben Prävention und Gesundheitsförderung insbesondere in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Sucht.» 2.2 Legislaturprogramm des Regierungsrates Die Kantonsstrategie legt langfristige Leitlinien und Schwerpunkte fest. Das 4-jährige Legislaturprogramm führt aus, wie die Strategieziele erreicht werden sollen. Link: www.lu.ch/legislaturprogramm Eine umfassende Gesundheitspolitik muss auch in der Gesundheitsförderung tätig sein, um den heutigen guten Gesundheitszustand der Bevölkerung zu wahren. Wegen des gesellschaftlichen Wandels sehen wir hier einen grossen Handlungsbedarf. Wir entsprechen ihm mit Programmen und Projekten mit folgenden Schwerpunkten: Förderung eines gesunden Körpergewichts, psychische Gesundheit, Gesundheit im Alter und betriebliche Gesundheitsförderung. Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung 3

3 Begriffe 3.1 Gesundheit Gesundheit ist ein Stadium des Gleichgewichts zwischen gesundheitsbelastenden und gesundheitsfördernden Faktoren. Gesundheit entsteht, wenn Menschen ihre Ressourcen optimal entfalten und mobilisieren können, um so inneren (körperlichen und psychischen) und äusseren (sozialen und materiellen) Anforderungen zu begegnen. Durch die Beschäftigung der Medizin mit der Prävention, Entstehung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten und deren Folge wurde lange die Gesundheit als Freisein von Krankheit und Gebrechen verstanden. 1948 wurde in der Präambel der WHO-Verfassung deshalb der Begriff Gesundheit folgendermassen definiert: «Gesundheit ist der Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.» Erst in den letzten 20 Jahren kam es zu einem Paradigmawechsel im Gesundheitsverständnis, indem man die Gesundheit im positiven Sinn zu erfassen versucht. Heute geht das moderne sozialmedizinische Verständnis davon aus, dass die zwei Zustände Gesundheit und Krankheit dynamische Prozesse sind, die in einem Gleichgewicht miteinander stehen. So gibt es von Geburt bis zum Tod keinen Zustand von ausschliesslicher Gesundheit oder von reiner Krankheit. Beide Zustände sind Teile des Kontinuums (fortdauerndes Spektrum) des Lebens. Krankheit und Gesundheit sind stark von der subjektiven Empfindung des Einzelnen geprägt. sehr gesund gesund ziemlich gesund krank schwer krank todkrank 4 Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung

Zu den Dimensionen der Gesundheit gehören im Kernbereich die physische, psychische, emotionelle, spirituelle, soziale und sexuelle Gesundheit. Dazu kommen weitere Faktoren wie die Gesellschaft und die Umwelt. Umwelt Gesellschaft physische psychische emotionale soziale spirituelle sexuelle Bild-Quelle: Dimension der Gesundheit. Entnommen von Aggleton & Homans (1987) und Ewles & Simnett (1999) Das Individuum versucht ständig den Zustand mit seiner Umwelt so herzustellen, damit sie ihm ein optimales Wohlbefinden vermittelt. In diesem Fliessgleichgewicht beeinflussen vier Dimensionen den jeweiligen Gesundheitszustand, nämlich: biologischen und genetischen Gegebenheiten medizinische und psychosoziale Versorgung Lebensstil und Gesundheitsverhalten Natürliche und soziale Umwelt Je besser diese verschiedenen Elemente miteinander harmonieren, desto grösser ist das Wohlbefinden des Menschen. Somit sind es nicht nur die Ärzteschaft und weitere medizinische Berufe, die sich für die Gesundheit der Bevölkerung einsetzen, indem sie versuchen, die Kranken wieder herzustellen. Bei der Gesundheitserhaltung und Gesundheitsförderung ist die Eigenverantwortung des Einzelnen stark gefragt. Natürlich versuchen auch verschiedenste Berufsgruppen, Institutionen und Einrichtungen ihren Beitrag für die Erhaltung der Gesundheit, sei es im körperlichen, geistigen oder sozialen Sinne, zu leisten. 3.2 Gesundheitsförderung Gesundheitsförderung ist die Befähigung von Individuen, Gruppen und Organisationen, ihre Gesundheit mittels Veränderung der Lebensstile und Gestaltung der Lebensbedingungen zu verbessern. Die Gesundheitsförderung schliesst Handlungen und Aktivitäten ein die auf die Stärkung der Kenntnisse und Fähigkeiten von Individuen gerichtet sind die darauf abzielen, soziale, ökonomische sowie Lebensbedingungen derart zu verändern, dass diese positiv auf die individuelle und bevölkerungsbezogene Gesundheit wirken. Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung 5

