Modul 2 Wechselkurse: Theoretische Grundlagen

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Transkript:

Modul 2 Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Ziele des Moduls Ziel dieses Moduls ist es, die Schüler und Schülerinnen in die Grundlagen der Theorie der Wechselkurse einzuführen. Neben der Definition des Wechselkurses werden die verschiedenen Wechselkurssysteme, deren Funktionsweisen und deren ökonomischen Auswirkungen dargestellt. Folgende Kenntnisse und Fertigkeiten sollen die Schüler mit der Arbeit an diesem Modul entwickeln: die Begriffe Wechsel- und Devisenkurs definieren verschiedene Wechselkurssystem anhand ihrer wesentlichen Merkmale unterscheiden die Auswirkungen der verschiedenen Zahlungsbilanzentwicklungen auf den Wechselkurs einer Währung darlegen die Stärken und Schwächen der verschiedenen Wechselkurssysteme darlegen begründen, warum man ein Wechselkurssystem geeigneter findet als ein anderes. Inhalte des Moduls 1. Definition Wechsel- und Devisenkurs 2. Wechselkurssysteme: Theoretische Grundlagen 2.1 Verschiedene Wechselkurssysteme 2.1.1 Freie (flexible) Wechselkurse 2.1.1.1 Vor- und Nachteile freier Wechselkurse 2.1.1.2 Der Zusammenhang zwischen Produktivität und Wechselkurs 2.1.2 Fixe (feste) Wechselkurse 2.1.2.1 Verschiedene Arten von fixen Wechselkursen 2.1.2.2 Vor- und Nachteile von fixen Wechselkursen 2.1.2.3 Die Unmöglichkeit einer autonomen Geldpolitik bei fixem Wechselkurs und freiem Kapitalverkehr 2.1.3 Zwischenlösungen Übungen und Lösungen Empfohlene Zeit: 4 Unterrichtsstunden Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 1

1. Definition Wechsel- und Devisenkurs Unter Wechselkurs versteht man das Austauschverhältnis zwischen in- und ausländischer Währung. Der Tausch der Währungen findet am Devisenmarkt statt. Dabei kann man zwischen Mengennotierung und Preisnotierung unterscheiden. Die Mengennotierung (auch als Wechselkurs bezeichnet) gibt den Preis einer Einheit der inländischen Währung in Einheiten der ausländischen Währung an. Beispiele: 1 = 1,06 $ Für eine Einheit der einheimischen Währung (Euro) erhalte ich einen Dollar und 6 Dollarcents. 1 = 25 CZK (Tschechische Kronen) Für eine Einheit des Euro erhalte ich 25 Tschechische Kronen. Die Preisnotierung (auch als Devisenkurs bezeichnet) gibt hingegen den Preis einer Einheit der ausländischen Währung in Einheiten der inländischen Währung an. Beispiele: 1 $ = 0,94 Um eine Einheit der ausländischen Währung (Dollar) zu erhalten, muss ich 94 Eurocents bezahlen. 1 CZK = 0.04 Eurocents Um eine Einheit der ausländischen Währung (Tschechische Kronen) zu erhalten, muss ich 4 Eurocents bezahlen. In der Eurozone, Großbritannien, Australien und Neuseeland wird heute mehrheitlich die Mengennotierung, also der Wechselkurs verwendet, während in den meisten anderen Ländern die Preisnotierung bzw. der Devisenkurs üblich ist. Eine Währung erfährt eine Aufwertung, wenn ihr Preis auf dem Devisenmarkt steigt. Umgekehrt kommt es zur Abwertung einer Währung, wenn ihr Preis auf dem Devisenmarkt sinkt. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 2

Beispiel: Aufwertung des Euro = Abwertung des Dollar 20.12.: 1 = 1,06 $ 25.12.: 1 = 1,20 $ Der Euro ist vom 20.12. bis zum 25.12. aufgewertet worden, da man jetzt für die gleiche Menge Euro mehr Dollar erhält. Der Dollar hingegen wurde abgewertet, da man jetzt mehr Dollar zahlen muss, um einen Euro zu erhalten. Der Wechselkurs ist volkswirtschaftlich sehr bedeutsam, da von ihm abhängt: wie viele ausländische Güter eine Volkswirtschaft für eine bestimmte Menge inländischen Geldes erhält und wie viele von einer Volkswirtschaft produzierten Güter für eine bestimmte Menge ausländischen Geldes vom Ausland gekauft werden können. Sinkt der Wechselkurs der eigenen Währung, so heißt das, dass wir nun mehr Güter exportieren müssen, um die gleiche Menge an Gütern importieren zu können. Steigt hingegen der Wechselkurs der eigenen Währung, so bedeutet das, dass wir nun mit der gleichen Menge an exportierten Gütern eine größere Menge Güter importieren können. Der Wechselkurs wirkt sich des weiters darauf aus, ob eine Volkswirtschaft verstärkt importieren oder exportieren wird, was sich wiederum auf Konjunktur und Sozialprodukt auswirkt. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 3

