Leistungsbericht der Charité Universitätsmedizin Berlin über das Jahr 2013 zur Umsetzung des Charité-Vertrags 2011 bis 2013



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Transkript:

Leistungsbericht der Charité Universitätsmedizin Berlin über das Jahr 2013 zur Umsetzung des Charité-Vertrags 2011 bis 2013

Inhalt Profil und Selbstverständnis... 3 Teil I Gesamteinschätzung zur Leistungsentwicklung der Charité... 5 I.1. Finanzausstattung und räumliche Situation... 5 I.2. Personalentwicklung... 7 I.3. Studium und Lehre... 9 I.3.1 Systemakkreditierung und Qualitätsmanagement... 9 I.3.2 Modernisierung des Medizinstudiums im Hinblick auf die Anforderungen des Arztberufs... 10 I.3.3 Wissenschaftliche Weiterbildung in Masterstudiengängen... 11 I.4. Forschung... 12 I.5. Gleichstellung... 17 I.6. Kosten- und Leistungsrelationen... 19 I.7. Kooperation der Hochschulen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Abstimmung der Strukturplanungen... 20 Teil II. Bericht zur Vertragserfüllung... 21 II.1 Leistungsbasiertes Hochschulfinanzierungssystem... 21 II.2 Planungssicherheit und weitere Mittel... 22 II.3 Transparenz von Leistungen und Kosten und Verbesserung der Wirtschaftlichkeit... 22 II.4 Förderung und Sicherung der Exzellenzinitiative... 23 II.5 Studium und Lehre, Studienplätze und Ausbildung... 26 II.5.1 Integration behinderter Studierender... 26 II.5.2 Bereitstellung von Studienplätzen... 26 II.5.3 Bedarfsgerechte Ausbildung... 27 II.5.4 Organisation der Medizinerausbildung... 27 II.5.5 Organisation der Zahnmedizinerausbildung... 28 II.5.6 Qualitätsmanagement Lehre... 28 II.5.7 Bolognaprozess... 30 II.5.8 Diversifizierung des Studienangebotes und Weiterbildung... 30 II.5.9 Übergang Schule/Hochschule... 30 II.5.10 Stiftung für Hochschulzulassung... 31 II.5.11 Professuren mit Schwerpunkt Lehre... 31 II.5.12 Wissenschaftlicher Nachwuchs... 31 II.7 Strukturplan... 32 II.7 Chancengleichheit... 33 II.8 Public Health... 34 II.9 Internationalisierung... 35 Seite 2 von 36

Profil und Selbstverständnis Der Name Charite ist für die Berliner Universitätsmedizin eine Verpflichtung und ein Ansporn. Aufbauend auf die Tradition der wissenschaftlich erfolgreichsten Einrichtung der Medizin des 19. Jahrhunderts und den Erfahrungen und negativen Entwicklungen sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus als auch in der DDR, ist es heute die Mission der Charité, sich erneut als eine der führenden Institutionen der universitären Medizin und der biomedizinischen Forschung in Deutschland zu etablieren. Seit 2010 ist dies gelungen, denn die Charité Universitätsmedizin Berlin hat sich zur führenden deutschen Medizinischen Fakultät und Universitätsklinik entwickelt. Die Charité erbringt bereits heute international sichtbare Spitzenleistungen in einigen Bereichen der Forschung und Krankenversorgung. In der Lehre in der Humanmedizin hat die Charité ebenfalls internationale Aufmerksamkeit erlangt. Hierbei ist das Umfeld mit exzellenten universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen eine Rahmenbedingung, die diese Entwicklung erheblich begünstigt- Als folgerichtige und notwendige Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems in Deutschland wurde die bereits seit 20 Jahren bestehende Kooperation der Medizinischen Fakultät mit dem Max-Delbrück-Centrum im Sinne einer bestmöglichen Synergie und eines gesellschaftlichen Mehrwertes mit der Gründung des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIG/BIH) in ein bundesweit und international vielbeachtetes Modell zur Weiterentwicklung der translationalen biomedizinischen Forschung initiiert und 2013 umgesetzt... Aufbauend auf den Pionierarbeiten des Reformstudiengangs, der bereits seit 1999 erfolgreich an der Charité etabliert wurde, hat der Modellstudiengang Medizin sich seit 2010 als national beispielhafte Entwicklung eines Studiengangs mit deutlicher Wissenschaftsorientierung durchgesetzt. Diese führende Position wurde im Jahr 2013 unter anderem durch nachhaltige Stärkung des Schwerpunkts Lehrforschung und Curriculumsentwicklung weiter ausgebaut und es wurde eine Optimierung des bei den Studierenden sehr nachgefragten Modellstudienganges Medizin initiiert, um Qualität, Studierbarkeit und Lehrbarkeit weiter zu verbessern. Als Alleinstellungsmerkmal ist auch die bundesweit einzigartige Systemakkreditierung der biomedizinischen Studiengänge von Bedeutung, die 2013 begonnen wurde. Die Forschung der Charité konzentriert sich entsprechend der Strategie des Vorstands der Charité derzeit auf sechs die Schwerpunkte Onkologie, Neurowissenschaften, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Genetik/Seltene Erkrankungen, Regenerative Therapie und Immunologie/Entzündung/Infektion, die im Rahmen der Etablierung des gemeinsamen Forschungsraums des BIG/BIH interdisziplinär und systemmedizinisch ausgerichtet werden und bei denen national und international Seite 3 von 36

eine herausragende bis führende Stellung vorhanden ist. In diesen Schwerpunkten ist die Charité mit Verbundforschungsprojekten (beispielsweise Sonderforschungsbereichen), in der Exzellenzinitiative und bei der Beteiligung an den deutschen Gesundheitsforschungszentren des BMBF sehr erfolgreich. Im Wettbewerb um die wichtige Drittmittelförderung bleibt die Charité durch hervorragende wissenschaftliche Leistungen und ein hohes Potenzial qualifizierter NachwuchswissenschaftlerInnen auch weiterhin mit großem Abstand an der Spitze aller medizinischer Fakultäten in Deutschland. Dazu tragen auch besondere interne Forschungsinvestitionen und Förderprogramme wie das national und international viel beachtete Clinical Scientist-Programm der Charité bei. Anfang 2014 rückte die Qualitätskontrolle in der klinischen und biomedizinischen Forschung in den öffentlichen Fokus. Auch hier ist die Charité mit der Etablierung einer eigenen Geschäftsstelle für gute wissenschaftliche Praxis und vielfältigen präventiven Maßnahmen wie verbindlicher langfristiger zentraler Datensicherung ein Vorreiter unter den deutschen medizinischen Fakultäten. Wichtig für diese Entwicklungen und Perspektiven sind die regionalen, nationalen und internationalen Kooperationen in Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Keine Einrichtung der Biomedizin kann bei dem rasanten Fortschritt in der Forschung und den zugrunde liegenden Technologien und Infrastrukturen allein die notwendige Innovationskraft entwickeln. Intelligente und vorausschauende Partnerschaftsmodelle sind die wichtigste Grundlage für eine zukunftsfähige Entwicklung von Forschung und Lehre in der Biomedizin, denn weder Technologieentwicklung noch die Erforschung der Bedingungen für Gesundheit, der Ursachen von Krankheiten und ihrer Behandlung sind durch institutionelle Grenzen definierbar. Eine international und national kompetetive Forschung und Lehre in der Medizin kann nur durch translationale Forschungseinrichtungen wie Clinical Research Units, innovative zentrale Ausbildungseinrichtungen wie Skills Labs und verbesserte wissenschaftliche Dienstleistungen durch innovative Core Facilities realisiert werden. Auf diesen Gebieten hat die Medizinische Fakultät Charité - Universitätsmedizin Berlin in den letzten Jahren wesentliche strategische Maßnahmen ergriffen, um die Perspektive einer Innovationsführerschaft zu eröffnen. Seite 4 von 36

