Natürliche, spontane und künstliche Ordnungselemente bei Adam Smith

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Transkript:

Wirtschaft Martina Schmitt Natürliche, spontane und künstliche Ordnungselemente bei Adam Smith Studienarbeit

UNIVERSITÄT ZU KÖLN WIRTSCHAFTSPOLITISCHES SEMINAR Volkswirtschaftliches Hauptseminar zur Theorie der Wirtschaftspolitik Natürliche, spontane und künstliche Ordnungselemente bei Adam Smith Eingereicht von: Martina Schmitt

Inhaltsverzeichnis Einführung 2 Historische Positionierung von Adam Smith 2. Leben und Schriften von Adam Smith 2.2 Der Utilitarismus 2 3 Formen der gesellschaftlichen Ordnung 3 4 Natürliche Ordnungselemente bei Adam Smith 4. Deismus und Naturrecht als Basis der Gesellschaftsordnung 4.2 Die Bedeutung der natürlichen Anlagen für das Wirtschaftsleben 4.2. Das Eigeninteresse 4.2.2 Die Sympathie 4.2.3 Der Mensch als Gemeinschaftswesen 4.2.4 Die natürliche Neigung zum Tausch 4 4 5 5 6 7 8 5 Spontane Ordnungselemente bei Adam Smith 5. Die Koordination der individuellen Handlungen durch die unsichtbare Hand 5.2 Die Arbeitsteilung 8 9 6 Künstliche Ordnungselemente bei Adam Smith 6. Das System der natürlichen Freiheit 6.2 Die Aufgaben des Staates 6.2. Die Schaffung und Durchsetzung von Rechtssicherheit 6.2.2 Die Wahrung der äußeren Sicherheit 6.2.3 Die Förderung der Interessen der Allgemeinheit 2 2 3 3 4 5 7 Schlussbemerkung 6 Literaturverzeichnis III II

Einführung Adam Smith (723 790) ist der Begründer der klassischen ökonomischen Theorie und zählt bis heute zu den bedeutendsten Ökonomen der Geschichte. Ordnungstheoretische Überlegungen bilden einen wesentlichen Bestandteil der Theorie von Adam Smith: der Aufbau der Gesellschaftsordnung spielt sowohl in seinen ökonomischen als auch in seinen moralphilosophischen Schriften eine zentrale Rolle. Bemerkenswert ist, dass Smith seiner Ordnungstheorie ein wirklichkeitsnahes Menschenbild zugrundelegt. Er entwirft keine Gesellschaftsordnung nach ideologischen Vorstellungen, sondern leitet seine Ordnungstheorie aus tatsächlich beobachteten Verhaltensweisen der Menschen ab. Das Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, inwieweit die Theorie der Gesellschaftsordnung von Adam Smith Elemente einer natürlichen, künstlichen und spontanen Ordnung enthält. Hierzu wird zunächst in Kapitel 2 kurz auf das Leben und die Werke von Adam Smith sowie auf die philosophische Lehre des Utilitarismus, der seine Theorie zugeordnet werden kann, eingegangen. Im Anschluss daran befasst sich das dritte Kapitel mit verschiedenen Formen der gesellschaftlichen Ordnung. Es werden die Begriffe der natürlichen, künstlichen und spontanen Ordnung erläutert und voneinander abgegrenzt. Die folgenden Kapitel 4 bis 6 sind jeweils einer der oben genannten Formen der Gesellschaftsordnung in der Theorie von Adam Smith gewidmet. Es wird gezeigt, dass Elemente aller betrachteten Ordnungstypen im Ansatz von Smith enthalten sind, und dargestellt, wie sie konkret zum Ausdruck kommen. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse. 2 Historische Positionierung von Adam Smith 2. Leben und Schriften von Adam Smith Adam Smith wurde 723 in Kirkcaldy bei Edinburgh geboren. Nach seiner Schulausbildung in Kirkcaldy begann er in Glasgow mit dem Studium zum schottischen Master of Arts, das die Fächer Latein, Griechisch, Moralphilosophie, Mathematik und Physik umfasste. Drei Jahre später wechselte er zur Universität nach Oxford und erhielt nach seinem Abschluss 75 einen Lehrauftrag an der Universität Glasgow für Logik und Moralphilosophie. Seine akademische Laufbahn beendete Smith im Jahre 764 und zog als Erzieher und Reisebegleiter eines jungen Herzogs für zwei Jahre nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien lebte er in London und Schottland, wo er Vgl. Düppen, B., Utilitarismus, 996, S. 78.