Wechselkursumrechnungen Übungsaufgaben I 1. Informiere dich über die aktuellen Wechselkurse (Mengennotierung) des Euro gegenüber: a. dem US-Dollar 1 = b. dem Schweizer Franken 1 = c. dem Japanischen Yen 1 = d. der Tschechische Krone 1 = e. dem Britischen Pfund 1 = 2. Rechne in Bezug auf alle diese Währungen auch den Devisenkurs (Preisnotierung) des Euro aus. a. US-Dollar 1 $ = b. Schweizer Franken 1 SF = c. Japanischer Yen 1 JPY = d. Tschechische Krone 1 CZK = e. Britisches Pfund 1 GBP = 3. Eine Waschmaschine kostet in den USA 352 $. Wie viel kostet sie bei den oben recherchierten Wechselkursen in den anderen Währungen? 1 Waschmaschine a 352 $ = SF JPY CZK GBP Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 4

4. Preisvergleich von Wellness-Wochenenden Ein Wellness-Wochenende für 2 Personen kostet ohne Anreise: In Bern: In Südtirol: In Prag: 400 SF 350 Euro 5500 CZK a) Vergleiche die drei Angebote anhand der oben recherchierten Wechselkurse: in Euro in Schweizer Franken in Tschechische Kronen. Wellness-Wochenende in Euro SF CZK Bern 400 Südtirol 350 Prag 5500 Das Wochenende ist am teuersten in: Das Wochenende ist am billigsten in: b) Bei welchem Wechselkurs wären die Wochenenden in Südtirol und der Schweiz gleich teuer? 1 = SF Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 5

2. Wechselkurssysteme: Theoretische Grundlagen Es gibt verschiedene Möglichkeiten für einen Staat, den Wert der eigenen Währungen im Verhältnis zu anderen zu bestimmen oder bestimmen zu lassen. Diese Möglichkeiten bezeichnen wir als Wechselkurssysteme (oder Wechselkursregime). Die Wahl des Wechselkurssystems ist für ein Land von enormer Bedeutung, da es große Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Wirtschaftspolitik und damit auf die gesamte Wirtschaftsentwicklung hat. In diesem Modul werden die theoretischen Grundlagen von Wechselkurssystemen erläutert, um dann in den nächsten Modulen die wichtigsten historischen Wechselkurssysteme seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit zu betrachten. 2.1. Verschiedene Wechselkurssysteme Ein Wechselkurssystem ist das System, nach dem sich der Wechselkurs bildet, also das Tauschverhältnis zwischen zwei Währungen. Grundsätzlich kann sich der Preis entweder frei bilden (freier Wechselkurs) oder politisch festgelegt werden (fixer Wechselkurs). Daneben existieren noch zahlreiche Zwischen- und Sonderformen. 2.1.1. Freie (flexible) Wechselkurse Freie Wechselkurse bilden sich alleine durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt, ohne dass der Staat oder die Notenbanken in diesen Prozess eingreifen. Steigt die Nachfrage nach einer Währung bei gleichbleibendem Angebot derselben, so steigt ihr Wert. Steigt hingegen ihr Angebot durch eine Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbank bei gleichbleibender Nachfrage, so sinkt ihr Wert. Nun stellt sich die Frage, welche wirtschaftlichen Bewegungen zu einer Nachfrage bzw. zu einem Angebot von Währungen am Devisenmarkt führen. Alle ökonomischen Bewegungen, für die eine Währung gebraucht und somit am Devisenmarkt gekauft wird, führen zu einer steigenden Nachfrage der entsprechenden Währung. Bei der Währung Y, die hingegen als Tauschwert angeboten wird, um die Währung zu erhalten, steigt das Angebot. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 6

Beispiele: Die Exporte Europas in die USA steigen. Die amerikanischen Importeure müssen die europäischen Exporteure in Euro bezahlen. Die US-Importeure müssen also am Devisenmarkt Euro kaufen (= Nachfrage nach Euro steigt), indem sie ihre Währung zum Tausch anbieten (= Angebot an Dollar steigt). In diesem Fall steigt der Wert des Euro und der Wert des Dollar sinkt. Europäer verbringen ihren Urlaub in den Vereinigen Staaten. Die Europäer brauchen Dollar, um in den USA Ausgaben (Hotel, Restaurant ) tätigen zu können. Sie tauschen also ihre Euro bei den Banken gegen Dollar. Die Nachfrage nach Dollar und das Angebot an Euro steigen. Merke: Beim Tausch von zwei Währungen gilt immer: Steigt die Nachfrage nach einer Währung, so steigt immer auch das Angebot der anderen. Sinkt hingegen die Nachfrage nach einer Währung, so sinkt immer auch das Angebot der anderen. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 7

