Gewohnt wird im Obergeschoss mit L-förmigem Grundriss und eingefügter Terrasse. Darunter liegt das Eingangsgeschoss mit den Schlafräumen. Wohnen über Eck Auskragungen, Einschnitte und Öffnungen prägen dieses rechtwinklig geschnittene Einfamilienhaus aus Sichtbeton in der solothurnischen Gemeinde Hofstetten-Flüh. 56 Raum und Wohnen 9/09 9/09 Raum und Wohnen 57
_Der Bau besteht aus gegliederten Betonkuben mit grossen eingeschnittenen Fensteröffnungen. _Das Eingangsgeschoss liegt rückwärtig im Hang. Die östliche Eingangsfassade zeigt sich reduziert und unauffällig. 3_Schwebende Trittstufen verbinden das Hanggelände mit der Wohnterrasse. 3 58 Raum und Wohnen 9/09 9/09 Raum und Wohnen 59
_Das Entree empfängt den Besucher mit orangen Wänden und einer offenen Treppe, über die das Licht von oben eindringen kann. _Das Entree ist kunstvoll und individuell eingerichtet. Den Spiegel entwarf die Hausherrin. 60 Raum und Wohnen 9/09 9/09 Raum und Wohnen 6
ARCHITEKTUR Solothurn _Die eingefügte Terrasse gliedert das Wohnen über Eck. Neben dem Küchenkorpus führt eine Tür hinter das Haus. _An die tragende, orange Wand schliesst sich eine rote Küche an. Der Arbeitskorpus ist aus Sichtbeton. 6 Raum und Wohnen 9/09 9/09 Raum und Wohnen 63
Auch der Wohnbereich wird durch Orange und Rot belebt. Die rote Anrichte mit Betonabdeckung und eingebautem Cheminée flankiert die Treppe. 64 Raum und Wohnen 9/09 9/09 Raum und Wohnen 65
ARCHITEKTUR Solothurn _Das offenen Bad neben dem Schlafzimmer. _Auch im Bad trifft man auf Sichtbeton und einen anthrazit eingefärbten Unterlagsboden. Der Waschtischkorpus besteht aus Kirschbaum. Wohngeschoss Küche Essen 3 Wohnen 4 Terrasse 5 Büro 5 4 3 WOHNEN ÜBER ECK Die solothurnische Doppelgemeinde Hofstetten-Flüh bietet eine attraktive Wohnlage im Grünen in der Nähe von Basel. Der Ortsteil Hofstetten ist ein Strassendorf im Tal. Der dortige Südhang, der einst eines der grössten Weinbaugebiete des Kantons Solothurn bildete, ist heute fast vollständig überbaut. Von hier hat man eine gute Aussicht auf den alten Dorfkern sowie den Gebirgszug des Blauen. Auf einer 530 m grossen Bauparzelle waren drei freistehende und weitgehend identische Einfamilienhäuser mit einem gemeinsamen Carport geplant. Die Häuser sind höhenmässig und leicht versetzt gestaffelt, was dem freien Ausblick zugute kommt. Der Sichtoptimierung wegen liegt die Wohnebene im obersten Geschoss. Das Eingangsgeschoss mit den Schlafräumen ist hangseitig eingegraben und wird von Osten her erschlossen. Die Häuser öffnen sich über eine Wohnterrasse nach Süden und Westen ins Freie. Die eingefügte Terrasse lässt im Obergeschoss einen L-förmigen Grundriss entstehen. Die gewollte Verbindung von Essen, Küche, Wohnen über Eck und über die Terrasse führen zu einem kubisch und rechtwinklig geschnittenen Haus mit Auskragungen, Einschnitten, Überständen und grossen Öffnungen. Die Häuser wurden konsequent in Sichtbeton geplant und sanft in das Gelände eingefügt. Bei aller Schlichtheit überzeugen sie durch ihre spannungsvollen architektonischen Ausdifferenzierungen. Die Materialisierung der Gebäudehülle in Beton wird im Inneren thematisch aufgenommen. Partielle Wände und Decken, Küchen-, Cheminée- und Lavaboablagen aus Beton verweisen auf die Aussenschale des Gebäudes. Die weitere Materialisierung des Innenraums wurde individuell auf die Wünsche der jeweiligen Bauherrschaft abgestimmt. Die Bauherrschaft, ein Paar ohne Kinder, war durch die Internet-Anzeige eines Immobilienmaklers auf das Überbauungsprojekt aufmerksam geworden. Die klare, moderne Architektur, das überzeugende Raumkonzept sowie die gute Lage bewog das Paar schliesslich zum Kauf eines Hauses. «Das helle Wohngeschoss ist das Herz unseres Hauses. Die grossflächigen, rahmenlosen Sky-Frame-Schiebetürenfenster im Eingangsgeschoss Entree Gäste-WC 3 Kellerräume 4 Schlafen 5 Ankleide 6 Bad 7 Büro Schnitt 3 3 3 5 4 6 7 66 Raum und Wohnen 9/09 9/09 Raum und Wohnen 67