Teil I Gesamteinschätzung zur Leistungsentwicklung der Charité I.1. Finanzausstattung und räumliche Situation Der Charité-Vertrag 2011 bis 2013 hat erstmals eine belastbare Planungssicherheit hergestellt und beendete eine fast zehnjährige Konsolidierungsphase mit jährlichen Absenkungen des Landeszuschusses von insgesamt 100 Millionen Euro (seit 2008: 39 Millionen Euro). Ein Blick auf den Benchmark Landkarte der Hochschulmedizin zeigt, dass die deutschen Universitätskliniken von 2006 2011 im Bundesdurchschnitt (ohne Charité) einen Anstieg um 9% im Landeszuführungsbetrag erhielten, während die Charité eine Reduktion um 20% umsetzen mußte. Bei gleichzeitig steigenden Kosten ergab sich somit eine um 30% geringere Grundfinanzierung genüber den anderen Fakultäten seit 2010. Dies beruhte auf der Vereinbarung aus dem Jahr 2003, die vorsah, dass drei volluniversitäre klinische Standorte dann erhalten bleiben, wenn der damalige Zuführungsbetrag für drei Klinika um ein Drittel abgesenkt wird. Die Phase vor dem Charité-Vertrag mußte daher von 2008 bis 2010 von einem massiven Personalabbau gekennzeichnet sein. Erst seit 2011 konnte mit der Anwendung leistungsorientierter Kriterien und einem durchschnittlich um 3,1% gestiegenen Landeszuschuss eine Entwicklung und Profilierung der Fakultät initiiert werden. Gegenläufige wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie Tarifeffekte, Energiekostensteigerungen, die steigenden konsumtiven Instandhaltungsmaßnahmen bei einer höchst sanierungsbedürftigen Infrastruktur und der unzulängliche investive Zuschuss des Landes begrenzen jedoch weiterhin den Handlungsspielraum der Medizinischen Fakultät. Der gestiegene Landeszuschuss konnte im Vertragszeitraum Teuerungsraten zwar kompensieren, aber keine zusätzliche Finanzausstattung zur Leistungssteigerung im Sinne eines Wachstumsszenarios oder eines umfassenden Abbaus des Investitionsstaus bereitstellen. Die Drittmitteleinnahmen, die einen wesentlichen, wenn auch nicht uneingeschränkt unter qualitativen Gesichtspunkten akzeptierten Indikator für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit darstellen, sind von 2006 bis 2010 um 42% gestiegen und liegen im Vertragszeitraum relativ konstant bei über 150 Millionen Euro. Die Charité belegt bei den Drittmitteln damit national mit sehr deutlichem Abstand den Spitzenplatz unter den Medizinischen Fakultäten und leistet damit auch einen relevanten Beitrag zur Wirtschaftskraft Berlins durch die Schaffung von qualifizierten, durch Drittmittel finanzierten Arbeitsplätzen in Berlin. Im Jahr 2013 sind die Drittmitteleinnahmen erstmals wieder leicht gesunken. Dies ist jedoch maßgeblich durch diskontinuierliche Zahlungen der DFG bedingt. Der kompensierende Mittelfluß im ersten Quartal 2014 belegt, dass die Drittmittel-Einnahmen mit 150 Millionen Euro/Jahr jetzt ein Plateau Seite 5 von 36

erreicht haben. Die Kapazitäten der Charité zur Bereitstellung adäquater Infrastruktur und Kofinanzierungsmittel für einen weiteren Ausbau des Drittmittelbereichs stoßen offensichtlich an ihre Grenzen. Eine weitere signifikante Leistungssteigerung im Bereich der Drittmittel ist daher bei gegebener Grundfinanzierung insbesondere auch wegen des anhaltenden Investitionsstaus kaum realistisch. Die laut Hochschulvertrag für die Erreichung der vollen Höhe des Landeszuschusses verlangte Leistungssteigerung 2013 konnte erreicht werden, da hierfür Leistungskennzahlen aus den Jahren 2009 bis 2011 zugrunde gelegt wurden. Ebenso vertraglich vereinbart für die volle Zuschusshöhe im Bereich der Lehre war eine Steigerung der Studierendenzahlen. Vor dem Hintergrund der im Universitätsmedizingesetz festgelegten Kapazitäten war dies jedoch kaum möglich. Dadurch fehlten der Charité 2013 bereits ca. 800.000 Euro zur vollen Zuschusshöhe. Hingegen hat die Charité im Bereich der Lehre durch die Etablierung des Modellstudiengangs, der parallel zum auslaufenden Regelstudiengang und Reformstudiengang eingeführt wird, einen erhöhten Ressourcenbedarf. Da die noch laufenden höheren Semester des Regelstudiengangs einen überproportional hohen Aufwand verglichen mit den Anfangssemestern haben, fällt zunächst weniger Lehrleistung weg als durch den Modellstudiengang mit vermehrtem Kleingruppenunterricht hinzukommt. Zudem müssen für den Regelstudiengang zusätzlich zwei Semester Kapazitäten für Nachzügler vorgehalten werden. Neben diesem vorübergehenden absoluten Zuwachs an Lehrleistung erfordern die neuen Unterrichtsformate des Modellstudiengangs (Unterricht in kleineren Gruppen) an sich einen höheren Raumbedarf und Ressourceneinsatz. Die räumliche Situation war durch die Einführung des Modellstudiengangs, welcher mehr Kleingruppenräume erfordert, verbunden mit den umfassenden Baumaßnahmen der Charité (insbesondere auch der Wegfall von Flächen durch den Beginn der Hochhaussanierung am Campus Mitte) im Vertragszeitraum sehr angespannt. Dies wird sich kurzfristig nicht ändern, so dass bereits im Wirtschaftsplan 2014 und in der Mittelfristplanung die Anmietung externer Flächen für die Lehre vorgesehen war. Dabei hat die Charité bereits frühzeitig Maßnahmen für den steigenden Raumbedarf in der Lehre ergriffen: 1. Im Jahr 2011 wurde die Abteilung für Curriculumsorganisation geschaffen, deren Aufgabe unter anderem die strategische Raumplanung sowie die zentrale Stunden- und Raumplanung aller grundständigen Studiengänge ist. Ziel der Abteilung ist die inhaltlich sinnvolle und Ressourcen schonende Unterrichts- und Stundenplanung aller grundständigen Studiengänge der Charité mit Hilfe neu entwickelter IT-Strukturen. 2. Um das Infrastrukturangebot für die Lehre zentral zu betreiben und optimal auszulasten, sind in den Jahren 2012 bis 2014 weitere Seminar- und Kleingruppenräume in die zentrale Verwaltung der Abteilung für Curriculumsorganisation überführt worden. Der zentrale Raumbestand der Seite 6 von 36

