Qualitative Aspekte des Standardmodells

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Transkript:

Qualitative Aspekte des Standardmodells H. Leutwyler Universität Bern Kantonale Fachschaftstagung Informatik, Mathematik, Physik Thun, 9. Nov. 2006 Qualitative Aspekte des Standardmodells p.1/28

Standardmodell Das Standardmodell ist ein Wunder: Seit langem ist bekannt, dass im Mikrokosmos drei verschiedenartige Kräfte am Werk sind: starke, elektromagnetische, schwache Wechselwirkung Haben qualitativ völlig verschiedene Eigenschaften Trotzdem werden alle drei durch Eichfelder erzeugt Qualitative Aspekte des Standardmodells p.2/28

Inserat der IG Physik, Gesellschaft mit besonderer Haftung, 1973 Im Falle eines Falles klebt ein EICHFELD wirklich alles! Bezugsquellennachweis J.C.Maxwell, A Treatise on Electricity and Magnetism, Clarendon Press, Oxford (1873) H.Weyl, Z.Phys.56 (1929) 330 C.N.Yang and R.Mills, Phys.Rev.96 (1954) 191 Qualitative Aspekte des Standardmodells p.3/28

Eichfelder Prototyp: elektromagnetisches Feld, Maxwell 1860 überlebte sowohl die Relativitätstheorie als auch die Quantentheorie ohne jeden Schaden Quanten des Felds: Photonen, Einstein 1905 Qualitative Aspekte des Standardmodells p.4/28

Eichfelder Prototyp: elektromagnetisches Feld, Maxwell 1860 überlebte sowohl die Relativitätstheorie als auch die Quantentheorie ohne jeden Schaden Quanten des Felds: Photonen, Einstein 1905 Quelle des Felds: Ladung Teilchensprache: e e + γ Qualitative Aspekte des Standardmodells p.4/28

Eichfelder Prototyp: elektromagnetisches Feld, Maxwell 1860 überlebte sowohl die Relativitätstheorie als auch die Quantentheorie ohne jeden Schaden Quanten des Felds: Photonen, Einstein 1905 Quelle des Felds: Ladung Teilchensprache: e e + γ Feld erzeugt Kraft zwischen geladenen Teilchen Wechselwirkungsenergie zwischen zwei Elektronen: V = e2 4πɛ 0 r = α hc em r α em = e2 4πɛ 0 hc 1 137 Stärke der e.m. Wechselwirkung reine Zahl Qualitative Aspekte des Standardmodells p.4/28

Eichfeld der starken Wechselwirkung Die starke Wechselwirkung beruht auf einem Eichfeld Quanten des Felds: Gluonen (glue = Klebstoff) Qualitative Aspekte des Standardmodells p.5/28

Eichfeld der starken Wechselwirkung Die starke Wechselwirkung beruht auf einem Eichfeld Quanten des Felds: Gluonen Quarks haben eine innere Quantenzahl treten in 3 Farben auf: u = 0 B @ u 1 u 2 1 (glue = Klebstoff) 0 C A d = B @ d 1 d 2 u 3 d 3 1 C A Gluonen können Übergange machen: u 1 u 2 + G Qualitative Aspekte des Standardmodells p.5/28

Eichfeld der starken Wechselwirkung Die starke Wechselwirkung beruht auf einem Eichfeld Quanten des Felds: Gluonen Quarks haben eine innere Quantenzahl treten in 3 Farben auf: u = Gluonen können Übergange machen: 0 B @ u 1 u 2 u 3 1 (glue = Klebstoff) 0 C A d = B @ d 1 d 2 d 3 1 C A u 1 u 2 + G Die Farbe ist die Quelle des Gluonfelds Quarks tragen Farbe erzeugen ein Gluonfeld Quarks nehmen an der starken Wechselwirkung teil Elektronen und Photonen tragen keine Farbe beteiligen sich nicht an der starken Wechselwirkung Qualitative Aspekte des Standardmodells p.5/28

Eichfeld der schwachen Wechselwirkung Die schwache Wechselwirkung beruht auf einem Eichfeld Quanten des Felds: W +, W, Z Qualitative Aspekte des Standardmodells p.6/28