Übungsaufgaben II 1. Veränderungen des Wechselkurses Die linke Grafik unten bildet die Nachfrage nach und das Angebot an Euros ab. Die rechte bildet hingegen das Angebot an und die Nachfrage nach Dollar ab. Als Ausgangslage nehmen wir einen Wechselkurs von 1 = 1$ an. Beantworte grafisch und schriftlich, wie sich der Wechselkurs 1 = 1$ und umgekehrt 1 $ = 1 ändert, wenn folgende wirtschaftlichen Bewegungen zwischen beiden Volkswirtschaften stattfinden. (Es geht darum ob die Nachfrage nach oder das Angebot an Euro oder Dollar steigt bzw. sinkt, nicht darum, um wie viel sie das tun). 1. Die US-Exporte nach Europa steigen. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 8

2. Touristen aus den USA verbringen häufiger ihren Urlaub in Europa. 3. Europäer kaufen vermehrt US-Staatsanleihen. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 9

4. Die Europäer verkaufen US-Staatsanleihen und kaufen damit deutsche Bundesanleihen. 5. Wohlhabende Europäer kaufen vermehrt Ferienhäuser in Florida. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 10

6. Beschreibe, durch welche außenwirtschaftlichen Bewegungen folgende Nachfrage bzw. Angebotsverschiebungen bewirkt werden können. 2. Welche der folgenden Aussagen sind richtig, welche falsch? Aussage R F Wenn die Europäer weniger exportieren als importieren, sinkt der Wechselkurs des Dollar. Wenn griechische Staatsanleihen verkauft und US-Anleihen gekauft werden, sinkt der Wechselkurs des Euro. Wenn europäische Immobilien von Amerikanern gekauft werden, sinkt der Wechselkurs des Euro. Wenn die Erdölexporte aus dem arabischen Raum, die in Dollar bezahlt werden müssen, ansteigen, steigt der Dollar. Wenn aufgrund der politischen Entwicklung in den USA viel weniger Europäer ihren Urlaub in den USA verbringen, steigt der Wechselkurs des Euro. Wenn die USA Importverbote auf europäische Waren erlassen, sinkt der Wert des Dollar. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 11

2.1.1.1. Vor- und Nachteile freier Wechselkurse Nachteile: Der größte Nachteil freier Wechselkurse ist das hohe Wechselkursrisiko, das insbe-sondere im internationalen Handel tätige Unternehmen trifft. Denn wenn sich der Wechselkurs vom Abschluss eines Geschäftes bis zur Bezahlung (in der Regel 30 Tage) stark ändert, bedeutet das entweder unvorhergesehene Gewinne oder Verluste für einen Geschäftspartner bzw. das Gegenteilige für den anderen. Diese Risiken können zwar durch verschiedene finanztechnische Maßnahmen (z. B. Hedging = Versicherung gegen Wechselkursverluste) abgefedert werden, allerdings führen diese auch wiederum zu Kosten für ein Unternehmen. Ein weiterer Nachteil ist, dass institutionelle Spekulanten, wie z. B. Hedgefonds, mit ihren Devisenkäufen und -verkäufen starken Einfluss auf die Wechselkurse nehmen können. So können sie z. B. durch einen umfangreichen Ankauf einer gewissen Währung den Wechselkurs derselben in die Höhe treiben und dadurch Gewinne erzielen. Übungsaufgabe III Berechnung von Wechselkursverlusten Ein New Yorker Weingroßhändler kauft bei einer Südtiroler Kellerei 25.000 Flaschen Wein zu je 11 Euro/Flasche ein. Der Vertrag wurde am 01.09. unterzeichnet, am 30.09. wurde geliefert und am 30.10. wurde bezahlt. Wieviel hätte der Importeur in Dollar an den verschiedenen Terminen bei folgenden Wechselkursen bezahlen müssen? Termin Wechselkurs Betrag in Dollar 01.09. 1 = 1,04 $ 30.09. 1 = 1,14 $ 30.10. 1 = 1,24 $ Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 12

