Resilienz und Handeln in der Pädagogik K L I NIK V I KTORI ASTIFT BAD K R EUZ NACH 2 4. J UNI 2 017 D R. MICHAEL WÜNSCHE
Resilienz - Grundlagen, Entwicklung und Förderung 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 2
Resilienz - Grundlagen, Entwicklung und Förderung 1. Definition 2. Merkmale von Resilienz 3. Hintergründe und Studien 4. Risiko- und Schutzfaktoren 5. Das Konzept der Resilienz und Förderung von Resilienz 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 5
1. Definition Der Begriff Resilienz stammt aus dem Englischen und kann mit Widerstandsfähigkeit (Spannkraft) übersetzt werden. Erfolgreicher Umgang mit belasteten Lebenssituationen Psychische Widerstandfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken Wustmann 2004 : 18 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 6
2. Merkmale Resilienz variable Größe tritt situationsspezifisch auf multidimensional Grundannahmen Kind ist aktiver Gestalter seiner Entwicklung und Lebenswelt Kinder brauchen von ihrem Lebensumfeld Unterstützung zur Entwicklung der eigenen Resilienz Effektives Bewältigungskonzept ist mit Lernerfahrungen verbunden, welche sich auf die weitere Entwicklung des Kindes positiv auswirken vgl. Wustmann 2004 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 7
2. Merkmale Resilienz ist keine Charaktereigenschaft Entwicklungsprozess, abhängig von Erfahrungen und Erlebnissen Geknüpft an zwei Bedingungen: Risikosituation Erfolgreiche Bewältigung Internale und externale Messkriterien Kulturelle Dimension 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 8
3. Hintergründe und Studien Entwicklung aus der Psychopathologie der 1970er Jahre: Von der Patho- zur Salutogenese Von der Defizit- zur Ressourcenorientierung Von den Risiko- zu den Schutzfaktoren Erwerb altersangemessener Fähigkeiten und Kompetenzen erfolgreiche Bewältigung von altersspezifischen Entwicklungsaufgaben vgl. Wustmann 2004 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 9
3. Hintergründe und Studien 19 Längsschnittstudien in den USA, Europa, Australien und Neuseeland Pionierstudie: Kauaistudie von Emmy Werner & Ruth Smith (Werner & Smith 1982) Davon deutsche Studien: Die Mannheimer Risikokinderstudie (Laucht et al. 2000) Die Bielefelder Invulnerabilitätsstudie (Lösel & Bender 2008) Minnesota-Eltern-Kind-Projekt (vgl. Bengel 2009, S.29 ff.) The International Resilience Project (Ungar et al.) 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 10
3. Hintergründe und Studien: Kauai-Studie 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 11
3. Hintergründe und Studien: Kauai-Studie Leitung: Emmy Werner Untersuchung Geburtsjahrgang 1955 698 Personen 40 Jahre (Untersuchungen im Alter von 1,2,10,18,32,40 Jahren) 1/3 der Personen hoch Risiko belastet 1/3 dieses Personenkreises entwickelte sich trotz Risiken gut 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 12
4. Risiko- und Schutzfaktoren Wechselwirkungsprozess: Risiko- und Schutzfaktoren beeinflussen die Entwicklung des Kindes und seine Resilienz Risikokonzept untersucht lebensbeeinträchtigende Bedingungen Schutzfaktorenkonzept untersucht entwicklungsfördernde, risikomildernde Bedingungen 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 15
4. Risiko- und Schutzfaktoren Was waren wichtige Schutzfaktoren in meiner eigenen Kindheit? Welche Stärken habe ich? Wann und wie kann ich diese einsetzen? 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 21
5. Das Konzept der Resilienz: Grundbausteine aus Sicht des Individuums ICH HABE:... Menschen, die mich gern haben, und Menschen, die mir helfen (sichere Basis) ICH BIN:... eine liebenswerte Person und respektvoll mir und anderen gegenüber (Selbst-Wertschätzung) ICH KANN:... Wege finden, Probleme zu lösen und mich selbst zu steuern. (Selbst- Wirksamkeit und Selbstwirksamkeitsüberzeugung) 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 27
vgl. Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2009
5. Das Konzept der Resilienz: Zusammenwirkend der Resilienzfaktoren 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 29
Selbstwahrnehmung 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 30
Selbstwahrnehmung Resiliente Menschen kennen die verschiedenen Gefühle und können sie adäquat ausdrücken (mimisch und sprachlich). Sie können Stimmungen bei sich und anderen erkennen und einordnen. Außerdem können sie sich, ihre Gefühle und Gedanken reflektieren und in Bezug zu anderen setzen. Bücher/Geschichten Gefühlsuhr o.ä. Übungen zur Körperwahrnehmung, Körperbilder Reflexionen über Gefühle 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 31
McCloud, S. (2007)
McCloud, S. (2007)