Eichfeld der schwachen Wechselwirkung Die schwache Wechselwirkung beruht auf einem Eichfeld Quanten des Felds: W +, W, Z Innere Quantenzahl in diesem Fall: Flavour flavour = Geruch, Geschmack Eichfeld des Geruchs? e L und ν L bilden ein Dublett: W ±, Z können Übergänge machen: ν L e L + W + Der Flavour ist die Quelle des schwachen Eichfelds Quarks, Elektronen, Neutrini,... alle tragen Flavour beteiligen sich an der schwachen Wechselwirkung ( ν L e L ) Qualitative Aspekte des Standardmodells p.6/28

Eichfelder in der Teilchensprache e - γ u G e - W + e - u ν elektromagnetisch stark schwach QED QCD QFD Ladung Farbe Flavour Photon Gluonen W ±, Z Qualitative Aspekte des Standardmodells p.7/28

Verhalten bei kleinem Abstand Bei kleinem Abstand (1 TeV 2 10 19 m) sind alle Kräfte proportional zu 1 r 2 V = Konstante hc Wechselwirkungsenergie r Die Konstante ist eine reine Zahl Stärke der Wechselwirkungen durch 3 Zahlen bestimmt Qualitative Aspekte des Standardmodells p.8/28

Verhalten bei kleinem Abstand Bei kleinem Abstand (1 TeV 2 10 19 m) sind alle Kräfte proportional zu 1 r 2 V = Konstante hc Wechselwirkungsenergie r Die Konstante ist eine reine Zahl Stärke der Wechselwirkungen durch 3 Zahlen bestimmt elektromagnetisch stark schwach e 2 gs 2 gw 2 4πɛ 0 hc 4π 4π Natur verwendet eine Verallgemeinerung der ED! Möglicherweise sind die 3 Wechselwirkungen bei ganz kurzen Abänden (10 30 m) sogar gleich stark (GUT) Qualitative Aspekte des Standardmodells p.8/28

Warum sind die 3 Wechselwirkungen so verschieden? stark schwach?? 1 Gesetz beschreibt Kraft mit grosser Reichweite r Sowohl die starke als auch die schwache Wechselwirkung haben kurze Reichweite! Photonen sieht man von Auge, Gluonen nicht etc. etc. etc. Qualitative Aspekte des Standardmodells p.9/28

Warum sind die 3 Wechselwirkungen so verschieden? stark schwach?? 1 Gesetz beschreibt Kraft mit grosser Reichweite r Sowohl die starke als auch die schwache Wechselwirkung haben kurze Reichweite! Photonen sieht man von Auge, Gluonen nicht etc. etc. etc. Hat zwei Gründe Eigenschaften des Vakuums Photonen tragen keine Ladung, Gluonen tragen Farbe Qualitative Aspekte des Standardmodells p.9/28

Eigenschaften des Vakuums Zur Zeit von Torricelli (1608 1647), war das Vakuum ein angsterregender Zustand: horror vacui Das Nichts nichtet. M. Heidegger Das Vakuum ist der Zustand mit der tiefsten Energie Die Energie bleibt erhalten Vakuum ist stabil Qualitative Aspekte des Standardmodells p.10/28

Eigenschaften des Vakuums Zur Zeit von Torricelli (1608 1647), war das Vakuum ein angsterregender Zustand: horror vacui Das Nichts nichtet. M. Heidegger Das Vakuum ist der Zustand mit der tiefsten Energie Die Energie bleibt erhalten Vakuum ist stabil Eigenschaften des Grundzustands werden durch die Dynamik bestimmt H 0 = 0 Das Vakuum ist ein komplizierter Zustand Der Zustand mit der tiefsten Energie ist offenbar transparent für Photonen, aber opak für W,Z Warum? Qualitative Aspekte des Standardmodells p.10/28

Standardmodell Vakuum = Kondensat von Higgsteilchen Qualitative Aspekte des Standardmodells p.11/28

Standardmodell Vakuum = Kondensat von Higgsteilchen Die Higgsteilchen tragen keine Ladung Photonen bemerken diese gar nicht Vakuum ist transparent für Photonen Qualitative Aspekte des Standardmodells p.11/28

Standardmodell Vakuum = Kondensat von Higgsteilchen Die Higgsteilchen tragen keine Ladung Photonen bemerken diese gar nicht Vakuum ist transparent für Photonen Die Higgsteilchen tragen keine Farbe Gluonen bemerken diese gar nicht Vakuum ist transparent für Gluonen Qualitative Aspekte des Standardmodells p.11/28

