Thomas Morgan Jones Trollkind (Originaltitel: The forest in my room ) Aus dem kanadischen Englisch von Matthias Grön - Vorausfassung -
- Vorausfassung - (c) henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2011. Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH Marienburger Str. 28 10405 Berlin verlag@henschel-schauspiel.de Tel.: 030-4431 8888
Ich heiße. Ich bin sieben. Ich wohne mit meiner in einer Kleinstadt. In der Nähe von einem Wald. Ich habe einen Bruder. Der heißt Theo. Ich nenne ihn Deo. Ich finde das irgendwie witzig. Er regt sich dann immer so schön auf. Er ärgert mich ja auch immer. Also nenne ich ihn Deo. Und dann hört er auf damit. Wir vertragen uns eben nicht immer. Er lebt bei meinem, auch hier in der Stadt. Nur ein paar Straßen weiter. Auch in der Nähe vom Wald. Ich mag den Wald. Ich mag ihn so sehr, dass mein mich kleine Waldfee nennt. Find ich irgendwie witzig. Wir sehen uns dauernd. Wir leben nur getrennt. Das ist alles. und Deo in ihrem Haus und und ich in unserem Haus. Alles ist total normal. So, wie es sein sollte. Jetzt bin ich in s Haus. ist weg. Sie ist arbeiten in der großen Stadt. Für `ne ganze Woche. Ich bin hier geblieben. Deo hat ein Doppelbett in seinem Zimmer. Boah, sein Zimmer stinkt. Echt übel. Es ist fast Schlafenszeit. und ich haben verabredet, dass wir jeden Abend reden. Bevor ich ins Bett geh. gibt mir das Telefon. telefoniert mit ihrer. Hi,. Hi,. Dein und ich haben uns mal unterhalten. Mhm. 2
Mhm. Weißt Du, ich bin hier wegen einer neuen Arbeit. Aber das ist vier Stunden von hier. Wie willst du da jeden Tag hinkommen? Genau darauf wollte ich hinaus., es sieht so aus, dass ich den Job bekomme. Und du hast natürlich recht. Es ist viel zu weit weg, um da immer hin zu fahren. Das heißt, ich muss in der großen Stadt leben. Du ziehst weg? Ja. Aber dein und ich haben nach gedacht. Wir möchten, dass du entscheidest, wo du leben willst. Hättest du Lust mit mir in die große Stadt zu ziehen? Was ist mit Theo? Er wird bei bleiben. Und wir werden es so einrichten, dass wir uns alle zwei Wochen sehen. Oh. Ich weiß, das kommt jetzt ziemlich plötzlich. Würdest du mit mir in die große Stadt kommen? legt langsam den Hörer auf den Tisch und steht ganz still.??? Ich will mich nicht bewegen. Nicht von der Stelle und nicht aus dem Haus. Ich will nicht wegziehen. Niemals. Aber ich sage - 3
Okay. Jetzt ist eine Woche vergangen. Deo und sind hier in s Haus. Theo steckt seinen Finger in ihr Ohr. Igitt! Theo Und dann macht sie es genauso bei ihm! macht es genauso bei ihm. Und wir alle lachen. Sie lachen. hilft ihnen meine Sachen ins Auto zu schleppen. Ich weiß, ich sollte ihr helfen. Aber ich hocke nur in meinem Zimmer Auf meinem Bett Und schaue aus dem Fenster. Man kann von meinem Fenster aus den Wald sehen. Meinen Wald. Ich frage mich, wann ich ihn wieder sehen werde. klopft an die Tür. Wer ist da? Kann ich rein kommen? Ich wollte nur noch mal nach dem Wald sehen, bevor wir gehen. Dann will ich nicht stören. 4
will gehen.? hat gesagt, Theo wird mein Zimmer kriegen, wenn wir weg sind. Und dann wird meine Zunge plötzlich ganz trocken und ich kann nichts mehr sagen. Ganz plötzlich bin ich super traurig.? Bleibe ich denn s kleine Waldfee auch wenn wir wegziehen? Jetzt sind wir im Auto auf dem Weg zu unserem neuen Zuhause. Bist du traurig? Weißnich. Du bist doch traurig? Weißnich. Vielleicht, weil Theo seinen Finger in mein Ohr stecken durfte. Ach,. Ich dachte - lacht Ich mach doch nur Spaß,! Du hast do ein lustiges Lachen. Wenn du lachst, wird alles viel leichter. Ja, ja. Was wird dir am meisten fehlen? Der Wald. Oh, kein Problem. Den gibt es da auch. 5
