ZUSAMMENARBEIT MIT FAMILIEN MIT MH IN DER FRÜHKINDLICHEN BILDUNG, BETREUUNG UND ERZIEHUNG. ZUR ROLLE DER FÖRDERUNG DER RESILIENZ
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- Kai Kohl
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1 ZUSAMMENARBEIT MIT FAMILIEN MIT MH IN DER FRÜHKINDLICHEN BILDUNG, BETREUUNG UND ERZIEHUNG. ZUR ROLLE DER FÖRDERUNG DER RESILIENZ Gudrun Biffl DONAU-UNIVERSITÄT KREMS Department für Migration und Globalisierung Impuls-Beitrag zum Dialogforum 27.Juni 2016
2 Hintergrund In den letzten Jahren hat in der Pädagogik, Psychologie und den Gesundheitswissenschaften in Theoriebildung und Forschung ein Wechsel der Blickrichtung bei der Betrachtung von (Verhaltens)Auffälligkeiten und seelischen Störungen stattgefunden. Die bisherige, oft defizitorientierte Betrachtung (Risikofaktoren) wurde durch die gezielte Analyse von Schutzfaktoren ergänzt = Ressourcenorientierung, die zur Ausbildung und Erhaltung seelischer Gesundheit beitragen. Weg von der Pathogenese (Risikofaktorenanalyse für Krankheiten) zur Salutogenese (Antonovsky - erworbene Bewältigungsressourcen auf bio-psychosozialer Ebene sind Antwort auf belastende Ereignisse) Ein wichtiger Hintergrund hierfür waren Studien, die das Aufwachsen unter schwierigen Bedingungen auch im Langzeitverlauf untersucht haben und Variablen für risikomildernde Entwicklungsverläufe identifizieren konnten (eine Zusammenstellung dieser Studien bei Wustmann 2004 (Uni Graz), Bengel et al. 2009, Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2011 Evangelische Hochschule Freiburg)). Daraus entwickelte sich das Resilienzkonzept in der frühkindlichen Erziehung, das die Widerstandsfähigkeit der Kinder gegenüber biologischen, sowie psychosozialen Belastungen stärken will. Im wesentlichen über Beziehungsarbeit/fähigkeit Seite 2
3 Resilienz Albert Camus: Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt!. Maurice Barrès: Jedes Unglück ist wie jedes Glück imstande, in einem Menschen ungeahnte Kräfte und Energien zu wecken! Ukrainisches Sprichwort: Frage nicht die alten Leute um Rat, sondern die, die gelitten haben! Wilhelm von Humboldt: Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag Marie von Ebner-Eschenbach: Gelassenheit ist die angenehmste Form des Selbstbewusstseins Astrid Lindgren : Wenn die jungen Menschen auf alles hörten, was die Älteren ihnen sagen, würde jede Entwicklung aufhören und die Welt stillstehen. Vater und Mutter: ewig ringt ihr in mir und nie hört ihr auf! Albert Einstein: Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit. Seite 3
4 Resilienzförderung im Kindergarten, mit Schwerpunkt Migration Ein großer Teil der Kinder, die Risiken, Armut, Ausgrenzung, Gewalt etc. ausgesetzt sind, entwickeln sich dennoch zu gesunden, lebensfrohen und sozial kompetenten Erwachsenen. Sie sind widerstandsfähig. Diese Widerstandsfähigkeit wird als Resilienz bezeichnet und ist bedingt durch bestimmte Kompetenzen und Ressourcen, die einem Kind helfen, belastende Umstände zu bewältigen. Durch Resilienzförderung können Kinder in den ersten Kindergarten- Jahren Kompetenzen und Fähigkeiten erwerben, die die Bewältigung von schwierigen Situationen erleichtern, da sie einen konstruktiven Umgang mit Schwierigkeiten gelernt haben. Die Resilienzförderung erlaubt eine wirkungsvolle Partizipation und Integration sowohl der Kinder als auch ihrer Eltern am und im Kindergartenalltag. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine gelingende Integration in der Gesellschaft des Aufnahmelandes. Resilienz ist kein Persönlichkeitsmerkmal sondern erlernbar! Seite 4
5 Empirische Studien zu Resilienz Mannheimer Risikokinderstudie von Laucht, Esser, Schmidt (2000). Längsschnittfoschung zur Entwicklungsepidemiologie psychischer Störungen. Zielsetzung, Konzeption und zentrale Befunde der Mannheimer Risikokinderstudie. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 29, Bielefelder Invulnerabilitätsstudie von Lösel & Bender (1999). Von generellen Schutzfaktoren zu differentiellen protektiven Prozessen. Ergebnisse und Probleme der Resilienzforschung. In Opp, G., Fingerle, M. u. Freytag, A. (Hrsg.), Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. München Kauai-Längsschnittstudie von Werner & Smith (1982). Vulnerable but invincible. A longitudinal study of resilient children and youth. New York: Mc Graw-Hill. Wustmann, C. (2011): Resilienz, Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse (2009): Resilienz Die verschiedenen Resilienzmodelle, Risiko-und Schutzfaktorenkonzepte sowie allgemeine Ziele und Programme zur Förderung von Resilienz werden von diesen Autoren dargestellt. Seite 5