Standardmodell Vakuum = Kondensat von Higgsteilchen Die Higgsteilchen tragen keine Ladung Photonen bemerken diese gar nicht Vakuum ist transparent für Photonen Die Higgsteilchen tragen keine Farbe Gluonen bemerken diese gar nicht Vakuum ist transparent für Gluonen Die Higgsteilchen tragen flavour W,Z bemerken sie W,Z-Wellen tiefer Frequenz können sich im Vakuum nicht ausbreiten Für solche Wellen ist das Vakuum opak Qualitative Aspekte des Standardmodells p.11/28

Frequenz als Funktion der Wellenzahl ω hω gap = E gap = Mc 2 ω gap 2π λ Qualitative Aspekte des Standardmodells p.12/28

Frequenz als Funktion der Wellenzahl ω hω gap = E gap = Mc 2 ω gap 2π λ M γ, M G = 0 γ, G bewegen sich mit v = c M W, M Z 0 W, Z bewegen sich mit v < c Qualitative Aspekte des Standardmodells p.12/28

Frequenz als Funktion der Wellenzahl ω hω gap = E gap = Mc 2 ω gap 2π λ M γ, M G = 0 γ, G bewegen sich mit v = c M W, M Z 0 W, Z bewegen sich mit v < c Eindringtiefe bei kleiner Frequenz: d = h Mc d W, d Z 2 10 18 m Qualitative Aspekte des Standardmodells p.12/28

Konsequenz für Stärke der schwachen Wechselwirkung Wechselwirkung wird für r > d reduziert: g 2 w 4πr g2 w 4πr e d r Eindringtiefe der schwachen Wechselwirkung ist klein: d = h M W c = 2.4542(9) 10 18 m Schwache Wechselwirkung hat kurze Reichweite Qualitative Aspekte des Standardmodells p.13/28

Konsequenz für Stärke der schwachen Wechselwirkung Wechselwirkung wird für r > d reduziert: g 2 w 4πr g2 w 4πr e d r Eindringtiefe der schwachen Wechselwirkung ist klein: d = h M W c = 2.4542(9) 10 18 m Schwache Wechselwirkung hat kurze Reichweite Effektive Stärke bei kleinen Energien: d 3 r g2 w 4πr e d r = gw 2 d2 Bei kleinen Energien ist die schwache Wechselwirkung schwach Qualitative Aspekte des Standardmodells p.13/28

Fermikonstante Die erste Formulierung der schwachen Wechselwirkung stammt von Fermi, 1933/34 Die Fermikonstante gibt ihre effektive Stärke an Im Standardmodell : G F = hc 4 2 g2 w d2 = h3 4 gw 2 2 c M 2 W Qualitative Aspekte des Standardmodells p.14/28

Fermikonstante Die erste Formulierung der schwachen Wechselwirkung stammt von Fermi, 1933/34 Die Fermikonstante gibt ihre effektive Stärke an Im Standardmodell : G F = hc 4 2 g2 w d2 = h3 4 gw 2 2 c M 2 W Experimentelle Werte für G F und M W gw 2 4π = 1 schwach 29.461(21) Charakterisiert die schwache Wechselwirkung Qualitative Aspekte des Standardmodells p.14/28

Fermikonstante Die erste Formulierung der schwachen Wechselwirkung stammt von Fermi, 1933/34 Die Fermikonstante gibt ihre effektive Stärke an Im Standardmodell : G F = hc 4 2 g2 w d2 = h3 4 gw 2 2 c M 2 W Experimentelle Werte für G F und M W gw 2 4π = 1 schwach 29.461(21) Charakterisiert die schwache Wechselwirkung Ist etwa 5 mal grösser als die Feinstrukturkonstante e 2 4πɛ 0 hc = 1 elektromagnetisch 137.03599911(46) Qualitative Aspekte des Standardmodells p.14/28

Konsequenz für Leptonen und Quarks Leptonen, Quarks bemerken das Higgskondensat auch erhalten eine Masse, wie W ±, Z t-quark wechselwirkt sehr stark mit den Higgsteilchen Elektronen, Neutrini bemerken sie kaum m t m e, m ν Qualitative Aspekte des Standardmodells p.15/28