Definition der Gesundheitsförderung (gemäss der WHO Ottawa Charta 1986): «Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Mass an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont sowie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für die Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur beim Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden hin.» 3.3 Prävention Bei der Prävention handelt es sich um Massnahmen, die dem Aufkommen von Krankheiten vorbeugen (primäre Prävention), deren Fortschreiten eindämmen (sekundäre Prävention) und Krankheitsfolgen minimieren (tertiäre Prävention). Ziel der Prävention ist die Bewahrung der Gesundheit sowie die Verhütung und Früherkennung von Krankheiten. Präventive Massnahmen und Interventionen können auf der Ebene der Person (individuell) oder auf der Ebene der Umwelt und Gesellschaft (strukturell) erfolgen. Die individuelle Prävention will einerseits durch Information und Aufklärung präventiv wirken. Andererseits setzt sie sich mit innerpsychischen Prozessen auseinander und versucht, durch eine Stärkung der Persönlichkeit präventive Wirkung zu entfalten. Bei der individuellen Prävention geht es darum, die Menschen zu einem gesunderen Verhalten zu bewegen (z.b. Aufgeben des Rauchens etc.). Die strukturelle Prävention setzt am gesellschaftlichen Kontext an. Die soziale Umwelt kann in verschiedene Bereiche gegliedert werden (Arbeit, Freizeit, Wohnen usw.), für die spezifische Massnahmen denkbar sind. Diese Massnahmen können auf einen sozialen Nahraum eines Individuums oder einer bestimmten sozialen Gruppe bezogen sein (z.b. die Familie). Sie können sich aber auch auf globalere Bereiche der Gesellschaft beziehen (z.b. Jugend- und Familienpolitik, Sozialpolitik etc.). Bei der strukturellen Prävention sollen die Verhältnisse (die sozialen und physischen Umweltbedingungen im Sinne von Prävention) geändert werden. Die individuelle und strukturelle Prävention bedingen sich gegenseitig. Die Prävention muss Ansatzpunkte auf beiden Ebenen suchen. Eine Änderung des Verhaltens des einzelnen Menschen ist nur im Kontext der Verhältnisse möglich. 6 Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung

4 Die kantonale Gesundheitsförderung 4.1 Vision Die Bevölkerung im Kanton Luzern lebt in einem gesunden Umfeld. Sie ist fähig, ihre Gesundheit selbstbestimmt und positiv zu beeinflussen. 4.2 Aufgabe Die Fachstelle Gesundheitsförderung ist das Kompetenzzentrum des Kantons Luzern im Bereich Gesundheitsförderung. Sie erarbeitet Strategien mit Zielen und Massnahmen zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit der Luzerner Bevölkerung. Sie vernetzt, koordiniert, initiiert, unterstützt und fördert. 5 Grundsätze der Fachstelle Gesundheitsförderung Die Fachstelle Gesundheitsförderung arbeitet nach folgenden Grundsätzen: 5.1 Grundsätze zu Selbstverständnis und Aufgabe der Gesundheitsförderung Selbstbestimmung Konzepte und Projekte der Fachstelle Gesundheitsförderung sind darauf ausgerichtet, die Potenziale für Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu entwickeln und auf die Verhältnisse so einzuwirken, dass das Individuum befähigt wird, seine Gesundheit positiv zu beeinflussen. Chancengleichheit In allen Aktivitäten und Projekten der Fachstelle Gesundheitsförderung wird systematisch und konsequent darauf geachtet, dass alle Bevölkerungsgruppen unabhängig von Bildungsstand, Nationalität, Geschlecht und ökonomischer Situation von den Angeboten profitieren können. Projekte und Programme sollen die Chancengleichheit positiv beeinflussen. Partizipation Projekte und Programme der Fachstelle Gesundheitsförderung berücksichtigen die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bevölkerungsgruppen und -segmente. Der Einbezug der Zielgruppe wird bereits in der Konzeption und Planung der Massnahmen berücksichtigt. Vernetzung Die Verantwortung für Gesundheit liegt nicht allein beim Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen. Die Fachstelle Gesundheitsförderung strebt nach einer Zusammenarbeit über die Grenzen von Bereichen, Disziplinen, Hierarchiestufen, Institutionen und Projekte hinweg. Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung 7

