Leistungsbeurteilung 1. Eine veränderte Bewertungspraxis Gründe und Ziele 2. Merkmale einer reformierten Leistungsbeurteilung 3. Neue Methoden der Leistungsbeurteilung 4. Zeugnisse 5. Portfolio
Eine veränderte Bewertungspraxis Gründe und Ziele Es gab viele Reformen, aber kaum im Bereich der Leistungsbeurteilung Vorherrschend ist Leistungsabfrage mit Prüfungscharakter und Notenvergabe Kritik an den herkömmlichen Noten: Qualitatives wird quantitativ ausgedrückt Keine Auskunft über Inhaltliches Keine Auskunft, wo die Mängel sind
Spannungsverhältnis zwischen traditioneller Leistungsbeurteilung und neuer Lernkultur Diese ist gekennzeichnet durch: höhere Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Schüler Stärkere Orientierung auf die Lernprozesse Lernen erfolgt zunehmend in komplexeren Situationen Vermehrt Partizipation der Schüler
Daraus ergibt sich Folgendes in Bezug auf neue Formen der Leistungsbeurteilung: Leistungsbeurteilung muss in engem Wechselverhältnis zum Lernprozess stehen Weniger Bewertung durch klausurartige Situationen und in Form von Noten Einbeziehung der Schüler in den Prozess Nicht nur Bewertung des Endproduktes Öffnung der Bewertung
Merkmale einer reformierten Leistungsbeurteilung (Winter) Produkt- und prozessorientiert Integriert und didaktisiert Inhaltlich-verbal und sachlich Diagnostisch-fördernd und entwicklungsorientiert Mehrseitig Präsentativ-informierend Direkt-dokumentierend
herkömmlich Erwerb und Anwendung von Wissen Bewertung des Produktes Individuell erbrachte Leistung im Vordergrund Normierte Bewertung Abstrakte Ziffernnote Durch den Lehrer reformiert Abzielen auf komplexe Fähigkeiten Einbezug des Prozesses Auch gemeinsam erbrachte Leistungen möglich Differenzierte Maßstäbe Inhaltliche und differenzierte Leistungsbeschreibung Dialogischer Progress
Aspekte der Bewertung und Beurteilung Planung des Verfahrens Bezugsnorm Unterrichtsplanung Beobachten und Bewerten Formulierung der Bewertungskriterien Beraten
Neue Methoden der Leistungsbeurteilung Portfolio Lerntagebücher Leistungspräsentationen Selbstbewertung Lernkontrakte Rückmeldebögen
Zeugnisse sollen den Stand der Lern- und Leistungsentwicklung der Schüler unter Berücksichtigung des laufenden Lernprozesses wiedergeben in den Jahrgängen 1-10 sollen Informationen zum Stand des Arbeits- und Sozialverhaltens gegeben werden
Zweck von Zeugnissen Pädagogische Bedeutung Information der Schüler und Erziehungsberechtigten Unterrichtung der aufnehmenden Einrichtung nach dem Verlassen der Schule hohe Verantwortung der Lehrkräfte in Bezug auf den Lebensweg der Schüler
Rechtliche Bedeutung Zeugnisse sind dann bedeutend, wenn sie Grundlage eines Verwaltungsaktes sind Versetzungsentscheidung Abschlussvergabe
Bewertung Auf Grundlage von Beobachtungen im Unterricht und von mündlichen, schriftlichen und anderen fachspezifischen Lernkontrollen Bezogen auf die Lernentwicklung und die Leistungen der Schüler im Berichtszeitraum des Zeugnisses Regelmäßige Aufzeichnung von Beobachtungen und Leistungsfeststellungen in freier oder strukturierter Form
Arbeitsverhalten Leistungsbereitschaft und Mitarbeit Ziel- und Ergebnisorientierung Kooperationsfähigkeit Selbständigkeit Sorgfalt und Ausdauer Verlässlichkeit
Sozialverhalten Reflexionsfähigkeit Konfliktfähigkeit Vereinbaren und Halten von Regeln, Fairness Hilfsbereitschaft und Achtung anderer Übernahme von Verantwortung Mitgestaltung des Gemeinschaftslebens
Notenzeugnisse Zeugnisse werden, (...), als Notenzeugnisse erteilt Zwischennoten und Prädikatsanhängsel sind unzulässig Notenbesprechung in der Klassenkonferenz
Kritik am Notensystem: 1.) Funktionsüberfrachtung 2.) Mangelnde Messqualität 3.) Unterschiedliche Bezugssysteme
Berichtszeugnisse Darstellung der Lernentwicklung (auch fachunabhängig), Vermittlung differenzierter Informationen zum Lernstand, dem Arbeitsund Sozialverhalten, zu Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten Enthält Hinweise zur weiteren Förderung In freier oder standardisierter Form
Vier Leitgedanken: 1.) ermutigende Erziehung statt Leistungsdruck 2.) Förderung der sozialen Kompetenz statt Konkurrenzverhalten 3.) Erhöhung der Chancengleichheit 4.) individuelle Förderung statt Lerngleichschritt
Besonderheiten für die Förderschulen ES, Hören, KM, Sehen, Sprache: Erteilung der Zeugnisse unter Berücksichtigung der Bestimmungen der Schulform, nach deren Kerncurriculum unterrichtet wurde In den Bemerkungen: Hinweis auf besondere Sachverhalte, die sich aus dem sonderpädagogischen Förderbedarf ergeben, und Angabe des Curriculums
Lernen Klasse 1-4: Berichtszeugnisse Klasse 5-6: Möglichkeit zur Erstellung von Berichtszeugnissen Klasse 7-10: Notenzeugnisse
GE, Taubblinde Schuljahresende, Schulwechsel, Entlassungen: Berichtszeugnisse Keine Benotung von Leistungen, sondern Aussagen über Fortschritte in den verschiedenen Lernbereichen, im Arbeitsund Sozialverhalten Beim Verlassen der Schule: Beschreibung des erreichten Leistungsstandes in freier Form; Angaben zur Erfüllung der Schulpflicht Grundlagen für die Bewertung: individuelle Förderpläne, Klassenpläne
Portfolio Definitionsansatz Ein Portfolio dokumentiert die Kompetenzen eines Schülers über einen bestimmten Zeitraum Es handelt sich um eine Sammelmappe, in der die Schüler selbst ausgewählte Produkte aus dem Unterricht ablegen und so ihren Lernstand und die Entwicklung ihrer individuellen Kenntnisse für sich und andere nachvollziehbar machen
3 Elemente Der Sprachenpass gibt einen Überblick über die fremdsprachlichen Kompetenzen des jeweiligen Schülers. Er dokumentiert den Umfang seiner Fremdsprachenlehrgänge innerhalb und außerhalb der Schule. Ferner notiert er die Kompetenzstufe, die er erreicht hat.