6 Forschungserkenntnisse Multimodalität: Programme sind wirksamer, wenn aus einer systemischen Perspektive mehrere Zielgruppen vor allem Eltern und Kinder - einbezogen werden und sowohl die individuelle als auch die Umwelt-Ebene (Schule, Kindertageseinrichtung, ) berücksichtigt werden. Inhaltlich an der Entwicklung von Fähigkeiten und am konkreten Verhalten ansetzen (verhaltensorientiertes Üben sollte Programmbestandteil sein). Strukturierte Ausbildung von TrainerInnen und Unterstützung während der Umsetzung der Resilienzförderung. Zielgruppenspezifische und v.a. kulturelle Adaptation: Es gibt nicht das Programm für alle Zielgruppen, Milieus etc. es müssen gute Möglichkeiten zur Adaptation für spezifische Gruppen und Umwelten gegeben sein. Sorgfältige Evaluation - möglichst mit unterschiedlichen Methoden und einer Kombination aus Prozess- und Ergebnisevaluation. Seite 6
7 Dimensionen der Kompetenzförderung Bezug auf unterschiedlichen Ebenen des Funktionierens in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft: Schulische Leistung, Regelhaftes vs regelwidriges Verhalten, Soziale Kompetenz im Umgang mit Gleichaltrigen Förderung der internalen Kompetenz betreffend das Wohlbefinden: gesunde Entwicklung trotz widrigem Umfeld (Armut, Marginalisierung), Umgang mit Stress (Eltern streiten, Scheidung), Überwindung traumatischer Erlebnisse (Gewalt, Flucht etc) Resilienz stärken bei Vulnerabilität. Risikofaktoren im Umfeld oder im Kind stehen risikomildernde Faktoren gegenüber Resilienz ist ein komplexes Zusammenspiel aus Merkmalen des Kindes und seines Lebensumfelds Resilienzförderung auf individueller Ebene: Kind Resilienzförderung auf Beziehungsebene: Eltern und andere Erziehungspersonen, Peers. Seite 7
8 Fokus der Resilienzförderung Orientierung an den Ressourcen und Stärken jedes einzelnen Kindes Kind als aktiven Akteur in der Bewältigung und Gestaltung seines Lebens sehen und einsetzen Mehrere Ansatzpunkte: 1. beim Kind: Problemlösungsfähigkeiten, Verantwortungsübernahme, Selbstwirksamkeit, positive Selbsteinschätzung, soziale Kompetenzen, Stressbewältigungskompetenzen (Gruppen- oder Einzelförderung) 2. beim Erziehungsumfeld: Weiterbildung der KindergartenpädagogInnen (Fallanalysen) zur Konstruktiven Erzieher-Kind-Kommunikation, Effektive Erziehungstechniken zur Verhaltens/Stärkung-Schwächung, Positives Modellverhalten, Wirksame Konflikt- und Stressbewältigung, autoritative Erziehung (hohe Responsivität und hohe Kontrolle/ Autorität) 3. Kindergarten: umfassende Förderung kindlicher Kompetenzen, Zugang zu den Eltern (Schnittstelle zur Förderung von Elternkompetenzen, Elternkurse, Mitsprache/Beratung der Eltern), Positive Peer- und Freundschaftsbeziehungen, Lernklima, das Sicherheit und Stabilität vermittelt 4.Netzwerke: externe Fallsupervision, Ressourcenorientierung/-suche im Sozialraum Seite 8
9 Besondere Phasen erhöhter Verletzbarkeit sind Entwicklungsübergänge (Eintritt in den Kindergarten Grundschule, Pubertät) Sozialraum Vereine Erziehungsberatung Resilienzförderlicher Kindergarten Öffentliche Dienstleistungen PädagogInnen Jugendsozialarbeit... Jugendsozialarbeit Kinder in den diversen Gruppen Wirtschaft Eltern 3 Ebenen der Resilienzförderung/ Aktivierung Seite 9
10 Migration als spezifischer Risikofaktor Spezielle Risiken: Identitätsdiffusion, unsicherer Aufenthaltsstatus Eigene Schutzfaktoren: enger familiärer Zusammenhalt, starke Zielorientierung und Selbstmotivationskraft, bi-kulturelle Identitätsentwicklung, immigrant optimism Kindergarten kann wichtige strukturgebende Instanz sein, PädagogInnen können emotional stützende Bezugspersonen werden Besondere Herausforderung: Elternarbeit zielt auf Empowerment der Eltern ab. Entwicklungsförderliche Verhaltensweisen der Eltern werden modellhaft angeleitet und im alltäglichen Kontext eingeübt., z.b. Altersgerechte, anregende Materialien und Bilderbücher bereitstellen, vorlesen, Spiel- und Lernerfahrungen der Kinder erweitern und ihre kognitive, motorische, sozio-emotionale und sprachliche Entwicklung fördern werden. Seite 10
11 Migration als spezifischer Risikofaktor NL-Modell, 2 Jahre Programmlaufzeit, 1 Jahr lang gehen geschulte Laienhelferinnen aus dem Umfeld der Zielpopulation wöchentlich zu den Familien, bauen eine stabile Vertrauensbasis auf, helfen bei der Eltern- Kind-Interaktion, 14tägige Gruppentreffen zum Aufbau eines sozialen Netzwerkes bzw. dem Abbau sozialer Isolation. Evaluation: Interventionsgruppe 72 Familien und Kontrollgruppe 20 Familien : Die Wirksamkeit des Programms (zu Programmbeginn, während des Programms, zum Programmende, sowie neun Monate später), sowohl bei den Kindern als auch den Eltern positive Effekte. Kinder, die vor Programmbeginn deutlich hinter dem Durchschnitt zurücklagen, konnten in ihrer kognitiven, motorischen und Verhaltensentwicklung von der Teilnahme profitieren. Seite 11
12 Resümee
13 Danke für die Aufmerksamkeit! Kontakt Univ.-Prof. Dr. Gudrun Biffl Donau-Universität Krems +43 (0) Seite 13
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