Konsequenz für Leptonen und Quarks Leptonen, Quarks bemerken das Higgskondensat auch erhalten eine Masse, wie W ±, Z t-quark wechselwirkt sehr stark mit den Higgsteilchen Elektronen, Neutrini bemerken sie kaum m t m e, m ν Das beobachtete Spektrum ist bizarr : m t = 174.2(3.3) GeV. m e = 0.510998892(4) MeV Neutrini noch leichter, um Grössenordnungen Die Massen der Leptonen und Quarks sind völlig unverstanden Qualitative Aspekte des Standardmodells p.15/28

Grösse der Atome a Bohr = 4πɛ 0 h 2 e 2 m e = 4πɛ 0 hc e 2 h m e c Elektron-Higgs Wechselwirkung ist schwach Elektronen erhalten nur wenig Masse Qualitative Aspekte des Standardmodells p.16/28

Grösse der Atome a Bohr = 4πɛ 0 h 2 e 2 m e = 4πɛ 0 hc e 2 h m e c Elektron-Higgs Wechselwirkung ist schwach Elektronen erhalten nur wenig Masse e ist eine der 3 Grundkonstanten e 2 4πɛ 0 hc 1 ist klein 137 Vom Standardmodell her gesehen sind die Atome riesig Qualitative Aspekte des Standardmodells p.16/28

Grösse der Atome a Bohr = 4πɛ 0 h 2 e 2 m e = 4πɛ 0 hc e 2 h m e c Elektron-Higgs Wechselwirkung ist schwach Elektronen erhalten nur wenig Masse e ist eine der 3 Grundkonstanten e 2 4πɛ 0 hc 1 ist klein 137 Vom Standardmodell her gesehen sind die Atome riesig Muonen reagieren 200 mal stärker auf das Kondensat Muonische Atome sind 200 mal kleiner aber leben nur 2 Mikrosekunden lang Qualitative Aspekte des Standardmodells p.16/28

Eigenschaften des Vakuums Zusammenfassung W, Z reagieren auf die Higgsteilchen im Vakuum γ, G bemerken sie nicht W, Z haben den horror vacui Leptonen und Quarks auch einige schrecken mehr davor zurück als andere Die Atome sind riesig, weil sich die Elektronen nicht stark einschüchtern lassen Rätsel: Gravitationsfeld reagiert auf alle Formen der Energie, warum nicht auf das Higgskondensat? Qualitative Aspekte des Standardmodells p.17/28

ergleich der elektromagnetischen und starken Wechselwirkungen Photonen tragen keine Ladung Gluonen tragen Farbe Die starke Wechselwirkung verhält sich bei grossen Abständen ganz anders als die elektromagnetische Qualitative Aspekte des Standardmodells p.18/28

Vergleiche die Struktur der Leptonen und Quarks ments QED Lagungsdichte PSfrag replacements nacktes Positron nacktes Positron QCD Farbdichte nacktes rotes Quark otes Quark olke, ist rot uarks rks Wolke von Elektronen und Positronen Wolke von Elektronen und Positronen r Gluonwolke, ist rot Wolke von Quarks und Antiquarks r e < e 0 g s > g 0 s Vakuum schirmt Ladung ab Vakuum verstärkt Farbe Die starke Wechselwirkung polarisiert das Vakuum anders als die elektromagnetische Qualitative Aspekte des Standardmodells p.19/28

Vergleich mit der Gravitation Quelle des Gravitationsfelds: Energie Graviationsfeld trägt selbst Energie Quelle des Gluonfelds: Farbe Gluonfeld trägt selbst Farbe Quelle des elektromagnetischen Felds: Ladung elektromagnetisches Feld trägt keine Ladung Gravitation starke Wechselwirkung ts Sonne Merkur spürt weniger als die PSfrag gesamte replacements Energie der Sonne u d d spürt weniger als die gesamte Farbe des u-quarks Perihelverschiebung : 43 = 50 7 pro J.h. π + Qualitative Aspekte des Standardmodells p.20/28

Konsequenz der Abschirmung/Verstärkung Vakuum verstärkt das Gluonfeld Vakuum schirmt das elektrische Feld ab Der Unterschied hat dramatische Konsequenzen: obschon die Lagrangefunktionen von QCD und QED sehr ähnlich sind, verhalten sich die starken und elektromagnetischen Wechselwirkungen bei grossem Abstand ganz verschieden Feldenergie eines isolierten Quarks = nur farbneutrale Zustände haben endliche Energie Farbe wird eingesperrt confinement Kernkraft = van-der-waals-kraft der QCD Feldenergie eines geladenen Teilchens ist endlich Ladungen werden nicht eingesperrt Qualitative Aspekte des Standardmodells p.21/28

