Anästhesiebeatmung von Säuglingen und Kindern. Michael U. Fischer Freiburg

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Transkript:

Anästhesiebeatmung von Säuglingen und Kindern Freiburg

Kernkompetenzen Anästhesie Anästhesie Beatmung Applikation von Anästhetika Atemwegssicherung

Patientengruppen unter Anästhesie krank ICU-Beatmung lungengesund ICU-Beatmung Anästhesiebeatmung lungenkrank lungenkrank Anästhesie Anästhesiebeatmung lungenkrank Anästhesiebeatmun g lungengesund gesund

Publikationen - Einschlusskriterien Anästhesie - Säuglinge und Kinder Anästhesiebeatmun g lungengesund - ASA I-II - prospektiv - klinisch

Parameter - Themen 1. Tidalvolumen 2. PEEP 3. Pinsp 4. I:E Ratio 5. Flow-Applikation 6. kontrolliert augmentiert spontan 7. Recruitment-Manöver

1. Tidalvolumen 10 ml/kg (Programmierung) Garcia-Fernandez J.et al. Analg Anesth 2007 8-10 ml/kg (PEEP vs. ZEEP) Goldmann K. et al. BJA 2005 10 ml/kg (PEEP und CT) Serafini G. et al. Paediatr Anaesth 1999 9 ml/kg (PSV) Tokioka H. et al. Anesthesiology 1993 Ergebnis: Evaluation des TV nicht Gegenstand der Studien!

2. PEEP Studie 1: PEEP 5 vs. ZEEP (20 Kinder, ASA I, 55 Montate (27-89)) PLMA unter PCV mit PEEP 5 vs. ZEEP bezüglich Leckage bei TV von 8-10 ml/kg Ergebnis: 1. Keine sign. Leckage in PEEP und ZEEP Gruppe 2. Signifikant bessere Oxygenierung in PEEP-Gruppe (22.1 vs. 19.2 kpa) Goldmann K. et al. BJA 2005

2. PEEP Studie 2: PEEP und CT Untersuchung (ETT, 10 Kinder, 1-3 Jahre, ASA I - II, lungengesund) Methode: - 5 min IPPV ohne PEEP - CT 1 (TV 10 ml/kg) - 5 min IPPV mit PEEP 5 - CT 2 (TV 10 ml/kg) Ergebnis: Atelektasen 1. Beatmung ohne PEEP verursacht 2. Beatmung mit PEEP führt zum kompletten Recruitment 3. Beatmung mit PEEP führt nicht zur Überblähung der anterioren Areale Serafini G. et al. Paediatr Anaesth 1999

3. Pinsp Airway closure bei unterschiedlichen Pinsp (ETT cuffed, 11 Kinder 0.6-13 Jahre, gesund) Methode: Gruppe 1 Pinsp 20 cm H 2 O (PEEP 5 cm H 2 O) Gruppe 2 Pinsp 30 cm H 2 O (PEEP 5 cm H 2 O) Airway closure während tidaler Beatmung? Ergebnis: Konklusion: bei Zyklische Öffen-Schließen von Lungenarealen: - kann prinzipiell immer auftreten - aber häufiger, wenn TV groß und Pinsp hoch ist Autoren empfehlen hohe Beatmungsdrücke gesunden Kindern zu vermeiden Thorsteinsson A.et al. Acta Anaesthesiol Scand 2002

4. I:E Ratio 1:1 (PEEP vs. ZEEP) Goldmann K. et al. BJA 2005 1:2 (PCV vs. VCV) Bordes M. Acta Anaesthesiol Scand 2007 Ergebnis: Evaluation der I:E Ratio nicht Gegenstand der Studien!

5. Flow Applikation Studie 1: konstanter Flow (VCV) vs dezellerierender Flow (PCV) (LMA, 32 Kinder 4,5 +/- 4 Jahre, ASA I) Ergebnis: - TV vergleichbar in beiden Gruppen - Pinsp signifikant niedriger unter PCV vs. VCV (14.1 vs. 16.7 cm H 2 O) - Pmax > 20 cm H 2 O: Kein Kind unter PCV vs. 6 Kinder unter VCV Kaindan I. et al. Pediatric Anaeth 2001

5. Flow Applikation Studie 2: konstanter Flow (VCV) vs dezellerierender Flow (PCV) (LMA, 41 Kinder 2-15 Jahre, ASA I und II) Methode: Ergebnis: mmhg) VCV - 5min - TV 8ml/kg, danach PCV - 5min - TVexp 8ml/kg Ziel: EtCO 2 40 +/- 5 mmhg -Pinsp signifikant niedriger in PCV vs. VCV (12.4 vs. 14.2 cm H 2 O) -3 Versager in VCV Gruppe (EtCO 2 > 45 Bordes M. Acta Anaesthesiol Scand 2007

