Wettbewerb im Gesundheitswesen an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung

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Transkript:

Universität Bielefeld Fakultät für Gesundheitswissenschaften Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement Wettbewerb im Gesundheitswesen an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung Prof. Dr. Wolfgang Greiner Gildenhaus Lerncafé Bielefeld 05. Juli 2012 Inhalt I. Wettbewerb ein pflegebedürftiges Nutzwesen II. III. IV. Wettbewerb innerhalb der Sektoren Wettbewerb zwischen den Sektoren Schlussbemerkungen Folie 2 1

Wettbewerb sorgt für gute Marktversorgung Angebot gemäß den Konsumentenpräferenzen (Steuerungsfunktion) Größtmögliche Effizienz des Faktoreinsatzes (Allokationsfunktion) Förderung des technischen Fortschrittes (Innovationsfunktion) Schnelle Reaktion der Produktion bei Änderung der Rahmenbedingungen (Anpassungsfunktion) Leistungsgerechte Einkommensverteilung (Verteilungsfunktion) Begrenzung und Kontrolle wirtschaftlicher h Macht (Kontrollfunktion) Ökonomische Funktionen des Wettbewerbs Folie 3 Wettbewerb sorgt für Handlungs- und Wahlfreiheiten Ressourcen können von den Unternehmen eigenverantwortlich eingesetzt werden Verbraucher haben die Wahl zwischen verschiedenen Alternativen Arbeitnehmer haben die Chance zum Wechsel des Arbeitsplatzes Gesellschaftspolitische Funktionen des Wettbewerbs Folie 4 2

Auswahl etablierter Wettbewerbsbereiche im Gesundheitswesen Arzneimittel: Rabattverträge ungelöst: Innovative Medikamente Zahnersatz Zweiter Gesundheitsmarkt IGeL-Leistungen Pflegeleistungen Wahlleistungen im Krankenhaus Wahltarife der GKV Folie 5 Das wettbewerblichste Instrument überhaupt: Auktionen Folie 6 3

Kann der Versicherte/Patient Kunde sein? Mangelnde Kenntnisse Mangelnde Urteilsfähigkeit Mangelnde Anreize bei Vollversicherung Mangelnde Transparenz Mangelnder Wunsch zur Selbstverantwortung t t Folgen: Angebotsinduzierte Nachfrage zu Lasten Dritter Doppelrolle der Leistungsanbieter: Agent und Unternehmer Aber: Einschränkungen gelten nicht für alle Patienten Stärkung der Informationskompetenz der Patienten erforderlich Für marktliche Wirkungen reicht die Reaktionsbereitschaft eines Teils der Patienten. Etablierung belastbarer Sachwalterbeziehungen für vulnerable Gruppen. Folie 7 Inhalt I. Wettbewerb ein pflegebedürftiges Nutzwesen II. Wettbewerb innerhalb der Sektoren III. Wettbewerb zwischen den Sektoren IV. Schlussbemerkungen Folie 8 4

Was bedeutet selektives Kontrahieren? Versicherer und Anbieter einigen sich (zeitlich befristet) über medizinische Qualitätsstandards Servicestandards (z.b. Mehrbettzimmer) Preise (ggf. qualitätsabhängig) und Mengen Garantien Die Rolle des Staats dabei ist, die Rechtsaufsicht über die Anbieter auszuüben die Mindestversorgungsdichte zu überprüfen bei Unterversorgung für Abhilfe zu sorgen (Ausschreibungen, eigene Angebote) die Notfall-Versorgung sicherzustellen Gewährleistungsstaat (Überwachung der Rahmenbedingungen) Folie 9 Konzept des Gewährleistungsstaates Quelle: SVR 2007 Folie 10 5

Inhalt I. Wettbewerb ein pflegebedürftiges Nutzwesen II. III. IV. Wettbewerb innerhalb der Sektoren Wettbewerb zwischen den Sektoren Schlussbemerkungen Folie 11 Schon heute vielfältige sektorübergreifende Versorgung Vor- und nachstationäre Behandlung ( 115a SGB V) Teilstationäre Behandlung ( 39 SGB V) Ambulantes Operieren ( 115b SGB V) Behandlung von seltenen Krankheiten ( 116b SGB V) Hochschulambulanzen ( 117 SGB V) Psychiatrische Institutsambulanzen ( 118 SGB V) Sozialpädiatrische Zentren ( 119 SGB V) Ermächtigungen ( 116 ff. SGB V) Ambulante Versorgung bei Unterversorgung ( 116 a SGB V) Pädiatrische Spezialambulanzen ( 120 SGB V) Disease Management Programme ( 116 b SGB V) Integrierte Versorgung ( 140 a ff. SGB V) Folie 12 6

Verzerrungen an den Schnittstellen der Sektoren Unterschiedliche Preissysteme Unterschiedliche Mengenvorgaben Unterschiedliche Investitionsfinanzierung Unterschiedliche Aufsichtssysteme Unterschiedliche h Marktmacht Folie 13 Wettbewerbsverzerrung durch Aufsicht: Vergleich der 116b- Zulassungsquoten zwischen den Bundesländern -- * Unterschied zwischen den Ländern ist signifikant (p<0,001) gemäß H Test nach Kruskal Wallis. Quelle: SVR 2012 Folie 14 7

Inhalt I. Wettbewerb ein pflegebedürftiges Nutzwesen II. III. IV. Wettbewerb in den Sektoren Wettbewerb zwischen den Sektoren Schlussbemerkungen Folie 15 Maßnahmen zur Flankierung einer Wettbewerbsorientierung - Stärkung der Konsumentensouveränität durch Qualitätsindikatoren und unabhängige Beratungsmöglichkeiten - Begleitende Versorgungsforschung in der Einführungsphase - Förderung innovativer Versorgungsformen unter Vermeidung von Mitnahmeeffekten Folie 16 8

Schlussbemerkungen Steuerung Top down stößt an Grenzen stärkeres Vertrauen auf wettbewerbliche Mechanismen notwendig Schnittstellenmanagement Mehr Vertragsfreiheit bei Mengen, Preisen und Qualitäten Definition von wettbewerblichen Handlungsfeldern (inhaltlich und regional) Weiterhin wichtige, aber veränderte Rolle des Staates ( Gewährleistungsstaat ) Verbindung von Solidarität und Wettbewerb erforderlich: soziale Wettbewerbsordnung Folie 17 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Folie 18 9