Lehre ist in dem Zeitraum um 37% gewachsen. Dies hat zu einem Qualitätswie Effizienzgewinn geführt. 3. Anfang 2012 hat die Fakultät die Überführung des bisherigen Trainingszentrum für Ärztliche Fertigkeiten gemeinsam mit seinem Simulationspatienten-Programm in das Lernzentrum der Charité abgeschlossen und um ein weiteres Gebäude mit rund 2000 m 2 Nutzfläche am Campus Charité Mitte erweitert. Ein wichtiger Meilenstein für die Flächenausstattung Forschung und Lehre war die Fertigstellung des Neubaus des modernen CharitéCrossOver (CCO) mit ca. 11.000 m² Hauptnutzfläche, das mit einem Budget von 86 Millionen Euro im Oktober 2012 im Zeit- und Kostenrahmen fertiggestellt wurde. Einen quantitativen Flächenzuwachs hat es nicht gegeben, da parallel Flächen wegfielen. Insbesondere sind hier der Abriss des Lehrgebäudes am Bettenhochhaus, der Wegfall der Seminarräume im Bettenhochhaus, die Abgabe des Robert Koch-Forums sowie die Abgabe weiter Teile der Liegenschaften Oudenarder- und Ziegelstraße sowie des Karl-Landsteiner- Hauses zu nennen. Insbesondere die Phase der Fertigstellung des CharitéCrossOver und die Vorbereitungen zur Hochhaussanierung am Campus Mitte war von zahlreichen Umzügen gekennzeichnet. Die Flächenausstattung in Forschung und Lehre unterlag und unterliegt aufgrund der umfassenden Masterplanbaumaßnahmen und des Umbruchs in der Lehre mit der Einführung des Modellstudiengangs vielfältigen Anstrengungen und Maßnahmen. Die Realisierung der dabei notwendigen Instandhaltungs- und Herrichtungsmaßnahmen wird durch die beschränkten Mittel insbesondere im investiven Bereich begrenzt. Diese Situation wird sich aufgrund der weiterhin nicht auskömmlichen investiven Mittel in den kommenden Jahren nicht verändern. I.2. Personalentwicklung Nach dem starken Personalabbau in der Medizinischen Fakultät bis 2010 von circa 20% kann die Gesamtzahl der Beschäftigten über den Vertragszeitraum mit einem leichten Rückgang von 2,7 % als relativ konstant angesehen werden. Die Heranführung des Tarifvertrags Charité an das Niveau des TVÖD bis 2016 und die vom Marburger Bund verhandelten Tarifsteigerungen im ärztlichen Dienst verursachen erhebliche Kostenbelastungen, die im Vertragszeitraum aufgefangen werden mussten. Das Drittmittelpersonal ist von 2011 bis 2013 trotz weitgehend konstanter Drittmitteleinnahmen um 8% gesunken. Dies hängt unter anderem mit dem Auslaufen der ersten Förderphase des Exzellenzclusters NeuroCure und des BMBF- Seite 7 von 36

geförderten Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums CSB (Centrum für Schlaganfallforschung Berlin) zusammen. Die wissenschaftliche Personalausstattung der Kliniken und Institute wird weiterhin primär von der erbrachten Lehrleistung in den grundständigen Studiengängen bestimmt. Damit wird das jeweils notwendige Lehrangebot, aber auch die Grundausstattung für die Forschung sichergestellt. Zusätzlich erhalten alle Einrichtungen anteilmäßig ein Budget für sonstiges Personal, das unter anderem vom praktischen Aufwand der angebotenen Lehrveranstaltungen abhängt. Im Rahmen der Budgetierung erhalten die Einrichtungen ein Euro-Budget, mit dem sie in Grenzen flexibel wirtschaften können. Zusätzlich reicht die Fakultät zentral finanzierte Leistungsstellen aus. Sie stellen ein wichtiges Instrument der Fakultät zur Erfüllung von Berufungszusagen und zur Sicherstellung von Kofinanzierungsverpflichtungen bei Forschungsverbundprojekten (beispielsweise Gerok-Stellen zur Entlastung und Sicherung von Forschungskapazitäten in den Kliniken) und zur Anschubfinanzierung neuer Forschungsprojekte dar. Seite 8 von 36

