Was kann ich zusätzlich tun?

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Wiederauftreten der Erkrankung: was tun? Priv.-Doz. Dr. med. Gülten Oskay-Özcelik Praxisklinik Krebsheilkunde für Frauen /Berlin

Transkript:

Was kann ich zusätzlich tun? PD Dr. med. Gülten Oskay-Özcelik Praxisklinik Krebsheilkunde für Frauen

Wenn Sie drei Verbesserungen bei der Behandlung von Ovarialkarzinom einführen könnten, welche halten sie für die drei wichtigsten? 1. die Ärzte sollen mehr Zeit für Erklärungen haben 55,0% 2. die Zusammenarbeit mit den Ärzten besser sein 50,2% 3. alternative Therapien sollen vom Arzt angeboten werden 39,2% 4. es sollte etwas gegen die Erschöpfung getan werden 26,8% 5. der Therapieerfolg müsste häufiger mitgeteilt werden 25,0% 1. die Therapie sollte wirksamer sein 24,6% 2. die Therapie soll nicht zu Haarausfall führen 19,4% 3. die Behandlung sollte insgesamt kürzer sein 12,0% 4. gegen Erbrechen sollten mehr Med. gegeben werden 11,4% 5. die Betreuung durch Schwestern soll verbessert werden 7,6% 6. Mehr gegen Schmerzen tun 7,4% Mehrfachantworten 3. Berliner Tag zum Eierstockkrebs Oskay-Özcelik, und Bauchfellkrebs Sehouli et al.; ASCO 2012

Ganzheitliche Methoden Alternativmedizin Schulmedizin Komplemetärmedizin Quacksalberei

Wichtige Fragen Was ist grundsätzlich empfehlenswert? Was ist akzeptabel, weil ungefährlich und möglicherweise sinnvoll? Wie wähle ich einen guten Therapeuten?

Was kann grundsätzlich empfohlen werden? Tumorzentrum Berlin e.v. Gesunde Ernährung Bewegung Entspannung Physiotherapie Psychohygiene Lebenskompetenzen (vollwertig, individuell angepasst) (mäßig aber regelmäßig) (QiGong, Jacobson, Yoga) (Massage, Wärme) ( Körper-und-Seele ) ( Selbsthilfe ) Deng et al. 2004 J Support Oncol; Ernst und Cassileth1999 EurJ Cancer

Gesunde Ernährung Tumorzentrum Berlin e.v. Wann immer möglich: regelmäßig Obst, Gemüse, Ballaststoffe Möglichst wenig tierische und gesättigte Fette Möglichst regelmäßig ungesättigte Fettsäuren (Omega-3) Ausreichende Trinkmenge Während der Therapie: keine Radikaldiäten Möglichst individuell angepasst und vollwertig (Ernst und Cassileth1999 EurJ Cancer; World CancerResearch Fund -AIRC)

Bewegung Tumorzentrum Berlin e.v. Täglich 30 bis 45 min. mäßig anstrengende, körperliche Aktivität Pulsfrequenz: bis 180 minus Lebensalter / min Im Alltag alle Möglichkeiten zur Bewegung nutzen Mögliche Effekte: Leistungsfähigkeit Lebensqualität (Ahlberget al. 2003, Lancet;)

Entspannung Tumorzentrum Berlin e.v. Yoga Progressive Muskelrelaxation Qi Gong / Tai Chi Autogenes Training Meditation Visualisierungen Effekte: Angst, Stress, Depression, Fatigue, Lebensqualität (Ernst und Cassileth1999 EurJ Cancer; World CancerResearch Fund -AIRC)

Physiotherapie Tumorzentrum Berlin e.v. Wirksamkeit gesichert bei Angst, Erschöpfung (Fatigue), Übelkeit, (evtl. besser durch ätherische Öle) Möglicherweise wirksam bei Schmerz, Depression, Schlafstörungen (Deng et al. 2004, Field1998, Wilkinson 1999)