Konzentration auf Lebenswelten Die Fachstelle Gesundheitsförderung setzt dort an, wo Menschen leben, lernen und arbeiten (z.b. Gemeinden, Schulen und Arbeitsplatz). Fokus auf kritische Lebensphasen und Lebensübergänge Die Fachstelle Gesundheitsförderung richtet die Aufmerksamkeit auf besonders risikobehaftete Gruppen sowie risikobehaftete Lebensphasen und -übergänge (z.b. Adoleszenz, Mutterschaft, Vaterschaft, Pensionierung, Verlust von Angehörigen, Scheidung). 5.2 Grundsätze zur Arbeitsweise Nachhaltigkeit Die Arbeit der Fachstelle Gesundheitsförderung (siehe Punkt 3) wird mit dem Ziel geleistet, nachhaltige Wirkungen eines Projekts über eine begrenzte Dauer hinaus zu erzielen. Stärkung bestehender Organisationen Die Fachstelle Gesundheitsförderung leistet Inputs in bestehende Organisationen und Prozesse und vermeidet wenn immer möglich die Schaffung neuer Institutionen und Strukturen. Kooperation und Partnerschaft Die Fachstelle Gesundheitsförderung sucht systematisch und konsequent Kooperation und Partnerschaft mit allen Organisationen, Akteurinnen und Akteuren sowie Netzwerken, die sich in der Lebenswelt der Zielgruppen befinden und die auf die Entwicklung der gesundheitsrelevanten Potenziale der Zielgruppen einen Einfluss haben und dies auf allen Ebenen von Staat und Gesellschaft. Beachtung der Subsidiarität Bei Aktivitäten und Projekten wird darauf geachtet, dass die Fachstelle Gesundheitsförderung als koordinierende Organisation Aufgaben übernimmt, welche von anderen nicht erfüllt werden können. Die Fachstelle Gesundheitsförderung konzentriert ihre Unterstützung besonders auf kommunale Organisationen und weitere Organisationen im unmittelbaren Umfeld von Lebenswelten. Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit Die Fachstelle Gesundheitsförderung richtet die Konzepte danach aus, mit geeigneten Massnahmen effektive Wirkung zu erzielen. Dafür werden die vorhandenen Mittel effizient eingesetzt. Dies erfordert die Konzentration der bestehenden Ressourcen, Bildung von Schwerpunkten und Setzen von Prioritäten. In der Gesamtaktivität der Fachstelle Gesundheitsförderung sollen Bestehendes und Neues ausgewogen und richtig strukturiert sein. 8 Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung

Verhalten und Verhältnisse Menschliches Handeln (Verhalten) und Lebensbedingungen (Verhältnisse) hängen eng zusammen. Menschen beeinflussen durch ihr Verhalten ihre Verhältnisse und umgekehrt. Die Fachstelle Gesundheitsförderung will sowohl günstige Verhältnisse schaffen wie auch Individuen und Gruppen befähigen, ihre Lebensbedingungen so zu gestalten, dass sie der Gesundheit und dem Wohlbefinden förderlich ist und zu erhöhter Lebensqualität führt. 6 Strategie der kantonalen Gesundheitsförderung Die aktive Förderung der Gesundheit ist eine strategische Aufgabe, die grundsätzlich alle Sektoren des politischen Handelns und alle Ebenen der Aktivitäten betrifft. Daneben braucht es weiterhin Anstrengungen im Präventionsbereich. Für den Erfolg beider ist das Zusammenwirken von Eigenverantwortung, Gesetzen, Anreizen und Schutzmassnahmen nötig. Dazu müssen verschiedene Bereiche wie Soziales, Verkehr, Natur und Umwelt, Raumplanung, Bildung und Arbeitswelt zusammenarbeiten, denn sie alle haben Einfluss auf die Gesundheit. Das von der WHO auf internationaler Ebene formulierte Rahmenkonzept «Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert» bildet für die Fachstelle Gesundheitsförderung eine ebenso wichtige Grundlage wie die Nationalen Programme des Bundesamts für Gesundheit und von Gesundheitsförderung Schweiz. Sowohl in der Konzeptentwicklung als auch in der Umsetzung gilt es, die Erfahrungen aus Gesundheitsförderung und Prävention in Bund und anderen Kantonen einzubeziehen und systematisch Synergien aus der Zusammenarbeit zu nutzen. In Anlehnung an die langfristige Strategie der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz engagiert sich der Kanton Luzern in den nächsten Jahren nebst «Prävention und Gesundheitsförderung stärken» in den Bereichen «Gesundes Körpergewicht», «Psychische Gesundheit», «Gesundheit im Alter» und «Betriebliche Gesundheitsförderung». Zusammen mit anderen Dienststellen, Fachinstitutionen, Gemeinden und der Wirtschaft erarbeitet die Fachstelle Gesundheitsförderung zur Erreichung der Ziele Programme und Projekte, die auf folgenden vier Handlungsfeldern basieren: Policy-Massnahmen Schlüsselpersonen fördern strukturelle Massnahmen, die eine materielle Verankerung und eine kantonsweite Erfassung der Zielgruppen zum Ziel haben. Vernetzung Einzelinitiativen und relevante Akteure sollen sich vernetzen, Ideen gegenseitig austauschen und Synergien nutzen. Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung 9

Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeit soll über die Bedeutung der Gesundheit, Gesundheitsförderung und Prävention informiert werden. Interventionen Die Gesundheit der Luzerner Bevölkerung soll mit gezielten Projekten gefördert werden. Die kantonale Kommission Gesundheitsförderung und Prävention hat den Auftrag, für die mittel- und langfristige Planung, Steuerung, Koordination, Vernetzung und Evaluation sowie die mittel- und langfristige Ausrichtung der Gesundheitsförderung und Prävention im Kanton Luzern zu begleiten und Empfehlungen abzugeben. 7 Struktur Die Dienststelle Gesundheit Die Fachstelle Gesundheitsförderung ist ein Bereich innerhalb der Dienststelle Gesundheit. Das vorliegende Rahmenkonzept deckt den Bereich Gesundheitsförderung ab. Dienststelle Gesundheit Assistenz Stab Shared Services Human Medizin Heilmittel Gesundheitsförderung Zahnmedizin Infektionskrankheiten Gesundheitsversorgung Koordinierter Sanitätsdienst Ethik- Kommission 8 Schwerpunkte der Gesundheitsförderung Die Leistungen der Schwerpunktthemen der Gesundheitsförderung Luzern werden in Programmen 1 gebündelt. Die Schwerpunktprogramme umfassen kurz- und längerfristige Aktivitäten in ausgewählten Settings, bzw. Lebenswelten und in deren Rahmen in ausgewählten Themen mit der Absicht, nachhaltige gesundheitsförderliche Wirkung zu 1 Programme: Aus einer Policy oder übergeordneten Strategie abgeleitetes, zielgerichtetes längerfristiges aber zeitlich befristetes Vorhaben, das in der Regel aus mehreren untereinander koordinierten Projekten besteht. 10 Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung

erzielen. Grundlagen der Programme sind Situationsanalysen (Ist- und Soll-Zustand). Daraus resultierend werden Handlungsoptionen abgeleitet. Die Fachstelle Gesundheitsförderung arbeitet an folgenden Themen: Gesundes Körpergewicht Psychische Gesundheit Gesundheit im Alter Betriebliche Gesundheitsförderung Gesundheitsförderung und Prävention stärken Effektive Gesundheitsförderung ist nur möglich, wenn Bevölkerung, Politik und Wirtschaft gemeinsam dafür einstehen. Unser Ziel ist es, Gesundheitsförderung und Prävention im politischen Handeln zu stärken und auf allen Ebenen Aktivitäten zu ermöglichen. 8.1 Querschnittthemen Ergänzend zu diesen inhaltlichen Schwerpunkten bearbeitet die Fachstelle Gesundheitsförderung auch eine Reihe von übergeordneten oder alle Programme gemeinsam betreffenden Themen. Dazu gehört «Gesundheitsförderung und Prävention stärken», denn effektive Gesundheitsförderung ist nur möglich, wenn die Bevölkerung, Politik und Wirtschaft gemeinsam dafür einstehen. Aber auch die Informations- und Supportaufgaben gegenüber anderen Verwaltungseinheiten zwischen Verwaltung und Öffentlichkeit, die Unterstützung von Gemeinden und Organisationen sowie die Sensibilisierung von Politikern und Entscheidungsträgern in Fragen der Gesundheitsförderung sind Querschnittaufgaben. 9 Struktur der Programme Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung 11

Herausgeber Gesundheits- und Sozialdepartement Dienststelle Gesundheit Gesundheitsförderung Meyerstrasse 20, Postfach 3439 Telefon 041 228 60 89 Telefax 041 228 67 33 gesundheit@lu.ch www.gesundheit.lu.ch 12 Dienststelle Gesundheit, Gesundheitsförderung