I.3. Studium und Lehre I.3.1 Systemakkreditierung und Qualitätsmanagement Seit 2012 arbeitet die Charité in Vorbereitung auf die Systemakkreditierung intensiv an der Weiterentwicklung und Verstetigung systematischer Qualitätssicherungs- und Entwicklungsmaßnahmen. Die Charité ist als erste medizinische Fakultät im März 2014 zum Verfahren der Systemakkreditierung zugelassen worden und wird das Verfahren der Systemakkreditierung voraussichtlich im August 2015 abschließen können. Die erste externe Begutachtung im Rahmen der Systemakkreditierung wird im November 2014 stattfinden. Das übergreifende Qualitätsmanagement-System (QM-System) umfasst alle grundständigen Studiengänge und Masterstudiengänge sowie sämtliche Prozesse der für die Lehre relevanten organisatorischen Einheiten. Es ist prozessorientiert aufgebaut und beruht auf dem iterativen vierphasigen Shewhart Cycle (PDCA- Zyklus), dessen Grundlage die Verpflichtung zur kontinuierlichen Verbesserung ist. Voraussetzung sind funktionierende und transparente Prozesse. Die für die Lehre relevanten Prozesse sind in der Prozesslandkarte im Überblick dargestellt und unterscheiden sich in Steuerungs-, Leistungs- und unterstützende Prozesse. Während die Steuerungsprozesse die Aktivitäten der Qualitätsplanung, -sicherung und verbesserung beschreiben, beziehen sich die Kern- und unterstützenden Prozesse auf die Qualitätslenkung sprich die Organisation und Durchführung der Lehre - sowohl auf inhaltlicher als auch auf administrativer Ebene. Insbesondere die Prozessbeschreibungen bieten den Fakultätsmitgliedern einen schnellen Einblick in die Organisation und Durchführung von Studium und Lehre. Prinzipiell sind alle Unterlagen, die dem QM-System zugehörig sind und von der verantwortlichen Person freigegeben sind, über das Dokumentenmanagementsystem (DMS) des Prodekanats für Studium und Lehre erreichbar. Das DMS ist ausschließlich über das Intranet erreichbar und somit für Externe nicht zugänglich. Die Medizinische Fakultät Charité Universitätsmedizin Berlin versteht Qualitätsmanagement (QM) als unterstützendes Werkzeug für die Kernaufgaben der Lehre. Zu diesem Zweck und insbesondere für die kontinuierliche Verbesserung der Lehrqualität in allen Studiengängen unterstützt QM bei der Schaffung einer studiengangsübergreifenden Qualitätskultur. Da Qualitätsmanagement in erster Linie eine Leitungsaufgabe ist, liegt die Gesamtverantwortung bei der Prodekanin für Studium und Lehre und wird in enger Zusammenarbeit mit allen Statusgruppen ausgeübt. Im Rahmen der Entwicklung und Implementierung des QM-Systems wurde ein koordinierender QM-Bereich als Stabsstelle geschaffen. Dieser arbeitet eng mit allen Entscheidungsstrukturen zusammen und bildet gemeinsam mit dem Bereich Evaluation, dem QM- Seite 9 von 36

Steuerungsteam sowie den QM-Verantwortlichen aller organisatorischen Einheiten und Studiengänge die zentrale Infrastruktur bezüglich der Weiterentwicklung bestehender Qualitätssicherungsinstrumente sowie der Neuentwicklung von Prozessen. Die studiengangsbegleitende Qualitätssicherung entlang des Student-Life-Cycle erfolgt durch ein kontinuierliches Monitoring, das Kennzahlen sowie Ergebnisse von Evaluationen und Audits zusammenführt sowie nationale und internationale Standards berücksichtigt und deren Einhaltung überprüft. Wir unterscheiden zwischen folgenden Verfahren, die die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität sichern: Leitbild und Ziel der Lehre Fehlermanagement in Studium und Lehre (TIRS) Prozessentwicklung im Bereich Studium und Lehre und insbesondere zu den Themen Entwicklung neuer Studiengängen, Weiterentwicklung von Studiengängen, Aufhebung von Studiengängen Evaluation Entwicklung interner Audits (inkl. interne Akkreditierung) Entwicklung eines ganzheitlichen Beratungskonzeptes Managementbewertung Durch die Implementierung dieser Verfahren wird die Fakultät in die Lage versetzt, eine gleichbleibend hohe Qualität aller Studiengänge sicherzustellen und diese eigenständig zu überprüfen. I.3.2 Modernisierung des Medizinstudiums im Hinblick auf die Anforderungen des Arztberufs Das Prodekanat für Studium und Lehre erfüllt den an die Charité gestellten gesundheitspolitischen Auftrag, die allgemeinmedizinische Ausbildung durch Schwerpunkte in der humanmedizinischen Lehre (zum Beispiel ein zwei- statt bisher einwöchiges Blockpraktikum) zu stärken. Auch die Ausbildung im Praktischen Jahr (PJ) wurde durch Verabschiedung einer neuen PJ-Ordnung, Etablierung einer PJ- Kommission sowie die Verabschiedung und Umsetzung der durch die Ärztliche Approbationsordnung (ÄAppO) geforderten Logbücher für eine qualitätsgesicherte Ausbildung im PJ gestärkt. Neben einer Stärkung der medizinischen Basisversorgung betont das Curriculum des Modellstudiengangs Medizin (MSM) die Ausbildung in spezialisierten Seite 10 von 36

Medizingebieten sowie die Wissenschaftlichkeit als zwei weitere Säulen einer modernen humanmedizinischen Ausbildung mit dem Ziel, die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung qualitativ hochwertig und langfristig sicherzustellen. Zur nachhaltigen Qualitätssicherung der wissenschaftlichen Ausbildung hat das Prodekanat für Studium und Lehre im Rahmen der Berliner Qualitätsoffensive 2012-2016 die Entwicklung der Wissenschaftsmodule im MSM untersucht und die darin enthaltenen Lernziele mit dem nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) abgeglichen, der durch die Gesellschaft für medizinische Ausbildung (GMA) und den Medizinischen Fakultätentag (MFT) im Konsens mit den deutschen medizinischen Fakultäten erarbeitet wird. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Publikation aufbereitet und der NKLM-Arbeitsgruppe für die Weiterentwicklung des NKLM zur Verfügung gestellt. I.3.3 Wissenschaftliche Weiterbildung in Masterstudiengängen An der Charité - Universitätsmedizin Berlin sind zurzeit 10 moderne, breitgefächerte, naturwissenschaftlich ausgerichtete weiterbildende Masterstudiengänge mit interdisziplinärem Charakter und starker methodisch-wissenschaftlicher Ausrichtung etabliert: - Medical Neurosciences, - Molekulare Medizin, - Health and Society, - International Health, - Public Health, - Consumer Health Care, - Epidemiologie, - Applied Epidemiology, - Toxikologie und der - Promotionsstudiengang Cerebrovascular Medicine Im Rahmen der Systemakkreditierung und übergreifender strategischer Festlegungen der Fakultät wurden alle Masterstudiengänge curricular und budgetär überprüft und Veränderungsbedarf identifiziert. Auch werden die Studiengänge momentan rechtlich im Hinblick auf ihre Anpassung an die neu veröffentlichte Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RASP) der Charité überprüft und wie von der zuständigen Senatsverwaltung beauftragt innerhalb einer Jahresfrist angepasst. Seite 11 von 36