Wechselwirkung bei grossen Abständen, kleinen Energien QED bleibt schwach e 2 4πɛ 0 hc 1 137 Photonen, Leptonen hängen fast ab QCD wird stark gs 2 4π 1 Gluonen, Quarks werden eingesperrt In der QED kann das Spektrum der Zustände an der Lagrangefunktion abgelesen werden In der QCD haben die Felder in der Lagrangefunktion (Quarks, Gluonen) andere Quantenzahlen als das beobachtete Spektrum (Mesonen, Baryonen) Dies ist der Grund, weshalb es solange dauerte, bis klar wurde, dass die starke Wechselwirkung durch ein Eichfeld erzeugt wird. Pauli hatte Eichfelder schon in den Dreissigerjahren in Betracht gezogen, aber die Idee bald fallen gelassen, weil er dachte, es müssten sich dann in der Natur neben dem Photon weitere masselose Teilchen zeigen. Qualitative Aspekte des Standardmodells p.22/28

Kurze Distanzen, hohe Energien Bei kurzen Abständen ist die Störungstheorie auf die QCD anwendbar: tief inelastische Streuung, Quark Jets, Gluon Jets Formel für das Potential zwischen u und u, gemäss Störungstheorie in führender Ordnung : V = 4 3 g 2 s 4πr, with g2 s 4π = 2π 7 ln(rλ QCD ) Gilt nur bei kurzem Abstand: g s 0 for r 0 Logarithmus muss gross sein Experimenteller Wert bei r = gs 2 4π = 1 8.22 ± 0.11 h M Z c 2 10 18 m: ln(rλ QCD ) 8 Qualitative Aspekte des Standardmodells p.23/28

rgleich der starken und elektromagnetischen Kopplungskonstante Wähle r = h M Z c 2 10 18 m Starke Kopplungskonstante : Feinstrukturkonstante : e 2 g 2 s 4π = 1 8.43 ± 0.14 4π = 1 128.922 ± 0.049 Ausgezeichnete experimentelle Evidenz für Skalenabhängigkeit (nicht nur g s, auch e und g w ) Vakuumpolarisation spielt eine zentrale Rolle in unserem Verständnis der Naturgesetze Qualitative Aspekte des Standardmodells p.24/28

Magnetisches Moment des Muons µ = e h 2 m µ Dirac Quantenfluktuationen erzeugen Korrekturen µ = e h 2 m µ {1 + a} 2(1 + a) heisst auch g-faktor des Muons µ ist zu fantastischer Präzision gemessen: a = (11 659 208.0 ± 6.3) 10 10 Standardmodel legt den Wert von a fest, aber die Vorhersage ist nur approximativ auswertbar Qualitative Aspekte des Standardmodells p.25/28

Beitrag der Vakuumpolarisation Führende Korrektur: a = α em 2π + O(α2 em ) Schwinger Die Beiträge der O(α 2 em ) sind auch explizite bekannt, mit Ausnahme des Effekts der hadronischen Vakuumpolarisation Beitrag der hvp kann durch den Wirkungsquerschnitt für e + e Hadronen ausgedrückt werden Ofenfrische Arbeit dazu, heute auf dem Internet erschienen: Hagiwara, Martin, Nomura, Teubner hep-ph/0611102 10 10 a hvp = 689.4 ± 4.2 exp ± 1.8 rad Qualitative Aspekte des Standardmodells p.26/28

Theoretisches Resultat Theoretische Vorher sage : 10 10 a th = 11659180.4 ± 5.1 Hagiwara et al. Experiment und Theorie stimmen auf 8 Stellen überein! Unterschied zwischen Theorie und Experiment: a exp a th = 28.6 ± 8.1 10 10 Macht 3.5 Standardabweichungen aus Andere Autoren erhalten etwas andere Werte, aber alle liefern eine Diskrepanz von 2 bis 3.5 σ Qualitative Aspekte des Standardmodells p.27/28

Zusammenfassung des zweiten Teils Photonen tragen keine Ladung Gluonen tragen Farbe Photonen und Gluonen polarisieren das Vakuum ganz unterschiedlich Sehr gute experimentelle Evidenz dafür, dass sich das Vakuum so verhält, wie die Feldtheorie dies verlangt Qualitative Aspekte des Standardmodells p.28/28