Vorteile: Ein Vorteil freier Wechselkurse ist die Tendenz zu einem Leistungsbilanzausgleich. Dies bedeutet, dass sich Exporte und Importe mittel- und langfristig die Waage halten. Denn eine positive Leistungsbilanz(= Exportüberschuss) führt zu einem steigenden Wechselkurs der einheimischen Währung. Dadurch werden die Importe günstiger und die Exporte teurer. Dieses Land wird also aufgrund des gestiegenen Wechselkurses mehr importieren und weniger exportieren. Dadurch wird die Leistungsbilanz wieder ausgeglichen oder gar negativ, was wiederum zu einer Abwertung der einheimischen Währung führt, wodurch die Exporte wieder steigen und die Importe wieder sinken würden Beispiel: Wenn bei einem Wechselkurs 1 = 1 $ eine Küchenmaschine in Europa 100 und in den USA 80 $ kostet, so werden Europäer diese Maschine aus den USA importieren. Wenn die USA nun mehr nach Europa exportieren als sie von Europa importieren, so steigt der Wechselkurs des Dollars und jener des Euro sinkt. Nehmen wir folgende Wechselkursänderung an: 1 = 0,66 $ bzw. 1 $ = 1,5 Bei diesem neuen Wechselkurs kostet eine Europäische Küchenmaschine in den USA nur mehr 66 $, eine amerikanische in Europa hingegen 120. Die Europäer würden also weniger amerikanische Küchenmaschinen importieren, aber mehrere europäische in die USA exportieren, dadurch würde der Wechselkurs des Euro wieder steigen und jener des Dollar wieder sinken. Zudem lässt ein freier Wechselkurs einem Land einen großen Spielraum für eine eigene autonome Geldpolitik, da die Währung eines Staates, der seine Geldmenge stärker ausweitet als die eines anderen Staates, einfach abgewertet würde. Ebenso ist ein Staat nicht verpflichtet, ausländische Devisen als Währungsreserven zu horten, um im Bedarfsfall einschreiten zu können, um einen politisch festgelegten Kurs zu stabilisieren. Freie Wechselkurse bilden auch einen Schutz für Länder mit niederer Produktivität als andere. Ein Land mit niederer Produktivität wird gegenüber einem Land mit hoher Produktivität einen schwachen Wechselkurs erzielen und deshalb einerseits weniger importieren und trotz der niedrigen Produktivität einiges exportieren können. Dies würde die einheimische Wirtschaft sowohl schützen als auch stärken. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 13

2.1.1.2. Der Zusammenhang zwischen Produktivität und Wechselkurs Ein Land exportiert in der Regel viele Güter, wenn diese entweder qualitativ besser und/oder preisgünstiger sind als jene von anderen Ländern. Ob ein Land Güter preisgünstiger herstellen kann als ein anderes, hängt von der Produktivität eines Landes ab. Unter Produktivität verstehen wir das Verhältnis zwischen der hergestellten Gütermenge (Output) und der dazu verwendeten Menge an Produktionsfaktoren (Input). Die wichtigste Kennzahl diesbezüglich ist die Arbeitsproduktivität, die angibt, wie viele Gütereinheiten mit einer gewissen Anzahl an Arbeitsstunden produziert werden können. Arbeitproduktivität = Anzahl der produzierten Güter eingesetzte Arbeitsstunden Beispiel: In Deutschland produziert man mit 100 Arbeitsstunden 100 Güter, während man in Russland für dieselben 100 Güter 200 Arbeitsstunden benötigt. Deutschland Russland 100 Güter in 100 Arbeitsstunden 100 Güter in 200 Arbeitsstunden Arbeitsproduktivität: 1 Gut/Arbeitsstunde Arbeitsproduktivität: 0,5 Güter/Arbeitsstunde In Russland braucht man also doppelt so viele Arbeitsstunden wie in Deutschland, um dieselbe Gütermenge herzustellen. Ursache dafür könnte z. B. ein höherer Stand der Technik oder eine höhere Qualifikation und/oder Arbeitsmoral der Arbeitskräfte in Deutschland sein. Sollten die Löhne in beiden Staaten gleich hoch sein, könnte in Deutschland billiger produziert und infolgedessen nach Russland exportiert werden, während Russland statt zu exportieren die billigeren Güter aus Deutschland importieren würde. Eine Möglichkeit für Russland, die eigenen Exporte zu stärken, wäre eine Reduzierung der Löhne auf die Hälfte des Lohnniveaus in Deutschland. Dadurch würden die Preise der Güter von Russland konkurrenzfähig. Diese Maßnahme ist aber politisch nicht leicht umsetzbar, da sie in der Regel auf Widerstand von Gewerkschaften und Arbeitnehmer stößt. Würde hingegen die Währung Russlands, der Rubel, im Verhältnis zum Euro abgewertet, könnten die Waren Russlands am internationalen Markt wieder konkurrenzfähig werden. Allerdings müsste jetzt Russland eine größere Menge an Gütern exportieren, um gleich viele Waren importieren zu können wie vor der Wechselkursänderung. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 14

Übungsaufgabe IV Welche der folgenden Aussagen sind richtig, welche falsch? Aussage R F Ein Land mit einer höheren Produktivität als ein anderes wird bei gleichen Löhnen mehr importieren als exportieren. Ein Land mit sinkender Produktivität und einem fixen Wechselkurs wird viel importieren. Damit ein Land mit niederer Produktivität bei fixen Wechselkursen konkurrenzfähig bleiben kann, muss es seine Löhne reduzieren. Eine hohe Produktivität führt in der Regel zu einer starken Währung. Damit ein Land mit niederer Produktivität mehr exportieren kann, muss der Wechselkurs seiner Währung sinken. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 15

