Gestaltungsbeispiele Fußgängerfreundliche Räume: Erfahrungen aus Duisburg

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Transkript:

Gestaltungsbeispiele Fußgängerfreundliche Räume: Erfahrungen aus Duisburg Gestaltung verbindet! Fachtagung zur Straßenraumqualität München, 10. September 2013 Dr.-Ing. Michael Frehn

Planersocietät Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation Integriert arbeitendes Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Schwerpunkte: Verkehrsentwicklungspläne: Soest, Hemer/Iserlohn/Menden, Mobilitätsstrategie Frankfurt, Bremen, Kassel, Taunusstein, Moers, Willich, Sankt Augustin u.a. Innenstadt und Nahmobilität: Lippstadt, Paderborn, Willich, Duisburg, Nahmobilität Frankfurt Schnittstellen und Kommunikation: Nahmobiltätsworkshops, Dialogforum Mobilität im ländl. Raum, Radschnellwege Ruhr und Osnabrück, Radverkehrskongress, AGFK Bayern

Worum geht es? 1+5 = Duisburger Gemeinschaftsplätze Gestaltungsbeispiele Erfahrungen: Plätze für alle!? Innovative Straßenraumgestaltung als Teil einer integrierten Zentrenentwicklung

Opernplatz, Innenstadt > ehemals verkehrsfunktional geprägt mit hohem Durchgangsverkehr > ehemals 22.000 Kfz; jetzt ca. 14.000 Kfz/Tag > ehemals 6-spurige Fahrbahn, grüner Mittelstreifen > starke Trennwirkung durch Ein-/Ausfahrt Tiefgarage Fotos: Stadt Duisburg

Erfolgsfaktoren für Umsetzung > Dezernat konnte nicht nur Planung, sondern auch verkehrsordnungsrechtliche Anordnung festlegen > städtebauliches Projekt: eingebettet in eine städtebauliche Platzaufwertung > Finanzierung im Zuge der benachbarten CityPalais- Eröffnung Vorhersituation Fotos: Stadt Duisburg Nachher situation: Fotos Planersociettät

Opernplatz > Abnahme des Kfz-Verkehrs von 22.000 auf 14.000 Kfz/Tag > deutliche Zunahme der Fußgängerfrequenzen > langsame Geschwindigkeit, wenn auch kein Schritttempo > hohe Akzeptanz bei den Bürgern > keine durchgängige Barrierefreiheit (Mittelinsel) > 14 Unfälle seit 2007, aber keine schweren Unfälle Quelle: SSR: Ein Platz für alle!? Im Auftrag der Stadt Duisburg 2011 Fotos: Stadt Duisburg

5 Plätze in den Stadtteilzentren > Hochemmericher Markt Rheinhausen > Bahnhofsvorplatz Großenbaum > Hamborner Altmarkt > Schwalbenplatz in Beeckerwerth > Dorfplatz Bissingheim > Finanziert über das Konjunkturprogramm II > Planungen der Stadt Duisburg > Umbau 2010, begleitet durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit > Evaluation 2011: Nutzerbefragung, Platzbeobachtung, Experteninterviews, Unfallanalyse Fotos: Dirk Rose/Planersocietät

Beispiel Hochemmericher Markt Rheinhausen > Hochemmericher Markt ist der zentraler Platz in Rheinhausen (Markt, ÖPNV-Knoten) > 2001: 10.000 Kfz/ 2011: 8.500 Kfz > niveaugleicher Ausbau > Ausweisung als verkehrsberuhigter Bereich > Asphaltierung des Fahrbahnbereichs (nachträgliche Markierungen) > noch relativ hohe Geschwindigkeiten > ambivalente Bewertung (Übersichtlichkeit positiv/ uneindeutige Verkehrssituation z.t. negativ bewertet) Fotos: Planersocietät/SSR

Bahnhofsvorplatz Großenbaum > Bahnhofsvorplatz mit den jeweiligen Funktionen > 14.000 Kfz/Tag (2006) > Umwandlung des Knotenpunktes in einem Minikreisverkehr > Befreiung des Platzes von Einbauten/Hindernissen > positive Bewertung der Gestaltung > Außengastronomie wird sehr positiv bewertet > viele Falschparker (anders gepflasterter Bereich) > Fahrradfahrer bleiben im Seitenbereich > noch relativ hohe Geschwindigkeiten (ca. 20 km/h) Fotos: Stadt Duisburg/Planersocietät