Entscheidend für die Wahl der ergänzenden Therapie sind die Beschwerden des Patienten und nicht die kategorische Bevorzugung einer Therapiemethode oder einzelner Präparate

Müdigkeit (Fatigue): Ausdauer-Bewegung Atem-/ Entspannung (z.b. Qi Gong, ) Akupunktur Psychohygiene Schmerz: Entspannung Physikalische Therapie (Kneipp) Akupunktur / Akupressur / TCM-Phytotherapie Manuelle Therapie / Massage (Deng et al. 2004 J Support Oncol)

Naturheilkunde in der Onkologie ca. 80% aller Deutschen kennen NHV / wenden NHV an meist bei selbstlimitierenden Erkrankungen ca. 80% aller onkologischen Patienten/Innen wenden NHV / komplementäre Verfahren an ca. 65 %meist ohne Information des Onkologen Umfrage des Allensbach Inst. 2003

Ich schwör s Ihnen Herr Professor, ich hab nur so n Momentchen an Homöopathie Gedacht!

Vitamine /Spurenelemente Tumorzentrum Berlin e.v. Ausreichende Versorgung in der Nahrung schützt vor chronischen Erkrankungen und Krebs. Die zusätzliche Einnahme von Multivitamin oder Spurenelement-Präparaten scheint nicht sinnvoll weder zur Prävention noch zur Verbesserung der Prognose bei chronischen Erkrankungen. Bjelakovic2004, Wendy et al. 2002

Vitamin C Tumorzentrum Berlin e.v. Vitamin C-Behandlung setzt möglicherweise die Wirksamkeit der eigentlichen Krebsbehandlung herab. Diese wirkt oftmals über die Bildungfreier Radikale in der Tumorzelle. Eine Empfehlung, Vitamin C in Megadosen bei Karzinomerkrankungen zu verabreichen, kann nicht gegeben werden.

Selen Tumorzentrum Berlin e.v. Datenlage ist unklar. Es kann nicht generell zu einer Selengabe in Begleitung bei einer konventionellen Krebstherapie geraten werden, aber es sind keine nachteiligen Effekte bekannt. 200mg/d sollten nicht überschritten werden.

Die MISTEL Tumorzentrum Berlin e.v.

Bewertung der Misteltherapie durch den GEBA (Gemeinsamen Bundesausschuß) zur Verordnung von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung Es liegen Studien für die Verbesserung der Lebensqualität unter Misteltherapie vor, die bei phytotherapeutischen Zubereitungen eine für eine positive Bewertung ausreichende Evidenz aufweisen. Keine Verbesserung des Überlebens. BAnz. 155 (2004) S. 11 und D. Ärztebl. 101 (2004) B798

Phytotherapeutische Mistelextrakte sind nach Ziffer 16.4 AMR in der palliativen Therapie von malignen Tumoren zur Verbesserung der Lebensqualität verordnungsfähig.

Alternativ-/Außenseiterverfahren: z. B. Aprikosenkerne, Blausäureabkömmlinge

Ärzte Zeitung, 01.03.2010 Komplementärmedizin bei Krebs Onkologen denken jetzt um Deutsche Krebsgesellschaft erarbeitet jetzt Leitlinie BERLIN (ugr). Vier von fünf Krebspatienten wenden komplementäre und alternative Therapieverfahren bei Krebs an - oft, ohne dass ihr behandelnder Arzt davon weiß. Komplementärmedizin ist daher mittlerweile Standardthema bei Krebskongressen geworden. Auch viele Onkologen meinen heute, dass sie zur wissenschaftlichen Medizin gehören sollte.

Zusammenfassung Tumorzentrum Berlin e.v. Durch Beratung und Betreuung Stärkung der Kompetenz der Patienten. Eigene Gesundheitsquellen wollen und sollen erschlossen werden.

Ungefährliche Komplementärmedizinische Verfahren sind sinnvoll zur Therapie bestimmter Beschwerden, Erhaltung der Lebensqualität und möglicherweise einer Verbesserung des Therapieerfolges Kommunikation und Zuwendung sind die wichtigsten komplementären Therapien.