Regionalkonferenz: Aggressives Verhalten an Oberschulen

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Transkript:

ESF-Programm Jugendsozialarbeit an Berliner Förderschulen Regionalkonferenz: Aggressives Verhalten an Oberschulen Dr. Bernhard Klockgether Martin Gerstädt

Gliederung Begriffe und theoretischer Hintergrund Verlauf und Wirkung grenzüberschreitenden Verhaltens an Oberschulen Aspekte der Prävention und Intervention bei Gewalt an Schulen

Gewalt Kompetenzbegriff Gewalt Art. 10-20 GG Staatliche Gewalt Legislative/ Politik Judikative/ Recht Exekutive/ Polizei Bildung Schule Art. 7 GG Erziehung private Erziehung öffentliche Erziehung Art. 6 GG/ 27 SGB VIII 1666 BGB

Typologie der Gewalt Juristischer Gewaltbegriff StGB: Mord 211 Totschlag 213 Körperverletzung 233 gefährliche Körperverletzung 223a schwere Körperverletzung 224 Körperverletzung mit Todesfolge 226 schwerer Raub 250

Grafik: Eike Henning 1992

Unterscheidung von Gewalt

Gewaltbegriff in Familien - wie differenziert wird 1. der Einsatz physischer Zwangsmittel; 2. das Vorliegen tatsächlicher Verletzungen; 3. die Verletzungsintensität (relativ); 4. die Gewaltquantität; 5. die ausdrückliche Verletzungsabsicht; 6. die Berücksichtigung, was in Ehen durchaus normal ist; 7. die Frage, ob das Opfer die Zwangseinwirkung toleriert hat; 8. der soziale Kontakt, bzw. die subkulturellen Normen; 9. die Legitimationspunkte, wie etwa die Provokation durch das Opfer.

Erfahrungsbegriff von Gewalt Dialektischer Begriff der Erfahrung machen, verfügen, einsichtig Jemand macht Erfahrung: Sozialisationserfahrung ist z.b. als Kind geprügelt zu werden; ist die eigentliche Erfahrung. Jemand verfügt über Erfahrung und nutzt diese: Sozialisationserfahrung, ist als Kind geschlagen worden und hat sich gefügt; versucht andere mit den gleichen Mitteln gefügig zu machen. Jemand ist offen für neue Erfahrung: Die negativen Sozialisationserfahrungen werden durch sozialpädagogische gespiegelt; es wird Einsicht erzeugt und andere Erfahrungen im Umgang mit Bedürfnissen z.b. vermittelt, die dann zur Verhaltensmodifikation führen.

Motive 1. Gewalt als Mittel oder Instrument 2. Gewalt als Gegengewalt 3. Gewalt als Erfahrung von Macht und Handlungsunfähigkeit 4. Gewalt als Wiederherstellung sozialer Ursache-Wirkungs-Relation 5. Gewalt als Stärkung des Selbstwertgefühls 6. Gewalt als Organisationsprinzip (z.b. der Jugendgangs) 7. Gewalt als Kommunikationsmedium 8. Gewalt als unmittelbare sinnliche Erfahrung 9. Gewalt als Ambivalenz von Lust und Leiden 10. Gewalt als spontane Provokation 11. Gewalt als Generationenkonflikt 12. Gewalt als kulturelle Gewalt 13. Gewalt als Risikoverlust Ziele 1. Erreichen eigener Vorteile, Durchsetzung politischer Ziele 2. Selbstschutz, Verteidigung 3. Überwindung von Ohnmachtserfahrungen 4. Erfahrung der Eindeutigkeit der Wirkung eigenen Handelns 5. Individuelle Macht und soziale Anerkennung in männlicher Gewaltstruktur 6. Schutz, Geborgenheit, Sicherheit, Solidarität, soziale Organisation von Interessen 7. Ausdruck von Bedürfnissen, Dialog, Kommunikation 8. Rückgewinnung der Authentizität des eigenen Lebens 9. Selbstleid, Fremdleid, Mitleid, Selbstwert 10. Bruch des gesellschaftlichen Gewalttabus 11. Aufsprengen der gewaltförmigen Doppelmoral 12. Einfache ausgrenzende Erklärungsmuster, soziale Eindeutigkeit 13. Prägung von Lebensstil