McCloud, S. (2007)
McCloud, S. (2007)
Selbststeuerung 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 36
Selbststeuerung 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 37
Selbststeuerung Resiliente Menschen können sich und ihre Gefühlszustände selbständig regulieren bzw. kontrollieren. Sie wissen, was ihnen hilft, um sich selber zu beruhigen und wo sie sich ggf. Hilfe holen können. Sie kennen Handlungsalternativen und Strategien zur Selbstberuhigung und haben gelernt, innere Anforderungen zu bewältigen und ihnen zu begegnen. Strategien zur Selbstberuhigung Rituale Regelspiele Rückmeldungen über das eigene Handeln 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 38
Selbstwirksamkeit Resiliente Menschen kennen ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten und sind stolz darauf. Sie können ihre Erfolge auf ihr Handeln beziehen und wissen, welche Strategien und Wege sie zu diesem Ziel gebracht haben. Sie können diese Strategien auf andere Situationen übertragen und wissen welche Auswirkungen ihr Handeln hat und vor allem, dass ihr Handeln auch etwas bewirkt. Stärkenbuch Bildungs- und Lerngeschichten Reflexionen über Handlungen, Erfolge und Misserfolge Übertragung von Verantwortung 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 39
Selbstwirksamkeit: Subjektive Landkarten Lars, 4;8 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 40
Selbstwirksamkeit: Subjektive Landkarten La: Dann geht man hier so ho:ch und dann kann man hier drau:::f sitzen (-) und dann geht da so n Bolgen hoch (-).h und (.) dann fällt man da runter und wuuuuuuuh rutscht man da auch runter (Fall 1, Z.23-25). La: Da fällt man dann in den Sand, wenn man So (-) kletterklette::r <<singend>> und dann setzt man zu so nem Schreck, wenn man nicht weiß, was das IST (-) dann will man s ausprobieren geht hier hoch dü::t und setzt sich hier hin und dann BU::M (--) ssschhhrrrum (-) und dann fällt man voll in Sand <<belustigt>> La: [ ] da müssen wir bloß HIER ist mein Haus und dann muss man tschik tschik tschik und dann ist man hier (Fall 1, Z.147f). 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 41
18.06.2017 Dr. Michael Wünsche 42
Selbstwirksamkeit Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe. 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 43
Soziale Kompetenz 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 44
Soziale Kompetenz Resiliente Menschen können auf andere Menschen zugehen und Kontakt aufnehmen. Sie können sich in andere einfühlen und soziale Situationen einschätzen. Sie sich aber auch selbst behaupten und Konflikte adäquat lösen. Reflexion von sozialen Situationen (anhand von Fotos, Bildern usw.) Bücher und Geschichten Rollenspiele 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 45
Umgang mit Stress 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 46
Umgang mit Stress 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 47
Umgang mit Stress Resiliente Menschen können für sie stressende Situationen einschätzen und kennen ihre Grenzen. Sie kennen Bewältigungsstrategien und ihre Anwendungen. Sie wissen, wie sie sich Unterstützung holen können und wann sie diese brauchen. Sie können die Situationen reflektieren und bewerten. Bedeutung von Stress erklären individuelle Stresssituationen reflektieren Entspannungsübungen Aufzeigen von Stressfallen und deren Bewältigung 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 48
Probleme lösen 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 49
Probleme lösen & 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 50
Probleme lösen Resiliente Menschen haben gelernt, sich realistische Ziele zu setzen. Sie trauen sich, Probleme direkt anzugehen und kennen dafür Problemlösestrategien. Sie sind in der Lage, verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Bewusstmachen von Abläufen, Schritte nachvollziehen, Strategien entwickeln Alltagsprobleme reflektieren Aufzeigen von Unterstützungsmöglichkeiten 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 51
5. Das Konzept der Resilienz: Forderungen Die Förderung sollte so früh wie möglich beginnen und Resilienzfaktoren bzw. Basiskompetenzen fokussieren Da Resilienz weder umfassend noch beständig ist, ist kontinuierliche Resilienzförderung notwendig Stärken der Kinder und Jugendlichen stärken, um die Schwächen zu schwächen Emotionen nicht nur Kognition Kindern und Jugendlichen Stabilität und Sicherheit vermitteln Förderung auf verschiedenen Ebenen Förderung unter Berücksichtigung der Situation des Kindes Sozialraum und Symbole 18.06.2017 DR. MICHAEL WÜNSCHE 52
Kultur des Aufwachsens Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!