I.4. Forschung Leistungsbericht der Charité Universitätsmedizin Berlin 2013 konnte die Charité erneut ihre wissenschaftlichen Kooperationen mit Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie der Wirtschaft stärken. Die enge Verbindung zum Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) wurde in die Gründung des gemeinsamen Berliner Instituts für Gesundheitsforschung/Berlin Instiute of Health (BIG/BIH) überführt. Der Gründungsvertrag zwischen dem Land Berlin und dem Bund konnte erfolgreich auf den Weg gebracht werden. Die Finanzierung der zunächst als Innen-GbR etablierten Einrichtung eines gemeinsamen Forschungsraums erfolgt für die Jahre 2013/2014 aus Mitteln des Bundes über die Helmholtz-Gemeinschaft. Zusätzlich konnte durch Mittel der privaten Initiative von Frau Johanna Quandt ein ergänzendes Budget für das BIG/BIH eingeworben werden, das über die Stiftung Charité vergeben wird. Die prioritären Ziele des BIG/BIH zur Stärkung einer translationalen und systemmedizinischen Forschung sind in sieben Förderprogramme gegliedert, die wiederum in einzelne Förderlinien unterteilt sind, innerhalb derer ein oder mehrere Projekte gefördert werden. Die ersten Ausschreibungen für die Förderung von Arbeitsgruppen, welche sich zur Bearbeitung ihrer Forschungsthemen aus Charitéund MDC-WissenschaftlerInnen zusammensetzen, wurden bereits 2013 veröffentlicht. Das gemeinsam von Charité und MDC betriebene Experimental Clinical Research Center (ECRC) wurde 2013 weitestgehend unverändert und erfolgreich weitergeführt und wird mittelfristig als eine Clinical Research Unit (CRU) des BIG/BIH weitergeführt werden. Die erfolgreiche Beteiligung der Charité an drei der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), welche 2011 und 2012 auf den Weg gebracht wurden, konnte im Berichtsjahr erfolgreich etabliert werden. Dazu zählte im Wesentlichen sowohl die räumlich/infrastrukturelle Verankerung der drei DZG (Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung DKTK, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislaufforschung DZHK und Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen DZNE) an der Charité als auch die Sicherstellung vertraglicher und organisatorischer Rahmenbedingungen. Insbesondere das sogenannte Außenstellenmodell, welches beim DKTK und DZNE zum Tragen kommt, stellte die Charité vor enorme inhaltliche und administrative Herausforderungen, die bisher jedoch gemeistert wurden. Die intensiven Bemühungen der Vorjahre konnten im Jahr 2013 somit in den weiteren Ausbau der nationalen Spitzenrolle in der Vernetzung und Kooperation unterschiedlichster Forschungseinrichtungen in den Feldern der Krebs- und Herz-Kreislauf-Forschung sowie der Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen übersetzt werden. Dies stärkt sowohl die jeweiligen Forschungsschwerpunkte Onkologie, Kardiologie und Neurologie an der Charité als auch die nationale und internationale Wahrnehmung der Charité als Seite 12 von 36

Schlüsselinstitution sowie die Relevanz der Wissenschaftsregion Berlin-Brandenburg auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften. Im Bereich der klinischen Auftragsforschung konnte die Charité mit dem erfolgreichen Ausbau der bereits 2012 gegründeten Clinical Trial Management Unit (CTMU) neue Kooperationen mit der Industrie entwickeln. Der CTMU ist es 2013 gelungen, wichtige vertraglich formalisierte strategische Partnerschaften mit bedeutenden sogenannten Contract Research Organisations (CROs) abzuschließen. CROs werden von pharmazeutischen Unternehmen beauftragt, die Organisation und Durchführung von klinischen Studien in Zusammenarbeit mit den Prüfzentren an den Kliniken durchzuführen. Im Berichtszeitraum konnte die Entwicklung der CTMU somit eindrucksvoll demonstrieren, dass sie zu einem wesentlichen Baustein im Bestreben, die klinische Forschung an der Charité kontinuierlich weiter zu verbessern, geworden ist. Der Fortschritt in den beiden großen translational angelegten BMBF- Verbundprojekten Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT) und Centrum für Schlaganfallforschung Berlin (CSB) konnte anschaulich durch weitere Publikationen und zusätzliche Drittmitteleinwerbungen demonstriert werden. Für das BCRT fand im Dezember 2013 die Begutachtung der bisherigen Leistungen und des Verstetigungskonzeptes durch Repräsentanten des BMBF und des Projektträgers statt, welche eine positive Entscheidung für eine nächste Förderperiode ergab. Für das CSB erhielt die Charité in 2013 vom Bund die beantragte Bewilligung einer Folgeförderung bis 2018. Das CSB wird damit seine hohe Qualität in der Schlaganfallforschung und das attraktive Umfeld für klinische Spitzenforschung in Berlin ausbauen können. Für mehrere Sonderforschungsbereiche (SFBs) der Charité, in denen die Vernetzung von Grundlagenforschung und klinischer Forschung eine besondere Rolle spielt, wurden im Jahr 2013 neue Weichen bzw. erfolgreiche Fortführungen bewilligt: SFB 650 Zelluläre Ansätze zur Suppression unerwünschter Immunreaktionen (Sprecher: Prof. Dr. Hans-Dieter Volk): Eine Verlängerung konnte mit Beginn des Jahres 2013 nach erfolgreicher Begutachtung erzielt werden. SFB 665 Entwicklungsstörungen im Nervensystem (Sprecher: Prof. Dr. Christian Rosenmund): Nach erfolgreicher Evaluation der zweiten Förderperiode wurde die Weiterführung ab Juli 2013 auch für eine dritte Förderperiode gesichert. Eine Beteiligung der Charité mit Teilprojekten am SFB 1078 Proteinfunktion durch Protonierungsdynamik konnte mit Beginn des Jahres 2013 gestartet werden. Von Oktober 2013 an erweiterte die Charité ihre SFB-Beteiligungen mit Teilprojekten im Seite 13 von 36

