20 Krankheit, die im Laufe des Älterwerdens häufiger auftaucht und somit eine größere Rolle spielt, ist nach Thorwald Dethlefsen und Ruediger Dahlke nur der Spiegel unserer Seele. Nach ihrer Einschätzung kann man die Lösung der Krankheit aber nicht am Körper vornehmen, sondern immer nur an der Psyche. Sie vergleichen das mit einem Blick in den Spiegel. Wenn einem nicht gefällt, was man sieht, nutzt es nichts, den Spiegel zu polieren, denn das wird am Bild nichts verändern. Ich finde diesen Ansatz zumindest überdenkenswert. Prüfen Sie für sich, ob das ein Weg für Sie sein könnte. Es ist die Einladung zur Reflexion. Quält Sie ein körperliches Gebrechen? Schauen Sie in sich hinein. Was will Ihr Körper Ihnen damit sagen? Ein kleines Beispiel: Sie leiden unter Gelenkschmerzen, Beweglichkeitseinschränkung oder Rückenschmerzen. Was hindert Sie in Ihrem Bewusstsein an der Beweglichkeit? Was lastet so schwer auf Ihnen, dass Ihr Rücken sich melden muss? Haben Sie sich auf etwas versteift? Verhärtete Muskeln lassen auf eine Hartnäckigkeit im Bewusstsein schließen. Ich bin davon überzeugt, dass das Älterwerden auch mit seinen Zeichen eine wundervolle Lebensphase sein kann, die wir mit allen Sinnen genießen sollten. Und dennoch müssen wir das Thema nicht permanent im aktiven Bewusstsein haben. Wir sollten es als Teil des täglichen Lebens einfach in den Alltag inte-
grieren und nur hin und wieder bewusst hinschauen und reflektieren. In diesem Punkt stimme ich mit Wilhelm Schmid überein, wenn er sagt, dass das Älterwerden leicht vergessen werden kann, wenn man in der Fülle des Lebens steht. 6 Das Vergessen halte ich für eine kluge Maßnahme der Natur. Besonders unter der Prämisse, dass dieses Vergessen immer nur ein»nichtbeachten«sein kann, da wir die Realität des Älterwerdens niemals wirklich vergessen. Es geht nicht um die totale Verdrängung, sondern um einen gesunden und gelassenen Umgang mit sich selbst und dem Lauf des Lebens. Auch die Veränderungen durch den Wandel der Zeit spielen bei den Zeichen des Alters eine Rolle. Wer heute noch als jung gilt, war in früheren Epochen bereits ein Greis. Das hängt mit unserer heutigen Lebensweise, der Ernährung, guter medizinischer Versorgung und einem anderen Gesundheitsbewusstsein zusammen. Auch unsere Psyche bleibt länger jung, wach und lebenshungrig. Diesen Ansatz findet man auch bei Sven Kuntze. 7 Es ist schön zu wissen, dass diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Das durchschnittlich zu er- 6 Vgl. Wilhelm Schmid, Gelassenheit. Was wir gewinnen, wenn wir älter werden, Insel Verlag, S. 23. 7 Vgl. Sven Kuntze, Altern wie ein Gentleman. Zwischen Müßiggang und Engagement, C. Bertelsmann Verlag, S. 41. 21
wartende Lebensalter steigt weiter und wir werden immer älter. Noch ein wichtiger Grund, gerade diese Phase mit viel Freude und Gelassenheit zu erleben. Praktische Übungen Die folgenden Übungen lassen sich unkompliziert in den Alltag integrieren und können je nach Bedarf wiederholt werden. Finden Sie heraus, was Ihnen persönlich guttut und womit Sie sich am wohlsten fühlen. Der Blick in den Spiegel Schenken Sie sich einen Blick in den Spiegel. Nehmen Sie dabei bewusst ein Zeichen des Älterwerdens wahr und freuen Sie sich darüber. Vielleicht fällt es Ihnen im ersten Moment schwer, aber glauben Sie mir, es wird Ihnen guttun. Finden Sie einen positiven Zugang zu sich selbst und zu den Zeichen des Älterwerdens. Es kommt nur auf den Maßstab an und darauf, sich selbst in Liebe anzunehmen. Ein erstes graues Haar? Herzlich willkommen, du Zeichen meines Lebens. Es ist eine Spur, die die Jahre mit sich gebracht haben. 22
Ein paar Fältchen um die Augen? Sehr schön. Sie stehen Ihnen ausgezeichnet und sind ein Beweis für Ihre Lebendigkeit. Sie haben gelacht, das hat liebevolle Spuren hinterlassen auf Ihrer Seele ebenso wie auf Ihrer Haut. Ihre Haut wird weicher? Ist es nicht wunderbar? Ein ganz sanftes Gefühl, wenn man darüberstreicht. Positive Affirmation Schaffen Sie sich mit Ihrer persönlichen Affirmation einen kleinen Schatz, einen Begleiter durch die Zeit, der Ihnen Kraft und Zuversicht und das innere Lachen schenkt. Achten Sie dabei auf die positive Formulierung, das Unterbewusstsein kennt keine Verneinung. Tragen Sie Ihre Affirmation immer bei sich, in Gedanken, im Herzen oder auf einem Zettel in der Brieftasche. Und wiederholen Sie den Satz ein- oder mehrmals täglich in Gedanken oder auch laut, so, wie Sie sich damit wohlfühlen. Als Inspiration finden Sie hier drei Affirmationen: z Alles ist ein Teil von mir, und ich bin ein Teil von allem. z Was um mich herum und in mir selbst geschieht, nehme ich mit Liebe wahr. z Begleitet von Freude und Optimismus gehe ich durch mein Leben. 23
Eigenlob tut gut Oft neigen wir dazu, nur die Dinge zu sehen, die nicht funktionieren, die wir nicht können, die wir falsch gemacht haben. Ich lade Sie ein, den Fokus zu verschieben. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die schönen Dinge des Lebens und vor allem auf alles, was Sie gut können. Loben Sie sich selbst mindestens einmal täglich, gerne auch öfter, für etwas, was Ihnen gelungen ist, etwas, was Sie gut gemacht haben. Eine undankbare Aufgabe ist geschafft? Nur zu, klopfen Sie sich auf die Schulter in Gedanken oder auch in echt. Ein Ziel, das Sie sich gesetzt hatten, ist erreicht? Das ist doch mindestens ein dickes Lob wert. Und scheuen Sie sich nicht, das auch mal laut zu sagen. Eigenlob stinkt war gestern, heute gilt: Eigenlob tut gut! Und wenn Sie dieses positive Selbst-Feedback erst einmal gewohnt sind, werden Sie bald merken, dass Dinge, die guttun, uns auch jung halten. 24