Nein. Warts ab. Mein Zimmer. Das auch. Nicht das gleiche. Nein, nicht das gleiche. Und was noch? Auf Deos stinkendes Zimmer kann ich gern verzichten. Es ist ein komisches Gefühl, ihn nicht mehr zu sehn. Fällt dir noch was ein?. Jetzt fahren wir. Und keiner von uns sagt ein Wort. Habe ich irgend etwas Falsches gesagt? Ich würde gerne fragen. Aber ich weiß nicht wie. Und sie ist ganzstill. Also, scheint sie nicht mit mir reden zu wollen. Wir biegen um eine Ecke und ich sehe etwas unglaubliches.? Ja,? Ist das dein Haus? Unser Haus. Mit der großen breiten Schleife dran? 6
Ja, genau. Danke,! Lacht. Warte erst, bist du dein Zimmer siehst. Ich, raus dem Auto. Hin zur Tür. Die Treppen hoch. Zu meinem Zimmer. Und reiß die Tür auf!. Ja,? Da ist ein Wald auf meine Wand gemalt. Guck mal, da sind lauter kleine Wesen, Feen, Bäche, Bäume, ein Wasserfall! Da ist ein Wald in meinem Zimmer. Jetzt hast du deinen eigenen Wald, mit deinen eigenen Märchenfiguren, darin kannst du tolle Geschichten erfinden. umarmt. Klasse! Und ich finde dich klasse. Solln wir anrufen und ihm sagen, dass wir angekommen sind. Oh, ja. Er hat sich bestimmt schon Sorgen gemacht. Ich bin etwas nervös. Vielleicht hat er mich schon vergessen? telefoniert mit ihrem. 7
, da ist ein Wald in meinem Zimmer Mit lauter kleinen Wesen drin Die gibt es bestimmt nicht in dem Wald zuhause. Er ist nicht so schön wie mein alter Wald. Aber er ist auch schön. Fehle ich dir? Du fehlst mir. Na, was denkst du denn. Natürlich fehlst du mir. Wirklich? Na, sicher! Aber, das Tolle ist doch, dass ich dich jederzeit anrufen kann. Und du mich auch. Und wir werden uns sehr bald wieder sehen. Und bin ich noch deine Waldfee? Klar bist du noch meine kleine Waldfee. Kannst du deinen Finger in Theos Ohr stecken? steckt seinen Finger in Theos Ohr. Theo Ey, das ist ekelhaft! Danke,! Tschüß,. Ich renne in mein Zimmer. Irgendwie ist es komisch in einem neuen Zimmer. In einer neuen Stadt. Mit einem neuen Wald Mir fehlt mein alter Wald. Mein altes Haus. Mein altes Zimmer. Eigentlich müsste ich traurig sein. Aber irgendwie habe ich ein ganz anderes Gefühl. Ich glaube, ich bin wütend. 8
kommt. Ich tue so, als ob ich schlafe. kommt ins Zimmer.?, schläfst du schon oder tust du nur so. Schlaf schon. küsst sie auf die Stirn. lacht. Das macht sie immer. Gute Nacht,. Jetzt ist sie weg. Das war nicht nett von mir, nicht Gute Nacht zu sagen. Warum habe ich das gemacht? Ich schaue auf meinen Wald. Das Licht der Straßenlampen scheint durch das Fenster. Er sieht so echt aus. Wie eine echte Welt. Als könnte man hineingehen. Jetzt ist schon der nächste Tag. Und wir sind wieder im Auto. Auf dem Weg zu meinem ersten Schultag. Ich hasse das Zeug, das ich anhabe. Irgendwie komisch. Ist mir noch nie passiert. Jetzt fahren wir. Und keiner von uns sagt ein Wort. Aber nicht wie gestern, als es sich gut anfühlte, als niemand was sagte. Heute scheint irgendwie anders zu sein. Jetzt stehen wir mit dem Auto vor der Schule. Ich bin aufgeregt. Mein erster Tag. küsst auf die Stirn. Das macht sie immer. Und nun sind wir in meiner Schule. In meiner Klasse. Da ist mein Lehrer. 9
Und er hat einen echt üblen Mundgeruch. Da sind andere Kinder, die ich noch nie vorher gesehen habe. Und einige reden mit mir, und andere nicht. Das Mädchen da drüben starrt mich die ganze Zeit an... Sie winkt. Ich glaube, ich winke mal zurück. Lacht. Jetzt haben wir Pause. Ich kenne niemanden. Also gehe ich über den Pausenhof, immer den Zaun entlang. An der Schule in der Stadt von meinem waren Bäume auf der anderen Seite des Zauns. Hier sind nur Geschäfte und Gebäude. Ich fühl mich ein bisschen komisch. Da ist das Mädchen wieder. Es winkt mir immer noch zu. dreht sich um. Das war jetzt irgendwie gemein. Warum habe ich das gemacht? Jetzt bin ich zuhause. Es ist Zeit mit zu sprechen. Hallo,. Wie war's in der Schule? Die Schule is ok. Die anderen Kinder sind ok. Der Lehrer stinkt.! Aber es ist doch wahr. Er stinkt wirklich. Ach, ich weiß nicht. Alles war irgendwie blöd. Morgen wird es bestimmt besser. Was macht mein Wald? Der vermisst seine kleine Waldfee. Aber sonst geht s ihm gut. 10