Beispiel Hamborner Altmarkt > bildet das historische Zentrum des Stadtteils Alt-Hamborn > Nordseite: Richterstraße/Schreckenstraße > Rückbau der 4-spurigen Straße als Mischverkehrsfläche > niveaugleicher Ausbau mit farbigen Asphalt > Einrichtung eines Kreisverkehrs im Osten > insgesamt positiv bewertet (Übersichtlichketi) > mehr Aufenthaltsfunktionen > einige Falschparker außerhalb der Fahrbahnfläche > Geschwindigkeit noch etwas erhöht (20-30 km/h) Quelle: SSR: Ein Platz für alle!? Im Auftrag der Stadt Duisburg 2011 Fotos: Stadt Duisburg/Dirk Rose

Bewertung der Plätze > Gestaltung in vielen Fällen gelungen > Plätze ist als städtebauliche Aufwertung anzusehen > es bedarf einer gewissen Fußverkehrsfrequenz > durchgängige Gestaltung funktioniert am besten > Geschwindigkeit häufig noch nicht angepasst > statt verkehrsberuhigter Bereich als Krücke wäre ein neues Verkehrszeichen angebrachter > hohe Akzeptanz > Bevölkerung und Experten sprechen sich für mehr Platzumgestaltungen aus Fotos: Dirk Rose

Opernplatz Innenstadt Hochemmericher Markt > Opernplatz in der Innenstadt wird am positivsten eingeschätzt + hohe Rücksichtnahme + gute Gestaltung > Hochemmericher Markt wird kritischer eingeschätzt - Gestaltung weniger gut - Asphalt = Trennprinzip = keine Schrittgeschwindigkeit > Hamborn: + gute Gestaltung - sichere Überquerbarkeit > Bahnhofsvorplatz Großenbaum + Belebung des Platzes Quelle: SSR: Ein Platz für alle!? Im Auftrag der Stadt Duisburg 2011 > 80% der Befragten wünschen sich mehr solcher Umgestaltungen

Öffentliche Räume zurückgewinnen

Schaffung aufenthaltsorientierter und gestalterisch ansprechender öffentliche Räume

Nahmobilität als Maßstab der Innenstadtentwicklung: Neue Qualitäten für Fußgänger und Radfahrer 15

Evolution des öffentlichen Lebens Nahmobilität als Maßstab der Innenstadtentwicklung > als langfristige Rahmenplanung > Aufwertungen und Widerstände im Straßenraum im Verbund mit deutlichen Verbesserungen bei Rad- und Fußverkehr > Weiterführung der fußgängerfreundlichen Platzgestaltung a) Mercatorstraße Bahnhof b) Steinsche Gasse > Profilierung des öffentlichen Raums und Rückbau der verkehrstechnisch dimensionierten Räume > stadtgerechte Mobilitätskultur Quelle: Gehl architects: Partitur des öffentlichen Raumes, Planungshandbuch; erschienen in: Wien 3420 Aspern Development AG, Magistratsverwaltung 18 Wien (Hg): Werkstattberichte zur Stadtentwicklung Nr. 103, Wien 2009. S.16 16

Fazit > Platzgestaltung für städtebaulich sensible Stadträume, die auch eine hohe Verkehrsbelastung aufweisen > gute Akzeptanz bei Bürgern, Öffentlichkeit und Politik > Straßenraumgestaltung gewährleistet hohe Fußgänger- und Aufenthaltsqualitäten sowie einen langsameren und sicheren Kfz-Fluss > Autoverkehrsdominanz und belastung sinkt > ruhender Verkehr zurücknehmen, konsequente Kontrolle > Evaluationskultur: aus kleinen Fehlern lernen > StVO: adäquates Verkehrszeichen fehlt! 17

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Kontakt: Dr.-Ing. Michael Frehn, SRL AKNW Planersocietät Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation Gutenbergstr. 34 in 44139 Dortmund Fon: 0231/589696-0 Mail: frehn@planersocietaet.de Internet: www.planersocietaet.de 18