Oberösterreichischer Umweltkongress 2015

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Transkript:

Oberösterreichischer Umweltkongress 2015 Wege zu einer CO 2 -neutralen Welt Die oberösterreichischen Perspektiven für die Klimakonferenz 2015 in Paris Mittwoch, 10. Juni 2015 Schlossmuseum Südflügel Schlossberg 1, 4010 Linz Thema: Impuls 2 COIN Ökonomische Auswirkungen des Klimawandels auf Österreich Referent: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl Steininger Institut für Volkswirtschaftslehre und Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz

Ökonomische Auswirkungen des Klimawandels auf Österreich Karl W. Steininger Universität Graz - Institut für Volkswirtschaftslehre und Wegener Center Gemeinsam mit M. König, B. Bednar Friedl, L. Kranzl, W. Loibl, F. Prettenthaler, H. Mitter, M. Schönhart, E. Schmid, I. Meyer, F. Sinabell, K. Mechtler, K.P. Zulka, M. Götzl, B. Wolkinger, H. Formayer, I. Offenthaler, M. Leitner, J. Köberl, S. Nabernegg, T. Schinko, H. Urban, W. Haas, U. Weisz, P. Meier, F. Scholz, R. Neunteufel, R. Perfler, D. Schwarz, T. Tötzer, M. Köstl, D. Kortschak, S. Hochrainer Stigler, R. Mechler, G. Totschnig, A. Müller, M. Hummel, I. Schicker, A. Toleikyte, M.J. Lexer, R. Jandl, A. Wolf, M. Pech, M. Kriechbaum, M. Themeßl Oberösterreichischer Umweltkongress 2015, Linz, 10. Juni 2015 1

Überblick 1. Ökonomische Auswirkungen: COIN COsts of Inaction 2. Ermittlung der Auswirkungen - Vorgehensweise Szenariendefinition Wirkungsfelder und Wirkungsketten 3. Ergebnisse Gesamte Wirkungen Sektorale Auswirkungen Maßgröße: BIP vs. Wohlfahrtsmaß 4. Limitationen und Diskussion

COIN THE COSTS OF INACTION

COIN The Costs of Inaction Klimawandelfolgekosten für Österreich für verschiedene Wirkungsfelder bereits vorhanden, jedoch Unterschiede in zentralen Annahmen, Szenarien, Reifegrade Zielsetzung für COIN: Bewertung der Wirkungsfelder der österreichischen nationalen Anpassungsstrategie (z.b. Landwirtschaft, Tourismus, Energie etc.) Derzeitige Klimaschutzbemühungen miteinbeziehen, jedoch keine aktive Anpassung ( inaction ) Konsistentes Rahmenwerk (Annahmen zur sozioökonomischen Entwicklung, Klimawandelszenarien) Breiter bottom-up Ansatz mit wissenschaftlichen Experten und Expertinnen aus den einzelnen Wirkungsfeldern Stark interdisziplinärer Charakter

VORGEHENSWEISE

Szenariendefinition Damage ( ) Climate change scenario Costs of climate change Baseline scenario Costs due to socio-econ. dev Av. damage in base period t Base period Future period (2036-2065: 2050 )

Szenariendefinition Zeithorizont: 2030 (Ø 2016 2045) und 2050 (Ø 2036 2065) Szenarien einheitlich für alle Wirkungsfelder Baseline Wirtschaftswachstum Bevölkerungswachstum Klimaschutz: CO 2 -Preis exogen Sektor spezifische Baseline-Entwicklungen (z.b.: Nachfrage, Technologie, Subventionen, etc.) Bandbreite: damage diminishing reference damage enhancing Klimawandel Ensemble aus 31 GCM-RCM Szenarien für Österreich Auswahl eines Szenarios (A1B getrieben): mid-range Bandbreite: zusätzlich low-range und high-range Szenarien Baseline Diminishing Reference Enhancing Klimawandel Lowrange Midrange Highrange

Wirkungsfelder und Wirkungsketten Analysierte Wirkungsfelder: 1. Landwirtschaft 2. Forstwirtschaft 3. Ökosystemdienstleistungen 4. Gesundheit 5. Wasserversorgung und -entsorgung 6. Gebäude: Heizen und Kühlen 7. Elektrizität 8. Transport 9. Herstellung und Handel 10. Städte und urbane Grünräume 11. Katastrophenmanagement 12. Tourismus Einordnung der Wirkungsfelder zu Sektoren des makroökonomischen Modells