Die Lernerbiografie gibt Auskunft über den individuellen Lernprozess des Schülers. Kern dieser Lernbiografie sind Selbsteinschätzungsbögen, anhand derer der individuell erreichte Lernstand festgestellt und belegt wird. Der Schüler dokumentiert hier ebenfalls die bereits erworbenen Lern- und Arbeitstechniken und die persönliche Erfahrung damit.
Das Dossier enthält ähnlich wie eine Künstlermappe vornehmlich von den Schülern ausgewählte, besonders gelungene Produkte ihres Könnens.
Das didaktische Konzept eines Portfolios geht über den Einsatz als pures Dokumentationsinstrument hinaus und stellt die pädagogische Funktion in den Vordergrund: Die Förderung von Selbstkompetenz und die gezielte Entwicklung einer Lern- und Lehrkultur, von der die Schüler auch über den Unterricht hinaus profitieren sollen. (Häcker, 2006)
Das Portfolio soll zum aktiven Lernen genutzt werden und dazu führen, dass die Schüler selbst erkennen, auf welchem Lernstand sie sich befinden: Sie werden in die Lage versetzt, ihre (sprachlichen) Kompetenzen eigenverantwortlich und selbsttätig weiterzuentwickeln, setzen sich selbst Lernziele und arbeiten bsplw. Im Team.
Das Lehrwerk als Bezugspunkt zur Portfolioarbeit ist sinnvoll und empfehlenswert. Nur wenn eine direkte Anbindung an die alltägliche Arbeit mit dem Lehrwerk gewährleistet werden kann, ist die Portfolioarbeit im Sinne des entsprechenden Konzeptes erfolgreich durchführbar.
Sprachenpass That`s me Die S stellen sich mit Steckbriefen vor Sie listen die Sprachen auf, die sie lernen Sie führen möglicherweise interkulturelle Kontakte durch Beispiel: Lernerbiografie Learning English 1. What I can do Selbsteinschätzungsb ögen 2. How to learn English Lern- und Arbeitstechniken 3. How to give feedback Bewertung (eigener) Produkte Dossier My best products Hier heften die S ihre besten Produkte ab, insbesondere auch umfangreichere schriftliche Arbeiten Gibt es zu einem Produkt eine schriftliche Rückmeldung, so kann diese ebenfalls beigeheftet werden
Die Lerntechnik des What I can do wird in der Regel am Ende jeder Unit eingesetzt. Hier sammeln und wiederholen die Schüler den Wortschatz sowie Redemittel und geben nach dem Ampel- oder Smiley-Prinzip eine Einschätzung, ob ihnen dies leicht mittel oder schwer gefallen ist So können Schüler Konsequenzen für die weitere Vorgehensweise ziehen, ob ein Lernerfolg zu verzeichnen ist oder ob eigenverantwortlich an noch vorhandenen Defiziten weitergearbeitet werden muss.
To mark or not to mark... - That is the question! Einerseits besteht die Ansicht, dass das Portfolio als Instrument für die Schüler gedacht ist und sich damit einer Bewertung im klassischen Sinne entzieht. Andererseits verwenden die Schüler viel zeit und Sorgfalt auf die Gestaltung des Portfolios und fordern nicht selten eine Rückmeldung ein. Dementsprechend könnte das Portfolio als zusätzliche schriftliche Note gewertet werden bzw. nur die Produkte des Dossiers.
Literatur RdErl. d. MK v. 24.5.2004: Zeugnisse in allgemeinbildenden Schulen RdErl. d. MK v. 1.2.2005: Sonderpädagogische Förderung Portfolioarbeit Handreichungen für den Unterricht Englisch, Cornelsen, 2007 Groß, C., et.al.: Bausteine Magic Leistung beobachten und bewerten. Diesterweg, 2006 Topsch, W.: Leistung messen und bewerten. In: Kiper, H.: Einführung in die Schulpädagogik. Berlin, 2002 Winter, F.: Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen Umgang mit Schülerleistungen. Stuttgart, 2006
Die Präsentation "Eine veränderte Bewertungspraxis" wurde 2009 verfasst von: Denise Freiberg Pädagogisches Seminar 8 (Karsten Beernink) Studienseminar Lüneburg für das Lehramt für Sonderpädagogik