Bereich der Terrasse erweitern nicht nur das Wohnen nach draussen, sie bieten auch verschiedene Blickwinkel aus dem Haus und durch das Haus, genauer gesagt vom Ess- in den Wohnbereich und umgekehrt. Drei schwebende Trittstufen führen von der Terrasse auf das natürliche Gartenterrain. Aussen cool und innen farbig Man betritt das Haus im unteren Geschoss an seiner Ostseite. Ein grosszügiges Entree mit orange gestrichenen Wänden empfängt den Besucher. Hangseitig liegen die Kellerräume, talseitig die Schlafräume und das Bad. Eine offene Treppe führt quer zum Haus nach oben und lässt das Tageslicht vom Wohngeschoss nach unten dringen. Die schwebenden Trittstufen sind in die tragende Wand eingefügt. Die künstlerisch tätige Hausherrin (www.malfabrik.ch) liebt Farben und Farbklänge, was auch in ihren bunten Bildern und Skulpturen, die das Haus schmücken, zum Ausdruck kommt. Die orangen Wände beleben das Entree und bilden einen warmen Kontrast zu der kühlen Sichtbetondecke und dem dunklen Unterlagsboden. «Wir haben uns für diesen einfachen, pflegeleichten und preisgünstigen Boden entschieden, weil er ausgezeichnet zu meinen farbigen und grossflächigen Bildern passt», erklärt die Hausherrin. Entlang der orangen Wand steigt man hinauf ins Wohngeschoss. An sie schliesst sich eine rote Küche an, die den Winkel zwischen Ess- und Wohnbereich bildet. Eine Einbauanrichte mit integriertem Cheminée flankiert die Treppe an der anderen Seite und setzt einen weiteren Akzent in Rot. Geschickt treffen so die zwei Farben Orange und Rot in der Bereichen Küche und Wohnzimmer aufeinander. Einzelne Möbel wie der Esstisch, der Clubtisch im Wohnbereich oder die Lavabokonsole im Bad wurden als Auftrag von einem Schreiner in Nussbaum ausgeführt. Die wenigen Möbel setzen konsequent die minimalistische, aber keinesfalls langweilige oder farblose Linie des Hauses fort. _Drei nahezu einheitliche Häuser mit Carport bilden eine kleine Wohnüberbauung. Das gezeigte Haus liegt links in der zweiten Reihe. _Die Bauherrin und Künstlerin Isabel Plüss-Langer neben einem ihrer Kunstwerke. FOTOS: Thomas Hämmerli TEXT: Werner Lehmann Beck + Oser Martin Beck (*969) und Roger Oser (*970) studierten Architektur an der ETH Zürich und machten ihr Diplom bei Prof. Flora Ruchat. Austauschjahr an der EPF Lausanne bei Prof. Luigi Snozzi. Nach der Weiterbildung in diversen Architekturbüros gründeten die Studienfreunde 00 ihr eigenes Büro in Basel und Hofstetten. Zur Zeit bearbeiten die beiden Partner mit zwei Angestellte eine Vielzahl unterschiedlicher Bauaufgaben. Allen Projekten liegt das Streben nach einem ganzheitlichen Lösungsansatz zugrunde, in deren Zentrum der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen steht. Die Besinnung auf das Wesentliche und der sorgfältige Umgang mit speziell ausgesuchten Materialien ermöglichen eine zeitlos moderne Architektur von hoher Qualität. BECK + OSER 4053 Basel www-beck-oser.ch 44 Hofstetten 68 Raum und Wohnen 9/09 Leserdienst 6