Soziale Kompetenz für die wirtschaftliche Praxis lehren und lernen Nora Cechovsky Universitätsassistentin Herbert Langer Leiter des Bereichs Soziale Kompetenz der WU Wien
(Auszug aus derstandard.at 2017)
Unverzichtbare Kompetenzen v. Bachelorabsolvent/inn/en (Studie: deutschen Industrie- u. Handelskammer, 2015) in Prozent; n=2.003 Unternehmen aus Deutschland; bis zu 8 aus 28 Kompetenzen auswählbar SEITE 3 (DIHK 2015, S. 10)
Definition: sozial kompetentes Verhalten Verhalten einer Person, das in einer spezifischen Situation dazu beträgt, die eigenen Ziele zu verwirklichen, wobei gleichzeitig die soziale Akzeptanz des Verhaltens gewahrt wird (Kanning 2009, S. 15) Für die wirtschaftliche Praxis relevante Situationen Soziale Kompetenz Artikulation Einstellungen Wissen Fertigkeiten Kommunikation Konfliktmanagement Kooperatives Verhandeln Arbeiten in Teams Präsentationstechniken Stressmanagement eigene & fremde Interessen Interpretation (eigene Darstellung; Inhalt: vgl. z.b. Dubs 2009; Schumann 2008; Walzik 2015)
Lehrveranstaltung Soziale Kompetenz im Bachelorstudium an der WU
Evaluation zweier Lehrveranstaltungsdesigns im Bereich Soziale Kompetenz (Bachelorstudium) Vorlesungsartiges A 1 Design A 2 B 1 Design mit Übungscharakter B2 Vorlesungsartiges Design (A) Design mit Übungscharakter (B) Teilnehmende Studierende 124 156 Alter: Mittelwert 24,66 Jahre 22,97 Jahre männlich 45 % 47 % weiblich 55 % 53 % SEITE 6
Unterscheidet sich der selbsteingeschätzte Kompetenzzuwachs (A1-A2; B1-B2)? ** ** 0,4 0,355 0,3 0,2 0,147 0,167 0,146 vorlesungsartiges Design A 0,1 0 0,04-0,011 0,047 0,009 0,073 Design mit Übungscharakter B -0,1-0,105-0,2 SEITE 7 ** hoch signifikant (p<0.01)
Von theoretischen Konzepten und einfachen Übungen... Sie halten im Rahmen eines Meetings eine Präsentation. Im Rahmen der Nachbesprechung sagt Ihr Vorgesetzter zu Ihnen: Also, die Daten, auf die Sie sich da bezogen haben, waren ja wirklich nicht mehr aktuell. Reaktion: Gedanken, Antwort Sie denken: Der Vorgesetzte ist enttäuscht von mir. Sie denken: Dem Vorgesetzten sind aktuelle Informationen sehr wichtig. Sie fragen nach den aktuellen Werten. Sie denken: Das nächste Mal muss ich mich aber besser vorbereiten. Ohr Beziehungsohr Selbstoffenbarungsohr Sachohr Appellohr SEITE 8 (Cechovsky, Langer, Greimel-Fuhrmann 2017, S. 67-68)
...über realitätsnahe Fallbeispiele Zur Förderung sozialer Kompetenz sollen laut Walzik (2004, S. 10-11) Situationen geschaffen werden, die: möglichst realitätsnah, problemhaltig und authentisch sind, durchaus komplex gestaltet sind, den Lernenden aktivieren, seine eigenen Konstrukte zu entwickeln, ein dynamisches Wechselspiel von Tun und Denken, von aktivem Handeln und Reflexionen über dieses Handeln, bieten SEITE 9
Unter meiner Leitung wurde das Lagerverwaltungssystem über Jahre hinweg perfekt geführt. Und Sie wollen nun mit einem Schlag alles, was ich aufgebaut habe verändern. In der Firma, bei der mein Mann arbeitet, ist seit der Umstellung auf dieses neue System Chaos ausgebrochen. Wir können uns es einfach nicht leisten, bei jeder Modeerscheinung mitzumachen. a) Mit welchen Ohren nach Schulz von Thun wäre es am sinnvollsten diese Aussage zu hören, mit welchem wäre es eher hinderlich und weshalb? Was würden Sie jeweils konkret hören? Selbstoffenbarungsohr Beziehungsohr b) Wie könnten Sie mit Hilfe von aktivem Zuhören in dieser schwierigen Situation konkret reagieren und welches Ziel verfolgen Sie in diesem Fall damit? c) Wie kann Frau Böhm das Gespräch mit Hilfe der Transaktionsanalyse auf eine sachliche Ebene bringen? (Cechovsky, Langer, Greimel-Fuhrmann 2017, S. 24-26)
...zu Reflexion und Adaption in relevanten Situationen (vgl. Dubs 2009 bzw. Walzik 2015) 1. Schritt: Personen bei der Kommunikation beobachten und darüber reflektieren (z.b. Video, vorzeigen durch die Lehrperson) 5. Schritt: Handlungen auf reale Situationen transferieren 2. Schritt: eigene Handlungen planen (z.b. Fallstudien) 4. Schritt: eigene und fremde Eindrücke sammeln und vergleichen (z.b. mit Hilfe eines Beobachtungsbogens) 3. Schritt: eigene Handlung durchführen (z.b. Rollenspiele) SEITE 11
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSPÄDAGOGIK Nora Cechovsky, MSc (WU) Nora.Cechovsky@wu.ac.at MMag. Dr. Herbert Langer Herbert.Langer@wu.ac.at SEITE 12 FUSSZEILE
Quellen Cechovsky, N.; Langer, H.; Greimel-Fuhrmann, B. (2017). Soziale Kompetenz im Management Fallstudien und Übungen. Wien: Facultas. DerStandard.at (2017). HAK IT-Absolvent/in http://derstandard.at/karriere/jobsuche/jobs/204231/hak-it-absolvent-in DIHK (2015). Kompetent und praxisnah Erwartungen der Wirtschaft an Hochschulabsolventen. Ergebnisse einer DIHK Online-Unternehmensbefragung. Dubs, R. (2009). Lehrerverhalten. Ein Beitrag zur Interaktion von Lehrenden und Lernenden im Unterricht. Stuttgart, Franz Steiner Verlag Kanning, U. P. (2009). Diagnostik sozialer Kompetenzen. Göttingen ; Wien u.a., Hogrefe. Walzik, S. (2004). Aktion und Reflexion: Förderung sozialer Kompetenzen an der Hochschule. In M. Pilz (Hrsg.), Sozialkompetenzen zwischen theoretischer Fundierung und pragmatischer Umsetzung. (S. 61-79). Bielefeld: W. Bertelsmann. Walzik, S. (2015): Sozialkompetenzen lernen (Positionspapier). http://www.walzik.de/downloads/sw_position_soko_lernen.pdf SEITE 13