Wirkungsfelder und Wirkungsketten Beispiel: Wirkungsketten im Feld Wasserversorgung Climate change parameter impact chain quantified *) Precipitation: Lower precipitation or change of seasonal distribution, especially less precipitation during the summer heavy precipitation events: Increase of frequency and/or intensity Temperature: Increase of mean values and heat waves Drought: Increase of frequency and/or duration (consecutive dry days) lower yield of springs (resource quantity) in the dry season peak demand not covered by resource yield enlargement of abstraction needed lower groundwater / surface water recharge lower dilution of pollutants (e.g. nitrate or pesticide) enlargement of treatment needed less precipitation in the vegetation period increased outdoor demand (consumer behaviour) enlargement of total capacity Increase of days with higher turbidity of spring water resources possible microbiological contamination discharge or treatment adaptation of assets Increase of land slide or mudflow events damage of infrastructure (abstraction, treatment, distribution system) Increase of flood events damage of infrastructure; infiltration into damaged pipe network contamination damage and restoration cost; midterm deterioration of water resources (raw water) damage and restoration cost Change of resource quality (microbiological activity) damage and restoration cost Change of withdrawal (resource quantity) increased outdoor and peak demand due to temperature rise (consumer behaviour) Increase of depth of drying cracks in the soil possible microbiological contamination discharge or treatment adaptation of assets Increase of drought duration in the summer season increased outdoor demand (consumer behaviour) enlargement of total capacity yes yes no yes yes yes no no no yes yes no

ERGEBNISSE

2. Steirisches Klimaforum, 8. April 2015, Graz 12

BIP vs. Wohlfahrtseffekte GDP Welfare Kosten des zusätzlichen Klimawandels million 2008 600 300 0 300 600 900 1,200 1,500 1,800 2,100 2,400 2030 2050 2030 2050 agr for ele h&c tsm cam rest net effect Wohlfahrtsmaß: (Verlust an) Konsummöglichkeiten Über bloße Aggregierung aller Markttransaktionen hinaus: erzwungener Konsum nicht wohlfahrtssteigernd (z.b.: Wiederaufbau nach Extremereignissen; mehr Nachfrage nach Wasser durch Hitze, etc.)

Ergebnisse: gesamt Gesundheitseffekte und Ökosystemdienstleistungen: ex-post hinzugerechnet gesamt: im Schnitt 4,2 Mrd. bis 5,2 Mrd. p.a. (je nach Bewertungsmethode); je nach Szenarien-Schwankungsbreiten: bis zu 8.8 Mrd. p.a. Stellt durchschnittlichen jährlichen Schaden (über 30-Jahres-Periode) dar. In einzelnen Jahren können Schäden deutlich höher sein! (z.b.:~2050 4-7 Mrd. direkte Schäden nur an Gebäuden durch 100-jährliches Hochwasser) Damage (billion ) Climate change scenario 2,2 2,6 Mrd Baseline scenario 1 1,6 Mrd. Av. damage in base period 1 Mrd. Base period Future period (2036-2065: 2050 ) t

LIMITATIONEN UND DISKUSSION

Limitationen und Diskussion Wirkungsfelder Gesundheit und Ökosysteme nicht im Makromodell-Rahmenwerk enthalten In COIN ex post zu volkswirtschaftlichen Schäden hinzugerechnet Unvollständige Quantifizierung der Wirkungsketten Mehr Information, Primärdaten, Zeit und Ressourcen notwendig Schwachstellen der Makroökonomischen Methode Sehr flexibel; perfekt informierte Akteure Messung von Flows (z.b.: BIP) anstatt Stocks Extremereignisse: jährlicher Durchschnitt auf nationaler Ebene Keine Klimawandelfolgen in anderen Erdteilen mit Wirkung auf Österreich berücksichtigt (z.b.: Lebensmittelpreise, Migration)

Literatur Steininger, K., König, M., Bednar-Friedl, B., Kranzl, L., Prettenthaler, F. (eds.), (2015), Economic Evaluation of Climate Change Impacts: Development of a Cross-Sectoral Framework and Results for Austria. Springer, Berlin. Web: http://coin.ccca.at Executive Summary Factsheets Broschüre Klimafolgen in 10 Bildern Link zu Springer Books

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