SFB TR 130 B-Zellen: Immunität und Autoimmunität und SFB 1112 Nanocarrier: Architektur, Transport und zielgerichtete Applikation von Wirkstoffen für therapeutische Anwendungen, für die jeweils die erste Förderperiode bewilligt wurden. Über die Sonderforschungsbereiche hinaus wurden von der DFG für eine Klinische Forschergruppe (KFO) und eine DFG-Forschergruppe (FOR) Förderverlängerungen bewilligt. Die KFO 247 Tiefe Hirnstimulation: Therapieoptimierung, Kortex- Basalganglien Physiologie und Wirkmechanismus (Prof. Dr. Andrea Kühn) wurde im Oktober 2013 mit positivem Ergebnis begutachtet. Die KFO 192 Regulation und Fehlregulation von Skelettmuskelwachstum (Prof. Dr. Simone Spuler) hat im Jahr 2013 die längst mögliche Förderdauer erreicht und wurde in die Verstetigung überführt. Die FOR 1368 Hemodynamic Mechanisms of Acute Kidney Injury (Prof. Dr. Pontus Persson) erhielt im Oktober 2013 vom Gutachtergremium ein positives Votum und von der DFG eine Weiterförderung für eine zweite Förderperiode. Die erfolgreiche Einwerbung einer Förderung eines SFB, einer KFO und einer FOR kostet ein überdurchschnittliches Engagement der WissenschaftlerInnen und der gesamten Fakultät. Zur Unterstützung der ForscherInnen bei der Erstellung eines SFB-Antrages wurde bereits 2012 von der Fakultätsleitung ein zusätzliches Personal- und Konsumtiv-Budget in Aussicht gestellt und 2013 zugewiesen. Neben den Förderungen der Bundesministerien und der DFG bewerben sich die Charité-ForscherInnen regelmäßig um EU-Fördermittel. Beispielsweise können deshalb im Rahmen eines 2013 bewilligten EU-Forschungsprojektes namens REDDSTAR neue Möglichkeiten der Behandlung von Diabetes-Folgeerkrankungen erforscht werden. Das bewilligte Projekt läuft über drei Jahre mit europaweit zehn Partnerinstitutionen in Deutschland, Irland, Großbritannien, den Niederlanden, Dänemark, Portugal und den USA. Es wird mit einem Volumen von insgesamt sechs Millionen Euro von der Europäischen Kommission im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms gefördert. Insgesamt ist die Forschungsaktivität der Charité mit Mitteln aus der EU als gut entwickelt anzusehen. In mehreren Veranstaltungen, die die Charité gemeinsam mit der internationalen Kontaktstelle KOWI durchführte, haben sich die WissenschaftlerInnen ausführlich über die Fördermöglichkeiten der EU informiert und sich auch persönlich zur Antragsstellung beraten lassen. Aktiv arbeiteten auch Charité-WissenschaftlerInnen bereits 2013 an der Ausgestaltung des neuen EU- Forschungsprogrammes Horizon 2020 mit. Seite 14 von 36

Eine internationale Ausrichtung ist heute ein wichtiger Indikator für die Qualität im Hochschulbereich. Mit dem Ziel, eine Methode zu entwickeln, mit der sich der Grad der Internationalität einer medizinischen Hochschule ablesen lässt, wurde von der Charité das EU-Projekt International Medical School 2020 (IMS 2020) im Rahmen des ERASMUS-Programms koordiniert (siehe auch II.9). Die Ergebnisse dieses Projektes sind im September 2013 in einer Abschlusskonferenz präsentiert worden. Es wurde gezeigt, dass mit der Entwicklung des IMS-Qualitätslabels die Internationalisierung medizinischer Hochschulen nicht nur messbar und dadurch steuerbar ist, sondern auch, dass diese einen entscheidenden Erfolgsfaktor darstellt. Die Verstetigung dieser internationalen Kooperation ist als LIMES (League of International Medical Schools) geplant. Einen wichtigen Beitrag zur Internationalisierung der Charité leistete im Jahr 2013 auch das Julius-Wolff-Institut im CharitéCentrum 09. Gemeinsam mit dem Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering der Harvard University in den USA wurde in einem Kooperationsvertrag vereinbart, künftig enger zusammenzuarbeiten. Thematischer Schwerpunkt dieser Kooperationen ist die Zell- und Gewebetechnologie. Hier wollen die WissenschaftlerInnen gemeinsam neuartige Biomaterialien für regenerative Therapien entwickeln. Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Übertragung von Forschungserkenntnissen in die Klinik auszubauen und zu beschleunigen. Ein weiterer Baustein der Internationalisierung der Charité, der 2013 gelegt wurde, ist das Virchow-Villermé Centre for Public Health Paris-Berlin als gemeinschaftliche Einrichtung der Charité und der Sorbonne Paris Cité (siehe auch II.8). Es wurde im April in Anwesenheit der Ministerinnen Johanna Wanka und Geneviève Fioraso im Rahmen der deutsch-französischen Wissenschaftswoche in Paris gegründet. Innovative Lehrangebote auf hohem akademischen Niveau sowie gemeinsame interdisziplinäre Forschungsaufgaben im Bereich Public Health sind Schwerpunkte dieses deutsch-französischen Zentrums. Der Austausch von deutschen und französischen Wissenschaftlern und Studierenden sowie abgestimmte und gemeinsame Forschungsaktivitäten werden gefördert. Am Virchow-Villermé Centre for Public Health werden wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfen für das öffentliche Gesundheitswesen und Gesundheitsmanagement in Deutschland und Frankreich erarbeitet, die dazu beitragen sollen, die Gesundheit unterschiedlicher Gruppen der Bevölkerung gezielter zu fördern und Ungleichheiten aufzulösen. Der Aufbau und die Weiterentwicklung von internen Forschungsdienstleistern, Core Facilities und Technologieplattformen sowie der dazugehörenden Organisations strukturen war 2013 ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der Fakultät. Hier wurde das Forschungsdienstleistermanagement aufgebaut, welches zentrale Steuerungsfunktionen für die internen Forschungsdienstleister, Core Facilities und Seite 15 von 36

Technologieplattformen übernimmt. Dadurch wurden die Organisationsstrukturen und die Anbindung an die Fakultätsleitung verbessert sowie die einzelnen Forschungsdienstleister untereinander besser vernetzt. Das bestehende Core Facility-Portfolio der Charité konnte u. a. durch erfolgreiche Anträge in der Art. 91b GG-Großgeräteförderung weiter ausgebaut werden. So konnte das PRICC Preclinical Radionuclide Imaging Center Charité (Prof. W. Brenner), welches der Scientific Community den Zugang zu nuklearmedizinischer Bildgebung bei Kleintieren ermöglicht, als Core Facility etabliert werden. Neben dem existierenden SPECT/CT ist das neu eingeworbene PET/MRT das Herzstück im PRICC. Aus den Mitteln von NeuroCure wurde zusätzlich ein zweites 7-Tesla-Kleintier-MRT für die 7- Tesla Experimentelle MRT-Core Facility (Dr. T. Farr/CSB) beschafft. Dadurch konnte nicht nur das quantitative Angebot an Messzeit für die Wissenschaftler/-innen vergrößert, sondern vielmehr die Qualität der Bildgebung deutlich verbessert werden. Außerdem wurde die VCF-Viral Core Facility (Prof. Dr. Christian Rosenmund), die virale Vektoren für die Forschung herstellt, aufgebaut. Durch diese umfassende Weiterentwicklung des Portfolios war es möglich, den Zugang der Scientific Community zu Cutting-edge Technologien deutlich zu verbessern. Mit der Durchführung von Netzwerk- und Kommunikationsmaßnahmen wurden die Charité Aktivitäten im Bereich Forschungsdienstleister und Core Facilities in der Scientific Community und der methoden- und technologiebasierten Forschung besser sichtbar gemacht. Dazu gehören unter anderem ein überarbeiteter Webauftritt und die Registrierung der Core Facilities und Technologieplattformen im DFG Resources-Portal. Bereits seit 2011 wird die Charité für den Aufbau einer zentralen Biomaterialbank (ZeBanC) gefördert. Humane Biomaterialbanken sind Sammlungen menschlicher Körpersubstanzen (wie beispielsweise Blut, DNA, Urin oder Gewebe), die mit krankheitsspezifischen Informationen verknüpft sind. Dies ermöglicht die Erforschung von Zusammenhängen zwischen Erkrankungen und den zugrundeliegenden (molekularen) Veränderungen und bietet die Chance zur Entwicklung zielgerichteter Therapieformen ( personalisierte Medizin ). Im Mai 2013 fand nun das 1. Treffen des Externen Wissenschaftlichen Beirats (External Scientific Review Boards) der ZeBanC statt und im Juni 2013 wurden die Projektfortschritte offiziell durch das BMBF und den Projektträger DLR in einer Zwischenbegutachtung positiv bewertet. Darüber hinaus hat das BMBF auf Antrag der Charité eine Förderung bewilligt, die dazu verwendet wird, eine Plattform zur gemeinsamen Nutzung nationaler und europäischer Biomaterialbanken zu etablieren. Das Projekt mit dem Titel German Biobank Node (Deutscher Biobankknoten) ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der deutschen Biobankszene und verbindet diese mit Biobankstrukturen im europäischen Raum. Seite 16 von 36