2.1.2. Fixe (feste) Wechselkurse Bei fixen oder festen Wechselkursen wird das Tauschverhältnis der eigenen Währung zu einer ausländischen Währung, zum Gold oder auch zu einem Währungskorb (Durchschnitt aus verschiedenen Währungen) fixiert. In der Regel bekommt die Zentralbank die Aufgabe, dieses Austauschverhältnis zu garantieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen fixen Wechselkurs einzuführen. 2.1.2.1. Verschiedene Arten von fixen Wechselkursen a) Wechselkurssicherung durch Interventionen der Zentralbank am Devisenmarkt Bei diesem System ist es Aufgabe der Zentralbanken, durch An- und Verkäufe der eigenen oder der jeweiligen fremden Währung den Wechselkurs fix zu halten. Gerät die eigene Währung unter Abwertungsdruck, muss die Notenbank die eigene Währung gegen Abgabe fremder Währungen aufkaufen und so den Kurs stabilisieren. Zu diesem Zweck muss sie ausländische Devisen als Währungsreserven horten. Wenn der Wert der eigenen Währung hingegen steigt, muss die Notenbank mit der eigenen Währung fremde Währungen aufkaufen. Ein Beispiel für so ein System war die Bindung des österreichischen Schillings an die D-Mark (DM), die Währung seines größten Handelspartners Deutschland, von Anfang der 1980er Jahre bis zur Einführung des Euro. Die Österreichische Nationalbank bekam den Auftrag, den gewünschten Wechselkurs von 1 DM = 7,1 Schilling durch entsprechende Interventionen zu halten. Beispiel für das Wirken der Notenbankintervention DM Falls die deutschen Exporte nach Österreich steigen, würde die Nachfrage nach D-Mark steigen (N 1), dadurch würde die DM gegenüber dem Schilling aufgewertet bzw. dieser gegenüber der Mark abgewertet. Nun müsste die Österreichische Nationalbank DM-Reserven, verkaufen um damit Schilling zu kaufen. Dadurch stiege das Angebot an DM (A1) und die Nachfrage nach Schilling, wodurch der Kurs wieder stabilisiert würde. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 16

b) Wechselkurssicherung durch staatliche Verordnung Eine Möglichkeit, einen fixen Wechselkurs zu gewährleisten, ist es, diesen einfach per Gesetz festzulegen. In so einem Fall bestimmt ein Staat willkürlich den Wechselkurs seiner Währung zu einer anderen, ohne sich an den realen Marktbedingungen zu orientieren. In der Folge muss er diesen Wechselkurs auch nicht durch Stützungskäufe oder -verkäufe stabilisieren. Falls so eine Währung bei einem fixen Wechselkurs unterbewertet wäre, würde Kaufkraft ins Ausland fließen, da das Ausland, verursacht durch den günstigen Wechselkurs, verbilligt in diesem Land einkaufen könnte. Wäre so eine Währung hingegen überbewertet (was meistens der Fall ist), so könnte dieses Land verbilligt ausländische Produkte importieren. Allerdings finden sich in diesem Falle schwer ausländische Handelspartner. Zudem wird sich in so einem Fall ein Schwarzmarkt entwickeln, bei dem die gesetzlich überbewertete Währung zu einem annähernd realen Marktwert getauscht wird. Ein Beispiel für eine solche Wechselkursbindung ist der frühere Wechselkurs zwischen Ost-Mark (Währung der DDR) und D-Mark. Besagter Wechselkurs wurde von der DDR folgendermaßen fixiert: 1 Ostmark = 1 D-Mark. Die Folge war ein Schwarzmarkt bei inoffiziellen Kursen von durchschnittlich 5-6 Ost-Mark für eine D-Mark, in manchen Jahren wurde sogar ein Kurs von 20:1 erreicht. c) Übernahme einer fremden Währung Statt einer (gleichberechtigten) Währungsunion kann ein kleines Land auch die Währung eines großen übernehmen. Beispiele hierfür wären die Übernahme des Schweizer Franken als Währung in Liechtenstein, die Anerkennung des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel in Montenegro und Kosovo sowie jene des Dollars in Panama, El Salvador und Ecuador. d) Teilnahme an einer Währungsunion Der Extremfall einer festen Wechselkursbindung ist die Währungsunion. Hierbei handelt es sich um eine Wechselkursfixierung, die nur mehr sehr schwer rückgängig zu machen ist. Ein Beispiel hierfür wäre die Einführung des Euro durch die Mitglieder der Eurozone (siehe Modul 4). Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 17

