Barrieren für die Raumaneignung armutsbetroffener Kinder

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Transkript:

Barrieren für die Raumaneignung armutsbetroffener Kinder Input im Rahmen der Tagung Teilhabe und Zugehörigkeit neu denken Inklusion von armutsbetroffenen Kindern, organisiert von der Volkshilfe;, Wien. Mag. a, MA Technische Universität Wien Universität Wien raphaela.kogler@tuwien.ac.at raphaela.kogler@univie.ac.at

In welchen Räumen halten sich Kinder auf? 1. Raum in dem Kinder leben (Wohnraum, Wohnumfeld) [Wohnverhältnisse und der Infrastruktur des Wohnumfeldes] 2. Raum den Kinder erleben (Lebensraum) [Lern- & Erfahrungsräume] 3. Raum, den sich Kinder aneignen (Sozialräume der Kinder) [Räume werden angeeignet - Kinder als Ko-Konstrukteure und ExpertInnen ihrer Lebensräume] Kinderräume als physische Orte (territorial): (z.b. kindgerechte Orte, Wohnumgebung, öffentliche Straßenräume) ODER Kinderräume als kindzentrierte Sozialräume (relational): Räume, die durch die Relation von Kindern, Umwelt und Dingen bzw. durch Bedeutung und Interaktion, konstruiert werden. (z.b. Interaktionsräume, informelle Lernräume) (vgl. Löw 2001)

Was ist Raumaneignung? Raumaneignung als subjektiver Prozess o als Auseinandersetzung mit der Umwelt o als Erweiterung des Handlungsraumes o als Veränderung von vorgegebenen Arrangements und Situationen im Raum o als Kompetenzerweiterung und Bedeutungsverallgemeinerung (vgl. Deinet 2013; Kogler 2015) Kinder erleben keinen homogenen Raum, sondern viele heterogene Räume (vgl. Löw 2001)

Wie funktioniert Raumaneignung von Kindern? Zunächst wird sich Raum in Form konzentrischer Kreise um das Zuhause angeeignet. Anschließend werden immer mehr Inseln im Stadtraum erschlossen, um welche zunehmend mehr Raum angeeignet wird (vgl. Muchow 1935; Zeiher/Zeiher 1994; Kogler 2015). Physisch-räumliche Dimension der Aneignung: Raumnutzung als Teil der Raumaneignung Sozio-kulturelle Dimension der Aneignung: Aneignungsraum als Bildungs- und Interaktionsraum Symbolisch-emotionale Dimension der Aneignung: Raum als (bekannten) Raum erkennen

Welche Räume werden angeeignet? Erlebnispark Kinderfest Schule Verein Strand Spielplatz Park Wohnung von Freunden Kindergarten Innenhof Musik Urlaubs -orte Zuhause Abbildung angelehnt an Baacke (1999)

Wie ist das Verhältnis zwischen Kind(heit) und Stadt(raum)? Kinder stehen in sozialer, zeitlich-räumlicher und kultureller Hinsicht in Beziehung zum Raum Kinder und Stadt Zahlreiche Veränderungsprozesse im (räumlichen) Kinderalltag (Mobilität, Freizeit, Vereinskultur, Verhäuslichung) Kindheit in der Stadt sozialräumliche Sozialisation und informelle Lernräume Kindheit im (Stadt-)Raum Sozialraumorientierte Kinder- und Jugendarbeit benachteiligte Kinder in der Stadt Der städtisch-öffentliche Raum, speziell der Straßenraum, muss als Bildungsraum für Kinder für vier Funktionen `gebrauchbar sein: Erstens für raumgreifende Bewegung, zweitens für das Beobachten von Bekanntem und Fremdem, drittens für die Interpretation der Veränderung und Entwicklung sowie viertens für die Herstellung von Kinderöffentlichkeiten (Ahrend 1997: 206)

Raumplanung und Forschung mit Kinder Partizipation und Teilhabe der Kinder Barrieren der Raumaneignung und Lösungsansätze Produktive Balance zwischen offener Kinder- und Jugendarbeit in Stadtteilen und der Akzeptanz und Wahrung des Eigen(er)lebens der Kinder (eigene Räume schaffen und aneignen lassen) Kinder nicht pauschal aus der Erwachsenenwelt ausschließen Räume der Kinder nicht nur als Wohnräume und Wohnumfeld wahrnehmen Lebensräume und Inseln sind vielfältige und verstreut Kinderräume als funktionsbestimmte, regelgeleitete Räume, die von Erwachsenen bestimmt sind keine selbstständigen Erfahrungsräume Öffentliche Streif- und Spielräume zulassen und nicht verplanen. Kinder sind kompetenter im urbanen Raum als wir glauben! Freiräume im urbanen Raum zulassen und Aneignung konsumfreier Räume fördern Öffentlicher Raum ist Kommerzialisiert (halböffentliche Räume anerkennen) Schaffen informeller Lern- und Erfahrungsräume sowie Unterstützungsleistung für die Aneignung nicht-alltäglicher Geschlechtsspezifisches Räume Raumverhalten Mädchen brauchen versteckte Freiräume zum Austausch; Raumaneignung gestatten und keine Angsträume schaffen