Auch im Jahr 2013 führte die Charité die Tradition der Sonntagsvorlesungen fort. Darin werden einem besonders interessierten Publikum die aktuellen Forschungserfolge verständlich vorgestellt und Chancen in der Therapie von Krankheiten erläutert. Beispiele hierfür sind die Sonntagsvorlesung von Professor Dr. Clemens Schmitt zum Thema Personalisierte Krebstherapie, von Professor Dr. Volker Budach zur Strahlentherapie und von Herrn Professor Dr. Torsten Zuberbier zum Thema Allergien. Das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité (BMM) feierte im März 2013 sein 15jähriges Bestehen und konnte in diesem Monat die einmillionste Besucherin begrüßen. Das Museum ist zu einer festen Größe in der Kultur- und Wissenschaftslandschaft Berlins geworden und hat auch 2013 wieder eine neue Ausstellung eröffnet. Mit dem Titel 4cm² beabsichtigten das Museum und Linda-J. Knop, Wissenschaft und Kunst in den Dialog zu bringen. Inhaltlich befasste sich diese Ausstellung mit den auf 4 cm², zwischen Objektträger und Deckblättchen fixierten, im Labor gefärbten, und mikroskopisch untersuchten Organschnitten, bei denen nur das geschulte Auge des Forschers feinste anatomische und pathologische Strukturen erkennt, sich aber aus künstlerischer Sicht auch ein beeindruckendes Spektrum an Farben und Formen eröffnet. Interessierte BerlinerInnen, BrandenburgerInnen und alle Berlin-Touristen waren darüber hinaus im Juni 2013 auch wieder zur Langen Nacht der Wissenschaft eingeladen. Auf allen Charité-Campi freuten sich Forschergruppen über Fragen zu ihrer Arbeit und erklärten gern den zahlreichen Besuchern Forschungsergebnisse und Forschungsmethoden. I.5. Gleichstellung Seit dem Zeitpunkt der Einreichung des Gleichstellungskonzepts im Jahr 2008 beeinflussten zahlreiche unvorhergesehene Entwicklungen auf personeller wie organisatorischer Ebene die weitere Gestaltung der Gleichstellungspolitik in Fakultät und Klinikum der Charité. Die Medizinische Fakultät Charité Universitätsmedizin Berlin hat sich jedoch gleichbleibend stark wie bereits in den vorangegangenen Jahren mit verschiedenen Programmen und Maßnahmen auch im Jahr 2013 für die aktive Förderung ihres qualifizierten weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses eingesetzt: Rahel-Hirsch-Stipendien für Habilitandinnen (zwei Ausschreibungen von jeweils vier Stipendien) Lydia-Rabinowitsch-Stipendien für Wissenschaftlerinnen zum Wiedereinstieg nach der Familienphase bzw. zur Brückenfinanzierung (acht kurzfristige Förderungen konnten ausgereicht werden) Seite 17 von 36

Rotunda Habilis, regelmäßiges Forum für Nachwuchswissenschaftlerinnen auf Einladung der Zentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten zur kollegialen Beratung, zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung u.a. zur Vorbereitung der Habilitation (zwei Termine pro Semester, auch mit externer Expertise) Mentoring-Programm für Nachwuchswissenschaftlerinnen (im Aufbau) Damit ein grundlegender Wandel in den Einstellungen und der Wahrnehmung der Relevanz der Kategorie Gender/Gleichstellung stattfinden kann, ist es notwendig und sinnvoll, bereits mit Beginn des Studiums das Bewusstsein aller angehenden Ärztinnen und Ärzte für die im Geschlechterunterschied liegenden Differenzen z.b. in der Anatomie, in Diagnose, Therapie und Compliance zu schärfen. So wurden mit Einführung des Modellstudiengangs Medizin Gendergesichtspunkte erfolgreich in die Planung des Curriculums aufgenommen. In die Module des 8. und 9. Semesters, die im Berichtszeitraum 2013 geplant wurden, konnten geschlechterspezifische Aspekte in das Modul 29 Erkrankungen des Kopfes, Halses und endokrinen Systems, das Modul 30 Neurologische Erkrankungen, das Modul 31 Psychiatrische Erkrankungen, das Modul 34 Erkrankungen des Kindesalters und der Adoleszenz sowie das Modul 36 Alter, Tod und Sterben, Intensivmedizin, Palliativmedizin integriert werden. Im Modul 37 Wissenschaftliches Arbeiten III werden Diversity-Aspekte wie Alter, Geschlecht und Ethnizität im Rahmen der Interpretation von Studienergebnissen sowie der Studienplanung behandelt. Neben dieser umfangreichen Integration wurde in diesem Berichtszeitraum ebenfalls das Modul 35 Geschlechtsspezifische Erkrankungen geplant, das bisher integrierte geschlechterspezifische Aspekte aufgreift und vertieft. Dieses Modul stellt ein Alleinstellungsmerkmal des Modellstudiengangs der Charité dar und zeigt, dass sich die Charité die Sensibilisierung der Studierenden für gendermedizinische Aspekte und eine gendersensible Medizin zum Ziel gesetzt hat. Darüber hinaus hat die Fakultätsleitung im Jahr 2013 das Clinical Scientist Programm eingeführt, welches gezielt auch Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen durch die zentrale Finanzierung der Hälfte ihrer Stelle, die Möglichkeit eröffnen soll, sich in dieser Zeit intensiv in der klinischen Forschung zu engagieren. Im Rahmen der ersten Ausschreibung konnten so insgesamt zwei Bewerberinnen, im Rahmen der zweiten Ausschreibung eine Bewerberin für drei Jahre gefördert werden. Es ist geplant, jedes Jahr zwei Ausschreibungen im Rahmen des Clinical Scientist Programms zu veröffentlichen, um eine kontinuierliche Fortführung des Programms zu gewährleisten. Die Erfolge der konsequent umgesetzten Maßnahmen und die intensive Arbeit in der aktiven Suche nach qualifizierten Wissenschaftlerinnen in allen Karrierestufen in der Charité Universitätsmedizin Berlin sind im bundesweiten Vergleich durchaus beachtlich, wie auch die tabellarische Darstellung unter II.7 zeigt. Seite 18 von 36