2.1.2.2. Vor- und Nachteile von fixen Wechselkursen Vorteile fixer Wechselkurse Der größte Vorteil fixer Wechselkurse ist das geringe Risiko für Unternehmen, die im Außenhandel tätig sind, da die Währungen keinen Kursschwankungen mehr unterliegen. Nachteile fixer Wechselkurse Allerdings gibt es auch mehrere bedeutende Nachteile. Diese wären: Die Wirkung des freien Wechselkurses, Exporte und Importe ins Gleichgewicht zu bringen fällt weg. Bei einer Unterbewertung der eigenen Währung würde es zu Export-, bei einer Überbewertung zu Importüberschüssen kommen. o Ersteres führt dazu, dass eine Volkswirtschaft einen Teil der von ihr produzierten Güter verbilligt ans Ausland liefert. o Letzteres könnte viele einheimische Unternehmen durch Importe zur Aufgabe zwingen und dadurch eine Volkswirtschaft langfristig schädigen. Ein Staat mit fixem Wechselkurs und freiem Kapitalverkehr kann keine autonome Geldpolitik mehr betreiben, da diese im Dienste der Wechselkursstabilisierung stehen muss. Unter Umständen müssen die Länder mit geringerer Macht die Geldpolitik der Länder mit mehr Macht nachahmen. Dieser Zusammenhang soll gleich ausführlich erklärt werden. 2.1.2.3. Die Unmöglichkeit einer autonomen Geldpolitik bei fixem Wechselkurs und freiem Kapitalverkehr Falls sich ein Staat für einen fixen Wechselkurs und freien Kapitalverkehr entscheidet, gibt er die Möglichkeit einer autonomen Geldpolitik auf. Dies soll im Folgenden anhand der zwei wichtigsten geldpolitischen Steuerungsmöglichkeiten aufgezeigt werden: Das Festlegen des Zinssatzes Die Steuerung der Geldmenge Festlegen des Zinssatzes Ebenso fließen bei fixen Wechselkursen und einem höheren Zinssatz in einem der Länder Sparkapitalien vom Land mit den niederen Zinsen ins Land mit den höheren Zinsen. Dies führt zu einem Investitionsrückgang und zu einem Wirtschaftsabschwung im Land mit den niederen Zinsen. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 18

Steuerung der Geldmenge Erhöht nur ein Land bei fixen Wechselkursen die Geldmenge, so führt das in diesem Land zur Inflation. Viele Wirtschaftssubjekte dieses Landes werden nun ihre Währung über einen fixen Wechselkurs (bei einem freien Wechselkurs würde die eigene Währung abgewertet) gegen ausländische Währungen tauschen und im Ausland die Produkte kaufen, die noch keiner Inflation unterliegen. Unter diesen Bedingungen hätte sich also Wohlstand vom Ausland ins Inland verlagert. Beispiel: a) Ausgangslage Apfelland Gütermenge: 10 Apfel Birnenland Gütermenge: 10 Birnen Geldmenge: 10 Euro Wechselkurs: Geldmenge: 10 Dollar 1 = 1$ Preis: 1 Apfel = 1 Euro 1 Birne = 1 Dollar Im Apfelland werden 10 Äpfel produziert, die bei einer Geldmenge von 10 Euro einen Preis von 1 Euro erzielen. Aus demselben Grund kostet in Birnenland 1 Birne 1 Dollar. Herrscht freier Außenhandel bei einem fixen Wechselkurs von 1 = 1$ so kann jeder Einwohner von Birnenland, der mit einem seiner Dollar keine Birne kauft, damit einen Euro erwerben und mit diesem einen Apfel kaufen. Umgekehrt gilt dasselbe für die Einwohner aus Apfelland. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 19

b) Birnenland erhöht die Geldmenge Sollte in Birnenland bei weiterhin fixen Wechselkursen die Geldmenge verdoppelt werden, kommt es zur folgenden Situation: Apfelland Gütermenge: 10 Apfel Birnenland Gütermenge: 10 Birnen Geldmenge: 10 Euro Wechselkurs: Geldmenge: 20 $ 1 = 1$ Preis: 1 Apfel = 1Euro 1 Birne = 2 Dollar In Birnenland tritt Inflation ein: Eine Birne kostet nun 2 Dollar. Da der fixe Wechselkurs nach wie vor 1 = 1$ beträgt, könnten die Einwohner von Birnenland 5 ihrer Dollar verwenden, um 5 Euros zu erwerben, um mit diesen 5 Äpfel zu kaufen. Dadurch könnten in Birnenland 15 Früchte verzehrt werden, in Apfelland nur mehr 5. Diese wären zudem teurer geworden, da den 5 Früchten eine Geldmenge von 10 Euro gegenüberstehen würde, jeder Apfel also 2 Euros kosten würde. Durch die Geldpolitik Birnenlands wäre Apfelland verarmt, Birnenland auf Kosten Apfellands reicher geworden. b) Apfelland erhöht die Geldmenge Um diesen Wohlstandstransfer vom Apfelland ins Birnenland zu verhindern, müsste auch Apfelland seine Geldmenge verdoppeln. Apfelland Gütermenge: 10 Apfel Birnenland Gütermenge: 10 Birnen Geldmenge: 20 Euro Wechselkurs: Geldmenge: 20 $ 1 = 1$ Preis: 1 Apfel = 2 Euro 1 Birne = 2 Dollar Weitet Birnenland seine Geldmenge aus, muss also Apfelland nachziehen, um zu verhindern, dass das Birnenland mit neugedrucktem Geld sich die Äpfel Apfellands aneignet. Ein fixer Wechselkurs verhindert, dass beide Länder eine autonome Geldpolitik betreiben können. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 20