6. Spontanatmung Atemarbeit (WOB) bei verschiedenen Atemwegen (24 Kinder, 2 +/- 1.9 Jahre, ASA I) ZEEP CPAP(5cmH 2 O ) Keidan I. et al. Anesth Analg 2000

6. Spontanatmung Atemarbeit (WOB) bei verschiedenen Atemwegen (24 Kinder, 2 +/- 1.9 Jahre, ASA I) Ergebnis: Sign. Reduktion des WOB unter CPAP in allen Gruppen außer ETT-Gruppe. Unterschiedliche Grade von supraglottischen Obstuktionen in LMA- Gruppe, trotz korrekter Lage CPAP bei LMA führt zur Schienung des supraglottischen Atemwegs Bei langen Prozeduren mit ETT wird assistierte oder kontrollierte Beatmung empfohlen Keidan I. et al. Anesth Analg 2000

6. Augmentierte Beatmung PSV vs. PCV bei moderatem Adipositas (Erwachsene) Studie 1: Postoperative Lungenfunktion (Lufu) (68 Erwachsene, ASA II-III, OP<100min) Ergebnis: Lufu in PSV-Gruppe signifikant besser gegenüber PCV-Gruppe (in ersten 24 h) Zoremba M. et al. DAC 2009

6. Augmentierte Beatmung PSV vs. PCV bei moderatem Adipositas (Erwachsene) Studie 2-a: Oxygenierung intraoperativ (68 Erwachsene, ASA II-III) Methode: Oxygenierungsindex T1: nach LMA Platzierung T2: Beginn Spontanatmung T3: Hautnaht Ergebnis: Signifikant bessere Oxygenierung unter PSV intraoperativ Zoremba M. et al. DAC 2009

6. Augmentierte Beatmung PSV vs. PCV bei moderatem Adipositas (Erwachsene) Studie 2-a: Oxygenierung postoperativ (68 Erwachsene, ASA II-III) Methode: SpO 2 T 0h T 0.5h T 2h T 24h Ergebnis: Signifikant bessere Oxygenierung nach PSV bis 24 h postoprativ Zoremba M. et al. DAC 2009

6. Augmentierte Beatmung PSV vs. CPAP bei Kindern mit PLMA (24 Kinder, 2 +/- 1.9 Jahre, ASA I) Methode: Gruppe 1 CPAP-PSV-CPAP (je 5 min) Gruppe 2 PSV-CPAP-PSV (je 5 min) CPAP 3 cm H 2 O, PSV (PEEP 3 cm H 2 O, PS 10 cm H 2 O) Ergebnis: PSV vs CPAP Besserer Gasaustausch (CO 2 -Elimination) Reduzierte Atemarbeit Von Goedecke A. et al. Aesth Analg 2005

6. Augmentierte Beatmung PSV mit LMA bei Kindern (24 Kinder 2 +/- 1.9 Jahre, ASA I) Ziel: TV 10 ml/kg KG (PEEP 4 cm H 2 O) Programmierungshilfe der PSV bei unterschiedlichen Gewichtsgruppen Ergebnis: -Korrelation zwischen Niveau der Druckunterstützung und Gewicht, Alter, Compliance und Resistance -Druckunterstützung: 15 cm H 2 O <11 kg 10 cm H 2 O 11-20 kg 9 cm H 2 O >20 kg -Flowtrigger 0.4 (Range 0.2-0.6 l/min) keine Korrelation mit Alter, Gewicht, RR, Compliance und Resistance Garcia-Fernandez J.et al. Aesth Analg 2007

7. Recruitment-Manöver Recruitment-Manöver unter Anästhesie (24 Kinder, 0,5-6 Jahre, ASA I und II) Methode: MRI Untersuchung ARS 15 cm H 2 O CPAP ZEEP - PEEP alle 4 AZ um 5 angehoben bis max. - Pinsp 37-40 cm H 2 O, RR 30/min über 10 AZ - CPAP 5 cm H 2 O PEEP 5 cm H 2 O PEEP 0 cm H 2 O Ergebnis: 1. alle Kinder in CPAP und ZEEP-Gruppe hatten Atelektasen 2. in ARS-Gruppe nur ein Kind mit Atelektasen 3. ZEEP-Gruppe sign. weniger Atelektasen vs. CPAP Tusman G. et al. Anesthesiology 2003

Zusammenfassung Es gibt wenig Studien über Beatmung in der Kinderanästhesie Die wenigen Studien zeigen, dass differenzierte Beatmung bei ASA I-II Kindern auch in der Anästhesie einen besonderen Stellenwert haben Mehr Studien werden benötigt