I.6. Kosten- und Leistungsrelationen Eine Darstellung der Kosten- und Leistungsrelationen erfordert eine genaue Zuordnung der Kosten zu den einzelnen Leistungen sowie eine Messbarkeit der Leistungen. Beides ist im universitären Bereich der Charité grundsätzlich nur bedingt möglich ist. Die Leistungsbereiche der Medizinischen Fakultät Charité Universitätsmedizin Berlin lassen sich grob in die Bereiche Forschung und Lehre unterteilen. Indikatoren für die Forschungsleistung sind zum Beispiel die vom Institute for Scientific Information veröffentlichten Impactpunkte oder die Drittmitteleinwerbungen/Drittmittelausgaben, wobei letztere häufig nach Förderinstitutionen gewichtet berücksichtigt werden. Die Leistung der Lehre wird hier durch die Anzahl Studenten und Absolventen repräsentiert. Die trennscharfe Zuordnung der Kosten zu den Leistungsbereichen Forschung und Lehre ist nicht durchgehend möglich. Beispielsweise wird ein großer Teil des Landeszuschusses als Grundausstattungsbudget für Forschung und Lehre an die Centren der Charité ausgegeben. Von den Grundausstattungsbudgets wird hauptsächlich Personal finanziert, das in der Regel Forschung und Lehre abdeckt. Für die Abgrenzung von Forschung und Lehre können hilfsweise die Werte herangezogen werden, die sich aus der Berechnung des Landeszuschusses gemäß Hochschulvertrag für 2013 jeweils für Forschung und Lehre ergeben. Hiernach wäre für 2013 die Lehre mit 60,2 Millionen Euro (ohne akademische Weiterbildung) und die Forschung mit 92,2 Millionen Euro anzusetzen. Setzt man die Kosten der Lehre in Bezug zu den Studierendenzahlen der grundständigen Studiengänge Human- und Zahnmedizin sowie der Gesundheitswissenschaften, so ergeben sich 10.623 Euro im Jahr 2012 (5.667 Studenten) und 10.517 Euro für 2011 (5.724 Studenten). Diese Kosten- und Leistungsrelation zeigt, was die Ausbildung pro einzelnen Studierenden im Jahr kostet. Eingeschlossen sind hier auch Erasmusstudierende, Studierende außerhalb der Regelstudienzeit sowie Studierende die das Studium nicht abschließen. Legt man die Kosten der Lehre auf die Absolventen um, so ergibt sich ein Betrag von 73.504 Euro im Jahr 2012 (819 Absolventen) und 77.708 Euro im Jahr 2011 (774 Absolventen). Diese Verhältniszahl zeigt indikativ, was die gesamte Ausbildung pro Studierenden, welche mindestens die Regelstudienzeit von 13 Semestern umfasst, kostet. Setzt man die Kosten der Forschung 2013 in Bezug zu den Drittmitteleinnahmen 2013, so stehen jedem Euro Forschungskosten ca. 1,60 Euro Drittmitteleinnahmen gegenüber. Bezogen auf den gesamten Landeszuschuss wurden 2013 pro Euro Landeszuschuss 71 Cent Drittmittel eingeworben. Dies verdeutlicht die nationale Spitzenposition im Bereich der Drittmittel. Auch die steigende Publikationsleistung ist Seite 19 von 36

Ausdruck der Leistungsfähigkeit der Charité. Während die Ressourcen der Grundausstattung 2010 2012 inflationsbereinigt weitgehend konstant blieben, konnte in dem Zeitraum die Impactpunkte um 9% von 14.182 Punkten (2010) auf 15.462 Punkte (2012) gesteigert werden. Für 2013 liegen noch keine aktuellen Zahlen vor. I.7. Kooperation der Hochschulen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Abstimmung der Strukturplanungen Aufgrund der besonderen Situation der Charité als einziger Medizinischer Fakultät im Land Berlin beschränken sich die Kooperationen mit den Mutteruniversitäten und anderen Hochschulen im Land Berlin auf wissenschaftliche Themen, beispielsweise im Rahmen der Exzellenzinitiative oder bei gemeinsam angebotenen Studiengängen. So besteht eine enge Zusammenarbeit im Rahmen der Dahlem Research School der Freien Universität Berlin oder des IRI für Lebenswissenschaften der Humboldt- Universität zu Berlin. In solchen Zusammenhängen werden auch gemeinsame Strukturen und Berufungen koordiniert, beispielsweise im Rahmen des auslaufenden Exzellenzclusters Languages of Emotion und gemeinsamer Nachfolgestrukturen oder der Focus Area DynAge an der Freien Universität Berlin. Ein weiteres Beispiel waren im Jahr 2013 intensive konzeptionelle und koordinierende Aktivitäten in der Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin und der Alice Salomon-Hochschule zur Neuausrichtung der Berlin School of Public Health.. Eine wichtige Maßnahme für bessere Planungen und verbesserte Wirtschaftlichkeit ist die an der Charité etablierte Flächenbudgetierung. Die Medizinische Fakultät hat diese seit 2012 erfolgreich eingeführt, die Methodik der Flächenzuweisung in Forschung und Lehre richtet sich nach Personalzahlen und Flächennutzungen (beispielsweise Laborforschung oder geisteswissenschaftlich orientierte Forschung) orientiert. Es konnten erstmals die Bereiche zu hoher Flächennutzung motiviert werden. Die daraus resultierenden Defizite im Budget identifiziert werden und über Anreize wurde die Abgabe von nicht ausgenutzten Flächen erreicht. Gleichzeitig wird eine zentrale Unterstützung zum Abbau von Flächenüberhängen angeboten. In der Budgetierung der Centren der Charité sind ab 2014 Sanktionsmechanismen bei deutlicher Überschreitung der Flächenbudgets vorgesehen. Somit wurden Anreize für die Nutzer zum sparsamen Umgang mit Infrastrukturkosten hergestellt, die bereits deutliche Effizienzgewinne in der Nutzung der Büro- und Laborflächen zur Folge hatten. Seite 20 von 36