2.1.3. Zwischenlösungen Da sowohl freie als auch fixe Wechselkurse Vor- und Nachteile aufweisen, hat man Modelle entwickelt, die soweit als möglich die Vorteile beider Systeme bewahren und die Nachteile minimieren. Beispiele für solche Zwischenlösungen wären: Crawling Peg: Dies ist ein Wechselkurssystem, bei dem in regelmäßigen, vorher bekannt gegebenen Schritten Auf- und Abwertungen der eigenen Währung stattfinden. Adjusted Peg: Auch bei diesem Wechselkurssystem finden, vorher bekannt gegebene, Auf- und Abwertungen der eigenen Währung statt, allerdings in unregelmäßigen Abständen. Wechselkursbandbreiten mit Dirty Floating: Um für Investoren und im Außenhandel tätige Unternehmen die Risiken von hohen Kursschwankungen einzugrenzen, können Wechselkurse zwar fixiert werden, allerdings dann Schwankungen innerhalb eines bestimmten Bereichs zugelassen werden. Die Zentralbanken müssen erst intervenieren, wenn ein Wechselkurs die obere oder untere Bandbreite überschreitet. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 21

Übungsaufgabe V 1. Welche der folgenden Aussagen sind richtig, welche falsch? Aussage R F Fixe Wechselkurse mindern das Risiko im Außenhandel. Die umlaufende Währung im Kosovo ist der Euro. Staaten mit fixen Wechselkursen können ihre Geldpolitik selbst bestimmen. Bei fixen Wechselkursen führt eine Überbewertung der eigenen Währung zu Exportüberschüssen. Bei fixen Wechselkursen kann die Überbewertung einer Währung zum Schwarzmarkt führen. Sollte die eigene Währung Abwertungstendenzen aufweisen, muss die Zentralbank mit eigener Währung Devisen kaufen. Schweiz und Liechtenstein bilden eine Währungsunion. 2. Ordne den linken Feldern die richtigen Erklärungen zu, indem du sie mit Pfeilen verbindest! Adjusted Peg Wechselkursschwankungen innerhalb von Bandbreiten werden zugelassen. Beim Überschreiten derselben müssen die Zentralbanken einschreiten. Crowling Peg Es finden unregelmäßige, vorher bekannt gegebene Auf- und Abwertungen der eigenen Währung statt. Dirty floating Es finden regelmäßige, vorher bekannt gegebene Auf- und Abwertungen der eigenen Währung statt. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 22

3. Erkläre mit eigenen Worten, warum bei fixen Wechselkursen und freiem Kapitalverkehr keine autonome Geldpolitik möglich ist. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 23

Lösungen Übungsaufgaben II 1. Veränderungen des Wechselkurses 1. Die US-Exporte nach Europa steigen. Die Nachfrage nach Dollar und das Angebot an Euro steigen. Der Wechselkurs des Dollar steigt; jener des Euro sinkt. 2. Touristen aus den USA verbringen häufiger ihren Urlaub in Europa. Die Nachfrage nach Euro und das Angebot an Dollar steigen. Der Wechselkurs des Euro steigt, jener des Dollar sinkt. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 24

3. Europäer kaufen vermehrt US-Staatsanleihen. Die Nachfrage nach Dollar und das Angebot an Euro steigen. Der Wechselkurs des Euro sinkt, jener des Dollar steigt. 4. Die Europäer verkaufen US-Staatsanleihen und kaufen damit Deutsche Bundesanleihen. Die Nachfrage nach Euro und das Angebot an Dollar steigen. Der Wechselkurs des Euro steigt, jener des Dollar sinkt. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 25

5. Wohlhabende Europäer kaufen vermehrt Ferienhäuser in Florida. Die Nachfrage nach Dollar und das Angebot an Euro steigen. Der Wechselkurs des Euro sinkt, jener des Dollar steigt. 6. Beschreibe, durch welche außenwirtschaftlichen Bewegungen folgende Nachfrage bzw. Angebotsverschiebungen bewirkt werden können. a) Die US- Exporte nach Europa sind gesunken. b) Weniger europäische Touristen besuchen die USA. c) Es werden weniger Direkt- oder Portfolioinvestitionen in den USA getätigt. d) Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 26

2. Welche der folgenden Aussagen sind richtig, welche falsch? Aussage R F Wenn die Europäer weniger exportieren als importieren, sinkt der Wechselkurs des Dollar. Wenn griechische Staatsanleihen verkauft und US-Anleihen gekauft werden, sinkt der Wechselkurs des Euro. Wenn europäische Immobilien von Amerikanern gekauft werden, sinkt der Wechselkurs des Euro. Wenn die Erdölexporte aus dem arabischen Raum, die in Dollar bezahlt werden müssen, ansteigen, steigt der Dollar. Wenn aufgrund der politischen Entwicklung in den USA viel weniger Europäer ihren Urlaub in den USA verbringen, steigt der Wechselkurs des Euros. Wenn die USA Importverbote auf europäische Waren erlassen, sinkt der Wert des Dollar. Übungsaufgabe III Berechnung von Wechselkursverlusten Ein New Yorker Weingroßhändler kauft bei einer Südtiroler Kellerei 25.000 Flaschen Wein zu je 11 Euro/Flasche ein. Der Vertrag wurde am 01.09. unterzeichnet, am 30.9. wurde geliefert und am 30.10. wurde bezahlt. Wie viel hätte der US-Importeur in Dollar an den verschiedenen Terminen bei folgenden Wechselkursen bezahlen müssen? Termin Wechselkurs Betrag in Dollar 01.09. 1 = 1,04 $ 286.000 30.09. 1 = 1,14 $ 313.500 30.10. 1 = 1,24 $ 341.000 Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 27

Übungsaufgabe IV Welche der folgenden Aussagen sind richtig, welche falsch? Aussage R F Ein Land mit einer höheren Produktivität als ein anderes wird bei gleichen Löhnen in der Regel mehr importieren als exportieren. Ein Land mit sinkender Produktivität und einem fixen Wechselkurs wird viel importieren. Damit ein Land mit niederer Produktivität bei fixen Wechselkursen konkurrenzfähig bleiben kann, muss es seine Löhne reduzieren. Eine hohe Produktivität führt in der Regel zu einer starken Währung. Damit ein Land mit niederer Produktivität mehr exportieren kann muss der Wechselkurs seiner Währung abwerten. Übungsaufgabe V 1. Welche der folgenden Aussagen sind richtig, welche falsch? Aussage R F Fixe Wechselkurse mindern das Risiko im Außenhandel. Die umlaufende Währung im Kosovo ist der Euro. Staaten mit fixen Wechselkursen können ihre Geldpolitik selbst bestimmen. Bei fixen Wechselkursen führt eine Überbewertung der eigenen Währung zu Exportüberschüssen. Bei fixen Wechselkursen kann die Überbewertung einer Währung zum Schwarzmarkt für Devisen führen. Sollte die eigene Währung Abwertungstendenzen, aufweisen muss die Zentralbank mit eigener Währung Devisen kaufen. Schweiz und Liechtenstein bilden eine Währungsunion. Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 28

2. Ordne den linken Feldern die richtigen Erklärungen zu, indem du sie mit Pfeilen verbindest! Adjusted Peg Wechselkursschwankungen innerhalb von Bandbreiten werden zugelassen. Beim Überschreiten derselben müssen die Zentralbanken einschreiten. Crowling Peg Es finden unregelmäßige, vorher bekannt gegebene Auf- und Abwertungen der eigenen Währung statt. Dirty floating Es finden regelmäßige, vorher bekannt gegebene Auf- und Abwertungen der eigenen Währung statt. Alle Bilder wurden auf Pixabay gefunden Abb. 1 Euro-Dollar-Devisen S. 1: https://pixabay.com/de/euro-dollar-devisen-handel-stapel-1976640/ Abb. 2 Euro-Dollar-Tausch S. 2: https://pixabay.com/de/euro-dollar-hand-halten-948006/ Abb. 3 Taschenrechner-Waage - S.3 https://pixabay.com/de/m%c3%bcnzen-rechner-haushalt-1015125/ Abb. 4 Waschmaschine S. 4 https://pixabay.com/de/waschmaschine-wei%c3%9fe-m%c3%a4nnchen-1889088/ Abb. 5 Wellnessbad S. 5: https://pixabay.com/de/badezimmer-malerei-galerie-bad-1780511/ Abb. 6 Euro-Dollar-Tausch S. 6: https://pixabay.com/de/w%c3%a4hrung-dollar-euro-exchange-311743/ Abb. 7 Dollarkurs S. 6: https://pixabay.com/de/dollar-kurs-dollarkurs-tendenz-544956/ Abb. 8 Kursentwicklung S. 12: https://pixabay.com/de/statistik-diagramm-grafik-balken-76197/ Abb. 9 Waage S. 13: https://pixabay.com/de/waage-waagschale-gleichgewicht-2071320/ Abb. 10 Ostmark S. 14: https://pixabay.com/de/geldscheine-ddr-mark-geld-1286841/ Abb. 11 Fahne Liechenstein S. 14: https://pixabay.com/de/liechtenstein-flagge-nationalflagge-162343/ Abb. 12 Prozentsatz S. 18: https://pixabay.com/de/zwanzig-20-prozent-statistik-geld-706886/ Abb. 13 Euromünzen S. 19: https://pixabay.com/de/geld-m%c3%bcnzen-eurom%c3%bcnzen-w%c3%a4hrung-515058/ Wechselkurse: Theoretische Grundlagen Modul 2 29